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Teurer, luxuriöser, größer und komfortabler, das sind nur vier Adjektive, die alljährlich auf die Neuheiten des Caravan Salons in Düsseldorf zutreffen. Aber Retro ist schick, und während sich einige Camping-Ausrüster vom Design und den Materialien längst vergangener Zeiten inspirieren lassen, greifen andere einfach auf die Fahrzeuge von damals zurück. So holt auch der Camping-Oldie-Club e.V. die Vergangenheit der Wohnwagen und Wohnmobile in die Gegenwart und stellt sie auf dem Caravan Salon 2014 neben der Zukunft der mobilen Reisebranche zur Schau. Eine Campingreise von Anfang der Sechziger bis Ende der Achtziger des letzten Jahrhunderts. Kommen Sie mit.
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Noch heute sind kompakte Reisemobile auf dem Caravan Salon vertreten, aber schon damals waren kompakte und integrierte Camper beliebt. Bereits seit den 1960er-Jahren wurden die als Lastentiere konzipierten Großraumvans verschiedenster Hersteller zu Wohnmobilen umgebaut. Während der Hanomag-Henschel F20 in der Mitte vom Bild noch eine aufwendige Sonderanfertigung war, wurde der reisefertige VW T3 (links) in Zusammenarbeit mit namhaften Camping-Ausrüstern entwickelt und in hohen Stückzahlen gebaut.
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Der F20 beziehungsweise der 206D hatte, wie bereits an der unterschiedlichen Namensgebung zu erkennen, ein Identitätsproblem. Nachdem der Fahrzeughersteller Hanomag-Henschel von Mercedes übernommen wurde, erhielt der F20 den Namen 206 und wurde der Großvater des heutigen Mercedes Sprinter. Das auf dem Caravan Salon ausgestellte Modell Baujahr 1973 trägt noch die alte Bezeichnung und ist in einer Sonderanfertigung von einem Schreiner ausgebaut worden.
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Die Basis für den kompakten Campingwagen ist ein F20 mit einem 2,2-Liter-Dieselmotor und 60 PS. Die äußeren Abmessungen betragen 5,05 Meter in der Länge, 1,76 Meter in der Breite und 2,30 Meter in der Höhe. Der Innenraum bot Mitte der Siebziger zwei Personen ein mobiles Nachtlager mit einer bereits voll ausgestatteten Küchenzeile. Schlafen, Kochen und Abwaschen ging bereits im Inneren des Fahrzeugs. Sanitäre Einrichtungen wie eine Dusche gab es auch, sie musste allerdings im Außenbereich aufgebaut und genutzt werden.
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"Das ist Piccolo, ein Stahlblechanhänger in Stromlinienform." So bewarb der Hersteller Elektro-Stahlbau in den fünfziger Jahren seinen leichten und kleinen Multifunktionsanhänger. Der knapp 2,50 Meter lange, 1,45 Meter breite und 1,38 Meter hohe Piccolo wiegt leer gerade einmal 115 Kilogramm. Das machte den Winzling besonders interessant für ebenso kleine Zugfahrzeuge wie hier die BMW Isetta mit stolzen 13 PS.
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Das Besondere an dem kleinen Wohnwagen ist damals wie heute seine Schwimmfähigkeit. Mit Hilfe von luftgefüllten Kotflügeln bekommt der Piccolo genügend Auftrieb. Ausgestattet mit einem Außenbordmotor schafft die Sardinenbüchse auf dem Wasser eine Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h.
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Auf dem Campingplatz bietet der Mini-Wohnwagen zwei Personen ein Dach für die Nacht. Die Liegefläche ist 1,95 Meter lang, 1,10 Meter breit und füllt den Innenraum des kleinen Campers gänzlich aus. Trotzdem haben hier noch Teddy-Bären einen Unterschlupf gefunden und geben dem beengten Schlafraum eine gewisse Gemütlichkeit.
