Hyundai Santa Fe PHEV (2024) im Test: Premium im Blick?

Kann das größte SUV der Marke in Europa als Blackline teurere Platzhirsche ärgern?

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Bereits im August 2024 konnte ich dem Hyundai Santa Fe in seine neuen Pixel-H-Augen sehen. Nach einem kurzen Ausflug mit der Voll-Hybrid-Variante war ein erster Eindruck formuliert: Ein robustes Familien und Lifestyle-Auto mit komfortablem Raum- und Grundausstattungsangebot, das solide Fahrwerte mit Abzügen bei den emsigen Warnungen und im Durchzug liefert.

Ein paar Monate später steht nun die Plug-in-Hybrid-Version des Hyundai Santa Fe vor der Tür. Schauen wir mal drauf, wie dessen Blackline-Topausstattung im Alltag performt und ob die zusätzliche Elektrounterstützung den Makel in Sachen Durchzug abstellen kann.

Hyundai Santa Fe Plug-in (2024) im Test

Was ist das?

Im Gegensatz zum Voll-Hybriden, der 65 PS aus seinem PSM-Elektromotor generiert, kann der Plug-in Santa Fe auf 98 zusätzliche Pferdestärken vertrauen. Eine 13,8-kWh-Lithium-Ionen-Polymer-Batterie speichert die Energie nach dem Laden, rekuperiert aber auch fleißig beim Verzögern. Clever gelöst ist hier der Vorgang mit den Schaltwippen am Lenkrad:

Hyundai typisch kann die Rekuperationsstufe über die Wippen eingestellt werden, wird jedoch in den Sport-Modus gewechselt, dienen die Wippen als manuelle Schaltgelegenheit. Bei ersterem werden drei Stufen im Kombiinstrument angezeigt, bei letzterem die aktuelle Gangwahl. Aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen, wirklich sportlich wird es auch im Plug-in nicht.

Schnelle DatenHyundai Santa Fe 1.6-GDI PHEV 4WDMotor1.6 T-GDI HEV: 118 kW (160PS) + PSM E-Motor, 72 kW (98 PS) Getriebe6-Gang-AutomatikgetriebeAntriebAllradSystemleistung186 kW (253 PS)Drehmoment367 Nm0 - 100 km/h9,3 SekundenHöchstgeschwindigkeit180 km/hVerbrauch (WLTP)1,7 Liter, 19,2 kW/h (kombiniert)
7,5 Liter (bei entladener Batterie)Batterie13,8-kWh-Lithium-Ionen-PolymerLadegeschwindigkeit3,6 kWBasispreis64.150 Euro

Gekoppelt ist der E-Antriebsstrang mit dem selben Motor, der auch im Voll-Hybriden für Vortrieb sorgt - ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 118 kW (160 PS). Insgesamt ergibt das eine Systemleistung von 186 kW (253 PS). Auf die Straße bringen das Ganze die bekannte 6-Gang-Automatik, die auch im Voll-Hybriden zum Einsatz kommt, im Plug-in jedoch immer im Zusammenspiel mit einem Allradantrieb.

Unser Testwagen kommt in der Blackline-Ausstattung, die, neben der Farbe und einer Standheizung, kaum noch Optionen in der Aufpreisliste offen lässt. Dermaßen üppig und komfortabel ausgestattet steht ein Preis von immerhin 68.940 Euro unter dem Strich. Kann der Hyundai Santa Fe trotzdem eine günstigere Option gegenüber Premium-Modellen darstellen?


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Exterieur

Schick genug dafür ist er jedenfalls. Ich bin immer wieder verwundert, wie schlank und kombihaft der Santa Fe in seiner Seitenlinie auf Fotos aussieht. Aber gehen Sie mal lieber raus und schauen sich Hyundais neues SUV-Flaggschiff in Natura an. Da wird der etwas zu hoch aussehende elegante Kombi plötzlich zum stattlichen Koloss. 1,72 Meter in der Höhe - allein die massive Front mit ihren Pixel-H-Scheinwerfern reicht mir bis zur Taille.

Im neuen eckigen 2024er Design wirkt der Santa Fe damit von vorne bullig und stattlich. Die in schwarz gehaltenen Dachsäulen verschmelzen mit den getönten Seitenscheiben und lassen den Dicken in der Seitenansicht somit gestreckter und flacher aussehen, als er eigentlich ist. Clever, Hyundai! Ansonsten gefällt mir die Neuinterpretation noch immer sehr gut. Auch wenn mein Bauchgefühl nach wie vor vermeldet: legt ihn tiefer und macht einen feschen Kombi draus ...

Ein wenig habe ich dann aber doch zu meckern: wo die Proportionen des Hyundai Santa Fe über das gesamte Fahrzeug recht harmonisch ineinandergreifen, wirkt das Heck zu blechlastig auf mich. Das Lichtband nimmt für meinen Geschmack zu wenig Raum ein und lässt damit zu viel Fläche ungenutzt. So verweilt ein großer Teil an Blech mit einer einzigen Sicke und ein paar Buchstaben plus Logo. 

