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Peugeot 508 SW (2019) im Test: Vorbild VW Passat erreicht?

Der Mittelklassekombi bietet enormen Fahrspaß, aber etwas wenig Platz

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Ob Motoren, Fahrwerk, Design, Qualität oder Technikangebot: Peugeot hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Und wenn der Eindruck nicht täuscht, war VW das Vorbild. Wie nahe sind die Franzosen nun an die Deutschen herangerückt? Der neue Peugeot 508 SW ist seit 1. Februar 2019 zu Preisen ab 32.750 Euro bestellbar und wird ab Juni ausgeliefert. Wir haben den Kombi getestet und herausgefunden, wie er sich im Vergleich zum Klassenbestseller Passat Variant schlägt -- dem auslaufenden Modell, da die Details zum Facelift noch fehlen.

Um was geht es hier?

Der 508 ist das Mittelklasseauto von Peugeot. Die zweite Generation des 508 startete im November 2018, die Kombiversion folgt (wenn man mal von der teuren First Edition absieht) erst im Juni 2019. Mit 4,79 Meter Länge ist der 508 SW praktisch genauso lang wie der VW Passat Variant. Für Fanatiker der Zahl: Er ist drei Zentimeter länger.

Design

Design ist Ansichtssache, daher schreibe ich in der Regel nichts darüber. Hier mache ich eine Ausnahme. Bisher habe ich noch niemanden getroffen, der den 508 hässlich fand oder ihm auch nur gleichgültig gegenüber stand. Den Gestaltern ist etwas Eigenständiges gelungen, was offenbar den meisten gefällt. Der Passat hat ein ebenso massenkompatibles, aber auch sehr nüchternes Design. In dieser Kategorie hat Peugeot die Nase vorn.

Fahrgefühl

Die Fahrveranstaltung des 508 SW gehört zu den wenigen, von denen ich zurückkam und begeistert war von dem Auto. Und von kaum einem ließ ich mich so schnell zum sportlichen Fahren hinreißen. Das kleine Lenkrad, die direkte Lenkung, die straffen Sitze mit viel Seitenhalt, die niedrige Sitzposition (der 508 SW ist nur 1,42 Meter hoch, der Passat Variant ist zehn Zentimeter höher), das wankresistente (aber keineswegs unkomfortable) Fahrwerk - all das macht das Auto zu einem echten Sportkombi.

Der gefahrene 180-PS-Turbobenziner spuckt einem nicht in die Suppe. Er ist eine mehr als ordentliche, aber nicht übermäßig rasante Motorisierung. Der Sprintwert von 8,0 Sekunden ist beeindruckend, aber mit 250 Newtonmeter ist das relativ kleine Aggregat (1,6 Liter) kein Monster. So viel Drehmoment hat der 30 PS schwächere 1.5 TSI von VW auch. Ein klarer Pluspunkt beim Fahrspaß ist für mich der Sound im Sport-Modus. Wenn man den Motor weit ausdreht, wird der Klang dann leicht rau. Das liegt an einem Soundgenerator, der Klang kommt also aus den Lautsprechern. Da Peugeot dabei dezent vorgeht, passt das Geräusch gut. Das Aggregat wird stets mit einer Achtgang-Automatik kombiniert, die keinen Anlass zu Klagen gibt. Und obwohl ich (vor allem bei sportlichen Autos) ein Fan des manuellen Schaltens bin, habe ich hier nichts vermisst. Die Schaltwippen habe ich nur bemüht, um sie mal auszuprobieren, nicht weil es nötig gewesen wäre. Sie sind fix an der Lenkradachse montiert, drehen sich also nicht mit. Der Vorteil ist: Man weiß immer wo sie sind, wer in engen Kurven umgreift, muss nicht danach suchen. Insgesamt ist für mich das Fahrgefühl deutlich sportlicher als im Passat Variant.

Platzverhältnisse und Qualität

Eine Schwäche hat der französische Mittelklassekombi beim Thema Innenraum. Man sitzt extrem eingebaut hinter dem Steuer, die breite Mittelkonsole lässt einem nicht viel Platz. Nach oben hin ist der Platz ausreichend, das Raumgefühl ist nicht beengt. Erst als mein Kollege feststellt, dass Haltegriffe vollständig fehlen, greife ich nach oben und stelle fest, dass nicht viel mehr als ein paar Zentimeter bleiben, und wenn ich den Sitz nach oben stelle, kann ich mir ohne Schwierigkeiten die Schädeldecke eindrücken. Das ist auch der Grund für das Fehlen von Griffen: Es ist kein Platz dafür da. Speziell ist auch das iCockpit. Man guckt über den oberen Rand des kleinen (und oben abgeflachten) Lenkrads auf die Instrumente. Für meine Körpermaße passt das perfekt, aber es gibt andere Fahrer, die statt des Tachos nur das Lenkrad sehen. Im Fond ist das Platzangebot ausreichend für mich. Stelle ich den Fahrersitz für meine 1,76 Meter passend ein, kann ich bequem dahinter Platz nehmen. Anders bei meinem 1,90 Meter großen Kollegen: Er könnte hinter mir sitzen, aber nicht hinter einem gleich großen Fahrer. Für Eltern erwachsener (oder groß gewachsener) Kinder ist der Kombi also nichts. Außerdem ist die Rundumsicht durch das kleine Heckfenster nicht optimal.

