Wir alle leben von unseren Erinnerungen, auch Autoherstellern geht es ähnlich. Besonders jene historischen Modelle, die positive Assoziationen wecken, werden gerne beim Design neuer Autos zitiert. Gemäß dem Motto: Was früher gut war, ist auch heute nicht verkehrt, wird eifrig im Fundus gekramt. Das Ergebnis sind jene Fahrzeuge, die meistens als "Retro-Autos" bezeichnet werden. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Mal werden Name und weite Teile der Form übernommen, mal erinnert ein besonderes Detail an frühere Zeiten. Wir zeigen Ihnen bekannte und weniger bekannte Nostalgie-Mobile.
Ganz klar in Richtung des legendären Käfers zielt der VW New Beetle, so war es auch vom Hersteller gewollt. Das macht schon der Name klar: "Beetle" bedeutet "Käfer" auf englisch.
Dennoch kommt der New Beetle nicht an die Popularität der Legende heran. Das liegt teilweise an der Preisgestaltung, zudem wirkt der Alte viel zierlicher. Im Bild eines der letzten Käfer Cabrios von 1979.
Ein geschickter Schachzug: Wie mache ich dem Publikum ein eher nüchternes Elektroauto schmackhaft? Honda gestaltet die Studie EV-N im Look des rund 40 Jahre alten N 600.
Bei uns kaum bekannt, war der kleine Honda N 600 in den USA recht erfolgreich, selbst bei coolen Typen wie auf dem Foto.
Wenn es ein Musterbeispiel für ein erfolgreiches Retro-Auto gibt, dann ist es der unter BMW-Regie entstandene neue Mini. Er vermittelt den gleichen Fahrspaß wie sein berühmter Vorgänger, bietet aber mehr Platz.
Ein wahrer Geniestreich war der Ur-Mini, der 2009 seinen 50. Geburtstag feiert. Ursprünglich als günstiges Minimalauto geplant, wurde er später zum Lifestyle-Objekt.
Speziell für die USA entwickelt und nur dort zu kaufen ist der FJ Cruiser von Toyota. Beim Blick auf die Frontpartie kommt einem die Optik aber irgendwie bekannt vor.
In der Tat: Die runden Scheinwerfer und die massive Stoßstange gab es schon Ende der 1960er-Jahre beim Toyota Land Cruiser. Die Baureihe FJ40 zeichnete sich durch ihre Zähigkeit aus.
Speziell bei Retro-Autos ist der Grad zwischen "gelungen" und "übertrieben" sehr schmal. Bei der Studie eines neuen Trabant mit Elektroantrieb wurde das Thema gut umgesetzt. Der "Trabi"-Stil ist zu erkennen, trotzdem wirkt das Modell nT sehr modern. Ab 2012 soll das Serienmodell zu kaufen sein.
So kennen, liebten und hassten die DDR-Bürger ihre "Rennpappe". Bei dem hier gezeigten Kombi "Universal" mit Dachzelt ist die Nähe zum Zukunfts-Trabant unverkennbar.
Berühmte Namen kann man eigentlich nicht sterben lassen: Das dachte sich auch General Motors und verhalf dem Chevrolet Camaro zu neuem Leben. Besonders am Heck hat man eine Brücke in die Vergangenheit geschlagen.
Schon der Camaro anno 1970 setzte auf die paarweise angeordneten Rückleuchten, die Formen von Fensterlinie und C-Säule verlaufen beim neuen Modell fast gleich.
Besonders bei starken US-Sportwagen wird fast nur auf Retro-Design gesetzt. Der Ford Mustang war hier Vorreiter. Die jüngste Ausgabe führt den Nostalgie-Look leicht modifiziert weiter, so dass sich eine Frage stellt: Wie kommt man aus der Retro-Nummer wieder raus?
Ironischerweise stand man bereits beim Ur-Mustang vor ähnlichen Problemen: Der hier gezeigte Shelby GT 350 basierte auf dem in die Breite gewachsenen 1967er-Modell, die Parallelen zum 2009er-Modell sind an der Frontpartie unübersehbar. Erst 1974 kam der Schritt zu einem komplett anderen Design.
Ein weiterer Knackpunkt des Retro-Designs ist die Kurzlebigkeit. Das musste Ford bei der 2002 erschienenen Neuauflage des Thunderbird erfahren: Schon 2005 war für das Modell im 1950er-Look Schluss.
Kleiner Trost: Das Designvorbild des 2002er Thunderbird, die Erstausgabe von 1955, lebte sogar nur zwei Jahre.
Beim zwischen 2005 und 2006 gebauten GT trieb Ford das Retro-Design auf die Spitze. Die flache Flunder entsprach optisch bis auf Details dem historischen Vorbild GT40. Rund 4.000 Stück wurden gebaut.
Das Urmodell, der GT40, war ursprünglich für die Rennstrecke konzipiert. Zwischen 1966 und 1969 gewann Ford in Le Mans, im Bild das Siegerauto im Jahr 1966.
Beim Anblick des neuen Fiat 500 schmelzen Frauenherzen dahin. Die knuddelige Optik des "Cinquecento" beschert Fiat großen Erfolg, zumal wie beim Original von 1955 der Preis stimmt.
Schon der Fiat 500 der 1950er-Jahre fand Anklang bei der Damenwelt. Allerdings war er damals hauptsächlich der italienische Volkswagen, der unsere südländischen Nachbarn motorisierte.
