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Peugeots neuer Diesel: NOx-arm, aber kräftig

Peugeot 308 nach dem Facelift mit neuem 1.5 HDi im Test

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Bayerisch Gmain, 23. Juni 2017 - Der erste Eindruck vom gelifteten Peugeot 308 ist eine herbe Enttäuschung: Der Wagen sollte ein i-Cockpit haben, aber als ich zum ersten Mal im Auto sitze, blicke ich nicht auf das erwartete Instrumentendisplay, sondern auf konventionelle Rundinstrumente mit mechanischen Zeigern. Schade, aber wie jede gute Enttäuschung hat auch diese zwei Seiten: einerseits bedauerliche Fakten, andererseits falsche Erwartungen. Was man vom gelifteten 308 wirklich erwarten darf, sagt dieser Test.

i-Cockpit 1.0 und 2.0
Also, das Cockpit. Ich hatte ein Instrumentendisplay erwartet ähnlich wie das Active Info Display im VW Golf. Das gibt es bemerkenswerterweise inzwischen bei Peugeot, aber das "i-Cockpit 2.0" (so nennen es die externen Kenner, aber nicht Peugeot) bleibt den höherwertigen Autos vorbehalten, wie dem 3008 und 5008. Der 308 behält das vom Vorgänger bekannte "i-Cockpit 1.0". Dazu gehören ein kleines Lenkrad, ein Touchscreen in der Mittelkonsole sowie extrem hoch liegende, aber eben konventionell arbeitende Instrumente. Tja, da bleibt nur die Hoffnung, dass Displays irgendwann billiger sind als die mechanischen Nadeln, Wellen und was sonst noch so in den Röhren steckt.

Neuer 1,5-Liter-Diesel
Mein erstes Testauto hat aber ein anderes Highlight: Unter der Haube arbeitet der neue 1,5-Liter-Diesel. Für jeden, der die Geschicke der Marke schon ein Weilchen verfolgt, ist das eine Sensation, denn er wird den 1.6 HDi ablösen, der neben dem 2.0 HDi schon ein echter Veteran ist. Den Anfang macht eine 130-PS-Version, die Ende 2017 den 120-PS-Diesel ablöst. Die Besonderheit: Der 1.5 HDi erfüllt dann bereits die Abgasnormen des Jahres 2020. Wenn ab Herbst 2017 erstmals Abgasmessungen im Alltagsverkehr Vorschrift werden (sie heißen RDE-Messungen für "Real Driving Emissions"), dürfen die dabei gemessenen NOx-Werte um einen bestimmten Konformitätsfaktor über dem Grenzwert für den Prüfstand (80 Milligramm pro Kilometer) liegen. Der liegt anfangs bei 2,1, wird aber immer kleiner, und ab 2020 soll laut Peugeot dann Faktor 1,5 gelten, es dürfen also maximal 120 Milligramm NOx ausgestoßen werden. Diesen Grenzwert soll der neue Diesel von Anfang an einhalten - so etwas hat bisher sonst keine Marke.

Alle 8.000 Kilometer Adblue nachkippen
Extra dafür wurde die Tankklappe vergrößert, so dass ein Adblue-Stutzen darunterpasst - bisher musste man im Kofferraum nachfüllen. Auf meine Nachfrage erklärt mir Peugeot-Sprecher Gaëtan Demoulin, der Adblue-Tank wäre etwa 15 bis 17 Liter groß und würde für rund 7.000 bis 8.000 Kilometer reichen. Das heißt, viele Dieselfahrer müssen mehrmals im Jahr nachfüllen, doch das ist eben der Preis für sauberes Abgas - man braucht mehr Adblue. Zum Vergleich: Der 17-Liter-Tank des alten Modells reichte (laut Peugeot-Auskunft aus dem Jahr 2014) für 20.000 Kilometer. Bei aller Umweltfreundlichkeit mangelt es dem Diesel keinesfalls an Kraft: Mit seinen 300 Newtonmeter (wie beim 120-PS-Vorgänger) liefert er mehr als angemessenen Vortrieb. Beschleunigungsdaten, Höchstgeschwindigkeit und Verbrauch sind noch nicht bekannt.

Empfehlenswerter 110-PS-Turbobenziner
Wer keinen Diesel mag oder braucht (weil er keine langen Strecken fährt), kann bedenkenlos einen der beiden Puretech-Turbobenziner kaufen. Das zeigt sich, als ich die Kombiversion des 308 mit dem 110-PS-Dreizylinder fahre. Sogar bei starken Steigungen reichen seine 205 Newtonmeter völlig aus. Interessanterweise bietet der THP 205 (mit fast doppelt soviel PS und 285 Newtonmeter) kaum mehr Vortrieb. Er ist deswegen allenfalls Dreizylinder-Hassern zu empfehlen, die den leicht rauen Klang der Puretech-Motoren im oberen Tourenbereich nicht mögen. Auch bei den Ottomotoren geht Peugeot in puncto Umwelt voran: Alle Turbobenziner bekommen laut Demoulin demnächst einen Partikelfilter - da es im 308 seit dem Facelift keine Sauger mehr gibt, betrifft das alle Benziner.

Agile Wirkung durch kleines Lenkrad
Und sonst? Das kleine Lenkrad macht zusammen mit der recht direkten Lenkung (und den Sitzen mit ihrem guten Seitenhalt) auf den kurvigen Landstraßen der Berchtesgadener Alpen eine sehr gute Figur. Auch am Fahrwerk gibt es nichts zu kritteln. Wer mag, drückt den Sport-Knopf in der Mittelkonsole und erntet Sound vom elektronischen Generator aus dem Lautsprecher. Mir gefällt er, aber manchen Kollegen ist er ein bisschen zu bollerig. Dass Gaspedal und Lenkung schärfer gestellt werden, empfinden aber wohl alle Tester als positiv.

