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Peugeot 205 (1983-1998): Die heilige Nummer wird 40

Der Kleinwagen rettete die Marke aus der Bredouille und verkaufte sich fast 5,3 Millionen Mal

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Kennen Sie den noch? Was für eine Frage. Der Peugeot 205 war nicht nur in Frankreich, sondern auch im deutschsprachigen Raum beliebt. Viele hatten einen oder kannten Besitzer eines 205. Oder man sah ihn oft im Fernsehen, wenn die Rallye-Version mal wieder die WM gewann. Jetzt wird der immer noch modern aussehende Kleinwagen 40 Jahre alt.

Gestartet unter dem Projektnamen M24 im Jahr 1978, sollte der spätere 205 für Peugeot die Kohlen aus dem Feuer holen. Nach den Übernahmen von Citroën und Simca-Chrysler (daraus wurde später Talbot), war das Modellprogramm des PSA-Konzerns in Teilen wild zusammengewürfelt und angestaubt. Im Kleinwagenbereich nahm Peugeot 1976 den 204 vom Markt, doch auch der kleinere 104 hatte spätestens Ende der 1970er-Jahre seinen Zenit überschritten.

Ähnlich wie Fiat, wo der ebenfalls 1983 erschienene Uno zum Retter mutierte, brauchte auch Peugeot einen modernen Kleinwagen. Für das Design beauftragte man sowohl Pininfarina als auch die hauseigene Abteilung mit Entwürfen. Während die meisten vorherigen Fahrzeuge von Pininfarina entworfen worden waren, waren es die hauseigenen Designer unter der Leitung von Gerard Welter, die den intern ausgeschriebenen Wettbewerb mit einem moderneren und fließenderen Design gewannen.

Es war ein Design, das einige unverwechselbare Merkmale einführte, die bei zukünftigen Fahrzeugen von Peugeot zu finden sein würden, so zum Beispiel der Kühlergrill mit horizontalen Stäben und das Band zwischen den Rückleuchten. Mit Paul Bracq gestaltete zudem ein bekannter Name im Automobildesign und Mitglied des Designstudios von Peugeot den Innenraum des Peugeot 205. Nur das Cabriolet wurde von Pininfarina kreiert und trotz zeitgeistiger, massiver Überrollbügel begehrtester Sonnenanbeter unter den offenen Kleinwagen mit vier Sitzen. Fast 72.000 Käufer erlagen der luftigen Versuchung.

Die Entwicklung des Peugeot 205 ist untrennbar mit Jean Boillot verbunden, der Ende der 1970er-Jahre ein Vorstandsmitglied bei Peugeot war. Er entwickelte in einer für das Unternehmen schwierigen Zeit das ehrgeizige Projekt eines neuen Kleinwagens, der viel mehr sein sollte als ein Stadtfahrzeug. Es sollte ein Mehrzweckfahrzeug werden, das in der Stadt ebenso einsetzbar ist wie auf dem Land, das eine kleine Familie transportieren kann und dabei auch noch bezahlbar ist.

Schon bei der Markteinführung des Peugeot 205 am 24. Februar 1983 traf der Spitzname "heilige Nummer" den Nagel auf den Kopf, wenngleich er retrospektiv natürlich besonders gut passt. Hierzulande warb man anfangs mit dem Satz "Die Glücksnummer für alle, die flott auf Touren kommen wollen". Die Fernsehspots, die diesen Spitznamen verwendeten, waren wirkungsvoll und zeitgemäß.

Ein Beispiel war ein bekannter Werbefilm, in dem der Peugeot 205 auf einem zugefrorenen See im James Bond-Stil von einem Militärflugzeug gejagt wurde. Bei diesem Werbespot führte Gerard Pires Regie, der einige Jahre später den berühmten Spielfilm "Taxi" mit einem Peugeot 406 in der Hauptrolle drehte.

