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VW Nivus Highline (2020) im brasilianischen Supertest

Unsere Kollegen sind 1.000 Kilometer mit dem Polo-Cousin gefahren

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VW baut sein SUV-Angebot weiter aus: Ende 2021 kommt der Nivus nach Europa, ein schnittiger Ableger des T-Cross. In Brasilien wird er bereits gebaut und verkauft. Unsere dortigen Motor1-Kollegen haben ihn im Rahmen eines "Supertests" über 1.000 Kilometer ausführlich unter die Lupe genommen. Hier sind ihre Eindrücke.

Eine Anmerkung noch: Unter der Haube steckte der bekannte 1.0 TSI mit 116 PS Leistung. Mit dem in Brasilien populären Ethanol-Kraftstoff kommt der Dreizylinder auf 128 PS. Aufgrund der lokalen Fertigung ist der Nivus zudem recht preiswert, die Europa-Version wird teurer sein.

Volkswagen ist nicht gerade für die Kühnheit seiner Autos bekannt, besonders wenn es um das Design geht. Im Allgemeinen sind die Modelle der deutschen Marke nüchtern. Dieser Konservatismus wird im Polo-Trio ganz deutlich: Das Schrägheck, die Limousine Virtus und der SUV T-Cross sind stilistisch ganz traditionell. Aber der brasilianische VW-Zweig sah eine Lücke in dieser Familie.

Im Wissen um den Erfolg von SUV-Coupés im Premium-Segment, wie dem BMW X6 und Porsche Cayenne Coupé, entwickelte das hiesige Team mit dem Nivus einen Crossover, der Elemente von Polo und T-Cross vereint und in ein Coupé-Format verpackt. Oha, ein VW kühn in Konzept und Aussehen?

Für den ersten Test haben wir uns nicht für einen normalen Fahrbericht mit technischen Daten entschieden, sondern für einen Supertest mit Stadt, Autobahn, Schnellstraßen, kurvigen Hügeln und sogar einer Art Geländestrecke von über 40 Kilometer, insgesamt eine Distanz von über 1.000 km für den neuen VW.

In der Stadt

Im Grunde genommen ist der Nivus eher ein Polo-Crossover als ein T-Cross-Coupé. Er nutzt den Radstand des Polo (2,56 Meter) mit einem verlängerten Heck, um einen größeren, gut 415 Liter fassenden Kofferraum zu bieten - und übertrifft damit nicht nur den 300-Liter-Polo, sondern auch die 373 Liter des T-Cross. Im Innenraum ist der Nivus sehr nah am Polo. Aber die Insassen sitzen höher, einschließlich des Fahrers. Selbst in der niedrigsten Sitzposition hat man im Nivus eine bessere Sicht nach vorne. Das dritte, breitere Seitenfenster im Vergleich zum Polo verbessert ebenfalls die Übersicht, ebenso wie die größere Heckscheibe.

Motor und Getriebe sind vom Polo und T-Cross bekannt: 1.0 TSI, ein Dreizylinder-Benziner mit Turbo und Direkteinspritzung, der (mit Ethanol) 128 PS Leistung und 200 Nm Drehmoment liefert, gekoppelt an eine 6-Gang-Automatik. Neu ist, dass der VW das Getriebe umprogrammiert hat, so dass es sich besser mit dem Motor versteht. Für eine Wandlerautomatik schaltet es recht agil, auch bei den manuellen Schaltvorgängen über die Wippen am Lenkrad. (Anmerkung der deutschen Redaktion: In Europa wird sehr wahrscheinlich ein DSG zum Einsatz kommen.) Das Lenkrad ist übrigens neu und cooler als das von Polo und T-Cross.

