Wie sieht die automobile Zukunft aus? Zahlreiche Hersteller haben sich dazu Gedanken gemacht und zeigen auf dem Autosalon in Genf vom 8. bis 18. März 2012 ihre Ergebnisse. Dabei geht es um stylische Designansätze, neue Mobilitätskonzepte und um alternative Antriebssysteme. Manches Concept Car wird ein Einzelstück bleiben, doch einige Modelle werden auch in mehr oder weniger veränderter Form in einigen Jahren zu kaufen sein. Wir zeigen Ihnen die heißesten Studien aus Genf.
Das Cross Coupé war bereits im Dezember auf der Tokyo Motor Show zu sehen, ist aber immer noch ein Hingucker. Die in Genf gezeigte Version besitzt einen Diesel-Plug-in-Hybridantrieb, der einen TDI-Motor und zwei Elektromotoren umfasst. Die Systemleistung beträgt 306 PS. Im City-Modus fährt das Auto rein elektrisch - bis zu 45 Kilometer weit. Das Cross Coupé ist kürzer und flacher als ein Tiguan. Auch innen verfolgt VW das Ziel, SUV- und Coupé-Elemente zu vereinen. Die Insassen nehmen auf vier einzelnen Schalensitzen Platz, der Kofferraum fasst zwischen 380 Liter und 1.230 Liter.
Nissan zeigt die schnittige Studie eines Kleinwagens, der ab 2013 an die Seite von Micra und Juke treten soll und den Note ersetzen dürfte. Mit rund 4,20 Meter ist das Auto jedoch deutlich länger als der Note. Die Plattform dürfte sich der Neuling mit dem nächsten Renault Modus teilen.
Der Name EV-STER sagt schon, worum es hier geht: um einen elektrisch angetriebenen Roadster. Der Zweisitzer ist nur 3,57 Meter lang, 1,50 Meter breit und 1,10 Meter hoch. Durch moderne Materialien ist er besonders leicht. Die Motorleistung gibt Honda nicht an, aber sie reicht, um das Auto in fünf Sekunden auf Tempo 100 zu bringen. Die Lithium-Ionen-Batterie fasst zehn Kilowattstunden, was für 160 Kilometer Wegstrecke reichen soll. In drei Stunden soll der Akku wieder aufgeladen werden können.
Der XIV-2 ist eine Weiterentwicklung des XIV-1, mit dem SsangYong auf der IAA 2011 in Frankfurt "für Aufsehen gesorgt" hat, so zumindest der koreanische Hersteller. Aufregend ist zumindest der Name: XIV steht für eXciting User Interface Vehicle. Das Auto soll vor allem Jüngere begeistern. Es liegt irgendwo zwischen SUV und Coupé, hat aber auch Cabrioelemente, denn es besitzt ein Stoffverdeck, dass sich per Knopfdruck öffnen lässt. Für den Antrieb sorgt ein 1,6-Liter-Diesel oder ein gleich großer Benziner. Mit 4,17 Meter Länge hat der XIV-2 die Maße eines Klein-SUVs à la Nissan Juke oder Mini Countryman.
Der Brivido, ein Gran Turismo, ist eine Orgie aus Glas, Kohlefaser und Aluminium. Durch die beiden großen Flügeltüren können Front- und Fondpassagiere gleichzeitig den Innenraum entern. Besonderes gibt es auch in puncto Licht: Die LED-Scheinwerfer reichen 2,60 Meter von der Motorhaube bis zur Mitte der Flanken. Von vorn wirkt der 4,98 Meter lange Brivido sehr aggressiv. Für den Antrieb des bis zu 275 km/h schnellen Brivido sorgt ein Dreiliter-Kompressor-V6 aus dem VW-Konzernregal mit 360 PS. Ein nicht näher spezifiziertes Hybridsystem bringt den Brivido auf eine Gesamtleistung von 408 PS.
Mit dem EXP 9 F präsentiert Bentley die Studie eines imposanten Pracht-SUVs. Das Fahrzeug soll sowohl vor der Oper, als auch auf Sanddünen und auf der Autobahn eine gute Figur machen. Der EXP 9 F ist als 4+1-Sitzer ausgelegt. Sind die Fondsitze nicht besetzt, können sie elektrisch nach vorne geklappt werden, um mehr Gepäckraum zu schaffen. Angetrieben wird der EXP 9 F von dem Sechsliter-W12-Doppelturbomotor, der beispielsweise aus dem Continental GT bekannt ist. Er ist an eine Achtgang-Automatik gekoppelt und leistet 610 PS. Weitere Antriebsmöglichkeiten wären der jüngst vorgestellte Vierliter-V8 sowie ein Hybridsystem.
