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Skoda Octavia Green E Line (2010): Das erste E-Auto der Marke

Der unauffällige Kombi kam damals 140 Kilometer weit

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Wenn gefragt wird, was denn das erste Elektroauto der Marke Skoda war, würden viele wohl auf den Enyaq tippen, der 2020 auf den Markt kam. In Sachen Großserie mag das auf das MEB-SUV zutreffen, welches im Oktober 2024 das meistverkaufte E-Auto in Deutschland war. Doch bereits im Jahr 2010 befasste sich Skoda mit dem Thema Elektromobilität.

Und zwar in einer Art und Weise, die uns heute an BMW erinnert. Man nehme ein Auto mit Verbrennungsmotor und konvertiere es auf Elektroantrieb. Am 29. September 2010 schickte Skoda eine Pressemitteilung heraus, in der es selbstbewusst hieß:

"Škoda Auto setzt sich beim Thema Elektroauto mit an die Spitze der Bewegung. Zum Pariser Automobilsalon 2010 vom 2. bis 17. Oktober präsentiert der tschechische Hersteller mit der Konzeptstudie Octavia Green E Line zum ersten Mal ein Fahrzeug mit reinem Elektroantrieb. Damit stellt Škoda erneut seine Innovationskraft und technologische Kompetenz unter Beweis. Der Einsatz einer ersten Testflotte ist bereits für das Jahr 2011 geplant."

Skoda Octavia Green E Line (2010)

Man bekenne sich zu umweltschonender Mobilität, hieß es dort. Zukunftsziel sei dabei der Antrieb ohne Emissionen. "Der Octavia Green E Line verkörpert unsere Markenwerte ideal. Er verbindet den Wunsch nach individueller Mobilität mit dem Ziel, unsere Umwelt zu schonen", sagte damals Skoda-Chef Winfried Vahland.

Das Konzeptfahrzeug Green E Line basierte auf dem damaligen Skoda Octavia Combi der zweiten Generation. Aufgrund seiner modularen Bodengruppe eignete sich das Serienmodell "hervorragend" (O-Ton) für den Einbau von Batterie, elektronischer Steuereinheit und Elektromotor. Der Elektromotor leistete im Dauerbetrieb 60 kW, im Spitzenbereich lag die Motorleistung bei 85 kW.

Das maximale Drehmoment von 270 Nm stand antriebsbedingt bereits beim Anfahren zur Verfügung. Der Octavia Green E Line beschleunigte in "nur" zwölf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit war auf 135 km/h begrenzt.

Die elektrische Energie bezog der Octavia Green E Line aus einer modernen Lithium-Ionen-Batterie. "Mit einer Reichweite von 140 Kilometern werden die Anforderungen der meisten Berufspendler in Europa erfüllt.", befand Skoda damals. Die Batterie setzte sich aus 180 einzelnen Lithium-Ionen-Zellen mit einem Durchmesser von jeweils 150 mm und einer Länge von jeweils 650 mm zusammen.

Sie verfügte über eine Leistung von 26,5 Kilowattstunden, das Gewicht liegt bei rund 315 Kilogramm. Der Batterieblock war unter dem mittleren und hinteren Fahrzeugboden und teilweise im Kofferraum eingebaut. Somit waren laut Skoda die Platzverhältnisse für die Insassen sowie das Kofferraumvolumen kaum eingeschränkt. Für die Passagiere standen fünf vollwertige Sitzplätze zur Verfügung. Die Insassen verfügten über identische Platzverhältnisse wie im herkömmlichen Octavia Combi mit Verbrennungsmotor.

Der Fahrer des Octavia Green E Line erhielt permanent alle wichtigen Informationen zur aktuellen Leistung, zu Verbrauch und Ladestatus der Batterie sowie zur verbleibenden Reichweite des Fahrzeugs. Das Display des Navigationssystems zeigte zudem den aktuellen Energiefluss. Somit wusste der Fahrer in jeder Situation, ob und wie viel Strom aktuell verbraucht oder ob gerade Strom zurückgewonnen wird - beispielsweise beim Bremsen oder im Schubbetrieb bei Bergabfahrten.

