2027 soll die Serienversion für um die 20.000 Euro starten. Wir waren live bei der Vorstellung der Studie
Update vom 6. März 2025: VW zelebrierte die Weltpremiere des ID. EVERY1 mit viel Pomp und Publikum. Hunderte Journalisten samt Fernsehteams plus viele Händler waren in Düsseldorf zugegen, um einen ersten Blick auf das künftige 20.000-Euro-Elektroauto der Marke zu werfen. Bei fast jedem anderen Hersteller wäre das Interesse wohl geringer. Aber dieses Fahrzeug stellt fast ein Ereignis von nationaler Tragweite dar. Auch wir waren vor Ort.
Tatsächlich zeigten sich die anwesenden VW-Händler bestens gelaunt. Dieses Modell werde man gut verkaufen können, raunte man uns zu. Aber es kommt erst 2027. Laut VW-Designchef Andreas Mindt sind 80 Prozent des Designs der Studie schon Serie, der endgültige "Design Freeze" sei aber noch nicht erfolgt. Vor einem Jahr habe man mit der Arbeit begonnen und mehr Freiheit als je zuvor genossen.
Details können sich also noch ändern. Die Optik wird sehr geradlinig mit einem Hauch des ehemaligen Up, den der ID. EVERY1 beerben soll. Das Heck erinnert uns ein wenig an den letzten Scirocco. Abzuwarten bleibt, wie die künftige Einstiegsversion tatsächlich aussehen wird. Die Studie von Düsseldorf zeigte sich mit viel Lametta und großen Rädern. Wie wohl 15-Zoll-Stahlräder wirken werden?
Der kleine VW wird 2027 zudem das erste Auto der Marke mit einer neuen Software-Architektur sein. Diese entsteht gemeinsam mit Rivian. VW-Markenchef Thomas Schäfer spricht im Angesicht des ID. EVERY1 von der "Rückkehr zu neuem Selbstbewusstsein". Wir sind gespannt ...
Es gibt nicht viele automobile Neuheiten, die wirklich mit Spannung erwartet werden. Hier ist eine: Der Ausblick auf das elektrische Einstiegsmodell der Marke Volkswagen. 2027 will man die Serienversion vorstellen. Mit einem Grundpreis von 20.000 Euro, wie es offiziell heißt. Die jetzt gezeigte Studie hört auf den mehrdeutigen Namen ID. EVERY1.
Der kleine Stromer ist schon länger ein Politikum. Im Zuge der Tarifauseinandersetzungen bei VW forderte Betriebsratschefin Daniela Cavallo ein Elektroauto für 20.000 Euro. Doch gleichzeitig lehnte sie eine Zusammenarbeit mit Renault und Dacia bei diesem Thema ab. Dort will man schon 2026 die Nachfolger von Twingo und Spring auf den Markt bringen. Gebaut in Slowenien und ebenfalls ab 20.000 Euro.
Schon jetzt gibt es im Segment der günstigen Elektro-Kleinwagen den 3,85 Meter langen Hyundai Inster ab gut 24.000 Euro und den 4,02 Meter langen Citroën e-C3 ab 23.300 Euro. Zu nennen wären hier auch der Leapmotor T03 und der Fiat Grande Panda. Die Konkurrenz schläft also nicht, VW ist recht spät dran. Aber wie meistens dürfte das einem Verkaufserfolg nicht im Wege stehen.
Wenden wir uns aber zunächst den harten Fakten zu. VW gibt für die Länge der Studie ID. EVERY1 einen Wert von 3,88 Meter an. Damit liegt er zwischen dem früheren Up und dem aktuellen Polo. Die Breite beträgt 1,82 Meter, die Höhe 1,49 Meter. Damit ist sie deutlich niedriger als etwa der Inster. Hinzu kommen 19-Zoll-Räder und eine markante C-Säule nach VW-Art.
Die gerade verlaufene Fensterlinie soll an den ersten Golf erinnern. Die VW-Designer möchten eine klassenlose Ausstrahlung und Zeitlosigkeit erreichen, als Vorbilder werden explizit Up, Polo und Golf genannt. Betont wird zudem die 2/5 zu 3/5-Aufteilung zwischen dem Fensterbabd und den Karosserieflächen.
Am Heck gibt es eine im Verhältnis zum Stoßfänger flachere Heckscheibe. Ihre schwarze Einfassung darf als kleine Hommage an den Up und den Golf GTI I gewertet werden. Uns erinnert das Hinterteil des ID. EVERY1 ein wenig an den Peugeot 108. Auch vorne sollen die Scheinwerfer mit glasüberbautem Pseudo-Kühlergrill an vergangene Zeiten erinnern. Polo I und Golf I sind mit etwas Fantasie erkennbar.
"Flying Roof Concept" nennt VW die mittig abgesenkte Dachfläche. Sie soll die Kopffreiheit innen aber nicht einschränken. Bevor wir es vergessen: Natürlich ist der ID. EVERY1 ein Fünftürer.