Der Hi-Cross ist ein kompaktes SUV mit einer unübersehbaren Ähnlichkeit zum Nissan Qashqai. Wie der Qashqai+2 bietet die Studie Platz für bis zu sieben Personen. Interessant ist der Antrieb, der einen 2,0-Liter-Kompressorbenziner mit einem Elektromotor verbindet. So entwickelt das Auto einen Vortrieb wie ein 2,5-Liter-Benziner, bei deutlich niedrigerem Verbrauch. So könnte das Auto einen Ausblick auf ein Qashqai-Hybridmodell geben.
Nicht lachen: Range Rover bringt die Cabrioversion eines SUVs nach Genf mit. Das Evoque Cabrio ist nur eine Studie und wird es wohl auch bleiben. Der etwas plump wirkende Viersitzer besitzt ein Stoffverdeck und soll voll offroadtauglich sein.
Mit der Studie Track`ster zeigen die Kia-Designer, wie sich die Marke weiterentwickeln soll. Das Crossover-Coupé basiert auf dem Soul. Mit einem 250 PS starken Benziner war der kleine Sportler schon auf der Chicago Auto Show im Februar 2012 zu sehen. Gelangweilt weggucken wird deswegen in Genf wohl keiner.
Bei Lamborghini gibt es einen kompromisslosen offenen Supersportwagen zu sehen. Der Aventador J ist ein Einzelstück, aber voll funktionsfähig und für die Straße zugelassen. Die technische Basis liefert der Aventador LP 700-4, von dem der Neuling auch den Zwölfzylinder mit 700 PS übernimmt. Doch das offene Monocoque ist weitgehend eine Neukonstruktion. Der Verzicht auf das Dach, eine Frontscheibe, die Klimaanlage und das Navigationssystem spart Gewicht. Besonders auffällig ist der zentrale Rückspiegel, zusammen mit den beiden Sicherheitsbügeln hinter den Sitzen der höchste Punkt der Karosserie.
Der Entwicklungsdienstleister EDAG stellt in Genf die Studie eines Elektrofahrzeugs für den Leihbetrieb vor. Innen findet der Nutzer neben Gas und Bremse nur einen Blinkerhebel sowie ein Display für Geschwindigkeit, Ladezustand, Reichweite und Navigation. Das 1,90 Meter hohe Fahrzeug bietet Platz für sechs Insassen, die Rücken an Rücken in zwei Reihen sitzen.
Aberwitzige Studien vom kleinen Schweizer Unternehmen Rinspeed sind eine Besonderheit des Genfer Autosalons. Dieses Jahr zeigt Firmenchef Frank Rinderknecht den Dock+Go, einen Elektro-Smart mit einer Art Rucksack. Die Idee: Das Elektroauto bekommt je nach Einsatzart eines von mehreren einachsigen "Packs" angehängt. Für das Auto des Pizzalieferanten gibt es eine Warmhaltebox, für den Handwerker einen Werkzeugkasten und für lange Strecken ein Range-Extender-Modul mit Akkus, Brennstoffzellen oder einem Verbrennungsmotor.
Das Kürzel schreibt sich bei Peugeot anders als bei VW, doch GTi steht genauso wie GTI für eine Sportversion. Die in Genf gezeigte Studie basiert auf dem 208. Unter der Haube arbeitet ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 200 PS, geschaltet wird über ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Hinzu kommen eine gegenüber dem normalen 208 verbreiterte Spur, ein Dachspoiler sowie Scheibenbremsen mit roten Bremssätteln. In Serie dürfte der Sport-208 Ende 2012 gehen.
Unter dem Namen Mila hat der Automobilzulieferer Magna Steyr bereits fünf verschiedene Studien auf die Räder gestellt. Nummer sechs ist der Mila Coupic, eines der derzeit so populären Crossover-Modelle zwischen SUV und Coupé. Aber damit ist noch nicht Schluss mit Mischen: Das 4,68 Meter lange Auto lässt sich auch noch in einen Pick-up oder ein Cabrio umwandeln. Dafür gibt es zwei Faltschiebedächer aus Stoff. Wird das hintere Faltdach in Richtung Fahrerseite geschoben, verwandelt sich das Coupé in einen Pick-up. Verrückt? Nun, dazu passt, dass sich das Design laut Magna Steyr an moderne Sportschuhe anlehnt.
Nissans Nobeltochter Infiniti zeigt in Genf die 4,46 Meter lange Sportwagenstudie Emerge-e. Das Fahrzeug verfügt über zwei Elektromotoren sowie einen Dreizylinder-Verbrennungsmotor als Range-Extender - das ist das Rezept des Opel Ampera alias Chevrolet Volt. Der Infiniti hat jedoch ein Mittelmotor-Layout sowie eine Systemleistung von 408 PS. Das reicht für einen Tempo-100-Sprint in knapp vier Sekunden. Die rein elektrische Reichweite beträgt rund 50 Kilometer.
