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Audi Q5 Sportback (2021) im Test: Besser als X4 und GLC Coupé?

So richtig Sinn macht er nicht, aber gut ist er schon

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Was ist das?

Ganz ehrlich, es ist Ihre Schuld. Sie kaufen die Dinger ja ganz offensichtlich. Und zwar in so rauen Mengen, dass es inzwischen für jeden Hersteller eine Todsünde ist, keines davon im Programm zu haben. Ich rede natürlich vom SUV-Coupé, dieser zweifelhaften Fahrzeuggattung, die seit Jahren über die Automobilwelt hinweg fegt, wie ein höhergelegter Hurricane ohne Kopffreiheit.

Audi kennt sich damit inzwischen hervorragend aus. Nach Q8, Q3 Sportback und E-Tron Sportback ist der Q5 Sportback bereits Coupé Nummer Vier. Der Q5 war mit etwa 130.000 verkauften Einheiten auch letztes Jahr wieder unter den drei erfolgreichsten Modellen aus Ingolstadt. Der Sportback soll künftig für ein Drittel aller Q5-Verkäufe verantwortlich zeichnen. Gegner sind vor allem der BMW X4 und das Mercedes GLC Coupé.

Von außen fällt auf, dass die Unterschiede zum normalen Q5 gar nicht soo gravierend ausfallen. Profis erkennen einen eigenständigen Grill und anders geformte OLED-Heckleuchten, deren Grafiken der Kunde selbst auswählen kann.

Klar, die Dachlinie fällt steiler ab und das Seitenfenster läuft deutlich spitzer nach hinten aus, aber die Maße der beiden sind nahezu identisch. 0,7 mm ist der Sportback länger, Höhe, Breite und Radstand sind gleich. Auch das Kofferraumvolumen ist mit 510 bis 1.480 Liter auf Augenhöhe zum normalen Q5 mit seinen 520 bis 1.520 Liter. 

Also nochmal: Warum genau soll ich das "Coupé" kaufen?

Wie immer bei den sogenannten SUV-Coupés gibt es keine richtig objektive Erklärung dafür. Womöglich findet man die Silhouette schöner, vielleicht erliegt man der Marketing-Maschinerie und erhofft sich einen Boost des eigenen Lifestyle-Faktors.

Wirklich greifbar ist dagegen, dass der Sportback insgesamt einen Ticken sportlicher abgestimmt ist als der traditionelle Q5. Ein passives Sportfahrwerk ist Serie, aber auch wenn man sich für das adaptive Sportfahrwerk oder die Luftfederung entscheidet, erhält man etwas straffer eingestellte Federn und Dämpfer. 

Der Aufpreis von - je nach Version - um die 2.500 Euro begründet sich mit der grundsätzlich höheren Ausstattungslinie (Advanced Line statt Basis), genanntem Sportfahrwerk, einem Sportlenkrad und mindestens 18 Zoll großen Rädern. 

Zum Start gibt es zwei Vierzylinder-TDIs mit 163 PS (der einzige Fronttriebler) und 204 PS sowie einen Dreiliter-Sechszylinder-TDI mit 286 PS. Alle verfügen jetzt über eine doppelte Harnstoff-Einspritzung, um Stickoxid-Emissionen effektiver zu reduzieren. Auf Benziner-Seite kommt der überarbeitete 2,0-Liter-Turbo mit 265 PS zum Einsatz. Plug-in-Hybride dürften folgen.

"Der Q5 Sportback fließt sehr angenehm, akkurat und mit guter Körperkontrolle auch durch schneller gefahrene Kurven." 

Sportliche Speerspitze ist auch hier der SQ5 TDI mit nun 341 PS und 700 Nm Drehmoment. Über einen möglichen RS Q5 wird seit Jahren spekuliert, ob er jemals wirklich kommt, ist auch aktuell nicht so ganz klar. 

Fährt er denn auch wirklich dynamischer?

Schwer zu sagen, wenn man die beiden nicht direkt hintereinander bewegen kann. Sie sehen also, die Unterschiede sind eher gering. Das ist in keinster Weise schlimm, denn der Q5 Sportback (alle Testwagen waren mit der optionalen Luftfederung ausgerüstet) erweist sich als sehr kompetenter, komfortabler Begleiter, der es durchaus verträgt, wenn man ihn auch mal etwas dynamischer bewegt, auch wenn ich die Sportlichkeit nicht unbedingt als eine seiner Kernkompetenzen bezeichnen würde. 

Dafür fühlt sich etwa die Lenkung - so leichtgängig, direkt und präzise sie auch arbeitet - ein wenig zu synthetisch und Feedback-arm an. Außerdem versteift sie an den Rändern etwas unbeholfen, wenn man sportlicher zu Werke geht. Nichtsdestotrotz fließt der Q5 Sportback sehr angenehm, akkurat und mit guter Körperkontrolle auch durch schneller gefahrene Kurven. 

Ich konnte ausschließlich Vierzylinder fahren, die auf Audis Quattro-Ultra-Allradsystem vertrauen. Selbiges leitet aus Effizienzgründen lediglich dann Kraft an die Hinterachse, wenn vorne Schlupf entsteht oder man im Dynamic-Modus unterwegs ist. 

