Das Goodwood Festival of Speed (25. bis 28. Juni 2015) bietet auch in diesem Jahr hautnahen (klassischen) Motorsport im "Garten" des millionenschweren Charles Henry Gordon Lennox, Earl of March and Kinrara, besser bekannt als Lord March. Die Fans lieben das Bergrennen, die Rallye-Stage im hauseigenen Waldstück sowie den Kontakt zu aktuellen und ehemaligen Stars der Rennszene. Was hingegen nur die Wenigsten wissen dürften: Jedes Jahr findet auch eine Bonhams-Auktion hochkarätiger Klassik-Automobile im Rahmen des Festivals statt. Legendäre Sport- und Rennwagen, nicht selten aus prominentem Vorbesitz, wechseln dort für schwindelerregende Summen den Halter. 2015 scheint ein besonders guter Versteigerungs-Jahrgang zu sein, zumindest suggerieren das die (VIP-) Modelle und die aufgerufenen Summen. Die edelsten und vermutlich teuersten Boliden der diesjährigen Auktion (26. Juni 2015) sehen Sie in unserer Bildergalerie.
Dieser 1966er Mercedes 250 S ist vergleichsweise ein Schnäppchen. Allerdings gehört er Ex-Rolling-Stones-Mitglied Bill Wyman. "Zwischen 1966 und 1969 nutzte ich das Auto, um in London herumzufahren und zu den Olympic Studios zu kommen, wo wir die Alben "Beggars Banquet" und "Let it Bleed" aufnahmen", sagt Wyman.
Der Luxusgleiter, hier mit Wyman am Steuer, wurde 1997 restauriert und soll um die 30.000 Euro einbringen.
Nicht unbedingt zu den teuersten, aber sicher zu den ungewöhnlichsten Autos der Goodwood-Auktion zählt dieser 1971er Citroën SM, der ebenfalls Ex-Rolling-Stones-Bassist Bill Wyman gehört. Wyman nutzte das große Coupé zu ausgedehnten Europa-Touren und nennt den SM "das beste Auto, das ich je besessen habe".
Der avantgardistische Franzose mit dem Maserati-V6 und dem hydropneumatischen Fahrwerk hat durchaus Patina und soll laut Auktionator Bonhams etwa 55.000 Euro bringen.
Dieser Aston Martin MkII Drophead Coupé von 1934 leistet 73 PS aus einem nur 1,5 Liter großen Vierzylinder.
Trotz diverser Aufbauten und zweier Chassis-Längen wurden lediglich 148 Exemplare des Mark II gebaut. Entsprechend hoch wird dieses offene Modell gehandelt. Zwischen 250.000 und 310.000 Euro werden erwartet.
Dieser Vauxhall 30-98 von 1921 steht dem seltenen Aston Martin finanziell in nichts nach, zumindest wenn es nach dem Auktionator Bonhams geht. Der offene Viersitzer wurde zwischen 1913 und 1927 gebaut und galt in den 1920ern als Britanniens bester Sportwagen.
Der 30-98 ist mit einem 4,5-Liter-Vierzylinder ausgerüstet, der etwa 90 PS leistet. Von Privatmännern wurde das Auto gerne für Renneinsätze genutzt. Erwartet wird ein Preis von 250.000 bis 330.000 Euro.
Ein wahres Prachtstück ist dieser Alfa Romeo 2000 GTAm von 1970. Nur etwa 40 Exemplare wurden von Autodelta oder privaten Rennteams aufgebaut.
Das Auto basiert auf der US-Version des Alfa 1750 GTV mit mechanischer SPICA-Enspritzung, wiegt etwa 920 Kilo und leistet 240 PS aus zwei Liter Hubraum. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 230 km/h. Bonhams erwartet für die seltene Renn-Italienerin einen Preis zwischen 310.000 und 420.000 Euro.
Dieser Jaguar XK120 Roadster "RJH400" von 1954 wurde von Eric Hadden und seinem Navigator Charles Vivian in diversen Rennen eingesetzt und konnte einen Klassensieg bei der 1954er Alpine Rally erringen. Der XK120 hat einen 3,5-Liter-Reihensechszylinder mit 160 PS.
Dieses Fahrzeug (hier zu sehen: das makellos rote Interieur) verfügt darüber hinaus über einige Modifikationen, wie einen aus der Heckschürze ragenden Doppelauspuff oder ein Rennsport-Fahrwerk. Es wird erwartet, dass der Hammer bei Preisen zwischen 330.000 und 390.000 Euro fällt.
Dieses Porsche 911 S 2,4 Liter Coupé von 1973 gehörte dem "Vater der Pop-Art" Richard Hamilton. Hamilton kaufte das Auto neu und sah in ihm das "perfekte" Design. Der Ur-Elfer blieb über drei Jahrzehnte im Besitz des weltbekannten Künstlers, ehe der ihn an seinen Sohn weitergab.
Im Frühjahr 2013 ging der Porsche dann in eine zweijährige Restaurierungs-Phase. Der 911 S leistet bei einem Gewicht von unter 1.100 Kilo 190 PS, schafft es in 7,5 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchtsgeschwindigkeit von 230 km/h. Für Richard Hamiltons 911 S Coupé rechnet Bonhams mit einem Preis zwischen 340.000 und 410.000 Euro.
Hamilton sagte, er würde nur Dinge bemalen, die er gefühlt verbessern könne. Und er sagte Berichten zufolge, dieser Porsche 911 hätte ein solch perfektes Design, dass er es in keinster Weise verbessern hätte können.