Das Konzept der Range-Extender-Autos macht Schule - zumindest bei den Studien. So wird auch der Hyundai i-oniq elektrisch angetrieben und hat zusätzlich einen Verbrennungsmotor an Bord, der via Generator elektrische Energie nachliefert, wenn die Akkus leer sind. Im i-oniq kooperiert ein 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit einem 109 PS starken Elektromotor. Die Lithium-Ionen-Polymer-Batterie hat Saft für 120 Kilometer. Aber auch abgesehen vom Antrieb ist die 4,43 Meter lange, 2+2-sitzige Coupéstudie mit Flügeltüren einen Blick wert - sie sieht einfach gut aus.
Bereits auf der Detroit Motor Show im Januar 2012 zu sehen war die Hybridstudie Toyota NS4. Die Mittelklasselimousine mit Plug-in-Hybridsystem soll 2015 weltweit in Serie gehen. Die Karosserie wurde in Hinblick auf geringen Windwiderstand optimiert. Flügeltüren erleichtern den Einstieg. Im Inneren erwarten blaue Lichter den Fahrer. Das Display in der Mittelkonsole ist im Smartphone-Design gehalten.
An eine fliegende Untertasse erinnert der Disco Volante von Touring Superleggera. Die Studie basiert auf dem Space-Frame-Chassis des Alfa Romeo 8C Competizione und übernimmt einige Stilmerkmale des historischen Vorbilds Alfa Disco Volante von 1952. Die Karosserie besteht aus handgeformten Aluminiumteilen sowie Kohlefaserelementen. Für den Vortrieb sorgt der 4,7-Liter-V8 mit 450 PS aus dem 8C Competizione. Die Gänge werden über ein sequenzielles Getriebe gewechselt. Das Auto soll keine Studie bleiben, sondern in Kleinserie gebaut werden.
Honda präsentiert zwei Studien: Eine ist der seriennahe Prototyp des neuen CR-V, doch spektakulärer ist die Studie des NSX. Sie besitzt einen V6-Benziner, der die Hinterachse antreibt, sowie zwei Elektromotoren, die auf die Vorderräder wirken. So ergibt sich ein Allradantrieb. Die Serienversion startet allerdings erst im Jahr 2015.
Clubman, Countryman, Coupé und Roadster: Mini stellt neue Modelle am laufenden Band vor. In Genf steht nun der Clubvan als Studie. Das Auto ist allerdings nicht viel mehr als ein Clubman ohne Verglasung und Sitze im Fond. Das Auto soll sich für Delikatessen-Händler, Modedesigner, Kunstgaleristen oder Event-Spezialisten eignen.
Bereits zwischen 1991 und 2009 hatte Seat Fahrzeuge mit dem Namen Toledo im Programm. Dabei handelte es sich zunächst um eine Stufenhecklimousine auf VW-Golf-Basis. Nun will Seat den Namen neu beleben. In Genf debütiert die Studie einer kompakten Limousine, die 2013 auf den Markt kommen soll. Der Toledo ist 4,48 Meter lang, dank eines Radstandes von 2,60 Meter soll er für bis zu fünf Personen genügend Platz bieten. Der Gepäckraum fasst 500 Liter. Obwohl auf den ersten Blick nicht als solche erkennbar, besitzt der Toledo Concept eine große Heckklappe. Die umklappbaren Sitze sollen zudem eine ungewöhnlich lange Ladefläche ermöglichen.
Mit dem Takeri wirft Mazda einen Blick in die Zukunft seiner Mittelklassebaureihe. Das kann hier eigentlich nur heißen: auf den Nachfolger des aktuellen Mazda 6. Für Effizienz sollen die neuen Skyactiv-Technologien sorgen. So ist die Studie mit einem Skyactiv-Diesel, einer Skyactiv-Automatik und einem Start-Stopp-System ausgerüstet. Zudem verfügt der Takeri als erstes Fahrzeug über das neue i-Eloop-System zur Bremsenergierückgewinnung. Das Besondere: Bei der Mazda-Eigenentwicklung wird die Energie nicht in der Batterie, sondern in einem so genannten Doppelschichtkondensator gespeichert.
Der Globetrotter unter den Up-Modellen ist der X Up. Die fünftürige Studie basiert auf dem Cross Up, was an den robusten Karosserie-Applikationen und dem Unterfahrschutz zu erkennen ist. Als Besonderheit gibt es zusätzlich eine Dachbox, in die zwei Suchscheinwerfer im Expeditions-und-Abenteuer-Look integriert sind. Auf Safari dürfte allerdings die auffällige Lackierung in Knallorange stören.
