Kann der Breitensportler auch als Facelift überzeugen?
Wirklich vorstellen muss man diesen Tschechen hier wohl nicht mehr. Der Skoda Octavia ist eine Bank im deutschen Straßenverkehr. Rund 25 Prozent aller Neuwagenkäufer entschieden sich im letzten Jahr für den langjährigen Bestseller.
Über 90 Prozent machten ihr Kreuz beim praktischen Kombi. Sogar ein Fünftel sieht den Dauerbrenner lieber direkt im Jogginganzug und ordert die RS-Version.
Im 2024er Skoda Octavia RS Facelift gibt es für den GTI-Motor noch einmal 20 PS mehr. Neben einem gegenüber der Serienversion gestiegenen Spaßfaktor wird der Vernunftkauf damit auch optisch etwas aufgewertet.
Hinzu kommt eine üppige Anhängelast von maximal 1.800 Kilogramm und ein Preis unter 50.000 Euro. Die Argumente für den RS liegen also auf der Hand, auch beim Facelift.
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Die Joggingbuchse des Octavia RS besteht aus schwarz abgesetzten Akzenten, Aeroanbauteilen, bis zu 19-Zoll großen Alufelgen und einer dezenten Tieferlegung von 15 Millimetern. Neu beim Facelift ist der Sportauspuff mit schwarzen Endrohren. Matrix-LED-Scheinwerfer gibt es hier serienmäßig. Ansonsten ändert sich zum 2020er Modell optisch wenig. Muss es aber auch nicht.
Mit seiner keilförmigen Grundsilhouette, den prägenden Kanten und der dynamisch schlanken Front wirkt das Skoda-Arbeitstier noch immer modern, frisch und nahezu zeitlos - ob als Kombi oder Limousine. "Never change a running system." Die Sache mit dem RS läuft. Warum also ändern, was nicht geändert werden muss?
Im Innern setzt sich die sportliche Octavia-Version hauptsächlich durch Carbon-Applikationen, rote Ziernähte und Sportgestühl ab. Eine 13-Zoll große Infotainment-Einheit bildet den Mittelpunkt des Cockpits. Über eine zentral angebrachte Schalterleiste können wichtige Funktionen direkt gewählt werden. Das Kombiinstrument kann vielfältige Informationen anzeigen, bietet aber auch Darstellungen mit klassischen Rundinstrumenten.
Insgesamt wirkt der Innenraum angenehm aufgeräumt und zugänglich. Das macht nicht nur optisch einen wertigen Eindruck, sondern auch haptisch. Die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze sorgen zudem für ausreichend Seitenhalt ohne direkt einzuengen. Auch im Fond gibt es erwartungsgemäßen Raum und nette Gimmicks, wie Flaschenhalter in der Armlehne oder eine variabel einsetzbare Handyhalterung.
Und dann wäre da ja noch der Grund, der diesen Breitensportler so beliebt macht: der Kofferraum. 600 Liter schluckt allein die Limousine, ganze 640 Liter der Kombi. Wird die Rückbank umgeklappt, schauen die Augen in einen Raum aus 1.555 oder 1.700 Liter. Wer also äußerst schnell seinen Krempel von A nach B bringen will, ist mit dem Skoda Octavia RS vermutlich bestens beraten.
265 PS aus zwei Litern, 6,4 Sekunden auf 100 (Kombi: 6,5 Sekunden) und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Wer im Skoda Octavia RS BMW M- oder Audi RS-Werte sucht, wird vermutlich schnell das Gähnen beginnen. Hier steht natürlich kein Übersportler. Zwar kommt der EA-888-Motor auch im Skoda Fabia RS Rally2 zum Einsatz, dennoch ist dieser Packesel weit davon entfernt, Rallyesport-Gefühle zu vermitteln.
Der Durchzug des Aggregats ist über das gesamte Drehzahlband jedoch angenehm beständig. Für die ein oder andere dynamisch genommene Kurve oder den Sprint über die freie Autobahn reicht das allemal. Das Fahrwerk ist straff aber komfortabel genug, damit den Kindern im Fond nicht der Lolli aus dem Gesicht fliegt. Wer so durch die Kurven räubert, wird bei durchschaubaren Fahreigenschaften bis hin zum leichten Untersteuern dennoch durchaus Spaß haben.
Sinnvoll ist es in diesen Phasen, die Gangwahl über die Wippen am Lenkrad zu vollziehen, denn das 7-Gang-DSG verzettelt sich dann doch das eine oder andere Mal und braucht zu lang, um im gewünschten Drehzahlbereich zu landen. Was im Popometer noch als agil ankommt, lässt die Lenkung allerdings ein wenig vermissen. Da dürfte gerade im Sportmodus gerne noch ein wenig mehr Rückmeldung kommen.
Die akustische Innenraumbegleitung des drehfreudigen Vierzylinders wirkt jedoch etwas ... sagen wir ... gewöhnungsbedürftig. Dumpf schreiend aggressiv will ich es mal nennen. Vielleicht etwas zu potent für das, was beim Fahrenden ankommt. Stellen Sie sich einfach einen hemdsärmeligen Rapper aus Wanne-Eickel vor, der einen auf 50 Cent macht. Klingt ganz nett, passt aber leider nicht ganz zum Antlitz.
Der Skoda Octavia RS kommt immer mit 2,0-Liter-TSI, 7-Gang-DSG und Frontantrieb. Einen Diesel gibt es nicht mehr. Die Preise für die Limousine starten bei 47.770 Euro, der Kombi kostet mindestens 48.570 Euro.
Zudem zeigt der Octavia RS Mut zur Farbe: ganze sieben Auswahlmöglichkeiten gibt es ohne Aufpreis - darunter das leuchtende Mamba-Grün und das auf den Bildern zu sehende Velvet-Rot Metallic. Wer es extravaganter mag, kann zudem auf fünf Individuallackierungen zurückgreifen. Darunter auch das mythologisch klingende Dragonskin-Gold Metallic.
Die Preise sind nahezu identisch mit dem 2020er Skoda Octavia RS. Das setzt den damaligen Preis nach den Inflationsjahren wieder in ein angemesseneres Verhältnis. 20 PS gibt's dafür umsonst oben drauf. Ansonsten behält die praktische Joggingbuchse ihre Werte: unaufgeregte, zugängliche Performance bei maximalem Nutzwert. Extreme in alle Richtungen gibt es woanders. Der Skoda Octavia RS bleibt Breitensportler.