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Peugeot 2008 (2020) im Test: Was kann die neue Generation?

Kleines SUV mit 155-PS-Turbo und als Elektroversion

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Auch wenn ich Gefahr laufe, mich als Peugeot-Fanboy zu outen: Ich fahre inzwischen mit einem positiven Vorurteil zu Testveranstaltungen der Löwenmarke. Nach dem Test des 508 SW und nach dem Test des neuen 208 hätte es mich schwer verwundert, wenn der neue 2008 ein Reinfall gewesen wäre. Inzwischen ordne ich die Marke fast gleichauf mit VW ein, was die Optik innen und außen und die Motoren angeht. Das Vorurteil hat sich bestätigt, soweit darf ich vorgreifen. Dennoch: Es gab auch bei der Fahrveranstaltung zum 2008 wieder neue Aspekte und neue Entdeckungen. Die möchte ich hier mit Ihnen teilen. Gefahren habe ich den Puretech 155 und den e-2008.

Bitte kurz was zum Hintergrund dieses Modells!

Gerne. Der 2008 ist das SUV auf Basis des 208. Die erste Generation startete im Jahr 2013; Basis war die Plattform PF1. Die zweite Generation startet nun (genauer gesagt: Anfang 2020) auf Grundlage der neuen Plattform CMP alias EMP1, auf der auch der neue 208, der Opel Corsa und der DS 3 Crossback basieren. Mit 4,30 Meter Länge liegt er nach unserer Einteilung gerade noch im Bereich der "kleinen SUVs", während die "Kompakt-SUVs" mit dem Dacia Duster (4,36 Meter) beginnen.

Wie wirkt der Wagen optisch?

Wenn man sich die Peugeot-Modellpalette mal im Bild ansieht, erscheinen der 108 und der 308 inzwischen langweilig und uralt. Modelle wie der 3008 und 5008 sehen schon besser aus. Aber erst mit 508, 208 und jetzt dem 2008 trumpft Peugeot so richtig auf. Unboring the future: Zumindest die Exterieur-Designer haben den Marken-Claim schon eingelöst. Die Autos sehen für mich besser aus als die entsprechenden VWs. Nun gut, mancher empfindet sie als etwas aufdringlich. Wer es dezent mag, bevorzugt weiterhin VW (oder vielleicht auch die schicken Mazdas), aber das gehört in den Bereich persönliche Präferenzen. Die Designqualität stimmt jedenfalls.

Und das Cockpit?

Das Interieur ist praktisch identisch mit dem des 208. Das Cockpit überzeugt. Das Armaturenbrett ist zwar etwas zerklüftet, aber die Materialqualität ist top. So beeindrucken die aus dickem Metall bestehenden Toggle-Schalter unter dem Infotainmentdisplay sowie die Ambientebeleuchtung.

Und vor allem: Mit dem neuen 3D-Instrumentendisplay hat Peugeot in puncto "technischer Anmutung" das Niveau von VW erreicht. Zu dem eigentlichen Display kommt hier noch eine weitere Ebene, die sich durch die Projektion von weiteren Daten, Bildern und Grafiken auf eine Plexiglasscheibe ergibt. Sehr schick! Und außer bei Peugeot noch nirgends verfügbar.

Das tief liegende Lenkrad mit den darüber angeordneten Instrumenten ist nicht mit jeder Körpergeometrie kompatibel. Für mich als 1,76 Meter großen Sitzriesen passt die Ergonomie aber recht gut. Und das kleine Lenkrad verleitet mich stets zu einer sportlichen Fahrweise. So ist der 2008 kein unauffälliger Gleiter, man fährt ihn instinktiv schneller als notwendig, einfach aus Spaß an der Freud.

Wie sind die Motoren?

Richtig, zum Fahrspaß gehören natürlich vor allem entsprechende Antriebe. Beim 208 war ich ein wenig enttäuscht vom 100-PS-Diesel. Den bietet Peugeot im deutschen 2008 nicht an - sehr gut, denn wenn er bei dem leichteren Kleinwagen schon wenig Laune macht, dann wäre er im 2008 eine Fehlbesetzung. Beim 131-PS-Turbobenziner hatte ich den Eindruck, dass mir die Achtgang-Automatik den Spaß verleidet. Die diesmal gefahrene 155-PS-Version des 1,2-Liter-Dreizylinders (bekannt von der Partnermarke DS) war ebenfalls mit der Automatik verbandelt. Das Drehmoment ist mit 240 Newtonmeter kaum höher als bei der 131-PS-Version (240 Nm), aber diesmal der Gesamteindruck positiv: Der Motor machte Spaß. Im Vergleich kam mir sogar der Diesel (mit überlegenen 300 Nm) weniger quirlig vor. Und dass der Motor des Puretech 155 ein Dreizylinder ist, ist kaum zu hören. Noch nicht mal im höheren Drehzahlbereich klingt er besonders rau. 

