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Peugeot 208 Hybrid (2024) im Kurztest: Fortschritt mit Falle?

Der teilelektrifizierte 48-Volt-Corsa mit französischer Optik und 101 PS lohnt sich, doch man braucht Zeit und viele Kilometer ...

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Der Peugeot 208 ist ein ziemlich erfolgreicher Kleinwagen. Und das nicht nur in Frankreich. Das aktuelle Modell (seit 2023 allerdings mit Facelift) war nämlich der meistverkaufte Kleinwagen Europas im Jahr 2022. Sein Zwillingsbruder aus dem Stellantis-Konzern ist der Opel Corsa. Also ... der zweieiige Zwilling, um ehrlich zu sein. Denn die beiden haben zwar die gleichen Gene, aber sind doch irgendwie ziemlich verschieden.

Was ist das?

Während der Peugeot 208 seinen französischen Charme versprüht und mit einem starken Fokus auf Design und Technologie auftritt, gibt sich der Opel Corsa bodenständiger und betont seine Praxistauglichkeit. Beide Fahrzeuge haben aber ein Update erhalten - und dabei eine gemeinsame technische Neuerung: den 48-Volt-Hybrid-Antrieb.

Den Corsa konnten wir schon einmal austesten (hier der durch die neuen Preise etwas veraltete Testbericht). Den 208 noch nicht. Doch dies ändert sich jetzt, denn wir konnten den kleinen Franzosen nun anlässlich einer kurzen Ausfahrt auf die Probe stellen. Also ... wann macht dieser Peugeot jetzt eigentlich Sinn?

Schnelle DatenPeugeot 208 Hybrid 100 e-DSC6 (2024)Motor1,2-Liter-3-Zylinder-Turbobenziner + E-MotorGetriebe6-Gang-DoppelkupplungsgetriebeAntriebFrontantriebLeistung101 PS (bei 5.500 U/min)Drehmoment205 Nm (bei 1.750 U/min)Preisab 29.515 Euro (GT)

Ausstattungsmäßig waren wir dafür natürlich mit der vollausgestatteten GT-Version unterwegs, die den Kleinwagen - plus weitere Zusatzoptionen - am Ende über 30.000 Euro teuer macht. Bürgerlich ist das nicht mehr unbedingt. Vor allem, weil wir mit 101 PS noch nicht einmal das 48-Volt-Spitzenmodell unter dem Hintern haben. Aber: Der Corsa in der entsprechenden GS-Ausstattung und in deutlich langweiligerer Lackfarbe ist mit mindestens 28.450 Euro kaum günstiger. In diesem Sinne ... ab in die Details!


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Design & Abmessungen | Interieur & Ausstattung | Fahrbericht | Kosten | Fazit


Design & Abmessungen

Ja der Peugeot 208 ist schon ein echter Hingucker. Mit der überarbeiteten Frontpartie und der neuen Lichtsignatur (seit November 2023 so auf dem Markt) wirkt er wie ein Kleinwagen-Model auf dem Laufsteg. Besonders die horizontal verlaufenden "Krallen" sind ein schönes Detail. Genau wie die Farbpalette mit dem auffälligen (und serienmäßigen) "Agueda Yellow", die zeigt, dass die Designer bei Peugeot Mut zur exzentrischen Individualität haben.

Peugeot 208 Hybrid (2024) im Test

Die sportlichen GT-Versionen bekommen sogar schwarze Felgen und ein optionales schwarzes Dach - für alle, die sich nach einem Hauch von Geheimagenten-Flair sehnen. Der Opel wirkt dagegen eher nüchtern.

Abmessungen & GewichtePeugeot 208 Hybrid 100 e-DSC6 (2024)Länge x Breite x Höhe4.055 mm x 1.745 mm (ohne Außenspiegel) x 1.430 mmRadstand2.540 mmKofferraumvolumen352 - 1.163 LiterLeergewicht1.295 - 1.372 kgZuladung318 - 395 kgAnhängelast645 kg (ungebremst) / 1.200 kg (gebremst)

Mit 4,06 Metern Länge bleibt der 208 so kompakt wie immer - praktisch für die Stadt und den engen Supermarktparkplatz. Und übrigens: Die Hybridversionen verraten sich lediglich durch ein kleines Badge am Kofferraumdeckel.