Der Kofferraum fasst 530 bis 1.780 Liter, das ist mehr als in die meisten Kombis dieser Größe passt (wie Audi A4 Avant oder Ford Mondeo, erst recht in das geradezu winzige Mercedes C-Klasse T-Modell). Aber gegen Raumwunder wie den Passat Variant (630 bis 1.780 Liter) oder den Skoda Superb Combi (660 bis 1.950 Liter) kann der Peugeot nicht anstinken. Die Nutzbarkeit wird etwas eingeschränkt durch den engen Ausschnitt der Hecköffnung. Dafür gibt es Griffe, mit denen man die Fondsitze vom Heck aus umklappen kann.

Was Verarbeitung und Materialien angeht, ist der 508 SW gut, aber nicht Spitze. Die Zierleisten aus offenporigem Holz gefallen mir, auch die schwarzen Klavierlackteile und die Kontrastnähte der Lederausstattung wirken edel, genauso auch die metallischen Tasten unter dem Touchscreen. Aber der Deckel des Fachs in der Mittelkonsole schließt nicht ganz bündig, und in der rechten Ecke vor dem Beifahrer enden die Leisten in Armaturenbrett und Beifahrertür nicht auf der gleichen Höhe. So gewinnt in dieser Kategorie der Passat -- sowohl in puncto Raumangebot wie in Hinsicht auf die Qualität.

Technikangebot

Bis vor Kurzem könnten die meisten Autos von Volumenmarken in puncto Technik nicht das gleiche bieten wie Premiumautos. Da fehlten dann LED-Scheinwerfer, Instrumentendisplays, adaptive Dämpfer der Abstandstempomat oder andere Fahrassistenten in der Preisliste. Beim 508 SW ist das anders. Das Instrumentendisplay ist Serie. Es ist nicht so brillant wie das aus dem VW-Kontern und es gibt auch nicht die beeindruckende Kartendarstellung im Stil von Google Earth (mit auf die dreidimensionale Landschaft gemappten Satellitenbildern). Aber man kann zwischen verschiedenen Ansichten wechseln, darunter eine einfache Minimalansicht, die niemanden verwirren wird, eine mit Rundinstrumenten und auch die Navikarte kann man sich anzeigen lassen. Auch ein 8,0-Zoll-Touchscreen ist Serie. Alle gängigen Assistenten sind lieferbar, auch LED-Scheinwerfer und vieles mehr. In zwei Punkten ist der Wagen sogar Vorreiter: Es gibt nicht nur normale adaptive Dämpfer, sondern auch ein System, das die vorausliegende Straße per Kamera scant und die Dämpfer auf Unebenheiten einstellt. Und es gibt ein Nachtsichtsystem. Einen Malus bekommt der Peugeot bei der sensorgesteuerten Heckklappe. Sie lässt sich zwar (anders als bei manchen Konkurrenten) nicht nur per Fußgeste öffnen, sondern auch schließen. Aber wenn man mit dem gerade ausgeladenen Bierkasten weggeht, verriegelt sich das Fahrzeug nicht automatisch. Man muss also den Schlüssel aus der Tasche kramen oder nochmal kurz die Verriegelungstaste an der Fahrertür betätigen. Beim Technikangebot geht das Match Passat gegen 508 unentschieden aus.

Preise

Die Preise sind auf VW-Niveau angekommen. Den 508 SW gibt es ab 32.750 Euro. Die Basisversion mit 130-PS-Diesel und Handschaltung ist damit ein paar hundert Euro günstiger als der entsprechende Passat Variant (Vor-Facelift-Modell mit 150-PS-Diesel und Handschaltung ab 33.025 Euro). Den gefahrenen Peugeot 508 SW mit 180-PS-Turbo und Automatik gibt es ab 35.250 Euro. Damit ist der Peugeot praktisch gleich teuer wie das VW-Pendant mit DSG für 35.300 Euro, aber erstens mit 180 PS deutlich stärker und zweitens besser ausgestattet. So gibt es hier schon in der Basisversion das Instrumentendisplay, Alufelgen und eine Klimaautomatik.

Kaufen oder nicht kaufen?

Der neue Peugeot-Kombi bietet jede Menge Fahrspaß, ein tolles Design und beeindruckend viel Technik. Aber es geht etwas beengt zu im 508 SW. Große sollten zumindest einmal ausprobieren, ob sie hineinpassen. In allen Belangen außer dem Platzangebot hat Peugeot das vermutete Vorbild VW erreicht, wenn nicht übertroffen. Kompliment!

Fazit: 9 von 10

+ sehr viel Fahrspaß, gutes Fahrwerk, beeindruckende Technik

- etwas beengte Platzverhältnisse innen

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