In Deutschland wurde der 3,70 Meter lange Peugeot 205 von 1983 bis 1996 angeboten, für andere Märkte sogar bis 1998 produziert. Gebaut wurde der 205 nicht nur in fünf europäischen Werken, sondern auch als Weltauto in Asien und Südamerika. Mit mehr als 422.000 Zulassungen ist der 205 in Deutschland bis heute das zweiterfolgreichste Peugeot-Modell überhaupt.

Nach der Markteinführung im September 1983 dauerte es nur zweieinhalb Jahre bis bereits 100.000 Peugeot 205 das deutsche Straßenbild mitbestimmten. Im Jahr 1986 war der Kleinwagen mit 56.081 Zulassungen sogar erstmals meistverkauftes Importauto Deutschlands.

Kein Wunder, gewann der 3,70 Meter kurze Kleinwagen doch nicht nur zahllose Vergleichstests, sondern auch viele wichtige Auszeichnungen. Darunter die Medienpreise "Goldenes Lenkrad", "Auto der Vernunft" und "Bester Kleinwagen".

Als erster Kleinwagen auf dem deutschen Markt verfügte der 205 optional über eine Viergang-Automatik. Mit dem XUD7, einem Vierzylinder-Motor mit 1.769 ccm und 44 kW (60 PS), war der Peugeot 205 auch das erste Fahrzeug, das mit der neuen XU-Motorenpalette ausgestattet war. Dies machte ihn zum ersten kleinen Dieselmodell, das die gleiche Leistung wie seine Benzinvariante bot, aber mit einem niedrigeren Verbrauch (3,9 l/100 km im Durchschnitt).

Die meisten Kunden griffen dennoch zum 205 mit 60-PS-Benziner, den der ADAC 1988 in der GR-Ausstattung testete. Noch günstiger war das Einstiegsmodell 205 XE mit 55 PS aus 1,1 Liter Hubraum für 13.690 Mark. 290 Liter Kofferraum kritisierte man als "etwas klein", großzügig bemessen war hingegen der 50-Liter-Tank. Die 1400er-Maschine des GR hing gut am am Gas und war "durchzugsstark", plärrte aber trotz serienmäßiger fünf Gänge bei Tempo 130 mit 75 Dezibel. Abzüge gab es auch für die Empfindlichkeit des Fahrwerks auf Querrillen.

Zum unwiderstehlichen kompakten Kraftsportler für die Großserie wurde der 205 GTi, den die Fachpresse damals als "GTi unter den GTI" feierte. Der 205 GTi mit 105 PS bot ein Leistungsgewicht von nur 6,8 Kilogramm/PS und das deutlich krassere Racing-Topmodell Turbo 16 in noch schärferem Trimm. Der GTI setzte ab 1986 sogar eindrucksvolle 128 PS (120 PS mit Kat, 8,5 Sekunden auf 100, Preis: glatte 25.000 DM) frei und verkaufte sich insgesamt 332.942 Mal.

Demgegenüber blieb der 205 Turbo 16 von 1984 ein rarer, reinrassiger Rennwagen mit Straßenzulassung (und dann "nur" 200 PS), von dem zu Homologationszwecken gerade einmal 200 Exemplare bei Talbot/Simca produziert wurden. Autos mit Kultstatus, die damals wie heute teurer gehandelt werden als so manche Supersportwagen.

Einen ersten Hinweis auf das sportive Potenzial des Kleinwagens mit Kunststoffkarosserie gaben die großen Flügel und Schweller. Bändigten sie doch Allradtechnik und einen mächtig aufgeladenen Mittelmotor mit 316 kW (430 PS) plus 490 Nm Drehmoment bei 5.000 Umdrehungen in finaler Ausbaustufe. Der maximale Ladedruck des Turbos erreichte dabei 2,5 bar, möglich nur dank der Entwicklung einer innovativen Ladeluftkühlung mit Luft-Wasser-Kühler. Um die Aufladung der Zylinder weiter zu optimieren, setzten die Peugeot-Techniker sogar auf eine wegweisende Wassereinspritzung, mit der das Frischgas abgekühlt wird.