Ein paar Knöpfe zu wenig
Nicht so gut kommt das Bedienkonzept mit dem Touchscreen an: Peugeot hat die allermeisten Schalter aus dem Cockpit verbannt, was nobel aussieht. Aber für ein paar häufig gebrauchte Grundfunktionen wie den Navi-Zoom, die Klimaeinstellungen oder die Radio-Lautstärke wären ein paar Knöpfe doch wünschenswert, weil man beim Einstellen weniger abgelenkt wird. Im 3008 hat Peugeot das besser gemacht, da finden sich acht Tasten mit häufig genutzten Funktionen unter dem Display.

Nicht perfekt: Die Assistenten
Ab dem Facelift kann man alle Assistenzsysteme aus dem 3008 auch für den 308 bestellen. Nach einer feinen Sache hörte sich für mich die Kooperation zwischen Abstandstempomat und Verkehrszeichenerkennung an. Doch auch hier bin ich (wie beim i-Cockpit) enttäuscht: Anders als beim Audi A4 oder Q7 muss die Übernahme des per Kamera erkannten Tempolimits in den Tempomaten immer wieder per Doppelklick auf eine Taste bestätigt werden. Das nervt. Und das Antikollisionssystem bekleckerte sich bei einem unfreiwilligen Test - ein Auto kam unversehens quer auf unsere Fahrbahn herausgeschossen - ebenfalls nicht mit Ruhm. Es warnte nicht und bremste nicht. Die Erklärung reime ich mir mit Demoulins Hilfe zusammen: Active Safety Brake schützt vor Kollisionen mit vorausfahrenden Autos und querenden Fußgänger, aber nicht vor automobilem Querverkehr.

2.000 Euro günstiger als ein Golf
Marktstart für den gelifteten Peugeot 308 ist am 9. September 2017. Die Preise für den erst Ende 2017 startenden neuen 130-PS-Diesel stehen noch nicht fest. Den 110-PS-Turbobenziner gibt es als Kombi mit der empfehlenswerten Active-Ausstattung (Klimaautomatik, USB-Radio mit Bluetooth-Unterstützung, Tempomat, 16-Zoll-Alufelgen, Parkpiepser hinten) für 21.800 Euro. Den VW Golf Variant 1.0 TSI Comfortline gibt es erst ab 23.725 Euro, also für 2.000 Euro mehr. Dabei ist die Ausstattung noch nicht mal gleichwertig. Mit einem Kia Cee`d SW 1.0 T-GDI 100 Dream-Team (21.890 Euro) kommt man ähnlich günstig weg wie bei Peugeot, doch der Motor ist mit 171 Newtonmeter deutlich schwächer.

Gesamtwertung
Peugeot bietet schon seit einiger Zeit gute (und zurecht ausgezeichnete) Puretech-Turbobenziner, die Diesel machten eigentlich immer schon Spaß. Die Außenoptik stimmt bei den neueren Fahrzeugen, das Interieur ist mit den hochliegenden Instrumenten etwas speziell gestaltet, wirkt aber edel. Lenkung und Fahrwerk geben ebensowenig Anlass zu Kritik wie das Innenraumangebot oder die Hightech-Extras. All das gilt auch für den facegelifteten 308. Doch im riesigen Heer der Kompaktwagen finden sich viele, die hier brillieren. Was also bietet der Peugeot 308, was andere nicht haben? Vor allem zwei Dinge: das ungewöhnliche Cockpit (für mich ein Plus) und die Motoren mit ihren geringen Staub- und NOx-Emissionen.

+ kräftige Motoren mit sehr guter Abgasreinigung, gute Lenkung

- allzu knopfarmes Bedienkonzept, verbesserungswürdige Assistenten


Modell Peugeot 308 SW PureTech 110
Motor
Bauart Turbobenziner
Zylinder / Ventile 3
Antrieb Frontantrieb
Getriebe Schaltung
Gänge 5
Hubraum 1.199 cm³
Leistung 81 kW bei 5.500 U/min
max. Drehmoment 205 Nm bei 1.500 U/min
Maße
Länge 4.585 mm
Breite 1.563 mm
Höhe 1.472 mm
Radstand 2.730 mm
Leergewicht 1.265 kg
max. Zuladung 560 kg
Anhängelast (gebremst) 1.100 kg
Kofferraumvolumen 610 l
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 188 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 11,6 s
Verbrauch gesamt 4,7 l/100 km
Verbrauch innerorts 6,0 l/100 km
Verbrauch außerorts 4,0 l/100 km
CO2-Emission 109 g/km
Schadstoffklasse Euro 6

Stand: Juni 2017


Modell Peugeot 308 SW Puretech 110 Active
Parkpiepser hinten Serie
Parkpiepser vorn und hinten (incl. Nebelscheinw.) 330
Safety-Paket Plus (Active Safety Brake, Fernlichtassistent, Spurhalteassistent, Verkehrsschilderkennung, Nebelscheinwerfer) 1.080
Audiosystem RD6 (Radio, Aux- und USB-Anschluss, Bluetooth-Unterstützung), 9,7-Zoll-Touchscreen Serie
Apple Car Play/Android Auto 250
DAB-Radio 200
schwarzer Frontgrill Serie
Frontgrill im Rennflaggenmuster ("Tüpfelgrill") nur bei Allure mit GT-Line-Paket und bei GT

Stand: Juni 2017


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