Mercedes hat jede Menge Varianten von V-Klasse, Citan, Vito und Sprinter im Programm. Doch nicht jeder Kundenwunsch nach einem Spezial-Fahrzeug kann direkt im Werk umgesetzt werden. Also arbeitet das firmeneigene Aufbauhersteller-Zentrum, kurz ABH, mit etwa 3.500 Aufbau-Firmen in weltweit 80 Ländern zusammen. Sie stellen auf Basis der Vans und Transporter ein jeweils maßgeschneidertes Mobil auf die Räder - für Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst ebenso wie für Lieferdienste oder Reiselustige, für Bauhöfe oder für Rennställe. In unserer Bildergalerie zeigen wir die Vielfalt anhand ausgewählter Beispiele. Klicken Sie sich durch.
Ein Eis gefällig? Der Wagen wurde von Whitby Morrison aufgebaut, dem britischen Marktführer für Kälte-Verkaufswagen. Dieses Exemplar hier basiert auf einem Sprinter mit kurzem Radstand. Im Inneren verbergen sich unter anderem ein Tiefkühlfach mit Minus 23 Grad Celsius, ein Fach mit Plus drei Grad Celsius, eine Softeis-Maschine und ein Waschbecken. Und selbst ein (elektronisches) Glockenspiel als Erkennungszeichen fehlt nicht.
Ein Sprinter Kastenwagen bildete bei diesem Bäckerauto die Grundlage. Der Verkaufsraum ist 3,20 Meter lang, die Klappe wird elektrisch betätigt. Neben einer Kühltheke sind innen auch ein Kühlwürfel für Getränke und weitere Kühlmöglichkeiten für Vorräte zu finden. Dank Zusatzbatterie kommt das etwa 88.000 Euro teure Mobil zwölf Stunden ohne externe Stromversorgung aus. Hersteller ist das Unternehmen BSK aus Mühlen bei Osnabrück.
Die Firma Oberaigner stammt aus Rohrbach in Österreich und entwickelt bereits seit 1981 Allradsysteme für Mercedes-Fahrzeuge. Ein aktuelles Beispiel ist der Sprinter Oberaigner 6x6, der immerhin bis zu vier Tonnen Last bewegen darf. Selbst mit den hier aufgezogenen M+S-Reifen kommt das Fahrzeug auch mit Last gut durch den Schlamm. Für einen noch gröberen Einsatz sind spezielle Geländereifen zu haben.
Der Dreiachser verfügt über einen permanenten Allradantrieb mit Längssperren in der Durchtriebsachse und im Verteilergetriebe. Hinzu kommen zwei Quersperren für die Hinterachsen. Die Sperren werden bei Bedarf zugeschaltet. Zu den Kunden gehören ebenso Bauunternehmer wie die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk.
Auch das gibt es: Die Firma FGS baut den Sprinter mit Doppelkabine zur Zugmaschine um. Der Auflieger ist 8,40 Meter lang und darf sogar Reisemobile transportieren. Beim Aufladen hilft eine hydraulisch verschiebbare Rampe.
Der 170 V gilt als Urvater der Mercedes-Lieferwagen. Er wurde von 1936 bis 1942 in verschiedenen Ausführungen gebaut. Neben Pkws gab es auch Kasten- und Pritschenwagen. Nach dem Krieg wurde der 170 V mit noch vorhandenen Teilen und zunächst nur als Nutzfahrzeug weitergebaut. Dieser Wagen hier wurde 1951 von der Firma LUEG in Bochum zum Krankenwagen umgebaut und auf dem Turiner Salon 1951 ausgestellt. Danach stand das Fahrzeug in den Diensten des Roten Kreuzes in Italien und wurde bis 2005 in den Abruzzen eingesetzt.
Dieses auffällige Mobil wurde vom Werkstattfahrzeug-Hersteller Bott gemeinsam mit dem italienischen Rennstall MV Augusta entwickelt. Die Firma Bott aus Gailsdorf bei Stuttgart existiert bereits seit 85 Jahren und gehört heute zu den führenden Anbietern von Werkstattfahrzeugen und Betriebseinrichtungen in Europa.
Der rollende Reparaturbetrieb für MV Augusta wurde dabei bis ins kleinste Detail für den Einsatz an der Rennstrecke ausgetüftelt. An Bord sind Ersatzteile und Werkzeuge ebenso wie Reifen und Benzinkanister. Selbst eine Werkbank und ein Schraubstock sind zu finden.
Rollbare Schubladen-Schränke erlauben den Mechanikern, auch während des Rennens unter einer Markise an den Bikes zu arbeiten. Die Motorräder können auch per Rampe ins Innere des langen Sprinters gerollt und dort sicher fixiert werden.
Was man hier sieht, könnte auch der ungelabelte Transporter einer Catering-Firma sein. Doch der Sprinter-Umbau stammt von der britischen Firma Senzati aus Coventry und kostet etwa 380.000 Euro.