Peugeot 2008 (2020), eigene Bilder

Auf die Automatik würde ich allerdings lieber verzichten. Wenn ich bei 60 km/h das Gas wegnehme und dann wieder voll aufs Pedal steige, dauert es gefühlt fünf Sekunden, bis der Wagen reagiert. Mein mitfahrender Kollege korrigiert mich, nachdem er mit dem Sekundenzeiger seiner Uhr nachgemessen hatte: Es sind nur anderthalb Sekunden, sagt er. Nun gut, aber quälenden anderthalb Sekunden ...

Das Fahrwerk hat wie beim 208 eine leichte Tendenz zur Härte, aber ohne dass es mich stören würde, die Lenkung wirkt ziemlich direkt. Für mich persönlich wichtiger: Die Sitze der GT-Version bieten in Kurven guten Seitenhalt.

Wie ist das Innenraumangebot?

Für die Klasse gut. Im Fond ist mehr Platz als im 208, und der Kofferraum fasst 405 bis 1.467 Liter, was für die B-SUV-Klasse eher über dem Durchschnitt liegt. Zum Vergleich: Der zwei Zentimeter kürzere Mazda CX-3 packt nur 350 bis 1.260 Liter und der ebenfalls zwei Zentimeter kürzere Opel Mokka X liegt bei 356 bis 1.372 Liter. Besser scheint das Packaging (dank MQB-Plattform) bei den Autos aus dem VW-Konzern zu sein: Der sechs Zentimeter kürzere Skoda Kamiq ist mit 400 bis 1.395 Liter angegeben, der sechs Zentimeter längere Seat Ateca packt 510 bis 1.604 Liter.

Ein dickes Plus in Sachen Alltagstauglichkeit ist, dass es für den Kofferraum (anders als beim 208) einen Einlegeboden gibt. Das Teil macht den Ladeboden schön eben. Das Einlegebrett wird laut Peugeot-Sprecher Tijl Verhelst als Zubehör angeboten, auch wenn man ihn in der aktuellen Preisliste noch vergeblich sucht.

Wie ist die Ausstattung?

Der 2008 hat laut Preisliste serienmäßig"Eco-LED-Scheinwerfer", optional gibt es "Full-LED-Scheinwerfer". Eine Nachfrage bei den Peugeot-Experten ergab Überraschendes. Beides sind vollwertige LED-Scheinwerfer, bei denen Abblend- und Fernlicht mit LEDs realisiert wird. "Full-LED" hebt sich nur dadurch ab, dass auch die Blinker mit LEDs arbeiten. Halten wir fest: Der 2008 hat serienmäßig LED-Scheinwerfer. Auch wenn das auch für den neuen Renault Clio zutrifft: Im B-Segment (der Kleinwagenklasse) ist es noch nicht Standard.

Auch sonst ist die Ausstattung schon bei der Basisversion Active gut. Immer an Bord sind zum Beispiel Parkpiepser hinten, 16-Zoll-Alufelgen, Tempomat, Klimaanlage, Audioanlage, Licht- und Regensensor, Verkehrsschilderkennung, Antikollisionssystem und ein Spurhalteassistent mit Lenkeingriff. In Verbindung mit dem Abstandstempomaten erlaubt Letzterer das teilautonome Fahren (Level 2), und das funktioniert - abgesehen von engen Autobahnkurven - ganz gut. Die höheren Ausstattungen heißen Allure (für dieses Level gibt es noch das GT-Line-Paket) sowie GT.

Preise und Konkurrenten

Den 155-PS-Benziner gibt es ausschließlich in der Topversion GT und mit Automatik. Dann kostet das Auto 33.900 Euro. Das ist eher teuer. Einen Seat Ateca mit 150-PS-TSI und DSG bekommt man (mit etwas schlechterer Ausstattung) ab 28.685 Euro, der Opel Mokka mit 140-PS-Turbo und Sechsgang-Automatik gibt es in der Topversion Ultimate schon für 31.140 Euro.

Peugeot e-2008 (2020) im Test

Und die Elektroversion?

Tja, zunächst muss man sagen: Jetzt ein Elektroauto zu kaufen, wäre wohl nicht besonders klug, da der geplante Elektrobonus von 6.000 statt 4.000 Euro noch nicht verfügbar ist. So könnte es der Peugeot e-2008 am Anfang noch etwas schwer haben. Dabei gehört er zu den interessantesten Elektroautos des mittleren Preisbereichs (zwischen VW e-Up einerseits und VW ID.3/Tesla Model 3 andererseits).

Beim e-2008 verfolgt Peugeot die Strategie, dem Kunden den Wechsel vom Verbrenner so einfach wie möglich zu machen. Daher versucht man, ihm möglichst wenig Änderungen zuzumuten:

  • Das Interieur ist daher praktisch identisch.
  • Die Einstellmöglichkeiten sind begrenzt.
  • Der Kofferraum ist praktisch identisch.
  • Die Schubrekuperation ist mit der Motorbremse eines Verbrenners vergleichbar.
  • Leistung und Drehmoment sind vergleichbar.