Einmal kurz ins Archiv gelinst: Ja, dieser Eindruck bleibt wohl auch nach ein paar Monaten Gewöhnung und zwei Wochen Alltagstest mit ihm.

Interieur

Wer Knöpfe, Hebel und Schalter liebt, wird sich im Hyundai Santa Fe wie Zuhause fühlen. Zwar präsentiert sich das Infotainment-System mit seinen Einstellungen recht übersichtlich, dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, spezielle Anpassungen auch physisch vorzunehmen. Für die einen mag das inzwischen unaufgeräumt und unübersichtlich wirken, für die anderen notwendig und zugänglich: Doch entscheiden Sie selbst.

Die Qualität der Verarbeitung und Polsterung wirkt in jedem Winkel hochwertig und durchdacht. Geräusche werden bis zu üblichen Reisegeschwindigkeiten gut isoliert. Zudem lässt sich durch zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten immer eine angenehme Sitzposition finden. Zusätzlichen Komfort verspricht eine elektrisch ausfahrbare Unterschenkelauflage.

Das dunkel gehaltene Interieur der Blackline-Ausstattung macht einen schlichten, aber durchaus edlen Eindruck. Gerade des Nachts wirkt das mit der individualisierbaren Ambiente-Beleuchtung wohnlich. Etliche Ablage- und Aufbewahrungsfächer (inklusive UV-C-Sterilisation) bieten zusätzlichen Stauraum.

Geräumig ist DAS Stichwort für den Santa Fe - nicht nur für den Sitzkomfort, sondern auch für das Gepäck. Mit bis zu 2.025 Litern Kofferraumvolumen im Plug-In ist da einiges an Nutzfläche vorhanden: sowohl für Urlaubsfahrten, als auch für Freizeitaktivitäten oder Gartenumbauten. Zudem lassen sich die Sitze mit wenigen Handgriffen in Sekunden zu einer ebenen Ladefläche umgestaltet ohne auch nur einen Sitz auszubauen - top! 

AbmessungenHyundai Santa Fe 1.6-GDI PHEV 4WDLänge x Breite x Höhe4.830 x 1.900 x 1.720 mmRadstand2.815 mmKofferraumvolumen621 - 2.025 LiterLeergewicht2.150 - 2.205 kg (6-Sitzer)Zuladung530- 585 kg (6-Sitzer)Anhängelast1.010 kgMax. Stützlast100 kg

Fahrbericht

Ich habe es schon vorweggenommen, auch die Plug-in-Version des Hyundai Santa Fe ist keine Rakete. Wird er mit 1,6-Liter-Motor und insgesamt 253 PS bei 2,2 Tonnen auch niemals werden - auch nicht im "Sport"-Mode. Aber gegenüber der Voll-Hybrid-Version geht es mit der zusätzlichen Elektrounterstützung zumindest etwas unangestrengter vorwärts. Das macht sich gerade im Durchzug auf der Autobahn ab Geschwindigkeiten von 80 km/h bemerkbar. Hier erreichen Sie etwas zügiger die anvisierte Reisegeschwindigkeit. 

Und wissen Sie was? Das ist absolut ausreichend. Damit ist man mit der ganzen Familie eigentlich ganz angemessen unterwegs. Das Fahrwerk schluckt einiges an Unebenheiten weg, bleibt dabei aber angenehm straff und rückmeldefreudig. Und so schrubbt der Santa Fe wohltuend satt rollend Kilometer um Kilometer. Eigentlich genauso unaufgeregt, behutsam und verlässlich, wie ein großes Reisemobil für die ganze Familie sein sollte.

Wer Schnee oder leichtes unwegsames Gelände vorfindet, hat die Möglichkeit weitere Fahrmodi für spezielles Gelände auszuwählen. Zumindest hier ist der Ursprung des Santa Fe noch spürbar. Ob ihm jetzt allzu viel zugetraut werden sollte, sei mal dahin gestellt. Bei knappen 18 Zentimeter Bodenfreiheit ist der Spieltrieb trotz Allrad wohl eher eingeschränkt. Besser als bei einigen SUV- oder Crossover-Kollegen sind die Voraussetzungen aber allemal.

Das Zuschalten des Verbrenners ist bei niedrigen Drehzahlen kaum wahrnehmbar. Die Geräuschkulisse nimmt bei höheren Geschwindigkeiten jedoch leicht zu. Nicht nur wirkt dann der Verbrenner leicht angestrengt, der Wind meldet sich beim Stoßen auf die Ecken und Kanten des Santa Fe ebenfalls.

In der Stadt macht der Elektroantrieb seine Sache zudem recht gut. Geräuschloses Mitschwimmen im Verkehr ist ohne weiteres vollelektrisch möglich. Die Ausmaße des Santa Fe in Verbindung mit den üppigen Dachsäulen brauchen ein wenig Gewöhnung. Gerade in engen Parkhäusern kann das große Schiff schonmal leicht unübersichtlich werden. Beim Einparken hilfsbereit unterstützend agiert hingegen zuversichtlich die Einparkhilfe mit 360 Grad Sicht.