Der Motorsport sollte ein wirksames Instrument zur Förderung des Peugeot 205 und der Marke Peugeot werden. Im Jahr 1984 trat Peugeot auf Initiative von Jean Todt mit dem Peugeot 205 Turbo 16 in die Königsklasse der Rallye-Weltmeisterschaft ein, die berühmte "Gruppe B".

In dieser ersten Saison hinterließ Ari Vatanen einen starken Eindruck und gewann drei Rallyes. Schon beim dritten Einsatz in der Rallye-WM, der 1000-Seen-Rallye in Finnland 1984, gewann der Heißsporn seinen ersten Weltmeisterschaftslauf. In den Jahren 1985 und 1986 ermöglichte der Peugeot 205 Turbo 16 der Marke Peugeot den Gewinn des Hersteller-Weltmeistertitels sowie Timo Salonen (1985) und Juha Kankkunen (1986) den Gewinn der Fahrerwertung.

Da es Ende 1986 keine Gruppe-B-Kategorie mehr gab, schlug Jean Todt Peugeot vor, den Peugeot 205 T16 bei der legendären Rallye Paris-Dakar einzusetzen. 1987 und 1988 wurde der Peugeot 205 T16 speziell angepasst und gewann die berühmte Rallye Raid, zunächst durch Ari Vatanen, dann durch Juha Kankkunen. Beim spektakulärsten Bergrennen der Welt in Pikes Peak wird der Peugeot 1987 Publikumsliebling, obwohl er auf Platz zwei landet. In der deutschen Rallye-Meisterschaft avancierte der Turbo 16 in den Jahren 1985 und 1986 zum Titelträger.

Kaum noch bekannt ist der Peugeot 205 Electrique. Nach den Ölkrisen in den 1970er-Jahren entschied sich Peugeot dazu, für Praxistests eine Kleinserie mit Elektroantrieb zu bauen. Die zwölf Nickel-Cadmium-Akkublöcke speisten einen Gleichstrom-Elektromotor, der 18,5 kW (25 PS) an die Antriebsräder weiterleitete. 1998, nach einer langen und erfolgreichen Karriere von 15 Jahren und 5.278.050 produzierten Einheiten, verabschiedete sich der Peugeot 205.

Wichtige Meilensteine für den Peugeot 205

  • 24. Februar 1983: Peugeot 205 wird als Fünftürer auf den Markt gebracht
  • 1984: Markteinführung des dreitürigen Peugeot 205 und des Peugeot 205 GTi 1.6 l (77 kW, 105 PS), Vermarktung des Peugeot 205 Turbo 16 und erster Sieg der Rallye-Weltmeisterschaft (Finnland)
  • 1985: Der Peugeot 205 Turbo 16 wird Rallye-Weltmeister (mit Timo Salonen), der einmillionste Peugeot 205 verlässt das Werk Mulhouse
  • 1986: Einführung des Peugeot 205 Cabriolet, des Peugeot 205 GTi 84 kW (115 PS) und 95 kW (130 PS), der Peugeot 205 Turbo 16 wird Rallye-Weltmeister (mit Juha Kankkunen)
  • 1987: Der Peugeot 205 erhält ein neues Armaturenbrett, der Peugeot 205 Turbo 16 gewinnt die Rallye Paris-Dakar
  • 1988: Einführung des Peugeot 205 Rallye, zweiter Sieg des Peugeot 205 Turbo 16 bei der Rallye Paris-Dakar
  • 1989: Markteinführung des Peugeot 205 Roland Garros
  • 1990: leichte Umgestaltung (Blinker, Rückleuchten), Einführung des Peugeot 205 Diesel Turbo (57 kW, 78 PS)
  • 1993: Einstellung der Produktion des Peugeot 205 GTi
  • 1995: Einstellung der Produktion des Peugeot 205 Cabriolet
  • 1998: Der Peugeot 205 wird durch den Peugeot 206 ersetzt
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