Andere Unterschiede bleiben natürlich:

  • Die Reichweite (320 km nach WLTP) ist deutlich geringer als beim 155-PS-Benziner (880 km nach NEFZ).
  • Die Höchstgeschwindigkeit ist geringer, 150 statt 208 km/h.
  • Der Preis ist höher: Den Benziner gibt es nur in der hochwertigen GT-Version; dann kostet er 33.900 Euro. Die entsprechende E-Version ist mit 41.950 Euro runde achttausend Euro teurer. Daraus werden nach Abzug der neuen Elektroprämie 2.000 Euro. Die Basisversion des Elektroautos kommt mit 35.250 Euro minus 6.000 Euro gleich knapp 30.000 Euro sogar deutlich günstiger.

Die Fahreigenschaften des e-2008 sind dem e-208 sehr ähnlich. Der Wagen gehört mit 136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment nicht zu den allerstärksten Elektroautos. Aber er macht wirklich Spaß, deutlich mehr als der 155-PS-Turbo. Ganz so vehement wie beim e-208 empfanden wir den Vorschub hier aber nicht. Man kann dieses Elektroauto nicht mit einem Pedal fahren wie den BMW i3, dazu ist die Rekuperation zu schwach, und das Auto ist damit nicht bis zum Stillstand zu bringen, es kriecht weiter. Schade, aber das ist halt so, wenn man möglichst viel Kontinuität gegenüber dem Verbrenner anstrebt. Immerhin kann man zwischen schwacher und stärkerer Schubrekuperation wählen, dazu gibt es die Modi D und B, aktivierbar am Getriebewahlhebel.

Wie beim e-208 gibt es zudem drei Modi, in denen die Gaspedalreaktion unterschiedlich ist. Nur im Sportmodus hat man die vollen 100 kW, in Normal sind es 80 kW und in Eco nur 60 kW. Genauso wie beim e-208. Aber diesmal wurde mir klar, dass bei voll durchgedrücktem Gaspedal der Vortrieb in jedem Modus der gleiche ist. Das muss wohl schon aus Sicherheitsgründen so sein, schließlich gibt es Situationen, wo man nur mit maximaler Leistung einem Unfall entgehen kann.

Der Verbrauch laut Bordcomputer lag nach der kurzen Testfahrt bei 17,7 kWh/100 km, also wie zu erwarten etwas höher als beim e-208. Dieser Verbrauch stimmt fast perfekt mit dem Normverbrauch überein. Dabei fuhren wir durchaus flott, und kümmerten uns nicht um Sparsamkeit. Die Kollegen, die den Wagen vor uns hatten, brauchten etwa 22 kWh/100 km, also deutlich mehr.

Ein Unterschied zum e-208 ist, dass es auch unter dem Ladeboden noch ein Fach gibt, in dem sich zum Beispiel das Ladekabel unterbringen lässt.

Alternativen zum e-2008 sind:

 Leistung / DrehmomentReichweiteBasispreisPeugeot e-2008100 kW / 260 Nm320 km (WLTP)35.250 €DS 3 Crossback E-Tense100 kW / 260 Nm320 km (WLTP)38.390 €Kia e-Soul 136100 kW / 395 Nm276 km (NEFZ)33.990 €Kia e-Niro100 kW / 395 Nm289 km (NEFZ)35.290 €

 

Die kleinen Kia-SUVs mit Elektroantrieb sind die am besten vergleichbaren Modelle. Der Vergleich geht unentschieden aus: Die Preise sind bei Kia hier etwas niedriger, die Reichweiten (wenn man die unterschiedlichen Normen berücksichtigt) vergleichbar. Das Aufladen an der Wallbox (7,2 kW beim E-Soul, 11 kW beim Peugeot) dauert beim Kia etwas länger (6 statt 5 Stunden). Der e-Soul ist mit 4,20 Meter deutlich kleiner und bietet dementsprechend weniger Kofferraum (315 bis 1.339 Liter statt 405 bis 1.467 Liter).

Fazit: 8/10

Der neue Peugeot 2008 ist gelungen. Der 155-PS-Benziner macht Spaß, der Elektroantrieb noch mehr. Das Fahrwerk ist ein klein wenig auf der harten Seite, was aber nur empfindliche Naturen stören wird, und das kleine Lenkrad verleitet immer wieder zum sportlichen Fahren. Dazu passt das emotionale Exterieurdesign. Innen beeindruckt der wagen mit dem 3D-Instrumentendisplay, das dem Wagen eine technische Aura verleiht. In die gleiche Kerbe haut die Tatsache, dass LED-Scheinwerfer Serie sind. Bei alldem vernachlässigt Peugeot auch das Packaging nicht: Das Raumangebot überzeugt.  

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