Ob Wohnmobil oder Wohnwagen: Das Hotelzimmer auf Rädern hat auch hierzulande viele Freunde. Doch die Caravaning-Branche fährt zwiegespalten zum Caravan Salon nach Düsseldorf (31. August bis 8. September 2013). Deutlich rückläufig ist die Produktion von Wohnwagen, sie werden erstmals von Reisemobilen überflügelt. Im ersten Halbjahr 2013 gab es hier ein Plus von knapp drei Prozent gegenüber 2012. Besonders Reisemobile, die im Alltag einsetzbar sind, erfreuen sich großer Beliebtheit. Womit die Hersteller in Düsseldorf punkten wollen, zeigen wir Ihnen in unserer Galerie.
Einer der Stars des Caravan Salon dürfte die Wohnwagen-Studie Caravisio von Knaus-Tabbert sein. Mit dem Yacht-ähnlichen Gefährt will der Hersteller das "Haus am Haken" wieder attraktiv machen.
Schon von außen macht der Caravisio mächtig was her, denn er wurde im Windkanal geformt. Das soll den Verbrauch und Wirbelschleppen am Heck reduzieren.
Der hintere Teil des Caravisio lässt sich öffnen, so entsteht eine Veranda. Für die Fahrt wird sie hochgeklappt und bietet Platz für zwei Pedelecs. Das Ladesystem für die Akkus der Räder ist im Seitenkoffer des Hecks integriert. Per Induktion werden die Batterien ständig in geladenem Zustand gehalten.
Ein neuartiger Grundriss sorgt zugunsten der Aerodynamik für eine V-förmige Anordnung der Einzelbetten, die per Matratzenergänzung zum Doppelbett werden. Dusche und Waschraum verfügen über eine intelligente Wassersteuerung mit Speicherfunktion.
Fast zwei Jahre lang hat eine Expertengruppe am Caravisio getüftelt. Bei ihm handelt es sich um einen Technologieträger, der den Wohnwagen von morgen oder übermorgen vorwegnehmen soll. Der Caravisio erhebt laut Knaus-Tabbert "weder Anspruch auf Reproduzierbarkeit noch auf Serientauglichkeit". Übersetzt: Man wird ihn so nicht kaufen können.
In früheren Zeiten bezeichnete der Begriff "Inos" im Walisischen eine Hütte, die an einem Tag aufgebaut wurde. Mit Hilfe solcher Behausungen nahm man seinerzeit ein Stück Land für sich in Anspruch. Da passt es ins Konzept, dass die walisische Firma Fifth Wheel Company so ihre Wohnwagen nennt. Deren Vertrieb hat hierzulande die Firma Roka übernommen, die auch die legendären Airstream-Caravans aus den USA importiert.
Das Inos-Spitzenmodell mit Tandemachse ist sieben Meter lang und weist ein zulässiges Gesamtgewicht von gut 2,7 Tonnen auf. Wer einen Führerschein der Klasse B hat, käme da schon an Grenzen, denn mehr als 3,5 Tonnen sind nicht drin. Dagegen hilft die so genannte Klasse B96: Durch eine eintägige Schulung dürfen dann bis zu 4,25 Tonnen schwere Pkw-Anhänger-Kombinationen gesteuert werden.
Die größte Besonderheit der Inos-Wohnwagen ist ihr elektrisch betätigter Slide-Out, ein herausfahrbarer seitlicher Erker. Im Stand ermöglicht er eine Vergrößerung des Innenraums um satte 4,5 Kubikmeter. Das Aus- oder Einfahren des per 12 Volt-Elektromotor angetriebenen Erkers ist in weniger als 30 Sekunden erledigt. Da leistungsstarke Akkus zur Serienausstattung gehören, kann die Technik auch unterwegs ohne Stromanschluss betrieben werden.
Auch Automobilhersteller wie Peugeot sind in Düsseldorf vertreten. In Zusammenarbeit mit Westfalia Mobil entstand auf Basis des Peugeot Expert Tepee ein kompaktes Reisemobil.
Highlights des Peugeot sind unter anderem ein Aufstelldach mit Dachrahmen und Dachbett, ein weiteres, herausnehmbares Bettsystem, eine Küchenzeile mit Herd, Spüle und Kühlbox und ein über Eck zugänglicher Kleiderschrank.
Der Fiat Ducato steht weiterhin bei den Kunden ganz oben. Als Halbzeitmeister unter Deutschlands meistverkauften Basisfahrzeugen für Reisemobile ließ der Italiener in den ersten sechs Monaten 2013 auch die einheimische Konkurrenz hinter sich. In diesem Zeitraum basierten insgesamt 12.086 in der Bundesrepublik neu zugelassene Reisemobile auf dem Fiat Ducato. Auf der Messe zeigt die Marke neue Wohnaufbauten.
