Der Polo-Rivale ist richtig schick geworden
Was für ein großes Blinkersymbol! Fast so, als wolle der fette Pfeil im Cockpit deutlich machen, wohin Hyundai strebt: Auf die Überholspur, vorbei an der Konkurrenz. Die Zeichen dafür stehen gut: Bereits bei seiner Weltpremiere im Frühjahr 2020 hatte der neue i20 für viele positive Reaktionen gesorgt. So scharf sah schon lange kein Kleinwagen mehr aus!
Aber die Optik ist das Eine, die Praxis das Andere. Wir hatten jetzt bereits die Gelegenheit, einen seriennahen Prototypen des neuen Hyundai i20 fahren zu können.
GB ist raus. Nein, nicht nur in Sachen Brexit. Sondern auch das mit diesem Kürzel versehene Vorgängermodell des neuen Hyundai i20 (BC3 heisst er übrigens intern). 2014 kam der "alte" i20 auf den Markt, 2018 folgte ein Facelift. Hässlich ist er beileibe nicht, doch sein Nachfolger macht einen Quantensprung beim Design.
Jetzt duckt sich die markante Frontpartie samt großem Grill nach unten, in Richtung Heck fällt die gezackte C-Säule auf. Aus meiner Sicht ist der Hintern mit dem umlaufenden Leuchtenband die Schokoladenseite des neuen Hyundai i20. Einzig in dunklen Lackierungen verliert die Optik etwas an Spannung. Das kräftige Blau von der Weltpremiere hat da schon mehr Wow-Effekt:
Muss man beim Platzangebot für die feine Formgebung büßen? Mitnichten. Hyundai hat den neuen i20 leicht vergrößert: Plus 30 Millimeter in der Breite, 5 Millimeter in der Länge, 10 Millimeter mehr Radstand. Dazu sank die Höhe um 24 Millimeter. Sehen wir uns die Folgen in der Übersicht an:
LängeBreiteHöheRadstandHyundai i20 (2020)4.040 mm1.750 mm1.450 mm2.580 mm
In den Kofferraum passen sehr respektable 351 Liter Gepäck im Normalzustand, ein Plus von 25 Liter. Ich stelle den Fahrersitz für mich ein (1,88 Meter, kein Sitzriese) und wechsle in den Fond. Ein sehr gutes Platzangebot und noch ordentlich Luft für meine Knie! Auch nicht schlecht: Auf Wunsch gibt es hinten sogar eine Sitzheizung. Eine verringerte Gürtellinie und ein kleines seitliches Heckfenster lassen mehr Licht in den Innenraum.
Doch wieder zurück ins Cockpit. Das Armaturenbrett des neuen Hyundai i20 sieht, man möge es mir verzeihen, einfach nur geil aus. Die Luftausströmer finden ihre Fortsetzungen in geriffelten Blenden. Im Testwagen blicke ich auf einen vorzüglich integrierten 10,25-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole. Im gleichen Format erstrahlt die digitale Instrumententafel.
Typisch für Hyundai ist alles einwandfrei bedien- und ablesbar. Explizit weist man mich (und damit auch Sie, verehrter Leser) darauf hin, dass die Hartplastikverkleidungen auf dem Armaturenbrett und in den Türen noch NICHT dem Serienstand entsprechen. Hier wird es in der endgültigen Fassung geschäumter, genarbter, schlicht nobler zugehen. Im Bild oben können sie direkt vergleichen: Links der Prototyp, rechts die finale Version.
Vor allem eine Neuigkeit: Hyundai rüstet den neuen i20 massiv mit Assistenzsystemen auf. So gibt es etwa einen navigationsbasierten adaptiven Tempomat, einen Tempolimitwarner, einen Spurfolge-Assi und einen aktiven Totwinkelwarner, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ja, aber das kostet doch bestimmt alles extra! Zum Teil ist das richtig. Aber bereits das Basismodell wird deutlich aufgewertet. Serienmäßig sind dort unter anderem folgende Dinge: Der Tempolimitwarner (ISLA), ein aktiver Spurhalte-Assistent, ein Tempomat, ein Lichtsensor mit Fernlicht-Assistent und ein Müdigkeitswarner.
Bei den Motoren gibt es ausschließlich Benziner, der Diesel verschwand im i20 mangels Nachfrage schon 2018. Neu ist ein 48-Volt-Mildhybridsystem für den 1,0-Liter-Turbobenziner. Bei der Variante mit 100 PS ist es optional, bei 120 PS serienmäßig. Hier die Übersicht:
Hyundai i20 (2020)1.2 MPI1.0 T-GDI 74 kW1.0 T-GDI 88 kW 48VMotor4-Zylinder-Sauger3-Zylinder-Turbo3-Zylinder-TurboHubraum (ccm)1.197999999Leistung in kW (PS)62 (84)74 (100)88 (120)Drehmoment (Nm)118 bei 4.000 U/min172 bei 1.500 U/min200 bei 2.000 U/minGetriebe5MT6MT / 7DCT6iMT / 7DCTBeschleunigung 0-100 km/h13,1 Sek.10,4 / 11,4 Sek.10,2 / 10,3 Sek.AbgasnormEuro 6dEuro 6dEuro 6d
Das Kürzel iMT ist bereits vom facegelifteten i30 bekannt, es beschreibt die elektronisch geregelte Kupplung. Bei meinem Testfahrzeug handelte es um den i20 mit dem 100 PS starken 1,0-Liter-Turbo.
Ein gut gedämmter Motor, der sauber nach vorne marschiert und kaum Wünsche offenlässt. Er reicht für den Alltag voll und ganz aus. Sehr gut haben mir die exakte Schaltung und die direkte Lenkung gefallen. Beides macht Lust auf den Hyundai i20 N, der sich weit entfernt am Horizont abzeichnet.
Einziger Wermutstropfen: Mit den verbauten 17-Zöllern rollt der i20 etwas straff ab. Aber auch hier sollte man die finale Serienversion abwarten. Denkbar ist jedoch, dass 16-Zoll-Räder den besseren Kompromiss darstellen.
Im September 2020, so sagt es uns Hyundai. Zu den Preisen gibt es noch keine präzise Auskunft. Nur so viel: Trotz der Assistenten-Aufrüstung soll die Basisversion nicht wesentlich teurer werden. Der Kunde bekommt also deutlich mehr Ausstattung für sein Geld. 13.637,31 Euro kostet der i20 "Pure" mit 84 PS und 16 Prozent Mehrwertsteuer aktuell, mit 19 Prozent sind es 13.990 Euro. Im Gespräch sind um die 14.000 Euro, also kaum mehr als bislang. Und das ist mal ein Wort.
Baut Hyundai den derzeit besten Kleinwagen auf dem Markt? Es sieht fast so aus, wenngleich noch die finale Version abzuwarten ist. Aber was wir verkosten konnten, macht Lust auf mehr: Optik, Platzangebot und Fahreigenschaften sind schon jetzt richtig klasse.