Nur 250 Exemplare der (Klein)Serienversion werden gebaut
Sagen Sie bloß nicht SL zu diesem Auto. Sonst bekommen Sie womöglich keins. Obwohl es natürlich erkennbar ein Mercedes-AMG SL ist. Nur ohne Scheibe, dafür mit "Halo" im Stil der Formel 1. Nur 250 Exemplare des Mercedes-AMG PureSpeed werden gebaut. Jetzt zeigt man die finale Version, wie sie für vermutlich sehr viel Geld zur privilegierten Kundschaft rollt. Zum Preis hält man nämlich noch bedeckt.
Als erstes Modell der stark limitierten Mercedes‑Benz Mythos-Serie feiert der Mercedes-AMG PureSpeed seine Weltpremiere im Rahmen des Formel 1 Grand Prix von Abu Dhabi. Stark limitiert oder übersetzt: Weniger Auto für mehr Geld. Aber damit ist Mercedes nicht alleine, man denke nur an die gefühlt tausend Sondermodelle des Porsche 911.
AMG-Chef Michael Schiebe ist jedenfalls begeistert: "Der Mercedes-AMG PureSpeed ist die direkteste Form, Performance und Fahrspaß zu erleben. Radikal offen trennen weder Dach noch Windschutzscheibe Fahrer und Beifahrer von den Elementen. Sie können das Fahrzeug, die Straße und die Landschaft ungefiltert mit allen Sinnen erleben. [...] Damit vereint der PureSpeed die traditionellen Stärken von AMG: Hochemotionale und sehr performante Fahrzeuge, die begeistern ‑ beim Anblick und hinter dem Steuer.
Hochemotional. Lobenswert nach dem eher unteremotionalen C 63 mit Plug-in-Hybrid. Aber zurück zum Mercedes-AMG PureSpeed:
Das Design des Speedster ist geprägt durch die Kombination aus niedriger Silhouette, langer Motorhaube und sehr tief heruntergezogener Frontpartie mit ausgeprägter Sharknose. Die haifischige Front ähnelt ein wenig der des Mercedes-AMG One mit breitenbetontem Lufteinlass und AMG-Schriftzug sowie einem dunkel verchromten Mercedes-Stern.
Hinzu kommt die aerodynamisch optimierte Motorhaube. Die kleinen, teilweise transparenten Deflektoren an Front und Seiten sollen frontal störende Luftverwirbelungen von Fahrer und Beifahrer fernhalten. Aerodynamische, scharf gezeichnete Sichtkarbon-Elemente in der unteren Fahrzeugpartie bilden einen starken Kontrast zu den (Achtung!) "sinnlichen, runden Formen der oberen Fahrzeugpartie." Der Kofferraumdeckel und der Heckdiffusor sind ebenfalls aerodynamisch optimiert. Ihre Formgebung berücksichtigt das fehlende Dach.
Das Design der 21-Zoll-Aluminium-Schmiederäder ist von den Kohlefaser-Verkleidungen an Vorder- und Hinterachse geprägt. Die hinteren Verkleidungen sind vollkommen geschlossen, was den Luftwiderstand reduziert. Die vorderen sind geöffnet, um den Luftstrom am Vorderwagen und die Bremsenkühlung zu optimieren. Vorn sind 275/35 R 21 Reifen auf 9,5 J X 21 Zoll Felgen montiert, hinten 305/30 R 21 auf 11,0 J x 21 Zoll.
Die Feinarbeit des Designteams ist auch an den Seitenschweller-Verkleidungen mit Aero-Flics ersichtlich. Die muskulösen Schultern über den Hinterrädern mit breiter Spurweite gehen über in den Gepäckraumdeckel und die breitenbetonte Heckschürze.
Das Chassis des PureSpeed besteht aus einem Aluminium-Spaceframe mit einer selbsttragenden Struktur. Weitere Werkstoffe am Auto sind Aluminium, Magnesium, Faserverbundwerkstoffe und Stahl. Hinzu kommen Carbonteile für die Aero-Elemente an Front-, Heckschürze und Seitenschweller sowie die Verkleidung hinter den Sitzen.
Zu den aktiven Aerodynamik-Elementen zählt der ausfahrbare Heckspoiler. Er verändert seine Stellung je nach Fahrgeschwindigkeit, Längs- und Querbeschleunigung und Lenkgeschwindigkeit in gleich fünf unterschiedlichen Winkelstellungen (ab 80 km/h). So kann er, je nach Stellung, die Fahrstabilität optimieren oder den Luftwiderstand verringern.
Aktive Aerodynamik verbirgt sich auch im Unterboden vor dem Motor. Das Carbon-Profil wiegt zwei Kilo, reagiert auf die Stellung der AMG-Fahrprogramme und fährt bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h automatisch circa 40 Millimeter nach unten aus. Dadurch wird der sogenannte Venturi-Effekt erzeugt, der den Wagen zusätzlich an die Fahrbahn saugt und den Auftrieb an der Vorderachse reduziert.