Parallel zum Peugeot Expert hat Westfalia ein ähnliches Wohnmobil auf Basis des baugleichen Citroën Jumpy entworfen. Die Besonderheit: Das Fahrzeug ist auch Automatikgetriebe erhältlich.
Das ausstellbare Hochdach sorgt für ein gutes Raumgefühl in dem sonst recht einfach ausgestatteten Franzosen.
BavariaCamp ist eine Wohnmobilmarke von Knaus-Tabbert. In der neuen Baureihe Primeur wird das Modell Variego mit 6,36 Meter Fahrzeuglänge präsentiert. Der Variego soll mit hoher Variabilität punkten. So sind ein fünfter und ein sechster Fahrsitzplatz entgegen der Fahrtrichtung und ein zweites Heckdoppelbett integrierbar. Mit anderen Worten: Hier kann sogar eine Familie mit bis zu vier Kindern reisen.
Luxus satt bietet die Firma Morelo aus Niederbayern. Der so genannte "Palace Line" nutzt Fahrgestelle von MAN- und Eurocargo von 8 bis 12 Tonnen. Mit 2,5 Meter Breite bietet er mehr als genug Platz im Innenraum.
Länge läuft und bietet im Fall des Morelo Platz für mindestens sechs Personen. Natürlich sind die Materialien an Bord vom Feinsten.
In die gleiche Kerbe wie Morelo schlägt Vario aus Bohmte bei Osnabrück. Der fette Vario Perfect SH basiert auf Fahrgestellen von Mercedes- und MAN-Lastwagen. Serienmäßig ist bei diesem Reisemobil das Doppelbodensystem: Durch das angehobene Fahrerpodest ergibt sich im gesamten Fahrzeug ein ebener Laufboden. Die Gesamthöhe beträgt mindestens 3,55 Meter. Die Gesamtlänge beträgt 7,6 bis 12 Meter. Genug für eine großzügige Heckgarage, die auch Kleinwagen aufnimmt.
Auf Wunsch vergrößern bis zu drei ausfahrbare Wohnraumerker das Mega-Mobil. Der absolute Gigant im Vario-Programm ist der Perfect 1200. Der Dreiachser nutzt Fahrgestelle des Mercedes Actros oder MAN TGS. Größenordnung: 25 bis 26 Tonnen.
Die Fachhandelskette InterCaravaning präsentiert auf dem diesjährigen Caravan Salon ihre neue Eigenmarke: EuroCaravaning. In enger Zusammenarbeit mit Kunden und Händlern wurde unter dem neuen Label die Kastenwagenbaureihe VANTourer entwickelt. Die Wohnmobile auf Fiat-Ducato-Basis sollen mit einem Preis von unter 40.000 Euro punkten.
Obwohl der Preis für ein Wohnmobil relativ gering ist, punktet der Van Tourer mit einem großzügigen und ansprechend gestaltetem Innenraum.
Zum Caravan Salon 2011 in Düsseldorf zeigte Terra Camper aus Hagen erstmals den fernreisetauglichen Ausbau eines VW Rockton, den vielbeachteten Terock. Knapp zwei Jahre später zeigt die Bus-Manufaktur aus Hagen den Terock jetzt mit langem Radstand (3,40 Meter, Gesamtlänge 5,29 Meter) auf Basis des VW T5.
Vorteile bietet die gestiegene Länge beim größerem Platzangebot . Hinzu kommt ein luxuriöser Ausbau, unter anderem mit Fußboden-Heizung und Warmwasserboiler.
Viele Neuheiten bringt Knaus-Tabbert mit an den Rhein: Der neu entwickelte "CaraOne" der Einsteiger-Marke Weinsberg bietet Neu-Campern und Familien acht unterschiedliche Grundrissvarianten ab 9.700 Euro zur Auswahl. Bei den Reisemobilen wird die Baureihe "Sky i" der Marke Knaus mit dem neuen "Sky i Plus" nach oben abgerundet. Das serienmäßige GFK-Dach soll die Empfindlichkeit bei Hagelschägen deutlich reduzieren. Die Preise für den neuen Sky i Plus rangieren zwischen 67.690 Euro (650 LEG) und 71.690 Euro (700 LX).
570 Aussteller aus 22 Ländern kommen zum Caravan Salon 2013, darunter 120 Hersteller von Wohnwagen und Wohnmobilen. 1.800 Fahrzeuge und Anhänger werden auf der Messe ausgestellt. Das Bild zeigt die im Vorfeld bei der messeeigenen Logistikabteilung angelieferten Fahrzeuge.
Zum 20. Mal findet der Caravan Salon in Düsseldorf statt. Vom 31. August bis zum 8. September 2013 erwarten die Veranstalter rund 160.000 Besucher auf dem Messegelände. Von 10 bis 18 Uhr sind die Hallen geöffnet, die Tageskarte kostet 13 Euro.
Übrigens: Wohnmobile müssen nicht immer weiß sein. Dieser Besitzer zeigt farbenfroh seine Liebe zu Indien.