Der FCV-R ist bereits von der Tokyo Motor Show 2011 her bekannt. Die 4,75 Meter lange Studie ist eine Stufenhecklimousine mit Wasserstoffantrieb. Der FCV-R ist laut Toyota der nächste Schritt auf dem Weg zum Serienstart eines ersten Brennstoffzellenautos im Jahr 2015. Die Reichweite soll rund 700 Kilometer betragen.
Der LF-LC erlebt in Genf seine Europapremiere. Die schicke 2+2-sitzige Sportcoupé-Studie besitzt einen Hybridantrieb. Der Verbrennungsmotor liegt unter der Fronthaube, angetrieben werden die Hinterräder. Zu den technischen Einzelheiten ist noch nicht viel bekannt.
Das Concept B-Class E-Cell Plus präsentierte Mercedes schon auf der IAA 2011. Das Auto folgt dem gleichen Rezept wie Opel Ampera & Co. Wie dieser kombiniert die Studie einen Elektroantrieb mit einem Benzinmotor - in diesem Fall ist es ein Dreizylinder-Ottomotor mit nur 68 PS. Rein elektrisch schafft das Auto 100 Kilometer. Danach schaltet sich der Verbrennungsmotor zu. Unterhalb von 60 km/h erzeugt der Verbrennungsmotor über den Generator Strom für den Elektromotor - man spricht vom seriellen Betrieb. Ab 60 km/h treiben beide Motoren parallel die Vorderachse an. Das Auto gibt einen Ausblick auf ein Serienfahrzeug, das im Jahr 2014 eingeführt werden könnte.
Tata zeigt einen Kleinwagen mit dem nach Digitalkamera klingenden Namen Megapixel. Der viersitzige Kleinwagen besitzt wie viele aktuelle Studien einen Range-Extender-Antrieb. Das System kombiniert eine Lithium-Ionen-Phosphat-Batterie, vier Radnaben-Elektromotoren und einen Benzinmotor, der den Akku bei Bedarf wieder aufladen kann. So soll das Auto mit nur einem Tank 900 Kilometer weit kommen. Da man all das nicht sehen kann, hat Tata der Studie noch einen Eyecatcher spendiert: eine Art von Schiebetüren, die beim Öffnen nach außen schwingen. So wird auch sichtbar, dass das Auto keine B-Säule besitzt.
Erinnern Sie sich an den Smart Roadster? Ein ähnliches Konzept wie dieser von 2003 bis 2005 angebotene Zweisitzer verfolgt der For-us. Hinter der B-Säule befindet sich hier allerdings eine Pick-up-Ladefläche, auf der zwei Elektrobikes transportiert werden können. Mit 3,55 Meter Länge ist der For-us jedoch weit entfernt von einem herkömmlichen Pick-up. Angetrieben wird der For-us wie der Smart Fortwo electric drive, der im Frühjahr 2012 startet, von einem 55 Kilowatt (75 PS) starken Elektromotor. Eine Erweiterung durch zwei vordere Radnabenmotoren in Richtung 4x4 wäre laut Smart denkbar.
Kia stellt sein erstes Serien-Elektrofahrzeug vor. Der Ray EV kann mit einer Batterieladung etwa 140 Kilometer weit fahren. Äußerlich entspricht das knapp 3,60 Meter lange Auto dem benzinbetriebenen Kia Ray mit Ein-Liter-Benziner, der in Korea bereits verkauft wird. Der 50 Kilowatt (68 PS) starke Elektromotor des Ray EV, der die Vorderräder antreibt, wird von einem Lithium-Polymer-Akku versorgt. Kia will im Jahr 2012 rund 2.500 Stück von dem Elektromobil produzieren, die allerdings nur in Korea verkauft werden.
Bertone zeigt die Sportwagenstudie Nuccio. Benannt ist der in Mittelmotor-Bauweise ausgeführte Wagen nach dem 1997 verstorbenen Firmenchef Giuseppe "Nuccio" Bertone. Er war Ende der 60er-Jahre maßgeblich an der Einführung der Keilform im Automobilbau beteiligt - die Form der Studie macht das überdeutlich.
Nach dem DS3 Racing kommt der DS4 Racing. Die Sportversion des DS4 ist als Studie in Genf zu sehen. Sie liegt ein paar Zentimeter tiefer als der DS4, hat eine breitere Spur, zweifarbige 19-Zoll-Räder und ein ebenfalls zweifarbiges Dach. Unter der Haube arbeitet ein 256 PS starker 1,6-Liter-Turbobenziner.
Der Prototyp des europäischen CR-V zählt zu den Highlights von Honda. Die vierte Generation des SUVs soll im Herbst 2012 starten. Optisch gibt es nur wenige Unterschiede zur US-Version, die schon Ende 2011 auf den Markt kam. Zu den Antrieben hat sich Honda noch nicht geäußert.