Im zweiten Teil zeigt der Plug-in-Hybrid, ob er neben dem sportlichen Look auch im Gelände cool bleibt
Nachdem wir im ersten Teil unseres Langzeittests bereits die ersten Eindrücke des Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid GR Sport gesammelt haben, geht es nun in die nächste Runde. Wie schlägt sich der sportliche Japaner, wenn der Neuwagenzauber verflogen ist und der Alltag mit winterlichen Straßen, vollen Kofferräumen und der ein oder anderen technischen Tücke ins Spiel kommt? Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Unter der Haube des RAV4 GR Sport schlummert ein Antriebsduo, das sich wie ein eingespieltes Band anfühlt: Ein 2,5-Liter-Benziner und ein kräftiger Elektromotor liefern gemeinsam 306 PS und katapultieren den SUV in 6,0 Sekunden auf 100 km/h. Doch die wahre Stärke zeigt sich nicht im Sprint, sondern im täglichen Miteinander der beiden Antriebe.
Im elektrischen Modus gleitet der RAV4 bis 135 km/h nahezu lautlos durch die Stadt - ideal für Stopp-and-Go-Verkehr oder kurze Pendelstrecken. Sobald der Akku schlappmacht oder das Tempo steigt, übernimmt der Verbrenner nahtlos, als hätte er sich heimlich mit dem E-Motor abgesprochen. Im Sport-Modus entfaltet der GR Sport seine dynamische Ader: Die Lenkung wird direkter, das Fahrwerk straffer, und das SUV meistert Kurven mit einer Präzision, die man einem Hybrid dieser Größe kaum zutraut.
Allerdings verrät das Gewicht von über zwei Tonnen in engen Kehren doch seine Herkunft - hier bleibt der Toyota ein bodenständiger Allrounder, kein Leichtathlet. Im Eco-Modus hingegen verwandelt er sich in einen sparsamen Familienbegleiter, der selbst auf langen Autobahnfahrten mit moderatem Verbrauch von rund sieben Litern glänzt.
Ein kleines Manko: Bei abrupten Gaswechseln macht sich der Übergang zwischen den Antrieben durch ein leichtes Ruckeln bemerkbar. Doch wer vorausschauend fährt, wird davon kaum gestört. Fazit: Der RAV4 beweist, dass Hybridantriebe keine Langweiler sein müssen - vorausgesetzt, man lässt ihn auch mal aus der Reserve locken.
Wer "Sport" im Modellnamen trägt, riskiert meist enge Sitze und klapprige Kunststoffe. Nicht so der RAV4 GR Sport. Der Innenraum überrascht mit einer gelungenen Mischung aus Funktionalität und sportlichem Flair. Die Ledersitze mit Alcantara-Einsätzen und roten Ziernähten bieten auf langen Fahrten genug Halt, ohne die Passagiere einzuengen. Selbst großgewachsene Mitfahrer finden hinten ausreichend Bein- und Kopffreiheit - ein Luxus, den nicht jedes SUV der Kompaktklasse bietet.
Der Kofferraum fasst 520 Liter, was für den Wocheneinkauf oder den Familienausflug locker reicht. Klappt man die Rücksitze um, wächst das Volumen auf bis zu 1.690 Liter an - genug Platz für einen kompletten Umzugswagen-Ersatz (oder zumindest das gesamte Outdoor-Equipment). Einziger Abstriche: Durch die Unterboden-Batterie fällt der Stauraum etwas kleiner aus als beim konventionellen Hybridmodell. Und die dunklen Kunststoffelemente im GR-Design neigen leider dazu, Fingerabdrücke wie ein Forensik-Team zu sammeln.