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Der Wohnwagenbauer Josef Hartmann verkaufte den FaWoBoo im Jahr 1962 für 6.580 DM. Viel Geld für die damalige Zeit, aber genauso vielseitig ist der Wohnwagen aus Nordrhein-Westfalen auch. FaWoBoo ist eine Abkürzung und bedeutet ausgeschrieben Fahren-Wohnen-Boot. So ist das abnehmbare Dach des Wohnwagens als Motor- oder sogar Segelboot nutzbar.
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Ist man fahrend an seinem Ziel- beziehungsweise Urlaubsort angekommen, lässt sich mit Hilfe einer ausgeklügelten Konstruktion die Höhe des Anhängers von 1,16 Meter auf 1,95 Meter aufstocken. So entsteht im Heck des Wohnwagens eine Sitzecke.
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Im vorderen Teil des Campers entfaltet sich eine kleine Küche. Der kleine Kühlschrank im Stil der Fünfziger und Sechziger ist nicht wie bei heutigen Reisemobilen fest in die Küche integriert. Genauso verhält es sich mit dem Herd. Der zweiflammige Kocher lässt sich ohne Umstände für Kocheinlagen im Freien aus der Küche nehmen.
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Der Peugeot 404 L Grand Luxe ist Improvisations-Camping aus Frankreich. Der Wohn-Kombi kam 1969 mit 1,6 Liter Hubraum und 73 PS.
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Der große Kofferraum des 404 L Grand Luxe fasst alle nötigen Camping-Utensilien. Bei einem Leergewicht von 1.275 Kilogramm und dem zulässigen Gesamtgewicht von 1.850 Kilogramm können ohne Probleme ein Faltboot mit Angelzubehör, Stühle und ein Tisch an den Urlaubsort verfrachtet werden.
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Nach dem Umklappen der Rückbank kann man es sich zu Zweit im Kofferraum bequem machen. Der 404 hat zwar keine Stehhöhe im Wohnbereich und von Sanitär- oder Kocheinrichtung muss erst gar nicht die Rede sein, vor Wind und Wetter ist man aber alle Male ausreichend geschützt.
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Bereits ab dem Marktstart im Jahr 1979 bot VW den T3 (wie schon den T1 und den T2) mit einer Campingausstattung an. Die in Eigenregie entwickelten Fahrzeuge erhielten einen Innenausbau der Firma Westfalia. Neben der Zusammenarbeit von VW und Westfalia nutzten weitere Hersteller wie Weinsberg, Reimo, Carthago oder Dehler den T3 als Basis für ihre kompakten Campingfahrzeuge. Der Bestseller blieb aber das "Original" von Westfalia und VW, welches in dieser Baureihe erstmals den Namenszusatz "California" erhielt.
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Die offenen Lüftungsgitter verraten es: Bei diesem T3 handelt es sich um einen luftgekühlten Benziner. Mit 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum und 50 respektive 70 PS wurden die mit dem Fahrtwind gekühlten Vergasermotoren von 1979 bis 1982 im T3 angeboten. In Verbindung mit einem manuellen Vierganggetriebe oder einem Dreigang-Automaten war das nicht gerade günstig im Verbrauch. Die für lange Urlaubsreisen geplanten T3 von Westfalia hatten deshalb hauptsächlich die Dieselmotoren an Bord.
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Für gut erhaltene T3-Modelle mit Westfalia-Ausstattung stieg der Liebhaberpreis in den vergangenen Jahren stark an. Etwa 5.000 Euro werden mittlerweile für nur moderat erhaltene Exemplare bezahlt. Während die Benzin- und Dieselmotoren der "letzten Bullis" meist lange halten und sehr robust sind, leidet die Karosserie, wie hier am Tankstutzen, oft unter massiven Rostproblemen.
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Der Tempo Matador gehört schon als einfacher Lastwagen zu den Exoten auf dem Klassiker-Markt. Durch die Firmenhistorie und von Übernahmen geprägte Zeiten von 1959 bis 1971 ist der Matador als Kompakt-Camper selten gebaut worden und daher eher wenig bekannt. Tatsächlich stammt das Lastentier nach Baujahr 1959 nicht mehr aus den Tempo-Werken, sondern vom Hanomag-Henschel-Fahrzeugbau. Das Adoptivkind ist damit ein eingeheirateter Vorgänger des Mercedes-Hanomag 206 und damit auch Vorfahre des Sprinter.
