Kaum jemand hat dieses Modell auf dem Schirm. Dabei lohnt es sich!
Man redet ja so schön von den "Hidden Champions": Etwa jene Firmen, die zwar Weltmarktführer auf ihrem Gebiet sind, aber dennoch den meisten unbekannt. Oder Automodelle, die etwas im Schatten ihrer berühmten Kollegen stehen. Wie etwa der Skoda Octavia den Scala überstrahlt. Letzterer ist seit 2019 auf dem Markt und bekam 2023 eine größere Modellpflege. Kaum wahrgenommen. Höchste Zeit für einen Test!
8.449 Scala hat Skoda von Januar bis November 2024 in Deutschland neu zugelassen. Das klingt viel und manch anderer Hersteller würde sich bei solch einer Zahl gigantisch freuen. Doch innerhalb des Skoda-Portfolios erreichen alle anderen Modelle (der Elroq ist noch zu frisch) locker das Doppelte, ein Octavia gar die fünffache Menge. Warum eigentlich? Hat der Scala irgendeinen Haken, den wir nicht kennen?
Der Name Scala stammt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt Treppe oder Leiter. Gebaut wird er im Skoda-Stammwerk im tschechischen Mlada Boleslav.
Exterieur | Interieur | Motor/Fahreindrücke | Verbrauch/Preis | Fazit
Dort läuft er gemeinsam mit dem Skoda Octavia vom Band, was man dem Scala durchaus ansieht. Er hat etwas von einer Kurzversion des Octavia, ohne dabei so seltsam zu wirken wie einst ein BMW 3er Compact. Speziell das Facelift von 2023 hat den Scala optisch näher an den Octavia gerückt. Rund 35 Zentimeter trennen übrigens beide Modelle voneinander.
Die neu gestalteten Front- und Heckschürzen sowie die schärfer gezeichneten Scheinwerfer
verleihen dem Scala einen noch sportlicheren Auftritt, hieß es damals. Nun gut, sportlich sind für uns eher andere Autos. Aber der stets fünftürige Scala wirkt so immer noch frisch, ja beinahe zeitlos. Wie für Skoda typisch gibt sich sich Optik ansehnlich, ohne sich Designmätzchen zu leisten.
Unser Skoda-affiner Redaktionskollege war sogar richtiggehend begeistert: Das Styling sei eine Augenweide, das Facelift habe der Front gutgetan. Der Lack habe eine wunderbare Intensität und Tiefe. "Race-Blau Metallic" heißt er und kostet 650 Euro extra. Ebenfalls bei unserem Testwagen dabei: 18-Zoll-Alufelgen des Typs "Ursa Silber" mit Aero-Blende in Schwarz. Kostenpunkt: 1.250 Euro. Wer keinen Chrom mag, sollte zur Topausstattung "Monte Carlo" greifen, dort ist etwa der Grill schwarz.
Wir sehen: Der Scala ist für ein Nicht-SUV relativ hoch. Und bietet mit 2,65 Meter viel Radstand. das hat positive Folgen für den Innenraum.
Und zwar in Gestalt eines sehr guten Platzangebots. Auch hier viel Octavia-Flair, wie unser Kollege anmerkt: "Ein geräumiges Auto, kommt mir fast vor wie im Octavia. Hinten sitzt man auch bei großem Vordermann bequem." Dem ist nichts hinzuzufügen, außer beim Kofferraum: Sein Format liegt über dem normalen Kompaktwagen-Niveau.
Markentypisch sachlich und gut bedienbar ist das Cockpit, netterweise setzt Skoda dort noch verstärkt auf echte Tasten statt auf Touch. Ausnahme ist das in unserem Testwagen verbaute 9,2-Zoll-Navi, serienmäßig blickt man nur auf 8,2 Zoll. Löblich sind aber auch hier große Direktwahl-Flächen für die einzelnen Bereiche wie Telefon, Medien und Co..
Ein digitales Cockpit hat nun jeder Scala serienmäßig, das Format liegt zwischen acht und 10,2 Zoll. Gerade für Navigationsaufgaben lohnt sich der Griff zur größeren Variante. Viel Hartplastik verrät den Kostendruck, immerhin werten in der "Design Selection Lodge" (plus 470 Euro) Stoffe, Chrom und eine Art Alcantara-Ersatz das Ambiente auf. Ein Kritikpunkt ist das harte Leder auf dem Lenkrad, es fühlt sich eher wie Kunststoff an.
Der Einliter-Turbodreizylinder mit 115 PS präsentiert sich im Alltag gut gedämmt, dank 200 Newtonmeter Drehmoment ist er auch durchaus flott: 9,5 Sekunden auf 100 km/h mit Schaltgetriebe. Der Motor reicht vollkommen aus, wenn man nicht gänzlich schaltfaul zum gut geführten Knüppel greift. Der sechste Gang des Scala ist wirklich nur für die Autobahn, aber weniger zur Beschleunigung, sondern zur Geräuschminderung.
Wer es flotter mag, muss zum 1.5 TSI mit 150 PS greifen. Aber auch er ist dank serienmäßigem DSG "nur" 1,3 Sekunden flotter auf 100 als der 1.0 TSI. Diesen gibt es übrigens auch mit 95 PS und fünf Gängen im Basis-Scala. Wer gar nicht schalten möchte, bekommt die 115-PS-Maschine für gut 2.000 Euro Aufpreis mit DSG.
In Sachen Abrollkomfort würden wir es bei den meist serienmäßigen 16-Zöllern belassen und maximal auf 17 Zoll gehen. Das schont auch den Geldbeutel ...
Ein gutes Stichwort mit Blick auf das Kapitel Verbrauch und Preis. Wir ermittelten einen Schnitt von 5,7 Liter, ein hervorragender Wert. 4,7 bis 6,2 Liter nennt Skoda selbst als Spannbreite beim Scala 1.0 TSI. Leider schlägt der Preis heftig ins Kontor: 27.760 Euro kostet die empfehlenswerte Selection-Ausstattung, mit einigen Extras wird die 30.000-Euro-Marke geknackt. Unser Testwagen lag mit Vollausstattung gar bei 37.270 Euro.
Deutlich zu viel, auch mit Blick auf Konkurrenten wie den Kia Ceed, den es aktuell als Auslaufmodell recht günstig gibt. Es lohnt sich der Blick auf Tageszulassungen oder Jahreswagen beim freundlichen Skoda-Händler.
Fasse Dich kurz! So stand es früher in Telefonzellen. Bitte sehr: Der Skoda Scala ist mit 115 PS ein ausgewogenes, angenehm normales Auto mit viel Platz und relativ geringem Verbrauch. Sportlich ist hier nichts. Nur die Preisgestaltung, die einer besseren Bewertung im Weg steht.