Im Kofferraum findet sich zusätzlich noch eine eine 230-Volt-Steckdose, welche sich allerdings nur für leistungsschwache Geräte mit einer maximalen Aufnahme von bis zu 150 Watt eignet - da konnte bisherige Dauertestmodelle wie der Mazda CX-60 oder gar der Mitsubishi Eclipse Cross mehr zur Verfügung stellen. Weitere 12-Volt-Anschlüsse vor dem Gangschaltet, im Fond und im Gepäckabteil sowie USB-Schnittstellen für Smartphones oder Tablets sorgen aber für ausreichend schwach-lastige Lademöglichkeiten.
Der Innenraum strahlt trotz sportlicher Akzente eine gewisse Schlichtheit aus, die für den täglichen Gebrauch praktisch ist. Die hochwertigen Materialien und das durchdachte Layout schaffen eine Atmosphäre, die zugleich modern und einladend wirkt. Als überaus angenehm empfanden wir die vielen gummierten Drehregler und Oberflächen wie beispielweise bei der Klimaanlagen-Steuerung, dem Fahrmodi-Schalter, dem Lautstärkeregler und den Türinnengriffen. Tausendmal praktischer und weniger nervig als die unnötigen Touch-Bedienfelder bei VW und Co.
Das Infotainmentsystem des RAV4 präsentiert sich auf einem 10,5-Zoll-Touchscreen, der zentral im Armaturenbrett platziert ist. Die Bedienung ist größtenteils intuitiv, allerdings benötigt man für einige Funktionen mehr Klicks als nötig. Die Integration von Apple CarPlay und Android Auto funktioniert problemlos, solange man keine Angst vor gelegentlichen Verbindungsabbrüchen hat - ein bekanntes Toyota-Phänomen, das wohl zum Charakter gehört.
Die Sprachsteuerung versteht natürliche Befehle erstaunlich gut, scheitert aber bei komplexen Fragen wie "Wo finde ich den besten Cappuccino in einem Umkreis von 20 Kilometern?". Hier hilft nur: Selbst denken, Kaffee selbst suchen. Positiv überrascht hat das JBL-Soundsystem mit 11 Lautsprechern - selbst bei geöffnetem Schiebedach bleibt der Klang kristallklar. Wer jedoch auf riesige Curved-Displays oder Augmented-Reality-Navi setzt, muss weiterhin zu deutschen Premiummodellen a la BMW X3 oder Audi Q5 schielen.
Die MyToyota-App ermöglicht es, verschiedene Fahrzeugfunktionen aus der Ferne zu steuern, was besonders beim Vorklimatisieren des Innenraums oder dem Abrufen des Ladezustands praktisch ist. Ein kleiner Wermutstropfen ist die teilweise träge Reaktion des Systems, insbesondere beim Systemstart. Hier wünschen wir uns für den bereits in den Startlöchern stehenden neuen RAV4 eine Optimierung.
Mit seiner 18,1-kWh-Batterie schafft der RAV4 laut WLTP bis zu 75 Kilometer rein elektrisch - in der Praxis sind es je nach Fahrstil und Außentemperatur eher 50 bis 65 Kilometer. Genug für die meisten Pendler, aber kein Grund für Reichweiten-Euphorie. Geladen wird entweder gemütlich über Nacht an der Haushaltssteckdose (7,5 Stunden) oder in 2,5 Stunden an einer 6,6-kW-Wallbox. Schnellladen? Fehlanzeige. Wer also spontan Langstrecken plant, muss den Hybridmodus aktivieren - oder sich mit ausgiebigen All-you-can-Eat-Pausen an Raststätten arrangieren.
Im Winter zeigt sich die Batterie erfreulich robust: Selbst bei Frost sinkt die Reichweite nur minimal auf rund 60 Kilometer. Einzig das nicht beheizte Ladekabel sorgt bei Schnee für kurze Kabelsalat-Choreografien. Positiv hervorzuheben ist die Möglichkeit, den Ladevorgang über die MyToyota-App zu steuern und Zeitpläne einzurichten. So lässt sich das Laden beispielsweise in die Zeit des günstigeren Nachtstromtarifs legen.
