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Mercedes S-Klasse Guard: Die rollende Festung

Egal wer nächstes Jahr deutscher Kanzler wird - hier ist sein Dienstwagen

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Wer nächstes Jahr deutscher Kanzler wird, steht noch in den Sternen, aber was er fahren wird, steht so gut wie fest. Schließlich stellt Mercedes-Benz seit 1949 fast durchgängig den Stamm-Dienstwagen des obersten Entscheiders in Deutschland. Einzige Ausnahme war der Niedersachse Gerhard Schröder, der 1998 den VW Phaeton und Audi A8 aus seinem Lieblingskonzern wählte. Olaf Scholz fährt hingegen S-Klasse, und zwar das Modell S 680 Guard, eine Festung auf Rädern.

Auf den ersten Blick sieht er aus wie jede andere Mercedes S-Klasse, mit den geschwungenen Linien und der für das Stuttgarter Flaggschiff typischen Eleganz. Um seine ganz andere Seele zu enthüllen, müsste man eine Pistole zücken und - zum Beispiel - auf die Scheiben zielen. Vielleicht bekäme man einen kleinen Riss und sonst nichts. Außer großen Ärger natürlich ...

Mercedes S 680 Guard 4Matic (2021)

Was Sie auf dem Foto sehen, ist der Mercedes S-Klasse Guard, die gepanzerte Version des größten Mercedes, bestimmt für Staatsoberhäupter, Politiker oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die um ihre Sicherheit fürchten. Er wurde 2021 vorgestellt und wir hatten nun die Gelegenheit, ihn bei einer Mercedes-Veranstaltung in den Alpen aus der Nähe zu sehen (und als Beifahrer mitzufahren).

Für das, was wirklich zählt

Der Auftrag des Mercedes S-Klasse Guard, vollständiger Name Mercedes S 680 Guard 4matic, lässt keinen Zweifel aufkommen: Er soll vor (fast) jedem Angriff schützen und gleichzeitig das Nonplusultra an Komfort bieten, zu dem die Männer des Sterns fähig sind. 

Der Schutz ist nach VPAM VR10 zertifiziert, der höchsten Stufe der ballistischen Prüfung, die zivilen Fahrzeugen vorbehalten ist. Das bedeutet, dass die gepanzerte Mercedes S-Klasse Gewehrschüssen und Explosionen standhält (12,5 kg schwere Bomben wurden nur wenige Meter vom Fahrzeug entfernt gezündet) und die besten Ergebnisse erzielt, die je für ein Fahrzeug dieser Art erzielt wurden, mit Schutz von oben, unten und an den Seiten.

Die Tests wurden mit speziellen biofidelen Dummys durchgeführt, die dem menschlichen Körper nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrer Zusammensetzung ähneln. Sie bestehen aus Aluminiumpulver, Epoxidharz, Silikon und Acryl, um Knochen und innere Organe perfekt nachzubilden.


Aber wie schafft es der S-Class Guard, so robust zu sein? Sein Herzstück ist das integrierte Sicherheitssystem (iSS) mit einer modifizierten und verstärkten Karosserie und Außenhaut, die weitaus widerstandsfähiger ist als der S-Class Guard der Vergangenheit.

Auch die Scheiben wurden modifiziert: Sie sind 10 cm dick, haben eine Sandwichstruktur und einen Splitterschutz aus Polycarbonat. Wie die meisten anderen Elemente des Guard ähneln sie optisch denen der regulären S-Klasse, schützen aber problemlos vor Schüssen aus verschiedenen Waffen. Auch die Reifen sind etwas Besonderes: Die Michelin PAX Run-Flat erlauben bis zu 30 km Weiterfahrt nach einer Reifenpanne.

Mit der Sicherheit steigt aber auch das Gewicht - es liegt bei 4,5 Tonnen - und deshalb wurden zahlreiche Modifikationen vorgenommen, wie z.B. die Fenster (je 70 kg schwer), die nicht elektrisch, sondern pneumatisch betätigt werden, was auch bei einem Ausfall der Bordelektronik den Betrieb gewährleistet. Dann gibt es noch die Türen, die 200 kg wiegen und deren Öffnen und Schließen (mit einer Hand bedienbar) durch ein hydraulisches System unterstützt wird. Das ermöglicht, auch dann einzusteigen, wenn man das Auto an einem Hügel parkt.

Getriebe, Verkleidung, Lenkung und vieles mehr wurden ebenfalls neu abgestimmt, um dem Fahrer den gleichen Fahrkomfort zu bieten wie bei der ungepanzerten Version der S-Klasse.

Das Nonplusultra an Komfort

Und da es sich um eine Mercedes S-Klasse handelt, mangelt es nicht an Aspekten, die sie zu einem der komfortabelsten Autos (oder vielleicht sogar zum komfortabelsten Auto) der Welt machen: Neben dem mit Maxi-Monitoren vollgestopften Armaturenbrett gibt es zwei an den Vordersitzen verankerte Bildschirme, einen Mini-Kühlschrank im Fond, eine zwei- oder dreisitzige Rückbank und weitere optionale Extras, die auf der offiziellen Mercedes-Preisliste stehen.

Dem Guard vorbehalten sind die Innenraum-Filter mit eigener Luftzufuhr (die automatisch aktiviert wird, wenn das System Gas oder Gift im Fahrgastraum feststellt), das Feuermeldesystem, die Sirenen, die Blinklichter und die vorderen Fahnenhalterungen. Die Mittelkonsole hingegen beherbergt eine Reihe von Bedienelementen, die vom Kunden individuell angepasst werden können. Einige von ihnen ermöglichen es, dank eines Verstärker- und Mikrofonsystems mit Personen außerhalb des Fahrzeugs zu sprechen, ohne das Fenster herunterzukurbeln.

Unter der Motorhaube des Mercedes S-Klasse Guard befindet sich der 6-Liter-Twin-Turbo-V12, der mit dem Allradsystem 4Matic gekoppelt ist. Er leistet 612 PS und 830 Nm Drehmoment und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Wer es genau wissen will: Der Kraftstoffverbrauch liegt bei 20 l/100 km im WLTP-Zyklus. Aber wer will das schon so genau wissen? Die Kunden sicher nicht.

Aus alter Tradition

Die Geschichte des gepanzerten Mercedes ist nicht neu: Bereits mit dem Modell Nürburg 460 aus dem Jahr 1928 war die damalige Firma Daimler-Benz die erste, die ihre Autos mit speziellen Schutzvorrichtungen ausstattete, um die Insassen vor Schüssen und Sprengstoffanschlägen zu schützen. Es folgten weitere historische Modelle wie der "Große Mercedes" Typ 770 (1935 an den japanischen Kaiser Hirohito ausgeliefert) und der Typ 500.

Ab 1965 erweiterte Mercedes sein Angebot an gepanzerten Modellen: die Mercedes 600 Limousine und der Pullman sowie die S-Klasse 280 SEL 3.5, der 350 SE/SEL und 450 SE/SEL. Später natürlich die "Kohl-S-Klassen" W126 und W140 und schließlich der Mercedes-Maybach S 600 Guard von 2016.

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