Sie sollen dem Kugelhagel von Maschinengewehren standhalten und die Insassen vor kriminellen Angriffen schützen: Gepanzerte Fahrzeuge sind längst nicht mehr nur für Politiker ein wichtiger Schutz im Alltag geworden. Gerade in Ländern mit hoher Kriminalitätsrate legen sich zunehmend auch Privatpersonen eine Limousine mit Panzerung zu. Die Automobilhersteller haben sich auf die steigende Nachfrage eingestellt und bieten sogar Mittelklassefahrzeuge mit Panzerung an. Begleiten Sie uns durch die spannende Welt der Schutzfahrzeuge und Panzerlimousinen!
Mercedes-Benz bietet mit den Guard-Modellen der E-, G- und S-Klasse die breiteste Produktpalette von Panzerlimousinen an. Seit über 80 Jahren stellen die Stuttgarter bereits Schutzfahrzeuge her.
Speziell in Gegenden mit schlechten Straßen ist das gepanzerte G-Modell beliebt, etwa in Russland. Der kantige Geländewagen lässt sich durch seine Form relativ leicht panzern. Gut zu erkennen ist der dicke Rahmen der verstärkten Windschutzscheibe.
Hier sehen wir den Grund, warum bei Staatsbesuchen die Türen von außen geöffnet werden: Zentimeterdicke Scheiben machen die Portale zu echten Schwergewichten.
Die Panzerung der S-Klasse ist diskret und unauffällig. Das Mehrgewicht von 1.400 Kilogramm wird durch ein speziell entwickeltes Fahrwerk und den Zwölfzylinder-Biturbo mit 517 PS egalisiert.
In der Version "B6/B7" muss die gepanzerte S-Klasse sogar den Beschuss mit Granaten erfolgreich überstehen. Diesem Umstand verdankt unter anderem der frühere georgische Präsident Eduard Schewardnadse sein Leben, als sein Mercedes 1998 mit Maschinenpistolen und Granatwerfern angegriffen wurde.
Die Schutzelemente aus Spezialstahl und Aramid werden ab Werk äußerlich nicht erkennbar in den Rohbau integriert. Eine Polycarbonatverglasung rundum gehört ebenfalls zum 45.000 Euro teuren "Hochschutz"-Paket von Mercedes.
Mercedes unterscheidet bei seinen Sicherheitsautos zwischen "Hochschutz" und "Höchstschutz". Hochschutz-Fahrzeuge, die der europäischen Widerstandsklasse B4 entsprechen, halten großkalibriger Revolvermunition wie der 44er-Magnum stand. Aus Gewichtsgründen ist beispielsweise die Mercedes E-Klasse nur als B4-Version erhältlich. Sie soll vor Straßenräubern schützen. Höchstschutz bieten Autos der Widerstandsklasse B6/B7 wie der S 600 Pullman Guard. Allen Varianten gemeinsam ist das unauffällige Äußere.
In der Erprobung wird das mehrschichtige Panzerglas mit Munition verschiedenster Kaliber beschossen. Splitter können wie im Bild abplatzen, doch die Kugel darf nicht ins Fahrzeug dringen.
Eine ziemlich spektakuläre Angelegenheit sind die langen Pullman-Modelle von Mercedes. Der Radstand gegenüber der Langversion des S 600 wurde um 1.150 Millimeter verlängert. Damit kommt der Pullman auf eine Gesamtlänge von 6,36 Meter. Um möglichen Angreifern schnell zu entkommen, wird der Pullman von einem Zwölfzylinder-Biturbo mit 517 PS angetrieben.
Der S 600 Pullman ist das Flaggschiff unter den Mercedes-Guard-Modellen. Schon den zwischen 1964 und 1981 gebauten 600 (hinten) gab es mit Panzerung zu kaufen.
Auch der Papst ließ sich zeitweise im Mercedes-Benz 600 Pullman Landaulet chauffieren. Das Fahrzeug wurde 1965 an Papst Paul VI. übergeben und vom Vatikan als Repräsentationswagen für den Heiligen Vater genutzt, bevor es 1985 an das Unternehmen zurückgegeben und in die Sammlung von Mercedes-Benz Classic aufgenommen wurde.
Der Papst hatte den Fond komplett für sich. Ein Einzelsessel, der an ein Wohnzimmermobiliar erinnert, ist die einzige Sitzgelegenheit. Der Pullman wurde zum Cabriolet umgebaut, damit das Oberhaupt der katholischen Kirche den Gläubigen zuwinken kann.
Und noch ein Auto des Papstes: Besonderheit des Mercedes 500 SEL war die hochklappbare Panzerglasscheibe, die den Oberhirten schützte, wenn dieser aus dem Schiebedach heraus seinen Schäfchen zuwinkte.
Das neue Papstmobil: Das offene Präsentationsfahrzeug, das sich das Oberhaupt der katholischen Kirche für den Einsatz bei freundlichem Wetter gewünscht hat, entwickelte Mercedes-Benz auf der Basis des G 500. Es ist mit einer umklappbaren Frontscheibe und Haltebügeln ausgestattet und wie schon seine Vorgängerfahrzeuge in vatikanischem Mystikweiß lackiert.
