Wie weit kommt der neue Elektro-VW im realen Verkehr mit einer Ladung?
Der ID.3 ist für VW in vielerlei Hinsicht der Durchbruch in Richtung Elektroauto. Er ist der batteriebetriebene Erbe des Golf und zusammen mit dem ID.4 das Vorzeigemodell des neuen Null-Emissions-Trends in Wolfsburg.
Ein so wichtiges Auto mussten wir unbedingt in unseren wöchentlichen Verbrauchstest schicken. Wir testeten die (in Deutschland nicht mehr konfigurierbare) 1st Edition mit 150 kW (204 PS) und 58-kWh-Batterie. Das Ergebnis war ein Durchschnitt von 17,20 kWh/100 km, was mit deutschem Haushaltsstrom 5,16 Euro/100 km entspricht.
Der vom ID.3 erzielte Verbrauch von 17,20 kWh/100 km ist nicht rekordverdächtig. So konnten wir die 360 km unserer Standardstrecke nicht mit einer Ladung zurückzulegen, sondern mussten zwischendurch laden. Im Ranking von Motor1.com Italien (Kategorie Elektroauto), liegt er im unteren Bereich, gleichauf mit dem eine Klasse niedriger antretenden Opel Corsa-e, der den Test allerdings bei noch niedrigeren Temperaturen absolvierte.
Aber bleiben wir bei den Elektro-Kompaktwagen. Besser als unser VW schnitten ab: der Kia e-Soul 64 kWh (15,9 kWh), der Nissan Leaf 40 kWh (13,1 kWh) und der Stromspar-König Hyundai Kona Electric 64 kWh (12,0 kWh). Aber wir werden versuchen, das Auto noch einmal zu einer anderen Jahreszeit und bei höheren Temperaturen (wir testeten bei 10 bis 14 Grad) zu testen, um zu sehen, wie der ID.3 dann abschneidet.
Bei dem getesteten Auto handelte es sich um die Topversion der Einführungsmodelle, die 1ST Edition Max. Sie bot eine sehr komplette Ausstattung, darunter 20-Zoll-Felgen, Matrix-LED-Scheinwerfer, Panoramadach und Head-up-Display. In Deutschland gibt es den ID.3 mit dem gleichen Antrieb und gleicher Batterie (58 kWh und 150 kW) ab etwa 36.500 Euro. Dafür erhält man die Version Pro Performance Upgrade. Die ausstattungsmäßig wohl besser zum getesteten Modell passende Version, der ID.3 Max, kostet 47.105 Euro vor Förderung.
Die umfassende Ausstattung, technische Glanzleistungen sowie Material-Highlights machen den ID.3 zu einem echten Elektro-Raumschiff, das einfach zu fahren ist, obwohl es sich um ein Zukunftsauto handelt. Seine Leistung, die Agilität und der Reisekomfort machen ihn extrem angenehm.
Das Raumgefühl und die Helligkeit im Innenraum sind großartig, ebenso wie das Gefühl, mit all den präzisen und gut kalibrierten Fahrhilfen bereits in der Zukunft unterwegs zu sein. Die Polsterung, die Bedienelemente und andere Details sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, machen den ID.3 aber zu etwas wirklich Neuem, Anderem und sehr Befriedigendem.
Der ID.3 schafft mit der 58-kWh-Batterie problemlos 300 Kilometer, nur unter den günstigsten Bedingungen sind 400 km erreichbar. Sehr praktisch ist die Aufladung mit 100 kW Gleichstrom, die es erlaubt, an einer Ionity-Station in etwas mehr als einer halben Stunde aufzuladen (von 10 auf 80 Prozent).
Auf der Autobahn und bei sportlicher Fahrweise sinkt die Reichweite deutlich, aber das ist bei fast allen Elektroautos so. Wer mit einer Akkuladung weiter kommen will, kann ein Modell mit 77-kWh-Akku bestellen (ID.3 Pro S oder ID.3 Tour). Damit sollen über 500 km möglich sein.
Hier sind unsere Testergebnisse im Einzelnen:
ModellKraftstoffLeistungStromverbrauch (WLTP)Reichweite (WLTP)LeergewichtVW ID.3 MaxStrom150 kW15,8 kWh/100 km416 km1.805 kg
Fahrzeug: VW ID.3 1st Edition Max (in Deutschland nicht mehr konfigurierbar)
Deutscher Listenpreis: 47.105 Euro (ID.3 Max, mit 58 kWh und 150 kW)
Testdatum: 20. November 2020
Wetter (Abfahrt/Ankunft): veränderlich, 14 Grad/ Regen, veränderlich, 10 Grad
Insgesamt bei den Tests gefahren: 895 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 78 km/h
Reifen: Bridgestone Turanza Eco - 215/45 R20
Bordcomputer: 17,2 kWh/100 km
An der Ladesäule bestimmter Verbrauch: k.A.
Mittel aus diesen Werten: 17,20 kWh/100 km
Strompreis: 0,30 Euro/kWh
Stromkosten: 5,16 Euro/100 km
Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.
Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).
Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.
Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.
Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).
Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland laut BDEW, Stand 7/2019). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.