Der offene Crossover schlug den Mazda MX-5 und den Porsche 911
Das Segment der Cabriolets hatte - freundlich ausgedrückt - in den letzten Jahren nicht unbedingt Priorität beim Großteil der Autohersteller. Während in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren nahezu jeder Autobauer das Dach von irgendeinem seiner Modelle riss, ist es hier inzwischen doch recht überschaubar geworden. Umso mehr bei den bezahlbaren Modellen.
Klar, wenn Sie jenseits der 150.000-Euro-Marke unterwegs sind, finden Sie noch genügend Möglichkeiten für Oben-ohne-Spaß, aber welche Cabriolets werden eigentlich noch in halbwegs relevanten Stückzahlen erworben? Um diese Frage zu beantworten, hat sich Motor1 mit dem Marktforschungsunternehmen Dataforce in Verbindung gesetzt und für den europäischen Markt ein paar durchaus interessante Zahlen erhalten.
Demnach war im letzten Jahr das zweitbeliebteste Cabrio der Europäer ausgerechnet ein Auto, das viele bei seiner Vorstellung für einen Scherz hielten. Die Rede ist tatsächlich vom Volkswagen T-Roc Cabriolet. Wobei dieses Ergebnis für aufmerksame Verfolger des hiesigen Straßenbildes nicht wirklich überraschen sollte. Die höher gelegte Badewanne aus dem Werk Osnabrück ist überall.
Laut Dataforce entschieden sich in den letzten zwölf Monaten 10.691 Käufer für den offenen Crossover-Schrägling (alleine 7.781 davon aus Deutschland). Lediglich das Mini Cabriolet war mit 11.895 Einheiten beliebter. Den letzten Platz auf dem Podium sicherte sich - und auch das ist immer wieder beeindruckend - mit 8.120 Neuzulassungen das Porsche 911 Cabriolet.
Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass sich die hier veröffentlichten Zahlen nicht nur auf die 27 EU-Länder beziehen, sondern auch Großbritannien sowie die European Free Trade Association (EFTA), bestehend aus Island, Lichtenstein, Norwegen und der Schweiz, beinhalten.
Obwohl in den Top 10 noch immer zwischen gut 3.500 und 12.000 Einheiten pro Modell unter die Leute gebracht wurden, lässt das Commitment der Hersteller zu Fahrzeugen mit versenkbarem Dach weiter spürbar nach. Diverse Modelle in diesem Verkaufsranking stehen kurz vor der Rente, mit trüben Aussichten auf einen Nachfolger. Der BMW Z4 wird aller Voraussicht nach im nächsten Jahr eingestellt, der überraschend erfolgreiche T-Roc darf immerhin noch bis 2027 weitermachen. Audi wiederum hat dem A5-/S5-Cabrio bereits den Garaus gemacht. Nach der Einstellung von TT und R8 stehen die Ingolstädter demnach komplett ohne Cabrio da.
Gerüchten zufolge wird BMW auch keine neue Generation des 4er Coupé auflegen, was das Ende einer weiteren Cabrio-Legende zur Folge hätte. Der Porsche 718 Boxster rollt in seiner bisherigen Form auch noch in diesem Jahr aufs Altenteil, wird aber durch ein vollelektrisches Modell ersetzt.
Der Newcomer in der Top 10-Liste ist der Mercedes CLE, der die Cabrio-Varianten von C-Klasse und E-Klasse ersetzte. Im Laufe der letzten Jahre hatte der Stern aufgrund schwindender Cabrio-Nachfrage bereits den SLC, das S-Klasse Cabrio sowie den AMG GT Roadster in Rente geschickt. Fairerweise muss man allerdings betonen, dass letzterer durch den AMG SL ersetzt wurde.
Da alle Welt weiterhin am liebsten SUVs und Crossover kauft, erscheint eine Neuauflage des Cabrio-Booms in weiter Ferne. Aber offenbar hat Volkswagen mit der Kombination beider Karosseriearten einen Nerv getroffen. Im Sinne der Ästhetik bleibt zu hoffen, dass nicht all zu viele Hersteller dem Beispiel folgen.