Interieur & Ausstattung

Im Innenraum zeigen sich die Unterschiede zwischen den beiden deutlich. Der Peugeot 208 setzt auf futuristisches Flair: sein i-Cockpit mit dem 10-Zoll-Touchscreen (serienmäßig in allen Varianten) und dem kleinen, sportlichen Lenkrad (entweder man liebt es, oder man hasst es) hebt ihn von der Konkurrenz ab.

Besonders in der GT-Version, wo ein 3D-Display hinter dem Lenkrad, Oberflächen in Carbon-Optik und Alcantara-Polsterung mit grünen Nähten zum Einsatz kommen, fühlt sich der Peugeot fast wie ein Premium-Kleinwagen an. Der Opel ist auch hier stets der Bruder, der lieber Buchhalter geworden ist.

SonderausstattungPeugeot 208 Hybrid 100 e-DSC6 (2024)i-Connect Advanced700 EuroDrive-Assist-Paket Plus800 EuroBlack-Diamond-Dach300 EuroPanorama-Glasdach mit manuellem Rollo650 EuroSicht Paket300 Euro

Technisch bietet der 208 alles, was das moderne Herz begehrt: drahtloses Apple CarPlay und Android Auto, eine optionale TomTom-Navigation und die "OK Peugeot"-Spracherkennung, mit der man dem Wagen (fast) alles befehlen kann. Dazu kommen USB-Ports, eine (unter einer Klavierlack-Klappe ziemlich versteckte) kabellose Ladestation und eine 360-Grad-Kamera. Damit ist man bestens gerüstet, um nicht nur stylish, sondern auch vernetzt unterwegs zu sein.

Auch der Kofferraum mit seinen 352 Litern schluckt weiterhin alles, was das Leben (oder die Einkäufe) mit sich bringt. Es gibt demnach keine Einbußen beim Ladevolumen durch die Hybridisierung. Eng auf der Rückbank ist es für ausgewachsene Menschen trotzdem.

Fahrbericht

Der 48-Volt-Mild-Hybrid-Antrieb basiert auf einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner und einem Elektromotor mit 15,6 kW, der den Verbrenner auf kurzen Strecken entlasten oder unterstützen kann. Gespeist aus einer 0,89 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie unter dem Fahrersitz.

Und der Peugeot 208 zeigt sich hier recht dynamisch: Die Hybridtechnik ist gut abgestimmt und das Zusammenspiel zwischen dem Benziner und der E-Maschine im 6-Gang-DSC-Gehäuse läuft geschmeidig. Dabei agiert das Doppelkupplungsgetriebe nicht einmal unnötig nervös oder hastig. Selbst im "Sport"-Modus oder in anspruchsvollen Situationen - ob Stop-and-Go oder bei der schnellen Autobahnetappe.

Der Hybrid-Kleinwagen überzeugt außerdem mit seiner angenehm direkten Lenkung und seinem typisch französischen Fahrkomfort. Bodenwellen schluckt er souverän weg, und selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt er ruhig und stabil. Der kleinere Wendekreis des 208 macht ihn in der Stadt zu einem agilen Begleiter. Apropos Agilität: Der Corsa punktet dafür mit einem etwas präziseren Fahrverhalten. Die Federung ist straffer, wodurch er sich besonders auf kurvigen Landstraßen sportlicher anfühlt.

Fahrleistungen & VerbrauchPeugeot 208 Hybrid 100 e-DSC6 (2024)0-100 km/h10,7 Sek.Höchstgeschwindigkeit193 km/hVerbrauch4,5 - 4,7 l/100km (WLTP) / 5,2 l/100km (Testverbrauch)CO2-Emission101 - 105 g/km (WLTP)

Ein Highlight: Er kann bis zu einem Kilometer rein elektrisch fahren. Zugegeben, das ist nicht weit, aber ausreichend, um beispielsweise die Nachbarn beim Wegfahren mit Ihrer vermeintlichen Umweltfreundlichkeit zu beeindrucken.

