Im zu Ende gehenden Jahr 2017 gab es so manche schicke Neuvorstellung, so manches gelungene Auto. Aber auch jede Menge Design-Flops und Ärgerliches. Hier der subjektive Rückblick unserer Redaktion - da die Meinungen nicht immer übereinstimmen, aufgeteilt nach den Redakteuren.
Das erste Modell der neuen Volvo-Marke Polestar ist für mich eine der schönsten Neuvorstellungen des Jahres. Das Coupé mit Plug-in-Hybrid-Antrieb hat optische Ähnlichkeiten mit dem S90, ist aber mit 4,50 Meter deutlich kürzer. Ziemlich lang hin ist es allerdings noch bis zum Marktstart: Mitte 2019 steht das Auto beim Händler.
Der A8 hat mich auf meiner Testfahrt weniger mit seinen autonomen Fahrfähigkeiten beeindruckt - die Level-3-Fähigkeiten waren aus rechtlichen Gründen noch nicht freigeschaltet. Es waren auch nicht so sehr die zahlreichen Assistenten oder das 48-Volt-Bordnetz. Wirklich verblüfft war ich, als ich das Flaggschiff über eine wirklich schlechte Piste mit zehn Zentimeter tiefen Schlaglöchern steuerte: Der A8 ging unbeeindruckt darüber hinweg, und das mit dem Serienfahrwerk (mit Luftfederung und adaptiven Dämpfern).
Gern hätte ich als drittes Auto noch einen Wagen für seinen gewaltigen Vortrieb gelobt, aber umgehauen hat mich im Jahr 2017 in dieser Hinsicht eigentlich kein Fahrzeug. Also noch ein schönes Auto: Der neue CLS gefällt mir sehr, und das, obwohl ich das Karosseriedesign bei Mercedes sonst nicht sehr mag. Aber das Viertürer-Coupé sieht mit den scharf geschnittenen Scheinwerfern gut aus, viel besser als die E-Klasse. Auch das matte Grau, das als Launchfarbe dient, passt gut zu dem Wagen. Ich muss dem Kollegen Roland Hildebrandt aber zustimmen, was das Heck angeht: Es ist eher misslungen.
Ein kompletter Flop in puncto Design ist das Lambo-SUV. Die riesigen Luftlöcher an der Front sind maßlos übertrieben, sie erscheinen mir zu pubertär. Das Heck ist ebenso hässlich, nur die Seitenansicht geht einigermaßen. Die Designer versuchten offenbar, die extrem kantigen Formen des Urus auf eine ganz andere Karosserieform zu übertragen. Zumindest ein paar der unzähligen Blechfalten hätten sie dabei weglassen können.
Ganz schlimm in puncto Optik ist auch der X2. Dabei habe ich nichts gegen Coupé-SUVs, die von Infiniti zum Beispiel finde ich sehr schick. Aber die normale Version des X2 mit den mattgrauen Plastikteilen ist mir zu verbastelt. Die M-Sport-Version wird ganz in Wagenfarbe lackiert und sieht viel besser aus.
Nichts gegen den normalen Hyundai i30, aber der Fastback hat kein schönes Heck. Vielleicht liegt es ja auch an den Bildern, die etwas Grau in Grau sind, aber ich hätte viel lieber das normale Schrägheck. Ich versuche mich damit zu trösten, dass das Fastback-Heck zumindest eigenständig ist - Ähnliches gibt es in dieser Klasse sonst nicht.
Für mich die Überraschung des Jahres: Der neue SsangYong Rexton sieht nicht nur deutlich schicker als der alte, er fährt sich auch ziemlich gut und das Interieur kann sich wirklich sehen lassen. Ab 30.990 Euro bekommt man das 4,85 Meter lange SUV, das gegen Kia Sorento, Hyundai Santa Fe oder Skoda Kodiaq antreten soll. Als Motor gibt es ausschließlich einen fantastisch klingenden 181 PS starken Diesel.