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Viele Fahrzeuge waren auf wenige Stückzahlen begrenzte Sonderanfertigungen. Der voluminöse Aufbau des Tempo Matador bietet einen vergrößerten Wohnraum. Durch die im Heck verbreiterte Karosserie kann sogar ein Fahrrad mit Hilfsmotor mitgenommen werden, ohne dass es an den Fahrzeugseiten übersteht.
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Das Rad auf dem Heckträger ist eine weitere Rarität. Es handelt sich um ein Nachkriegsmodell mit Hilfsmotor, gebaut von der Firma Triumph mit dem passenden Namen Knirps. Die rund 3 PS starken Vorgänger heutiger E-Bikes werden als gute Gebrauchte für über 1.000 Euro gehandelt.
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Von 1958 bis 1963 gebaut, war der Opel Kapitän P 2,6 mit seinem Reihensechszylinder-Motor mit 80 oder 90 PS die Wahl für alle Camping-Begeisterte, die etwas mehr Komfort hinter sich herziehen wollten. So konnte der Rüsselsheimer auch den etwas größeren Dethleffs-Caravan der Modellreihe Nomad aus dem Rhein-Main-Gebiet bis an den Gardasee ziehen.
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Der Smutti des dänischen Herstellers MKP hatte im Jahr 1973 einen Neupreis von 8.700 DM. Das mag nach heutigen Maßstäben nicht viel klingen, die Zugmaschine, ein VW Käfer, war zu diesem Zeitpunkt aber meist günstiger als das Anhängsel zum Wohnen. Dafür bekam man aber einen für damalige Verhältnisse fürstlich ausgestatteten Caravan mit Kochfeld, Kühlschrank und Standheizung.
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Der Tisch in der Mitte der Sitzgruppe lässt sich nach unten verschieben. Versieht man die kleine Speisetafel danach mit einem weiteren Kissen, entsteht in dem kleinen Smutti eine Liegefläche für zwei Personen. Durch die Heizung (damals nicht selbstverständlich) lässt sich das nächtliche Camping-Erlebnis auch in die Wintermonate verlegen.
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Der Smutti bietet alle Annehmlichkeiten wie in den eigenen vier Wänden zu Hause. Die Kochfelder verschwinden unter einer Abdeckung aus Holz. Sie kann auch als Arbeitsplatte genutzt werden. Der Elektrolux-Kühlschrank ist bereits in die Küchenzeile integriert.
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Klein aber oho: Der Dethleffs Beduin zählt eher zu den kleineren Vertretern der Caravans und hat vor allem von seinen Abmessungen wenig mit dem heutigen Beduin der Firma Dethleffs gemein. Die Besonderheit des Exemplars auf dem Caravan Salon war dessen bewegte Reisehistorie.
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Wohnliches Ambiente und Platz für zwei Personen bietet der kleine Caravan aus den Sechzigern. Das Dachfenster besteht aus gelbem Plexiglas und taucht den Innenraum des Beduin in eine ungewöhnliche Farbe. Die braune Holzauskleidung sowie die beigefarbenen und grauen Sitzbezüge verleihen dem Wohnwagen den typischen Charme der Zeit.
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Heute macht man Fotos und "taggt" diese mit den Koordinaten des Aufnahmeortes. Damit kann man beweisen: Ich war da. Früher kaufte man Aufnäher oder Plaketten von Orten und Sehenswürdigkeiten. Eine Sammlung von Ortsbeweisen hängt in dem Zwei-Personen-Anhänger von Dethleffs.
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Der Kleine ist ganz schön herum gekommen. Schaut man sich die Reiserouten an, dürfte Europa nahezu abgehakt sein.
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Auch die USA und der nördliche Nachbar Kanada wurden mit dem Caravan der Sechziger eingehend studiert und bereist.