Auf einer Teststrecke (mehr Stop-and-Go und Landstraße als Autobahn und freie Fahrt) lag der Verbrauch bei 5,2 Litern pro 100 Kilometer, was knapp einen Liter weniger ist als beim vergleichbaren Benziner ohne Elektrounterstützung. Die Rekuperation - also das Zurückgewinnen von Energie beim Bremsen - ist allerdings recht kräftig und kann etwas Eingewöhnung erfordern. Aber mal ehrlich, das ist Jammern auf hohem Niveau.

Kosten

Seit August 2024 ist beim 208 der 75-PS-Basisbenziner entfallen. Den 208 mit 101 PS gibt es aber trotzdem noch ohne Hybrid-Unterstützung. Allerdings nicht in der gefahrenen GT-, sondern "nur" in der darunter rangierenden "Allure"-Version und mit 6-Gang-Schaltgetriebe. Der Preisunterschied für das bisschen bessere Umweltgewissen und die Automatik? Saftige 3.065 Euro. Uff.

Damit die vielen Scheine mehr sich irgendwann amortisieren, muss der teilelektrifizierte Kleinwagen gegenüber seinem Verbrenner-Kumpel ganz schön viel bewegt werden. Selbst bei einer Fahrleistung von 20.000 Kilometern pro Jahr und den aktuellen Benzinpreisen dauert es bei diesem Zusatzbetrag rund neun Jahre. Und dann hat der kleine Franzose fast 200.000 km auf der Uhr. Mon Dieu!

Ein kleiner Vorteil: Die CO2-Emissionen sinken (auf dem Papier) spürbar, was nicht nur der Umwelt hilft, sondern auch die Kfz-Steuer senkt. Beim 208 mit 101 PS beträgt die Differenz rund 38 Euro im Jahr - ein netter Bonus, wenn auch kein echter Anreiz.

Fazit: 7/10

Der Peugeot 208 und sein Stellantis-Zwilling Opel Corsa bieten mit der neuen Hybrid-Technologie eine zeitgemäße Option, die den Flottenverbrauch senkt und den CO2-Ausstoß reduziert. Doch der Hybridantrieb ist eine Frage des individuellen Rechenschiebers.

Der Aufpreis von etwa 3.000 Euro macht die Sache kompliziert: Wer viel fährt, kann den Verbrauchsvorteil nutzen und den Mehrpreis irgendwann amortisieren. Doch Gelegenheitsfahrer oder Menschen mit geringeren jährlichen Fahrleistungen kommen mit einem reinen Benziner günstiger weg.

Jetzt kommt die Krux: Wer die schicke GT-Version mit all ihren optischen Highlights und den luxuriösen Features möchte, hat keine Wahl - sie wird ausschließlich mit Hybrid angeboten. Der Aufpreis ist in diesem Fall nicht nur eine technische Entscheidung, sondern auch ein Ticket in die "Ich will den schönsten 208"-Liga.

Kurzum: Der Hybrid 208 überzeugt technisch, aber wirtschaftlich bleibt er für viele ein Rechenexempel. Wenn Sie ohnehin die GT-Version oder ein Automatikgetriebe ins Auge gefasst haben und bereit sind, den Aufpreis zu schlucken, bekommen Sie einen durchdachten Kleinwagen mit Charme. Wenn nicht, sollten Sie lieber zu den Benzinvarianten greifen. Andersherum könnte man aber auch direkt den Sprung zum vollelektrischen E-208 ab 36.325 Euro wagen. Denn manchmal macht es mehr Sinn, die Brücke zum nächsten technischen Kapitel gleich komplett zu überqueren, statt sie nur halbherzig zu betreten.

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