Wie viel Diesel braucht das Plug-in-Hybrid-SUV im realen Verkehr?
Der Mercedes GLE 350 de 4Matic verfolgt als SUV mit Plug-in-Hybrid-Antrieb ein übliches Konzept, doch hier arbeitet ausnahmsweise mal ein Dieselmotor unter der Haube. Die große Batterie ermöglicht eine stolze elektrische Reichweite von über 100 Kilometer. Wir haben den Neuling im realen Straßenverkehr getestet. Auf unserer Standardstrecke von Rom nach Forlì hat er einen hervorragenden Durchschnitt von 3,95 Liter/100 km erzielt.
Dieser Wert ist vor allem dem 31,2 kWh großen Akku zuzuschreiben, mit der wir von unserem Startpunkt im Zentrum von Rom aus 103 Kilometer rein elektrisch fuhren - ein absoluter Rekord, der lange unerreicht bleiben dürfte. Die Kosten für den Dieselkraftstoff betragen 4,27 Euro/100 Kilometer. Hinzu kommen noch die Stromkosten, die bei Verwendung von Haushaltsstrom (30 Cent/ kWh) für einen vollen Akku bei knapp 10 Euro liegen.
Im Ranking unserer Testergebnisse liegt der elektrisch aufladbare Mercedes GLE mit seinen 3,95 Liter/100 km im oberen Drittel. Ein gutes Ergebnis angesichts von Leistung und Größe dieses großen Wagens. Besser im Bereich Plug-in-SUVs waren nur kleinere Modelle mit Zweiradantrieb wie der Kia Niro PHEV (3,30 Liter/100 km) und der Ford Kuga 2.5 Plug-in-Hybrid 2WD (3,80 l/100 km), die allerdings beide mit Benzin betankt werden.
Weiter hinten liegen der Peugeot 3008 Hybrid4 300 e-EAT8 (4,05 Liter), der Audi Q5 55 TFSI e quattro S tronic (5,25 Liter) sowie der Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid (5,95 Liter) - auch diese Modelle fahren mit Benzin.
Neben der großen elektrischen Reichweite von rund 100 km zeigt der Mercedes GLE 350 de 4Matic auf der Straße ausgezeichnete Reise-Qualitäten des Reisenden, er ist komfortabel und leise, auch dank der serienmäßigen Luftfederung.
Nicht einmal die optionalen 21-Zoll-Felgen ändern daran etwas. Der Antrieb mit 320 PS Systemleistung verleiht dem Maxi-SUV zudem eine fast sportliche Agilität. Die Neungang-Automatik schaltet gut, schnell und präzise, wenn auch mit kleinen Unsicherheiten aufgrund der Steuerung der beiden Motoren.
Die getestete italienische "Premium"-Ausstattung verfügte über zwei große MBUX-Bildschirme, Multibeam-LED-Scheinwerfer und elektrisch beheizten Sitze mit Memory-Einstellung, dazu 21-Zoll-Felgen, Panorama-Schiebedach, Metallic-Lackierung und Fahrerassistenzpaket.
Diese Version wird in Deutschland nicht angeboten, doch die Basisversion kostet hierzulande etwas über 75.400 Euro. Die großen MBUX-Bildschirme (beide 12,3 Zoll) und die Sitzheizung sind in Deutschland serienmäßig. Die Multibeam-Scheinwerfer kosten etwa 1.500 Euro, das Memory-Paket ungefähr 1.200 Euro, die 21-Zöller rund 2.100 Euro Aufpreis, das Schiebedach knapp 1.600 Euro, der graue Metallic-Lack etwa 1.000 Euro und das Assistenzpaket etwa 2.200 Euro. Insgesamt dürfte man so bei etwa 85.000 Euro landen.
Etwas überraschend ist, dass die getestete Version weder das schlüssellose Zugangs- und Startsystem noch die klimatisierten Vordersitze besitzen. Schade auch, dass wir das Gleichstrom-Ladesystem (CCS, bis 60 kW) nicht ausprobieren konnten, da es bei unserem Testauto nicht vorhanden war.
Im rein elektrischen Modus fährt der Plug-in-GLE sehr ruhig und gleichmäßig. Der 100 kW (136 PS) starke Elektro-Motor bewegt die enorme Masse des SUVs problemlos. Ebenso überraschend ist, dass der Stromverbrauch in jeder Fahrsituation niedrig bleibt und meist eine elektrische Reichweite von rund 100 km ermöglicht:
Wenn der GLE 350 de 4Matic bei praktisch leerer Batterie mit Dieselkraftstoff bewegt wird, bleibt er mit seinen 700 Newtonmeter Gesamtdrehmoment sehr flott, auch wenn ein Sechszylinder für einen sportlichen Fahrer attraktiver wäre. Tatsache ist jedoch, dass der Kraftstoffbedarf in jeder Situation niedrig bleibt - niedriger als beispielsweise bei dem noch stärker motorisierten BMW X7 M50d oder dem Range Rover Evoque mit Mildhybrid-Diesel.
ModellKraftstoffSystemleistungAbgasnormCO2-Emissionen
(NEFZ)Verbrauch
(NEFZ)Mercedes GLE 350 de 4MaticDiesel320 PSEuro 6d-ISC-FCMk.A.k.A.
Fahrzeug: Mercedes GLE 350 de 4Matic
Deutscher Listenpreis: 75.377 Euro
Testdatum: 21. August 2020
Wetter (Abfahrt/Ankunft): heiter, 37 Grad/heiter, 32 Grad
Insgesamt gefahren: 952 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 80 km/h
Reifen: Continental SportContact 6 - 275/45 R21 vorne, 315/40 R21 hinten
Bordcomputer-Anzeige: 4,0 Liter/100 km
An der Zapfsäule ermittelter Verbrauch: 3,9 Liter/100 km
Mittel aus diesen Werten: 3,95 Liter/100 km
Kraftstoffpreis: 1,08 Euro/Liter (Diesel)
Spritkosten: 4,27 Euro/100 km
Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet.
Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna).
Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr.
Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule.
Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung).
Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro kWh (gerundeter Durchschnittspreis für 1 kWh Haushaltsstrom in Deutschland laut BDEW, Stand 7/2019). Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.