Der neue modulare E-Antriebsbaukasten (MEB) mit Frontantrieb soll eine gute Raumökonomie liefern. Die haptisch angenehmen Oberflächen sind in warmen, freundlichen Farben ausgeführt. Die Stoffe selbst bestehen überwiegend aus recycelten Materialien. Optisch zeichnet sich das Interieur durch eine klare und Stabilität vermittelnde Formensprache aus, die stilistisch voll und ganz mit dem Exterieur korrespondiert.
Horizontale Linien prägen das übersichtliche Armaturenbrett. Es wird mittig durch das zentrale Touchdisplay des Infotainmentsystems dominiert. Darunter angeordnet sind die ergonomischen Taster für die Innenraumtemperatur, die Sitzheizung und die Audiolautstärke. Variabel konzipiert haben die Designer die Beifahrerseite der Armaturen. Hier kann auf einer Schiene zum Beispiel ein Tablet eingeklinkt werden. Ebenso lässt sich eine Ablage einhängen, die als Tisch genutzt werden kann. In der Armaturenmitte sind die digitalen Instrumente integriert.
Auffallend ist zudem das oben und unten abgeflachte Zweispeichen-Multifunktionslenkrad. Die quadratische Form der Tastenfelder im Lenkrad wird an anderen Stellen wieder aufgenommen - etwa im Taster für die Außenspiegeleinstellung in der Fahrertür oder für einen kleinen, illuminierten und herausnehmbaren Bluetooth-Lautsprecher zwischen Fahrer und Beifahrer.
Die Mittelkonsole dient nicht nur als klassische Mittelarmlehne für Fahrer und Beifahrer, sondern ist - da auf einer Schiene bis in den Fond verschiebbar - ein multifunktionales Tool für alle Gäste an Bord. In der Konsole lassen sich nach vorn und hinten verstellbare Ablagen herausziehen und für verschiedenste Einsatzzwecke nutzen. Eine vom konzeptionellen Ansatz her ähnliche Mittelkonsole wie diese gibt es
bislang nur an Bord einer sehr viel größeren Volkswagen Design-Ikone: dem ID. Buzz.
Genauso variabel wie die Mittelkonsole ist die Sitzanlage: Der Beifahrersitz und die Rücksitze lassen sich mannigfaltig umklappen und so an diverse Transportszenarien anpassen - bis hin zum sicheren Reiseplatz für vierbeinige Gäste an Bord.
Als erstes Modell im gesamten Konzern wird die Serienversion des ID. EVERY1 eine grundlegend neue, besonders leistungsfähige Software-Architektur nutzen. So kann der künftige Basis-Volkswagen neue Funktionen über den gesamten Lebenszyklus erhalten, wenn es seine Benutzer wünschen.
Nach dem ID. 2all und der Sportversion ID. Concept GTI gehört der ID. EVERY1 zur Electric Urban Car Family und basiert auf dem neuen modularen E-Antriebs-Baukasten. Dank des elektrischen Frontantriebs bietet der MEB eine revolutionäre Raumausnutzung und maximale Effizienz.
Die Studie erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und wird von einer neu entwickelten E-Maschine mit 70 kW (95 PS) angetrieben. Eine ähnliche Leistung wird übrigens auch beim nicht verwandten Elektro-Twingo ab 2026 erwartet. Due Reichweite des VW soll mindestens 250 Kilometer betragen.
VW bezeichnet den bis 2023 gebauten Up als "unmittelbaren Vorgänger" des ID. EVERY1. Somit könnte die spätere Serienversion auch ID. Up heißen ... oder doch ganz schlicht ID.1. Insgesamt neun neue Elektromodelle kommen bis 2027, darunter die im Herbst 2025 debütierende Serienversion des ID. 2all für unter 25.000 Euro.
VW-Markenchef Thomas Schäfer: "Der ID. EVERY1 steht für das letzte Puzzleteil auf unserem Weg zur breitesten Modellauswahl im Volumensegment. Wir bieten dann für jeden Kunden das passende Auto mit passendem Antrieb - inklusive bezahlbarer vollelektrischer Einstiegsmobilität."
Schäfer weiter: "Unser Anspruch: Wir werden bis 2030 der weltweit technologisch führende Volumenhersteller. Und zwar als Marke für alle - so wie man es von Volkswagen erwarten darf." Noch offen ist, ob auch andere Marken eigene Ableger des ID. EVERY1 bauen werden. Für große Stückzahlen, die den Preis niedrig halten, wären Skoda und Seat/Cupra willkommen. Die Fertigung soll jedenfalls in Europa stattfinden. Ein "20.000-Euro-Volkswagen aus Europa für Europa", heißt es.
Doch Skoda-Chef Klaus Zellmer sagte kürzlich dem Branchenblatt "Automobilwoche": "Jedes Auto muss sich bei uns rechnen." Und bezogen auf den kleinen VW: "Wir prüfen noch. Aber das ist sicher interessant für Skoda." Zu Lebzeiten des VW Up gab es auch einen Skoda Citigo und den Seat Mii.