Die elektrische Lenkung erweist sich als gut kalibriert wie bei den Brüdern. Beim Einparken konnten wir in der getesteten Highline-Version auf die Hilfe der Rückfahrkamera und der Heck- und Frontsensoren zählen. Das Fahrwerk ist 10 Millimeter höher als beim Polo, die Räder mit 17-Zoll-Felge sind mit Reifen der Dimension 205/55 bestückt (gegenüber 195/50 bei der 16-Zoll-Version), was insgesamt 17,7 cm Bodenfreiheit ergibt.

Als der aktuelle Polo 2017 auf den Markt kam, fiel vielen auf, dass er weicher ist als die meisten VWs, vor allem im Vergleich zu Gol und Fox. Jetzt kommt der Nivus mit einer ähnlichen Abstimmung, ist aber immer noch ein wenig komfortabler als der Polo.

Der innerstädtische Verbrauch lag bei 8,1 km/Liter Ethanol, gegenüber 8,5 km/Liter beim Polo, was unter anderem mit dem höheren Gewicht (52 kg) und den breiteren Reifen begründet wird.

Autobahn

Nach einer Rundfahrt durch São Paulo fuhren wir auf dem Ayrton-Senna-Highway in Richtung Campos do Jordão. Bei gutem Asphalt und freier Strecke stellten wir fest, dass der Nivus das Tempolimit der Straße (120 km/h) mühelos hält, wobei der Motor im sechsten Gang mit etwa 2.500 U/min dreht. Dennoch, die höhere Bodenfreiheit, die breiteren Reifen und die geringere Aerodynamik ließen den Crossover hier mehr verbrauchen als den Polo: durchschnittlich 11,6 km/Liter gegenüber 12,1 km/Liter beim Polo.

Obwohl er etwas höher als der Polo ist, kommt der Nivus diesem beim Fahrverhalten sehr nah. Die Lenkung gewinnt mit zunehmender Geschwindigkeit an bemerkenswerter Straffheit und die Karosserie bleibt gut auf der Straße, mit großer Stabilität auf geraden Strecken. Auch die Bremsen folgen denen des Polo, mit Scheiben an allen vier Rädern und einem festen Pedal, das Sicherheit vermittelt.

Der Dreizylinder-Motor ist nicht der laufruhigste in seiner Klasse, aber, wiederum im Vergleich zum Polo, haben wir festgestellt, dass der Nivus besser isoliert ist, was Geräusche und Vibrationen angeht, die sowohl vom Motor als auch von der Fahrbahn kommen. Auf der Straße ist der Crossover spürbar leiser.

Der Sitzkomfort ist derselbe wie beim Polo, auch nach ganztägiger Fahrt gibt es keine Beschwerden. Gut: Es gibt exklusive Belüftungsdüsen für die Insassen der Rücksitze.

Der "ruhigere" Teil unserer Reise diente auch dazu, das neue Multimedia-Center "VW Play" zu testen, das zusammen mit dem Nivus in Brasilien debütiert. Es zeichnet sich durch einen großen 10,1-Zoll-Bildschirm und eine hervorragende Auflösung aus, außerdem kann es Anwendungen wie Waze verwenden. Außerdem verfügt es über eine kabellose Apple Carplay- und Android Auto-Verbindung. Allerdings fehlt dem Nivus eine kabellose Handy-Ladeschale, denn auf langen Fahrten müssen Sie das Kabel benutzen, damit der Akku des Telefons nicht leer wird.

Bergauf (und bergab)

Der Anstieg nach Campos do Jordão (Eine Stadt auf 1.628 Metern Höhe gegenüber den 760 Meter der Hauptstadt São Paulo) stellte den Atem und die Stabilität des Crossovers auf die Probe. Wie bereits aus anderen Anwendungen bekannt, hat der 1.0 TSI-Motor als Highlight ein Drehmoment von 200 Nm, das von 2.000 bis 3.500 U/min anliegt. (Weshalb auch 200 TSI am Heck steht.) Mit anderen Worten: Es braucht nicht viel Druck afs Gaspedal, damit der Nivus trotz seiner 1.199 Kilogramm zufriedenstellend reagiert. Er zeigte eine gute Überholfähigkeit und erlaubte es uns mit zwei Personen an Bord, ein gutes Durchschnittstempo zu fahren.