Die damals besondere Antriebsart des Skoda Octavia Green E Line wurde auch durch die äußere Optik zur Geltung gebracht. Das Konzeptfahrzeug hatte man in der Farbe Perlweiß lackiert. Chromelemente an Front, Heck und Rädern unterstrichen die elegant-dezente Note. In wirkungsvollem Farbkontrast dazu stand das glänzend schwarze Dach des Fahrzeugs. In diesem befand sich ein Panorama-Glasdach mit integrierten Photovoltaik-Elementen.

Und wie ging es weiter? "Bereits im Laufe des Jahres 2011 plant Skoda, eine Octavia Green E Line-Testflotte auf die Straße zu schicken. Von diesem Praxiseinsatz erwartet das Unternehmen weitere Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Elektroantriebs.", hieß es in der Pressemitteilung vom September 2010.

Im Februar 2012 meldete sich das Unternehmen wieder mit Neuigkeiten zum Strom-Octavia: "Skoda testet intensiv seine Elektrofahrzeug-Flotte auf Basis der jüngst vorgestellten zehn ŠKODA Octavia Green E Line. In der aktuell laufenden Phase dreht sich alles um neue Erkenntnisse aus dem Alltagsbetrieb. Nun setzt Skoda auch eins der Green-E-Line-Elektromobile am Prager Flughafen ein."

Und weiter: "Die Alltagserfahrungen fließen vor allem in das Feintuning der Elektrofahrzeuge ein. Diese werden im nächsten Schritt ab Ende März 2012 ausgewählten Partnern zur Verfügung gestellt."

"Wir prüfen unsere Flotte derzeit auf Herz und Nieren, denn wir wollen den Fahrern unserer Fahrzeuge perfekt abgestimmte Fahrzeuge überreichen. Dabei machen wir keinen Unterschied zwischen Serienfahrzeugen und Testflotten", wurde damals Petr Kristl, Leiter der Entwicklung Elektromobilität/Elektrotraktion bei Skoda, zitiert.

"Bevor wir die Autos in wenigen Wochen unseren Partnern zur Verfügung stellen, wollen wir sichergehen, dass unsere Octavia Green E Line den Alltagsbetrieb spielend meistern können. Zu den Herausforderungen gehören beispielsweise das regelmäßige Pendeln zur Arbeit oder auch ungleichmäßige Stadtfahrten, so Kristl damals weiter.

Die Testflotte der zehn Octavia Green E Line sollte Skoda wichtige kundenrelevante Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Elektroantriebs bis zur Serienreife liefern. Es handelte sich dabei etwa um Lösungen zur Nutzung oder Darstellung neuer Funktionen, die Positionierung der Auflade-Steckdose (!) oder auch darum, wie das mit dem leisen E-Antrieb ausgestattete Fahrzeug akustisch auf sich aufmerksam macht.

Der Testbetrieb der Flotte umfasste drei Phasen: Die erste und zweite Phase dienten vor allem internen Tests bei Skoda: Die Online-Diagnosekommunikation wurde ebenso wie die insgesamt komplexe Begleitung des Kundenbetriebs erprobt. In der kommenden dritten Phase ab Ende März 2012 sollten die E-Fahrzeuge dann externen Partnern wie Energieunternehmen, Bildungsanstalten oder Behörden zur Verfügung stehen.

Dennoch sollte es noch acht Jahre und einen Dieselskandal bis zum Enyaq dauern. Hängen bleiben die Aussagen von 2012, die aus heutiger Sicht eher nach BMW klingen: "Die Aktivitäten des tschechischen Automobilherstellers auf dem Feld der Elektromobilität sind ein wichtiger Bestandteil seiner Antriebs- und Kraftstoffstrategie. Mittelfristig geht dabei Skoda von einem Mix verschiedener Antriebsarten aus. Dazu zählen auch die weitere Optimierung der hocheffizienten TDI- und TSI-Motoren sowie deren Getriebe."

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