Der VIP-Liner hat unter anderem eine eigene Toilette und ein Waschbecken an Bord. Die verwendeten Materialien sind vom Feinsten.
Die Fahrgäste residieren in edlem Leder, eine Bar ist ebenso verfügbar wie ein Kühlschrank und eine Multimedianlage. Das Gefährt lässt sich zum Beispiel als Konferenzwagen oder Bandmobil nutzen.
Kurierfahrer Doug Heffernan, der Star aus der amerikanischen Fernsehserie "King of Queens" wäre stolz, wenn er so einen Benz fahren dürfte. Die Basis dieses UPS-Lieferwagens ist ein 7,35 Meter langer Sprinter. Er darf immerhin 2,2 Tonnen befördern. Typisch für Transporter dieser Art ist auch die aerodynamisch optimierte Dachhaube.
Neben einer verglasten Schiebetür auf der Beifahrerseite gibt es in diesem UPS-Fahrzeug einen stufenlosen Durchgang in den 21 Kubikmeter großen Laderaum. Dort lassen sich zum Beispiel Pakete in Aluminium-Regalen lagern und sichern.
Diese Fahrzeuge kennen wir alle. Sie werden von der Carlsen Baltic, einem Unternehmen aus Litauen, unter anderem für den Tiefkühl-Lieferanten Eismann aufgebaut. Der Clou: Es gibt keine Kühlaggregate, sondern die Kühlelemente werden über Nacht an der Steckdose aufgeladen. Die Kälte reicht den ganzen Tag lang, der Fahrer kann die Türen etwa 150- bis 200-mal öffnen und schließen, ohne dass die Temperatur kritisch hoch wird. Hier zu sehen ist ein Sprinter, der von Mercedes als Fahrgestell an die Firma geliefert wurde. Der Aufbau kostet etwa 19.900 Euro, gegen Aufpreis ist eine Zentralverriegelung für alle zehn Türen des Aufbaus zu haben.
1954 hat Ruthmann die erste Hubarbeitsbühne namens Steiger gebaut, seitdem gehören die beiden Begriffe zusammen. Mittlerweile produziert die Firma aus Gescher-Hochmoor im Münsterland etwa 500 Steiger-Aufbauten pro Jahr. Mit rund zwei Dutzend Modellen können Arbeitshöhen zwischen elf und 72 Meter abgedeckt werden. Auf dem Foto ist der Steiger namens TB 270+ auf der Basis eines Sprinter mit mittlerem Radstand zu sehen. Der Korb kann, beispielsweise um Dachrinnen zu reinigen oder Fenster zu putzen, eine Höhe von bis zu 27 Meter erreichen. Er darf dabei bis zu 230 Kilogramm schwer sein. Das reicht für zwei kräftige Handwerker.
Über diese elektrisch absenkbare Rampe kann ein Rollstuhlfahrer selbstständig in den speziell eingerichteten Sprinter gelangen. Der Umbau stammt von Paravan, einem führenden Unternehmen für Behindertenmobilität. Das Unternehmen sitzt in Pfronstetten-Aichelau im Landkreis Reutlingen und baut pro Jahr etwa 1.000 Fahrzeuge um.
Über dem Fahrerplatz wird der Rollstuhl automatisch arretiert. Das Besondere an diesem Auto besteht in seiner Steuerung. Lenkung, Gas und Bremse kann der Fahrer über Joysticks bedienen. Nebenfunktionen werden über ein Tastenfeld oder Bedienknöpfe ein- und ausgeschaltet. Jedes System wird dabei individuell angepasst.
Mit Hilfe eines Kabelmesswagens werden Fehler in Strom- und Wasserleitungen festgestellt. Das klingt nicht besonders spannend, aber der Bedarf ist da: SebaKMT baut etwa 150 dieser Wagen im Jahr.
Hier ist der Arbeitsplatz des Messtechnikers, der Störungen in unterirdischen Energiekabeln ausfindig machen soll.
Die komplette Ortungstechnik sitzt im Heck des Wagens. Sie misst mit Hilfe von Reflexionen sowie elektrischer und akustischer Verfahren Isolation, Kapazität und Mantel von Energieleitungen. Das Ganze ist übrigens keine billige Angelegenheit: Allein der Umbau des Sprinter-Kastenwagens kostet etwa 20.000 bis 25.000 Euro. Hinzu kommt die Diagnosetechnik mit nochmals zwischen 120.000 und 350.000 Euro.
Nutzfahrzeuge müssen nicht langweilig aussehen: Das zeigt Tuner Hartmann aus Neuss am Beispiel des Citan. Das Veredelungsprogramm für das gezeigte Auto nennt sich "MetroLine" und umfasst eine kleine Spoilerlippe, Schwelleraufsätze und eine Heckspoilerlippe.