Toyotas Safety Sense-Paket ist wie ein aufmerksamer Copilot, der nie müde wird. Der adaptive Tempomat hält nicht nur den Abstand zum Vordermann, sondern lenkt aktiv in Kurven mit - ein Segen auf monotonen Autobahnstrecken. Der Spurhalteassistent greift sanft, aber bestimmt ein, wenn man die Fahrspur zu verlassen droht. In engen Baustellen kann er allerdings etwas überempfindlich reagieren. Das 360-Grad-Kamerasystem erweist sich beim Rangieren in engen Parklücken als äußerst hilfreich, auch wenn die Auflösung der Kameras bei schlechten Lichtverhältnissen etwas zu wünschen übrig lässt.
Besonders beeindruckt hat der Notbremsassistent: Bei einer nächtlichen Fahrt auf der Landstraße verhinderte er souverän eine Kollision mit einem plötzlich auftauchenden Reh. Der Allradantrieb sorgt zudem bei winterlichen Bedingungen für Traktion, als wäre der RAV4 auf Schnee zu Hause. Die Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse erfolgt automatisch und situationsabhängig, was für eine sichere Traktion und Fahrstabilität sorgt.
Für besonders anspruchsvolle Offroad-Passagen gibt es einen speziellen Trail-Modus. Dieser sperrt die Differenziale und leitet das Antriebsmoment gezielt an die Räder mit der besten Traktion. So meistert der RAV4 auch schwieriges Terrain souverän und beweist, dass er mehr ist als nur ein Lifestyle-SUV.
Neben dem Trail-Modus bietet der RAV4 noch weitere Fahrmodi für unterschiedliche Bedürfnisse. Im Eco-Modus liegt der Fokus auf maximaler Effizienz. Das Ansprechverhalten des Gaspedals wird reduziert und die Klimaanlage energiesparend betrieben, um die elektrische Reichweite zu maximieren. Für den Alltag empfiehlt sich der Normal-Modus, der einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Leistung und Effizienz bietet. Und wer es sportlich mag, wählt den Sport-Modus, der für maximale Beschleunigung sorgt und die Bremseigenschaften schärft. So lässt sich der RAV4 ganz einfach an die jeweiligen Fahrbedingungen und persönlichen Vorlieben anpassen.
Unser Testwagen in der GR Sport-Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Neben den bereits erwähnten Sicherheitsfeatures gehören 19-Zoll-Felgen, eine Zweizonen-Klimaautomatik, beheizbare Vorder- und Rücksitze, ein beheizbares Lenkrad und ein hochwertiges JBL-Soundsystem zur Serienausstattung.
Optisch setzt das Modell mit dunklem Chrom-Grill, GR-Logos und roten Akzenten sportliche Akzente, ohne zum Proll zu werden. Im Innenraum finden sich Sportsitze mit einer Kombination aus Leder und Alcantara sowie rote Ziernähte.
Mit einem Grundpreis von 64.990 Euro ist der RAV4 Plug-in-Hybrid GR Sport kein Schnäppchen. Allerdings relativiert sich der Preis angesichts der umfangreichen Ausstattung und der Antriebstechnologie. Und verglichen mit deutschen Konkurrenten wie dem BMW X3 xDrive30e oder Mercedes GLC 300e wirkt der Toyota fast wie ein Schnäppchen - vor allem dank der niedrigen Wartungskosten und den ausgiebigen Garantieleistungen.
So gibt es beispielsweise eine 3-Jahres-Garantie bis 100.000 km (im ersten Jahr sogar ohne Kilometerbegrenzung) sowie eine 3-Jahres-Garantie auf die Lackierung. Gegen Durchrostung ist der RAV4 sogar 12 Jahre lang gewappnet. Besonders hervorzuheben ist die 5-Jahres-Garantie auf die Hybridhauptsystemkomponenten, die bei normalem Gebrauch vor Defekten aufgrund von Herstellungs- oder Montagefehlern schützt.