Der Wrangler wird als Drei- und Fünftürer neu aufgelegt. Und Jeep scheint alles richtig zu machen, denn auf den ersten Blick sind gegenüber der alten Version kaum Veränderungen erkennbar. Er wird also eine Institution im Gelände bleiben. Punkt. Gut gefällt mir außerdem die neue Motorenvielfalt: So kann man es mit dem 3,6-Liter-V6-Saugbenziner traditionell angehen lassen, oder man wählt einen neuen 2,0-Liter-Turbobenziner mit 274 PS und einem Mildhybrid-System. Der vorgestellte 3,0-Liter-V6-Diesel ist für die USA vorgesehen.
Beim neuen Leaf macht Nissan endlich Schluss mit der froschigen Optik. Außerdem ersetzt eine 40-kWh-Batterie künftig die 30-kWh-Akkus. Das erhöht die NEFZ-Reichweite auf 378 Kilometer. Auch die Leistung steigt von 109 auf 150 PS. Besonderheiten: Ein e-Pedal-Knopf, mit dem man eine stärkere Rekuperation einschalten kann und bidirektionales Laden. Ein Elektroauto für die Masse? Könnte passieren. Der Preis steigt nur moderat auf 31.950 Euro.
Der neue Ampera-e hätte Opel in Sachen Volks-E-Auto ganz nach vorne katapultieren können. Die Leistung: 204 PS. Die elektrische Reichweite: je nach Verbrauchszyklus beeindruckende 380 bis 520 Kilometer. Und zwar zu Preisen von unter 40.000 Euro. Der Haken: Opel bekommt nur wenige bis gar keine Fahrzeuge von der ehemaligen Konzernmutter General Motors geliefert. Und die neue PSA-Führung wird den Wagen wohl einstellen, bevor er wirklich auf den Markt gekommen ist.
Mercedes baut künftig also einen Pick-up auf Basis des Nissan Navara NP300. Und da hätten wir auch gleich das entscheidende Problem. Wir denken da an den Citan, der eigentlich nur ein umetikettierter Renault Kangoo ist. Okay, die X-Klasse von Mercedes liegt deutlich satter auf der Straße und bietet einen höheren Komfort als der Nissan, trotzdem ruht die Doppelkabinen-Karosserie weiterhin auf einem Leiterrahmen. Vorerst wird es die gleichen zwei Vierzylinder-Diesel wie im Navara geben, bevor Mitte 2018 ein V6-Diesel folgt. Die Preise beginnen bei 37.294 Euro. Der Nissan ist in der Basis mehr als 6.000 Euro günstiger.
Eigentlich wollte Mitsubishi mit dem Eclipse Cross einen echten Game Changer auf den Markt bringen. Doch das Design enttäuscht und der nur fünf Zentimeter kürzere ASX sieht deutlich gefälliger aus. Dazu kommen ein kleiner Kofferraum und die CVT-Getriebepflicht. Das Technikangebot ist zwar okay, aber ich würde trotzdem eher den ASX nehmen.
Respekt! Mit dem neuen Duster stellt Dacia ein sehr ansehnliches SUV für kleines Geld auf die Räder. Im Gegensatz zu anderen Herstellern hat man keine überteuerten Extras hineingepumpt, die kein Kunde braucht, sondern gezielt Schwachstellen beseitigt. Und mal ehrlich: Braucht man denn wirklich mehr als 125 PS?
Das ist ein Kia? Das ist ein Kia! Mit dem Stinger befreien sich die Koreaner aus den Fesseln der Sachlichkeit und bringen ein Auto, dem man hinterherguckt. Im Vergleich wirkt der VW Arteon so aufregend wie eine Skatrunde im Kleingärtnerverein Wolfsburg.
Die meisten japanischen Autohersteller haben ihren Glanz verloren und zehren von der Vergangenheit. Bestes Beispiel ist der uninspirierte Mitsubishi Eclipse Cross. Dass es auch anders geht, zeigt Mazda auf eindrucksvolle Art: Spätestens seit dem aktuellen MX-5 hat die Marke einen Lauf beim Design. Wenn von der hinreißenden Studie "Vision Coupé" nur etwas beim nächsten Mazda 6 übrig bleibt, falle ich auf die Knie. Fehlt nur noch das Comeback des Wankelmotors ...
