Sie werden mit Panzerfäusten beschossen oder von Maschinenpistolen durchsiebt: In der Erprobung bekommen es gepanzerte Limousinen knüppeldick. Doch den Herstellern bleibt keine andere Wahl, um die Sicherheit der Insassen zu gewährleisten. Die meisten von uns kennen kugelsichere Autos im Stil eines Papamobils oder des Cadillacs von US-Präsident Obama. Doch die Politik ist schon lange nicht mehr der alleinige Kunde: Seit mehreren Jahren greifen immer mehr Privatkunden zur Panzerung, speziell in Ländern mit hoher Kriminalitätsrate wie Südafrika. So entsteht ein lukrativer Markt, bei dem sich die Hersteller nur ungern in die Karten schauen lassen, schließlich möchte man potenziellen Attentätern keine Hilfestellung geben. Begleiten Sie uns auf einer wahrhaft sicheren Reise mit spannenden Bildern!
Der Dicke aus Oggersheim und Dicke aus Stuttgart bildeten in den 1990er-Jahren ein starkes Team: Bundeskanzler Helmut Kohl nahm hinter den Türen eines gepanzerten Mercedes 500 SEL Platz, übrigens stets auf dem Beifahrersitz.
Schon die S-Klasse der Baureihe 140 wurde von Mercedes werksseitig gepanzert. Gut zu erkennen sind die wulstigen Sicherheitsreifen. Werden diese zerschossen, kann man dennoch mit maximal 80 km/h weiterfahren. Zum Schutzauftrag gehört es nämlich auch, den Bereich des Angriffs schnell verlassen zu können.
So sieht eine aktuelle S-Klasse mit Panzerung aus: Extrem diskret, schließlich sollen böse Buben nicht auf Anhieb erkennen, dass hier eine Panzerung zu knacken ist.
Eine ziemlich spektakuläre Angelegenheit sind die langen Pullman-Modelle von Mercedes. Schon den zwischen 1964 und 1981 gebauten 600 (hinten) gab es mit Panzerung zu kaufen.
Der Blick in den Innenraum des aktuellen S 600 Pullman Guard zeigt großzügige Platzverhältnisse, die auch für eine Konferenz reichen. Das hat seinen Preis in Form einer Länge von 6,36 Meter und eines Gewichts von knapp 5,3 Tonnen. Trotz eines V12 unter der Haube ist die Spitze auf 160 km/h begrenzt, mehr halten die Reifen nicht aus.
Selbstverständlich bietet Mercedes auch den supernoblen Maybach in einer gepanzerten Version an. Wie allgemein bei derartigen Autos lautet die Devise beim Preis: Diskretion ist Ehrensache.
Speziell in Gegenden mit schlechten Straßen ist das gepanzerte G-Modell beliebt, so etwa in Russland. Der kantige Geländewagen lässt sich durch seine Form relativ leicht panzern. Gut zu sehen ist der dicke Rahmen der verstärkten Windschutzscheibe.
Hier sehen wir den Grund, warum bei Staatsbesuchen die Türen von außen geöffnet werden: Zentimeterdicke Scheiben machen die Portale zu echten Schwergewichten.
Zum Einbau der dicken Scheiben sind zwei Männer und ein Roboter notwendig. Beim so genannten "Guard"-Programm von Mercedes wird das Fahrzeug nicht nachträglich zersägt und aufgerüstet, sondern in einem Stück gefertigt und während dieses Prozesses gepanzert.
In der Erprobung wird das mehrschichtige Panzerglas mit Munition verschiedenster Kaliber beschossen. Ein paar Krümel können wie im Bild abplatzen, doch die Kugel darf nicht ins Fahrzeug dringen.
Unterschieden wird zwischen Hochschutz und Höchstschutz. Hochschutz-Fahrzeuge, die der europäischen Widerstandsklasse B4 entsprechen, halten großkalibriger Revolvermunition wie der 44er-Magnum stand. Aus Gewichtsgründen ist beispielsweise die Mercedes E-Klasse nur als B4-Version erhältlich. Sie soll vor Straßenräubern schützen. Höchstschutz bieten Autos der Widerstandsklasse B6/B7 wie der S 600 Pullman Guard. Allen Varianten gemeinsam ist das unauffällige Äußere.
In der B6/B7-Version muss die gepanzerte S-Klasse sogar den Beschuss mit Granaten erfolgreich aushalten. Diesem Umstand verdankt unter anderem der frühere georgische Präsident Eduard Schewardnadse sein Leben, als sein Mercedes 1998 mit Maschinenpistolen und Granatwerfern angegriffen wurde.
Fast alle Hersteller von Luxuslimousinen bieten diese auch gepanzert an. Den Audi A8 der gerade abgelösten Modellreihe kennen die meisten aus der Tagesschau als Dienstwagen von Bundeskanzlerin Merkel. Damit es trotz der schweren Panzerung halbwegs flott vorangeht, steckt fast immer der stärkste verfügbare Motor unter der Haube, bei Audi ist es der W12 mit 450 PS.