Aerodynamischen Zusatzelemente am Unterboden, ähnlich denen des AMG GT 63 PRO, sollen dabei helfen, den Wegfall des Dachs auszugleichen und so den Abtrieb zu verbessern. Zudem gibt es ein Liftsystem an der Vorderachse, welches den exklusiven Beau vor fiesen Bordsteinen und Co. schützt .
Für Vortrieb sorgt- wie sollte es anders sein - der 4,0-Liter-V8-Biturbomotor mit 585 PS und 800 Nm. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 km/h ist in 3,6 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 315 km/h.
Beim 9-Gang-Gertriebe ersetzt eine nasse Anfahrkupplung den Drehmomentwandler. Zudem ist Allrad in der AMG-Welt inzwischen auch bei einem puristischen Roadster gesetzt. Der PureSpeed vertraut auf ein Fahrwerk mit semiaktiver, hydraulischer Wankstabilisierung. Aktive Hydraulikelemente ersetzen hier die herkömmlichen mechanischen Querstabilisatoren. Eine Hinterachslenkung hat er ebenfalls an Bord.
Gebremst wird serienmäßig per Keramik-Verbundbremsanlage. Die 6‑Kolben-Festsättel vorn und 1‑Kolben-Faustsättel hinten sind schwarz lackiert und tragen weiße AMG-Logos.
Nicht nur ästhetisch interessant: Ein Halo-System ersetzt die herkömmlichen A-Säulen. Der Halo gehört seit 2018 zu jedem Formel-1-Fahrzeug und schützt den Kopf des Fahrers bei Unfällen.
Im PureSpeed besteht das System aus einem Stahlrohr-Bügel, der gabelförmig mit der Karosserie-Rohbaustruktur des Fahrzeugs verbunden ist. Das Roll Over-Protection-System enthält außerdem zwei starre Überrollbügel, die unter den Scoops hinter den Sitzen verborgen sind. Sie sind ebenfalls Teil der Rohbaustruktur. Der Halo ist unten indirekt mit zwei schmalen LED-Streifen beleuchtet.
Dass der PureSpeed nichts für Liebhaber intakter Frisuren ist, sieht man auch an der Beigabe zweier aerodynamisch optimierter Helme. Sie sind in Wagenfarbe lackiert und verfügen über ein Intercom-Kommunikationssystem. Damit sollen Fahrer und Beifahrer auch während schneller Fahrt verständlich quatschen können. Außerdem lassen sich Smartphones mit dem Intercom-System koppeln: Über die Helmlautsprecher lässt sich so auch telefonieren und Musik hören.
AMG verweist bei seinem Luxus-Spezial auf viele weitere Design-Details als Hommage an den Motorsport. Die beiden Scoops hinter den Sitzen sollen an den 300 SLR erinnern.
Das optionale Motorsport Styling-Paket bietet eine Lackierung mit Farbverlauf von Le-Mans-Rot nach Graphitgrau mit schwarzem AMG-Pattern. Dies spielt auf die Farbgebung des Mercedes Siegerwagens beim sizilianischen Automobilrennen Targa Florio vor genau 100 Jahren an. Falls Sie das nicht wussten ...
Jener Rennwagen war rot lackiert - eine Farbe, die damals italienischen Fabrikaten vorbehalten war. Deutsche Rennwagen hingegen waren traditionell weiß lackiert. Durch die rote Farbgebung sollten eventuelle Behinderungen des deutschen Fahrzeugs durch italienische Motorsport-Tifosi vermieden werden. Der Coup ging auf: Der Mercedes 2-Liter-Rennwagen mit der Startnummer 10 kam als Erster ins Ziel, gesteuert von Christian Werner. Die Startnummer "10" findet sich auch auf den vorderen Kotflügeln des Motorsport Styling Pakets und deutet auf den Sieg vor 100 Jahren hin.
Das Interieur zeigt sich in Weiß und Schwarz. Die Performance-Sitze kommen mit Multikontursitzfunktion und Klimatisierung. Der Bereich hinter den Sitzen ist mit Carbon gestaltet. Nobel, wie es sich für die vermutlich heftige Preisklasse gehört: Hochflor-Fußmatten, Türschweller-Verkleidungen aus Leder und eine speziell fürs Auto entworfene IWC-Analog-Uhr.
Dazu kommt ein Burmester High End-3D-Surround-Soundsystem mit 15 Lautsprechern und 1.170 Watt Systemleistung. In der Mittelkonsole weist eine Plakette mit dem Hinweis "1 out of 250" auf die Limitierung des Mythos-Modells hin.
Damit der Wettergott den Wagen im Stand verschont, ist eine Wetterschutz-Persenning Teil des Lieferumfangs. Sie wird in traditioneller Art über das Interior einschließlich Halo gespannt und an den Radläufen befestigt. Außerdem erhält jeder Kunde ein maßgeschneidertes, AMG-Indoor-Car Cover.