Wie viel Strom verbraucht der Elektro-Mercedes im realen Verkehr, und wie hoch ist die reale Reichweite?
Der Mercedes EQA ist das kleinste Elektroauto mit Stern; er ist eng verwandt mit dem GLA und entweder mit einem oder zwei Elektromotoren erhältlich.
Für unseren realen Verbrauchstest stand uns der frontgetriebene Mercedes EQA 250 mit 190 PS (140 kW) und 66,5-kWh-Batterie zur Verfügung - also die "Urversion", nicht der kürzlich nachgeschobene EQA 250+ mit größerer Batterie. Auf unserer 360 km langen Standardstrecke (von Rom nach Forlì), auf der es stark regnete, verbrauchte der EQA durchschnittlich 18,60 kWh/100 km. Mit deutschem Haushaltsstrom zu 32 Cent die Kilowattstunde geladen, würde das zu Fahrtkosten von 5,95 Euro/100 km führen. Mit Gleichstrom aus einer schnellen Ionity-Säule (für 0,79 Euro/kWh) lägen die Stromkosten dagegen bei happigen 14,70 Euro/100 km.
Mit einem Stromverbrauch von 18,60 kWh/100 km rangiert der Mercedes EQA 250 im Ranking unserer Testergebnisse leicht unter dem Durchschnitt der Elektroautos. Er landet knapp hinter dem deutlich größeren und leistungsstärkeren Mercedes EQS 450+ (17,5 kWh/100 km) und dem Opel Corsa-e (ebenfalls 17,5 kWh) sowie dem Ford Mustang Mach-E Extended Range (17,0 kWh).
Mehr als der EQA verbrauchten der Lexus UX 300e (18,7 kWh), der Jaguar I-Pace EV400 (18,8 kWh) und der Audi e-tron 55 quattro (19,0 kWh). Bei alldem ist zu beachten, dass der Regen den Stromverbrauch des Mercedes EQA etwas erhöht haben dürfte.
Bei der getesteten Version handelte es sich um die italienische Premium-Ausstattung mit Extras wie Metallic-Lackierung und 19-Zoll-Rädern, die den italienischen Listenpreis auf 57.705 Euro bringen. In Deutschland gibt es nur eine Ausstattung für den EQA, und die kostet ohne Extras 47.541 Euro.
Die Serienausstattung der Premium-Version ist gut, aber Funktionen wie Spurhalteassistent, Abstandstempomat und schlüsselloser Zugang fehlen. Die exzellente Qualität der Materialien und der Verarbeitung wiegt dieses Manko aber auf. Insgesamt bietet der Wagen viel Komfort, einen großzügigen Innenraum, eine gute Geräuschdämmung und hervorragende fahrdynamische Eigenschaften.
Die 190 PS (140 kW) reichen für jede Situation aus und ermöglichen schnelle Überholmanöver. Die Fahrmodi ermöglichen eine Einstellung des Leistungsniveaus; im Eco-Programm wird auch der Stromverbrauch optimiert.
In verschiedenen Verkehrssituationen bleibt der Stromverbrauch des Mercedes EQA ziemlich konstant, wenn auch nicht extrem niedrig. Auch auf der (italienischen) Autobahn gibt es hier keine negativen Überraschungen.
Mit der 66,5-kWh-Batterie (Nettokapazität) schafft man fast immer 300 km. 400 km sind nur bei sehr vorsichtiger Fahrweise auf der Landstraße zu erreichen. Aufgeladen wird mit bis zu 11 kW Wechselstrom. Mit Gleichstrom steigt die Ladeleistung auf über 100 kW und eine Ladung (10-80 %) dauert etwas mehr als eine halbe Stunde.
Hier unsere Ergebnisse im Einzelnen:
Fahrzeug: Mercedes EQA 250 Premium (Ausstattung in Deutschland nicht angeboten)
Deutscher Listenpreis: 47.541 Euro
Testdatum: 21. April 2022
Wetter (Abfahrt/Ankunft): neblig-Regen, 22 Grad/ Regen, 11 Grad
Während der Tests insgesamt gefahren: 840 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Roma-Forlì: 75 km/h
Reifen: Pirelli Scorpion Winter - 235/50 R19 M+S
Bordcomputer-Anzeige: 18,60 kWh/100 km
An der Ladesäule bestimmter Verbrauch: -
Mittel aus diesen Werten: 18,60 kWh/100 km
Strompreis: 0,32 Euro/kWh
Stromkosten: 5,95 Euro/100 km
Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.
Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).
Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.
Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.
Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).
Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 32 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland im Jahr 2020 mit 19% Mwst. laut Bundeswirtschaftsministerium). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.