Zugegeben, wirklich hässlich ist der neue Audi A7 nicht. Aber es fehlt wie beim A8 der Aha-Effekt. Eigentlich schade, dass man inzwischen bei fast jedem neuen Audi-Modell den Vorgänger zeigen muss, um dem Betrachter einen Unterschied klar zu machen.
Es gibt Formen, die kann man nicht verbessern, sagte einst VW mit Blick auf den Käfer. Mercedes hätte beim Design des neuen CLS diese Devise besser beherzigen sollen. Die Heckpartie ist definitiv kein schöner Anblick.
Tesla ist eine Religion und Elon Musk ihr Gott. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Elektroauto-Jünger blind darüber hinwegsehen, dass das gepriesene Wunderauto, das Model 3, einfach nicht in die Puschen kommt. Fast 500.000 Vorbesteller werden sich kaum jahrelang vertrösten lassen. Sofern Tesla angesichts seiner prekären Finanzlage überhaupt noch das Jahr 2019 erlebt.
Ich erinnere mich mit Verzückung zurück an den Sommer. Bergpass, 500 frei saugende PS, drei Pedale, in der Mitte ein Stock, 9.000 Umdrehungen und aus dem Heck ein Geschrei, das die Welt aus den Angeln hebt. Sowas gibt es heute nicht mehr. Porsche baut es trotzdem noch. Der neue 911 GT3 ist das purste Destillat von allem, was Autofahren ausmacht. Vielen, vielen Dank dafür.
Oh, was für ein süßes Geschenk an alle, die einfach nur fahren wollen. Pur, aber alltagstauglich. Ultraleicht, aber nicht windig. Extrem agil, aber nicht bretthart. Dazu ein sehr ordentlicher Klang und eine bildhübsche Karosse. Wie ein Lotus, nur ohne all den Verzicht. Da wird sogar ein Porsche Cayman neidisch. Alpine ist zurück. Und wie.
Die Fahrdynamik-Überraschung 2017. Wer hätte schon für möglich gehalten, dass Hyundai ein waschechtes, überraschend kantiges und sensationell handelndes Hot Hatch auf die Räder stellen kann. Mit Ex-M-GmbH-Entwicklungschef Albert Biermann hat man sich einfach den richtigen Mann ins Team geholt. Neben dem i30 N wirkt ein Golf GTI wie aufgewärmte Tütensuppe. Glückwunsch nach Nangam.
Fahrdynamisch die mit Abstand größte Enttäuschung des Jahres. Ich weiß nicht, wann Erwartung und Wirklichkeit zuletzt so weit auseinander lagen. Ein plumpes, unmotiviertes Sportcoupé ohne einen Hauch von Raffinesse. Unfassbar schnell, aber selbst davon merkt man wenig. Wenn man es allen rechtmachen will, passiert sowas. Wird sich trotzdem blendend verkaufen, überhaupt kein Zweifel.
Es geht nur noch um Feinstaub, Stickoxide, CO2, zu hohe Verbräuche, EU-Grenzwerte, die man nie wird einhalten können. Und was passiert? Die Autohersteller bieten gefühlt nichts mehr anderes an als SUVs. Und die Menschen kaufen sie. Wie die Lemminge. Die Vorteile? Meist überschaubar. Aber bequem sind sie halt. Und trendy. Wann fing das eigentlich alles an? Wieso haben die meisten Hersteller mittlerweile sieben bis 24 SUVs im Programm? Warum gibt es Kompakt-SUV-Coupés? Und wieso müssen Marken wie Rolls-Royce oder Lamborghini SUVs bauen, weil sie sonst nicht mehr überleben können? Seufz ...
Die Überleitung zum Urus hätte besser kaum sein können. Ich weiß, er wird die Lambo-Verkäufe im Alleingang verdoppeln. Und ich weiß, dass Oligarchen und Profi-Fußballer seit seiner Präsentation vor Erregung kaum noch schlafen können. Aber musste es wirklich ein 5,11 Meter langes, bleischweres Egotrip-Monster sein, das aussieht wie ein Audi Q8 mit Penthouse-Abonnement? Etwas kleiner und sehniger hätte der Marke, die so sehr auf Carbon und Leichtbau setzen will, sicher besser gestanden.