Durch Kontrastfarben, eine Alupedalerie und Ledermänteln für Lenkrad und Schalthebel soll der Innenraum in Richtung Pkw aufgewertet werden.
WAS steht in diesem Beispiel nicht für das Wolgaer Autowerk als Lada-Hersteller, sondern für "Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH". Rechts ist ein WAS 500 als Rettungswagen zu sehen.
Der WAS 500 hat zwei von außen zugängliche Stauräume, um am Unfallort die benötigten Utensilien schnell bei der Hand zu haben.
Die Besonderheit besteht aber in einer integrierten Desinfektionsanlage: Aus zwei Düsen an der Decke strömt das erforderliche Mittel, um den Innenraum schnell keimfrei zu bekommen.
Wie im Motorsport wird auch bei Krankenwagen Wert auf Leichtbau gelegt: Während der Kofferaufbau aus alubeschichteten Sandwichplatten besteht, sind die Möbel aus Hartschaum-Teilen gefertigt.
Verschiedene Hersteller bauen Rettungsfahrzeuge auf der Basis von Mercedes Sprinter oder Vito. So auch die Firma Binz, die in Lorch bei Stuttgart gegründet wurde und heute im thüringischen Ilmenau beheimatet ist. Der hier gezeigte Aufbau sitzt auf einem Sprinter-Fahrgestell. Man beachte: Die Signalanlagen wurden in den Aluminium-Kastenaufbau integriert.
Im Inneren gibt es einen Tisch für die Trage und zwei Sitzplätze. Es wurde großen Wert darauf gelegt, die Inneneinrichtung so platzsparend wie möglich zu konstruieren. Ein Teil der Möbel besteht aus leichtem Pappelsperrholz mit einer speziellen Beschichtung - das spart außerdem Gewicht.
Hier zeigt ACM Mosolf, der Auto-Service-Ableger der Spedition Mosolf aus Kirchheim/Teck, wie man einen Citan zum Polizeifahrzeug umbaut. Neben der typischen Beklebung gibt es eine Sondersignalanlage und Blitzlampen an Front und Heck.
Die Inneneinrichtung für diesen auf den ersten Blick unauffälligen Citan 109 CDI stammt von ALUCA, einem in Rosengarten in der Nähe von Stuttgart ansässigen Unternehmen. Der Wagen ist für Wartungsarbeiten im Kundendienst gedacht.
Neben sicheren Fixierungsmöglichkeiten für Elektrowerkzeuge in Koffern gibt es ein ausgeklügeltes Schubladensystem für diverse Kleinteile und Werkzeuge.
Besonders für den kommunalen Einsatz eignet sich dieser Kipper auf Basis des Sprinter 316 CDI mit Einzelfahrerhaus und mittlerem Radstand. Die Besonderheit besteht in einem Material- und Werkzeugschrank zwischen Ladefläche und Fahrerhaus. Die Box hat einen Rollladenverschluss und sorgt für sicheres Verstauen diverser Utensilien, die Bauhof-Mitarbeiter benötigen.
Die Mercedes-Benz Minibus GmbH sitzt in Dortmund und baut Kleinbusse auf Basis des Sprinter für verschiedene Einsatzzwecke auf. Zum Beispiel diesen Luxusbus namens Travel 65.
Neben einer Panorama-Windschutzscheibe, gibt es edel bezogene Sitze, eine Doppelverglasung, eine aufwendige Klimatisierung sowie eine luftgefederte Hinterachse. Im Heck des 157.000 Euro teuren Gefährts findet sich ein großes Gepäckfach. Als Antrieb dient ein 190 PS starker V6-Turbodiesel.
Der Vito 4x4 als Reisemobil: Die Firma Terra-Camper zeigt mit dem "Tecamp", wie das aussehen kann. Unter anderem bekommt der Allrad-Vito ein Ausstelldach von SCA.
Der Innenraum des Terra-Camper ist zweckmäßig möbliert, die Einrichtung lässt sich auf einem Schienensystem verankern und bewegen.
Dabei gibt es auch Möglichkeiten für den Außenbereich, wie man hier an der Dusche, die per Saugnapf am Fenster befestigt wird, sieht. Der Tecamp ist ab 46.900 Euro zu haben. Das voll ausgestattete Fahrzeug hier auf den Bildern kostet 107.735 Euro.
Hymer gilt als der Erfinder von Reisemobilen mit eigenständigem Aufbau. Etwa 5.000 Fahrzeuge stellt das Unternehmen derzeit pro Jahr auf die Räder. Das Exemplar hier heißt ML-T580 und basiert auf einem Sprinter 4x4 mit 163 Diesel-PS.
Zur noblen Inneneinrichtung gehören helle Farbtöne und Holz ebenso wie eine Ambientebeleuchtung. Die Noblesse hat allerdings auch ihren Preis: Mit der hier gezeigten Einrichtung kostet das Wohnmobil 86.640 Euro.