Ob Fiat 500, Ford Mustang oder VW Beetle: Neu ist die Idee des Retro-Designs nicht. Aber oft wird sie eher schlecht umgesetzt oder wirkt schnell überholt. Vielleicht sollten die Autokonzerne bei David Obendorfer nachfragen. Der Industriedesigner entwirft extrem real anmutende Neuauflagen bekannter Klassiker. Wir zeigen in unserer Bildergalerie seine besten Ideen
VW hat schon selbst einige Konzepte vorgelegt, um den legendären "Bulli" der 1950er-Jahre wiederaufleben zu lassen. Letztes Beispiel war der im Januar 2016 gezeigte BUDD-e. Jetzt liefert David Obendorfer eine Steilvorlage in Gestalt des T1 Revival. Das Konzept folgt der klassischen T1-Form, wirkt aber an der Front weniger streng, weil das "Lätzchen" nicht ganz nach unten zuläuft.
Die Heckansicht des T1 Revival greift die breite D-Säule des Ur-Bus auf. Bei den Rückleuchten standen die letzten Versionen der bis 1967 gebauten Generation Pate.
Retro, aber auf dem neuesten Stand. Im Cockpit erinnert ein großes Zentralinstrument an das Original. Mehrere Displays, ein Touchpad und das DSG-Getriebe weisen in die Zukunft.
Die VW-Busse der ersten Generation sind je nach Ausführung inzwischen extrem im Preis gestiegen. Gut zu sehen ist die streng blickende Frontpartie.
Bescheidene Campingfreuden anno dazumal: Ende der 1950er-Jahre waren Wohnmobile noch keine rollenden Einfamilienhäuser.
Das Original und das T1 Revival Concept: Natürlich wäre der neue Bulli größer, schließlich muss die aktuelle T6-Plattform samt Frontmotor darunterpassen. Die Proportionen stimmen aber.
Im direkten Vergleich zum aktuellen VW T6 (vorne) zeigt sich, dass der Retro-Bus von Obendorfer graziler und rundlicher wirkt.
Ein fast vergessener Meilenstein der Designgeschichte ist der Fiat 127 von 1972. Er revolutionierte mit Quermotor und Frontantrieb die Kleinwagenklasse. Eine Retro-Neuauflage wäre um einiges besser als ein langweiliger Fiat Punto.
Von hinten wirkt das Fiat 127 Concept sportlich-sachlich. Man könnte fast von einer Fastback-Form sprechen. Den originalen 127 gab es übrigens erst ein Jahr nach Marktstart mit großer Heckklappe.
Obwohl das Cockpit des 127 Concept alle modernen Annehmlichkeiten von Fiat aufweist, gefällt seine ruhige Anmutung.
Im Herbst 1977 erhielt der originale Fiat 127 eine Modellpflege, die das Design etwas verwässerte. Ableitungen des 127 wurden in Südamerika bis 1995 gebaut.
Die Scheinwerfer des 127 Concept weisen Parallelen zum Opel Manta B auf. Ansonsten hat sich David Obendorfer eng ans Original gehalten. Zum Vergleich: Der alte 127 war 3,60 Meter lang, der aktuelle Punto misst 4,06 Meter.
Mit dem 127 Concept will David Obendorfer den Schöpfer des alten 127 ehren: Pio Manzù. Er erlebte den Erfolg seiner Kreation nicht mehr. Auf dem Weg zur Verabschiedung des finalen 127-Designs starb er mit nur 30 Jahren bei einem Verkehrsunfall.
Mit dem Fiat 500 und dessen Ablegern betreibt die Marke das Retro-Design schon bis zum Exzess. Trotzdem wäre noch Platz für einen fünftürigen Fiat 500. Sein Name? Logischerweise 600.
Durch die ausgestellten hinteren Radhäuser und das Mehr an Länge wirkt der von David Obendorfer entworfene Neo-600 deutlich harmonischer als der aktuelle 500.
Vergessener Volksheld: Der Fiat 600 machte ab 1955 und damit zwei Jahre vor dem 500 die Italiener mobil. Wie das historische Foto zeigt, gab es innen sogar Platz für vier Personen. In Jugoslawien lebte der nur 3,30 Meter lange "Seicento" sogar bis 1985 fort.
Natürlich dürfen bei Fiat auch starke Abarth-Versionen nicht fehlen. Hier David Obendorfers Idee für einen Super-Seicento.
Die in die hinteren Fenster integrierten Türgriffe des Fiat-600-Entwurfs erinnern an den Renault Twingo, ebenso die Form der C-Säule. Trotzdem: Dieser 600 hat Charme.
Ein komplett eigenständiger Entwurf von David Obendorfer ist das Fiat 500 Coupé. Keine schlechte Idee, oder?
Trotz der gelungenen Optik wäre natürlich fraglich, wie erfolgreich ein Fiat 500 Coupé sein könnte. Mit einem ähnlichen Konzept hat Mini bereits eine Bauchlandung erlebt.
Mit Blick auf den neuen Fiat 124 Spider würde ein solcher offener 500 in Turin sicher schnell in der Schublade verschwinden. Reizvoll ist die Idee allemal.
Viele BMW-Fans halten die Coupés der CS-Reihe für die schönsten Modelle der Marke. Wie eine moderne Interpretation aussieht, zeigt dieser Obendorfer-Entwurf.
Solch schlichte Sachlichkeit würde vielen modernen Autos gut tun. Die Rückleuchten des CS Vintage Concept scheint sich Lincoln für den neuen Continental ausgeborgt zu haben.
Ein Hoch aufs Holz: Innen glänzt das CS Vintage Concept mit purer Eleganz. Der obligatorische Bildschirm in der Mittelkonsole verbirgt sich hinter einer Abdeckung.
Im November 1965 lief bei Karmann in Osnabrück die Herstellung der CS-Coupé-Karosserien an. Ab 1968 wurde die umstrittene Frontgestaltung entschärft.
Und noch eine Klassiker-Neuauflage: Der Renault-4-Entwurf von David Obendorfer spielt mit R4-Zitaten, ohne das einstige Minimalgefährt exakt im Detail nachzuempfinden.
Genau in jener Weiterentwicklung des zweckmäßigen R4-Designs liegt der Reiz des Retro-Entwurfs. Mit Dacia-Technik an Bord wäre eine Serienversion preisgünstig und sicher ein Renner.
31 Jahre lang, von 1961 bis 1992, wurde der Renault 4 gebaut. Über acht Millionen Fahrzeuge mobilisierten Menschen aller Schichten.
Das Designerhandwerk hat David Obendorfer in Budapest gelernt. Inzwischen arbeitet er für die Firma "Officina Italiana Design" und entwirft dort Yachten.