Auch BMW mischt auf dem Markt für Personenschutz mit. Der gepanzerte 7er wird unter anderem vom bayerischen Ministerpräsidenten genutzt.
Im Cockpit des gepanzerten 7er-BMWs befindet sich eine ganz spezielle Schalterleiste. Hier kann der Fahrer diverse Alarmzeichen auslösen oder im Fall eines Gas-Anschlags die Luftzufuhr von außen kappen. Die rote F-Taste löst eine Feuerlöschfunktion aus.
Ein spezieller Sicherheitsreifen sorgt dafür, dass man auch mit zerschossenen Gummis weiterfahren kann. Auf den integrierten Plastikring legt sich der platte Reifen, die runde Form bleibt weitestgehend erhalten.
Bereits seit gut drei Jahrzehnten rüstet BMW die 7er-Reihe ab Werk auf. Hier sehen wir das aktuelle Modell mit seinen Vorgängern. Gut zu sehen: Es war immer der damals stärkste Motor unter der Haube.
Der Schutz-7er der späten 1980er-Jahre hat am Heck gleich zwei riesige Antennen. In der Epoche vor dem Handy erfüllten diese einen bestimmten Zweck.
An Bord des 750 iL gab es im Fond zwei Telefone: Eines für den normalen Fernsprechverkehr, das andere war abhörsicher. Mit der Hörmuschel auf der Mittelarmlehne konnte eine zweite Person im Fahrzeug das Gespräch mithören.
Platz da, jetzt komm ich: Mit mehreren Blaulichtern verschafft sich der gepanzerte BMW X5 freie Bahn.
Sie kennen es wahrscheinlich aus Kinofilmen: Gangster zerschießen die Heckscheibe. Damit der Fondpassgier auch in diesem Fall gesichert bleibt, baut BMW in den gepanzerten X5 eine zusätzliche Scheibe hinter der Rückbank ein.
Der Ursprung des Sonderschutzes bei Mercedes liegt im Jahr 1928: Damals begann das Unternehmen, beim Typ 460 "Nürburg" spezielle Einbauten zum Schutz der Insassen einzubauen. Beachtenswert ist das Periskop auf dem Dach.
Anders als heute ging man bei der Panzerung eher rustikal vor. Das Foto einer "Nürburg" Pullman-Limousine aus dem Jahr 1931 zeigt verschiebbare Stahlplatten, mit denen die Fenster von innen gesichert wurden. Die Frontscheibe wurde ebenfalls durch eine Stahlplatte mit einem kleinen Sehschlitz geschützt. Waren die Platten ausgefahren, konnten die Passagiere durch ein Periskop nach außen sehen.
Schon in den 1930er-Jahren kam dickes Panzerglas zum Einsatz, so wie hier beim Mercedes 770, den damals Könige, Staatsoberhäupter und Diktatoren fuhren.
Sehr bekannt ist das Papamobil auf Basis des Mercedes G mit seiner charakteristischen Plexiglas-Kanzel. Ursprünglich für den Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1980 konzipiert, erhielt das Fahrzeug nach dem Attentat auf den Kirchenführer im Jahr 1981 eine schusssichere Verglasung. Eine Geländeuntersetzung ermöglicht das Fahren in Schrittgeschwindigkeit, eine Klimaanlage sorgt für Komfort. Auffallend sind die vergoldeten Haltegriffe außen.
Und noch ein Auto des Papstes: Besonderheit des Mercedes 500 SEL war die hochklappbare Panzerglasscheibe, die den Oberhirten schützte, wenn dieser aus dem Schiebedach heraus seinen Schäfchen zuwinkte.
Eine besondere Rolle nehmen die Autos der US-Präsidenten ein. Hier sehen wir John F. Kennedy in einem Cadillac mit schusssicherer Glaskuppel am Heck. Die Ermordung Kennedys im offenen Auto anno 1963 sorgte für ein Umdenken in Sachen Personenschutz.
Seit jeher liefern sich die US-Marken Cadillac und Lincoln ein Duell um den Dienstwagen des Präsidenten. Das gezeigte Fahrzeug wählte 1969 Richard Nixon. Auffallend sind die Panzerglasscheiben über den Rücksitzen.
George Bush senior setzte zum Amtsantritt 1989 auf Cadillac. Um das hohe Gewicht der gepanzerten Limousinen zu verkraften, wird beim Chassis ein Leiterrahmen aus dem Lkw-Bau verwendet.
Ganz aktuell setzt auch US-Präsident Barack Obama auf Cadillac. Zum Fahrzeug gibt es kaum Details, die kleinen Seitenscheiben deuten jedoch auf eine extreme Panzerung hin. Gerüchten zufolge soll der mächtigste Mann der Welt in seinem Auto sogar vor Raketenbeschuss sicher sein.