Wie auch beim Voll-Hybriden schon im Test aufgefallen, arbeiten die unzähligen Warnassistenten zuweilen unzuverlässig. Nicht nur werden obligatorisch Geschwindigkeiten falsch angezeigt und in der Folge unnötig gewarnt, auch auf den Toter-Winkel-Assistent ist kein Verlass.

Entweder warnt dieser noch immer, obwohl überholtes Fahrzeug schon sehr klein im Rückspiegel zu sehen ist oder gar nicht, weil das Fahrzeug nebendran nicht erkannt wird. Etwaige Warnsysteme können jedoch ohne viele Umwege abgeschaltet werden. Bleiben Sie also aufmerksam!

Laden und Verbrauch

Der Hyundai Santa Fe als Plug-in-Hybrid lohnt sich eigentlich nur für Leute, die ihn regelmäßig Zuhause laden können oder maximal eine öffentliche 22-kW-Ladesäule im 300-Meter-Radius erreichen können. Bei letzterem kommt jedoch die Ladegeschwindigkeit von maximal 3,6 kW zum Tragen. Bei einer Batterie-Gesamtkapazität von 13,8 kWh und der Tagesform der Ladegeschwindigkeit reicht je nach Restladung die maximale Blockierzeit nicht aus. So geschah es, dass mir knappe vier Stunden für einen vollen Akku versprochen wurden, der Santa Fe es jedoch nach vier Stunden nur auf 75 Prozent brachte. 

Dazu gesellt sich eine elektrische Maximalreichweite von recht mageren 54 Kilometern, die für den täglich benötigten Radius bedacht werden sollten. Denn wer nicht regelmäßig lädt, zahlt den Betriebspreis des zwei Tonnen Gefährts an der Zapfsäule pro Liter Super Benzin. In unserem Test genehmigte sich der Benziner im Schnitt 7,7 Liter auf 100 Kilometern bei hauptsächlich ökologisch gefahrener Langstrecke.

Im wimmeligen Stadtverkehr oder bei zu schwerem Gasfuß steigt der Verbrauch gerne auch mal über die neuner Marke bis hin zur Zehn. Besteht also wenig Chance zum Laden, entscheiden Sie sich besser für den Voll-Hybriden des Santa Fe.

Preise

Den neuen Hyundai Santa Fe Plug-in gibt es als 5-Sitzer für 64.150 Euro und als 7-Sitzer für 65.350 Euro. Unsere gefahrene Blackline-Ausstattung gibt es ab 68.150 Euro inklusive Nappaleder und nahezu Vollausstattung - den 6-Sitzer gibt es nur in dieser Variante für den selben Einstiegspreis.

Der Testwagenpreis lag in dieser Ausstattung bei 68.940 Euro. Einziges Extra war die Farbe Creamy White für 790 Euro. Die 70.000er Marke erreicht nur, wer Zierleisten, Trittbretter, Farbe, Standheizung und sonstiges kleinteiliges Zubehör sein eigen nennen will. Zum Vergleich: der Vollhybrid ist ab 56.700 Euro zu haben. Übrigens: Schon der Vorgänger lag als Plug-in-Hybrid mit fünf Sitzen und Allradantrieb bei 63.050 Euro - eine stabile Preisentwicklung also.

Und ganz ehrlich: mit dem Komfortangebot des Santa Fe kitzelt Hyundai ein wenig die Premiumsparte alla Volvo XC90, auch wenn nominell eher Kia Sorento und Skoda Kodiaq als 7-Sitzer herhalten müssen. Verzichtet werden müsste zur Luxusklasse lediglich auf ein Luftfahrwerk und Beschleunigungswerte. Wer zudem nicht viel ziehen will, kann durchaus ähnlich exklusiv ausgestattet fahren, sich damit aber einen nicht unerheblichen 20.000-Euro-Batzen an Ausgaben sparen - oder gleich einen zusätzlichen Kleinwagen kaufen, um auf dem Weg zur Arbeit "Geld zu sparen". 

Fazit: 7/10

Gegenüber seinem Voll-Hybrid-Bruder punktet der Hyundai Santa Fe Plug-in mit etwas mehr Durchzugsstärke, verliert diesen Vorteil aber wieder an der Tankstelle. Zudem ist die Ladegeschwindigkeit im Schneckentempo nur für regelmäßige Heimlader mit geringem täglichen Radius empfehlenswert, sonst lohnt eher der Griff zum Voll-Hybriden oder Kia Sorento Diesel. Ansonsten bleibt es beim selben Fazit:

Ein robustes Familien und Lifestyle-SUV mit verlässlichen Fahrwerten, komfortablem Raum- und Grundausstattungsangebot. Teurer als ein Skoda Kodiaq, ausstattungsbereinigt günstiger als der VW Tayron. Mit Blick auf das Premium-Segment vielleicht sogar eine günstigere und agilere Alternative zum Volvo XC90. Geländegängiger aber in jedem Fall.

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