Unter Sammlern gilt der 300 Sc als das begehrenswerteste Nachkriegsmodell von Mercedes-Benz. Zusammen mit der 300er-Limousine ist er das letzte Modell, das noch auf einem Rahmen aufbaut. Dieses 1956er-Modell hat einen 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit Trockensumpfschmierung, Bosch-Direkteinspritzung und 175 PS. Genug für eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.
Von nur 200 gefertigten Exemplaren wurden lediglich 98 in dieser speziellen Karosserieform hergestellt. Die Erstauslieferung dieses 300 Sc erfolgte an die Königlich-Schwedische Botschaft in Prag. Von 1960 bis 2007 befand sich das Auto in Schweden. Anschließend wurde es von einem britischen Sammler gekauft. Der 300 Sc soll sich in einem guten, unrestaurierten Zustand befinden. Erwartet wird ein Preis zwischen 440.000 und 520.000 Euro.
Isotta-Fraschini wurde 1899 gegründet und baute bis 1949 in der Regel sehr luxuriöse Automobile. Das Unternehmen galt zu seiner Zeit als das Rolls-Royce Italiens. Anfang des 20. Jahrhunderts war man (nach Fiat) der zweitgrößte Autohersteller des Landes.
Das bekannteste Modell der Marke ist der 1919 eingeführte Tipo 8. In Goodwood wird einer seiner Vorgänger, der Tipo PM angeboten. Unter der Haube steckt ein 6,0-Liter-Vierzylinder. Zwischen 1911 und 1912 wurden lediglich 60 Chassis gebaut, von denen nur noch drei existieren sollen. Bonhams erwartet Gebote zwischen 480.000 und 650.000 Euro.
Der Ferrari Enzo wurde zwischen 2002 und 2004 gebaut. Er steht in einer Reihe mit Ferrari-Legenden wie dem F40, dem F50 oder dem LaFerrari. 400 Exemplare dieses 660 PS starken V12-Supersportlers wurden produziert. Der Verkaufspreis lag bei 662.000 Euro. Der letzte gebaute Enzo wurde dem Papst übergeben, der darum bat, das Auto für einen guten Zweck zu versteigern. Das Auto brachte 1.055.000 Euro, die den Opfern des 2004er Tsunami zugute kamen.
Dieser Ferrari Enzo wurde 2004 in die USA ausgeliefert, kam aber 2008 zurück nach Europa. Zuletzt befand er sich sechs Jahre in einer Sammlung. Er hat lediglich 1.285 Meilen (etwa 2.050 Kilometer) auf dem Tacho. Bonhams erwartet einen Verkaufspreis zwischen 820.000 und 1.100.000 Euro.
Der Mercedes 300 SL Roadster bedarf keiner großen Vorstellung. Erstmals wurde das Auto auf dem Genfer Salon 1957 gezeigt. Sein 3,0-Liter-Sechszylinder mit 215 PS und seine Fahrdynamik waren für damalige Verhältnisse atemberaubend. Seine Form ist bis heute unerreicht. In knapp 8,5 Sekunden ging es von null auf 100 km/h, maximal waren 220 Sachen drin.
Dieser SL wurde im Neuzustand nach Guatemala ausgeliefert. 1981 ging das Auto zu einem Sammler nach Portugal. Weitere Besitzerwechsel erfolgten 2004 und 2014. Das Auto hat Scheibenbremsen und soll in einem hervorragenden Zustand sein. Etwa 1.100.000 bis 1.400.000 Euro soll der 300 SL Roadster bringen.
Insgesamt wurden lediglich 25 Exemplare des Mercedes CLK GTR gefertigt. Das hier ist einer von nur sechs gebauten Roadstern und der einzige in der Farbe Schwarz. Den Antrieb übernimmt ein 7,0-Liter-V12 mit bis zu 631 PS. Über ein sequentielles Sechsgang-Getriebe geht die Kraft auf die Hinterräder.
Mit einem Kaufpreis von 3.074.000 Mark war der etwa 1.400 Kilo schwere CLK GTR seinerzeit der teuerste Serienwagen der Welt. Dieser Roadster verblieb bis 2014 bei Mercedes-Benz, ehe er einen neuen Besitzer fand. Das Auto hat nur acht Kilometer auf dem Tacho. Für eines der seltensten Mercedes-Modelle wird ein Preis zwischen 1.900.000 und 2.500.000 Euro erwartet.
Dieser Aston Martin Ulster ist eines von vier Werksautos, die 1935 für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gebaut wurden. Auch an der 1936er Mille Miglia nahm das Fahrzeug teil. Sein 1,5-Liter-Vierzylinder leistet 85 PS.
Augustus Bertelli, damaliger Chefdesigner und Mitbesitzer von Aston Martin, sagte über den Ulster: "Das ist das beste Auto, das ich je gebaut habe." Seit 1939 war LM19 im Besitz von lediglich zwei britischen Familien. Erwartet wird ein Erlös von 2.200.000 bis 3.000.000 Euro.
Das Highlight der diesjährigen Bonhams-Auktion in Goodwood ist zweifelsfrei dieser 1961er Porsche 718 RS-61 aus dem Privatbesitz von Rennfahrer-Legende Sir Stirling Moss.
Sein 1,6-Liter-Vierzylinder leistet 160 PS. Das Gewicht beträgt nur knapp 550 Kilo. Mit dem 718 konnte Porsche dreimal die Targa Florio gewinnen.
Dieser RS-61 wurde 1961 als Neuwagen nach Pennsylvania/ USA ausgeliefert. Er wurde immer wieder in Straßen- und später in Oldtimer-Rennen eingesetzt. Als einer von nur 14 je gebauten RS-61, soll dieser Wagen als einer der letzten über den Großteil der Original-Karosserie verfügen. Für den 718 RS-61 von Stirling Moss wird ein Betrag zwischen 2.300.000 und 2.700.000 Euro erwartet.