Diese Lösung funktioniert im Alltag einwandfrei. Traktion ist durchweg in Hülle und Fülle vorhanden, auch wenn die Abstimmung eher neutral bis frontlastig ausfällt. Die Charakteristik ist spürbar anders als etwa im SQ5, der mit seinem klassischen 40:60-Mittendifferenzial-Allrad und dem Sportdifferenzial mehr wie ein Hecktriebler fährt.

Sehr überzeugend tritt der Q5 Sportback in puncto Schliff und Komfort auf. Das Verhalten beim Abrollen und beim Überfahren von Unebenheiten wirkt sehr wertig und gelassen. Zudem sind die Sitze, zumindest im S-Line-Trimm, eine absolute Wucht. Definitiv einer für die längeren Strecken.

Diesel oder Benziner?

Der 204-PS-Diesel (suchen Sie in der Preisliste nach 40 TDI) mit seinen 400 Nm wird laut Audi mit großem Abstand der meistverkaufte Motor in diesem Auto sein und das ist absolut nachvollziehbar. Er ist sicher keine Rakete, aber mit seinem stämmigen, im mittleren Drehzahlbereich hervorragend nutzbaren Drehmoment vermittelt er genau dort angenehm viel Power und Vorwärtsdrang, wo es die meiste Zeit zählt. 

Das Ansprechverhalten geht in Ordnung, er dreht vernünftig hoch, wirkt dabei gut gekapselt und nervt nicht mit unangenehmen Selbstzünder-Vibrationen. Die 7-Gang-Doppelkupplung macht hier einen guten Eindruck, bockt auch beim Anfahren nicht rum. 

Mir persönlich gefällt der 40 TDI besser als der 45 TFSI, hinter dem sich nach Audis ganz eigener Logik der Vierzylinder-Benziner mit 265 PS und 370 Nm versteckt. Natürlich ist er sämiger und eleganter. Dazu mit 1.850 Kilo 50 Kilo leichter als der TDI, was ihn im Handling gefühlt ein wenig munterer macht. 

Seltsamerweise vermittelt er im Realbetrieb aber nicht das, was die deutlich besseren Fahrleistungen (0-100 km/h in 6,1 Sekunden) erwarten lassen. Er ist zweifelsfrei schnell, wirkt dabei aber so, als müsse er seine relativ kleinen Lungen dafür maximal ausquetschen. Es fehlt ihm ein wenig an Durchschlagskraft. Ein Zustand, den man im langsameren Diesel seltsamerweise nicht vermittelt bekommt. 

Beim Verbrauch spielt der Selbstzünder natürlich ebenfalls seine Vorteile aus. Nach einer normal gefahrenen Testrunde waren es beim TDI laut Bordcomputer 7,5 Liter, beim Benziner 9,0 Liter.

Wie ist er innen?

Vorne natürlich nicht anders als der normale Q5. Die Ergonomie ist gut, der Aufbau der Infotainment-Bedienung wirkt einfach und logisch, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass man den Dreh-Drück-Regler behält und nicht nur auf Touch-Bedienung setzt. Immerhin ist die Steuerung von Klima, Sitzheizung und Fahrmodi davon ausgenommen. Hier gibt es noch ganz klassische Bedieneinheiten, was eine enorme Erleichterung ist. 

Der generelle Qualitätseindruck ist Audi-typisch über jeden Zweifel erhaben. Die Anzeigen des 10,1-Zoll-Touchscreens und der 12,3 Zoll großen digitalen Instrumente sind gestochen scharf. 

Der Platz im Fond ist nicht üppig, aber in jedem Fall ausreichend. Trotz der abfallenden Dachlinie sollte die Kopffreiheit in den allermeisten Fällen kein Problem darstellen. Meine 1,85 Meter reichten zumindest nicht, um ungewollten Decken-Kontakt herzustellen. 

Der Kofferraum wirkt recht tief, die Ladekante angenehm niedrig. In Verbindung mit dem Luftfahrwerk kann das Auto zudem für leichteres Beladen auf Knopfdruck hinten um 50 mm abgesenkt werden. 

Außerdem ist die Rückbank verschieb- und deren Lehne verstellbar, was das Ladevolumen im Bestfall von 510 auf 570 Liter erweitert. 

Fazit: 7/10

Gegenüber dem extrovertierten (höflich ausgedrückt), fahraktiven X4 und dem imageträchtigen  durchgestylten Mercedes GLC wirkt der Q5 Sportback fast ein bisschen unauffällig. Da geht es ihm nicht anders als dem normalen Q5. Dabei gibt es wenig Grund für Zurückhaltung.

Während er vielleicht nicht die eine, überragende Stärke besitzt oder dich mit großem Getöse augenblicklich in seinen Bann zieht, besticht er eher hintergründig mit seiner großen Ausgewogenheit, den extrem angenehmen Umgangsformen oder seinem Arsenal an Assistenz- und Sicherheitssystemen. Hier braucht es nicht viel Eingewöhnungszeit, um sich wohl zu fühlen. 

Gegenüber seinem Bruder ohne Coupé-Linie gibt es - vorausgesetzt, man legt keinen gesteigerten Wert auf Style - eigentlich keine nennenswerten Vorteile. Aber da er auch nicht spürbar unpraktischer ist, bleibt die Wahl des richtigen Q5 absolute Geschmackssache.  

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