Der Dicke aus Oggersheim und der Dicke aus Stuttgart bildeten in den 1990er-Jahren ein starkes Team: Bundeskanzler Helmut Kohl nahm hinter den Türen eines gepanzerten Mercedes 500 SEL Platz, übrigens stets auf dem Beifahrersitz.
Der Ursprung des Sonderschutzes bei Mercedes liegt im Jahr 1928: Damals begann das Unternehmen, beim Typ 460 "Nürburg" spezielle Einbauten zum Schutz der Insassen einzusetzen. Beachtenswert ist das Periskop auf dem Dach.
Daimler bietet auch den supernoblen Maybach in einer gepanzerten Version an. Wie allgemein bei derartigen Autos lautet die Devise beim Preis: Diskretion ist Ehrensache.
Fast alle Hersteller von Luxuslimousinen bieten diese auch gepanzert an. Den Audi A8 der kürzlich abgelösten Modellreihe kennen die meisten aus der Tagesschau als Dienstwagen von Bundeskanzlerin Merkel. Damit es trotz der schweren Panzerung halbwegs flott vorangeht, steckt meist der stärkste Motor unter der Haube, bei Audi ist es der W12 mit 450 PS.
Ein spezieller Sicherheitsreifen sorgt dafür, dass man auch mit zerschossenen Gummis weiterfahren kann. Kunststoffringe auf den Felgen ermöglichen nach einem Defekt eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 80 km/h.
Auch BMW mischt auf dem Markt für Personenschutz mit. Der gepanzerte 7er wird unter anderem vom bayerischen Ministerpräsidenten genutzt. Bereits seit gut drei Jahrzehnten rüstet BMW die 7er-Reihe ab Werk auf.
Platz da, jetzt komm ich: Mit mehreren Blaulichtern verschafft sich der gepanzerte BMW X5 freie Bahn.
Den gepanzerten Discovery entwickelte Land Rover zusammen mit dem US-Panzerungsspezialisten Centigon. Der Brite schützt seine Insassen vor einer Explosion von 15 Kilogramm Sprengstoff in unmittelbarer Nähe des Wagens. Der Unterboden hält die Detonation von zwei DM51-Handgranaten, dem Standard-Modell der Bundeswehr, aus.
Von außen ist das auf der Langversion des XJ aufbauende Spezialfahrzeug laut Hersteller nicht von der Normalausgabe zu unterscheiden. Mit dieser Kombination aus Unauffälligkeit und Schutzmaßnahmen will Jaguar Zielgruppen wie Politiker, Sicherheitsfirmen oder Wirtschaftsvertreter für sich gewinnen.
Aktuell setzt US-Präsident Barack Obama auf die Marke Cadillac. Zum Fahrzeug gibt es kaum Details, die kleinen Seitenscheiben deuten jedoch auf eine extreme Panzerung hin. Gerüchten zufolge soll der mächtigste Mann der Welt in seinem Auto sogar vor Raketenbeschuss sicher sein.
Der Combat T98 aus dem russischen Sankt Petersburg zählt zu den am stärksten gepanzerten Straßenfahrzeugen - und er soll laut Hersteller trotz seiner bis zu fünf Tonnen Gewicht 200 km/h schnell sein. Als Basis für den Combat dienen GM-Komponenten.
Im Vergleich zu dem, was Wehrpflichtige als Panzergrenadiere in der Bundeswehr zu sehen bekommen, ist der in Handarbeit produzierte Conquest Knight deutlich luxuriöser. Der Knight XV wird von der in Toronto ansässigen Firma Conquest hergestellt und basiert auf dem schweren Ford-Pick-up F550 Super Duty - das macht Ersatzteile weltweit leicht verfügbar.
Die so genannten "Light Armoured Patrol Vehicles", also leicht gepanzerte Patrouillenfahrzeuge, sind für Regionen gedacht, in denen das Leben der Insassen durch Beschuss, Minen oder ferngezündete Bomben gefährdet ist. Deswegen sind die LAPV auch für Hilfsorganisationen und Journalistenteams gedacht und nicht nur für militärische Zwecke. Die Konzeptstudie LAPV 6.X wurde von Mercedes auf der Pariser Rüstungsmesse EUROSATORY im Juli 2010 vorgestellt.
Die Bentley State Limousine ist die Staatskarosse der britischen Königin Elisabeth II. Das laut britischen Medien rund elf Millionen Euro teure Fahrzeug war ein Geschenk an das Königshaus. Insgesamt wurden nur zwei Exemplare hergestellt. Das zweite ist als Ersatzfahrzeug vorgesehen.
Die Queen bekam den Bentley am 4. Juni 2002 anlässlich ihres goldenen Thronjubiläums. Die Basis der State Limousine ist ein Bentley Arnage. Für den Antrieb sorgt ein 6,75-Liter-V8-Turbo.
Diese gepanzerte Limousine von Citroën wurde von der DDR-Führung unter Erich Honecker geordert. Aufgrund des Mauerfalls wurde das Fahrzeug aber nie ausgeliefert.
Auch Rolls-Royce ist ins Geschäft der gepanzerten Limousinen eingestiegen. Den Phantom gibt es ebenfalls mit einer Panzerung.