Die Fahrleistungen liegen erwartungsgemäß zwischen dem Polo und dem T-Cross - aber näher am zweiten. Tage später, auf der Teststrecke, dauerte die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h 10,3 Sekunden, die von 80 auf 120 km/h erfolgte in 7,2 Sekunden. Das Bremsverhalten war hervorragend, mit nur 36,1 Metern bei 100 km/h bis zum völligen Stillstand.

Auch die Dynamik des T-Cross erinnert stark an den Polo. Sowohl im Anstieg des Campos-Gebirges als auch in der Abfahrt südlich von Minas Gerais war das SUV in blitzschnellen Kurven und bei verschiedenen Geschwindigkeiten sehr gefordert und zeigte stets ein ausgewogenes Verhalten.

Die etwas höhere Aufhängung beeinflusst die Stabilität nicht negativ, so dass die Karosserie gut eingedämmt abrollt, während die 17-Zoll-Felgen mit 205/55-Bereifung reichlich Grip bieten. Bei Bedarf kommt die elektronische Differenzialsperre (XDS) ins Spiel. Die Bremsen haben sich auch bergab als effizient erwiesen, ohne Anzeichen von Fading.

Ein Hauch von Gelände

In Monteiro Lobato angekommen, fuhren wir nach dem Abstieg von Campos nach São Francisco Xavier, von wo aus die Landstraße nach Joanópolis abzweigt. Es ist ein Weg ohne größere Hindernisse, aber mit vielen Steinen, die manchmal Vorsicht erfordern, um die Reifen nicht zu beschädigen - obwohl sie ein höheres Profil als der Polo haben, haben die Pirelli Cinturato P7 do Nivus ein Design, das ganz auf Asphalt ausgerichtet ist.

Die Bodenfreiheit von 17,7 cm reichte aus, um das SUV ohne Aufsetzer zu fahren, während der Kontakt zur Straße sicher und mit einem Hauch von Spaß blieb und sogar kontrolliertes Schleudern auf dem Kieselsteinboden erlaubte.

Die Aufhängung absorbierte den Großteil der Stöße, die vom Boden kamen, gut und ließ nur die größten Schlaglöcher in die Kabine durch, während die Abdichtung der Türen und des Kofferraums effizient genug war, um das Eindringen von Staub in das Innere des Fahrzeugs zu ermöglichen. Während der mehr als 40 km langen Schotterstrecke wurden einige Abrollgeräusche wahrgenommen, die aber verschwanden, sobald wir wieder auf den befestigten Boden kamen.

Fazit:

Rechnet man diese Fahrt plus die Stadtstrecken und die Fahrt zur Teststrecke hinzu, so haben die insgesamt 1.000 km mit dem VW Nivus gezeigt, dass er eine interessante Alternative für diejenigen ist, die in Sachen Kofferraum und Ausstattung aufsteigen wollen, aber den T-Cross zu konventionell im Design finden. Uns gefällt auch die größere Vielseitigkeit im Vergleich zum Polo, die vor allem durch die höhere Bodenfreiheit gegeben ist. Aber was den Nivus beliebt machen sollte, ist das Design. Bei den Reisestopps hörte ich am häufigsten die als Kompliment gemeinte Frage: "Ist der importiert?".

Fotos: Autor/Motor1.com Brasilien

 

Messwerte Motor1 Brasilien  Nivus Highline Beschleunigung  0-60 km/h4,5 Sek. 0-80 km/h7,0 Sek. 0-100 km/h10,3 Sek. Elastizität  40-100 km/h im S-Modus7,9 Sek. 80-120 km/h im S-Modus7,2 Sek. Bremsweg  100 km/h auf 036,1 m 80 km/h auf 022,3 m 60 km/h auf 012,9 m

 
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