Schon seit Jahren wurde immer wieder über eine neue "Ente" von Citroën spekuliert. Erst 2009 haben sich die Franzosen ein Herz gefasst und zeigen die Retro-Studie RevoltE.
Entscheidender als die Optik ist der Grundgedanke der "echten" Ente: Ein Automobil, das auf das Notwendigste reduziert wird und dadurch preiswert ist.
650 PS, aber keine Windschutzscheibe. Derart krasses Fahrvergnügen bietet die limitierte letzte Auflage des Mercedes SLR. Der Zusatzname Stirling Moss deutet an, dass hier ganz bewusst an glorreiche Zeiten erinnert werden soll.
1955 war es, als Stirling Moss bei der Mille Miglia antrat. Für die knapp 1.600 Kilometer lange Strecke benötigte er in seinem 300 SLR zehn Stunden, sieben Minuten und 48 Sekunden: ein Rekord für die Ewigkeit.
Wo ist denn der neue Bentley Mulsanne retro, werden Sie jetzt fragen. Man muss schon genauer hinsehen und dazu echter Kenner der Marke sein. Tipp: Achten Sie auf die Scheinwerfer.
Die großen runden Scheinwerfer des Mulsanne sollen an die großen Bentley-Zeiten der 1920er- und 1930er-Jahre erinnern, als man mit Flitzern wie dem Blower reihenweise in Le Mans gewann.
Wir kommen zurück zur Kategorie der Retro-Muscle-Cars. Der aktuelle Dodge Challenger schlägt direkt eine Brücke in die 1970er-Jahre.
Die Optik der Frontmaske des 1970er Challengers hat man bei Dodge zum Vorbild für die Neuauflage genommen, grimmiger Blick inklusive.
Für viele Zeitgenossen ist der Z8 der schönste BMW der letzten Jahre. Doch auch der Z8 huldigt der Vergangenheit, Beispiele sind der breite Kühlergrill und der seitliche Lufteinlass.
Inspiration für den Z8 war der BMW 507 von 1955, dessen Optik auch noch nach Jahrzehnten Bewunderung hervorruft. Kein schlechtes Vorbild also.
Jaguar war viele Jahre lang in einem Designkonflikt gefangen: Man gab modernen Autos wie dem X-Type eine etwas barock wirkende Optik mit auf den Weg, um damit die Kundschaft zu begeistern. Gerade bei dem relativ kompakten X-Type war das Resultat diskutabel.
Die Messlatte des Jaguar-Designs war lange Zeit die erste Generation des XJ mit Doppelscheinwerfern, deren Schwung sich in der Haube fortsetzte.
Der sächsische Kleinserienhersteller Melkus geht bei seinem neuen Modell kein Risiko ein. Zwar wird Lotus-Technik verbaut, doch die Karosserie mit den Flügeltüren erinnert an das erste Modell der Marke, den RS 1000.
Der Melkus RS 1000 wurde zwischen 1969 und 1979 in Mini-Auflage gebaut und galt als DDR-Traumwagen. Während der Projektierung des RS 2000 wurden noch einmal ein paar der alten Modelle gebaut, um den Mythos neu zu beleben.
Eines der geschicktesten Retro-Autos der jüngsten Zeit ist der Mercedes SLS AMG. Seitliche Kiemen und Flügeltüren wecken Erinnerungen, dennoch wirkt der Supersportwagen sehr modern.
Bei einigen Autos öffnen die Türen nach oben, doch es gibt für viele nur einen "Flügeltürer": Kaum einer bezeichnet den Mercedes-Klassiker schlechthin als 300 SL, man darf gespannt sein, ob auch der SLS AMG zu einem solchen Mythos wird.
Wie wir gesehen haben, zitieren viele Autohersteller sich selber. Mazda verfährt beim aktuellen MX-5 ähnlich, wobei hier die Quelle gerade einmal 20 Jahre alt ist.
Der erste MX-5 war für Mazda ein Riesenerfolg. Bis heute greifen die Nachfolgerversionen das Design des Ur-Modells auf.
Der jüngst geliftete Volvo C30 ist kein bewusst auf die Retro-Schiene zielendes Modell. Dennoch erlaubten sich die Schweden mit langen hinteren Seitenfenstern und einer Glasheckklappe einen Bezug zum legendären Volvo P 1800 ES.
Hier haben wir ihn, den so genannten "Schneewittchensarg". Diesen Spitznamen bekam der von 1973 bis 1975 gebaute Volvo P 1800 ES wegen seines verglasten Heckabteils.
Schon seit langem vermissen die Honda-Fans ein kleines, bezahlbares Coupé. Abhilfe soll ab 2010 der CR-Z mit Hybridantrieb schaffen. Der Name des neuen Modells gibt einen Hinweis auf das klassische Vorbild.
Vor Z kommt X: Der Honda CRX begeisterte in den 1980er-Jahren viele mit seinem attraktiven Design und drehfreudigen Motoren.
Die französische Firma PGO setzt auf Autos mit Flüssiggasantrieb und Nostalgie-Design. Beim offenen Cévennes liegen die optischen Wurzeln in Deutschland.
PGO orientiert sich optisch gekonnt am Porsche 356, ohne eine simple Kopie anzubieten. Das Ergebnis: Preisgünstiges Sportwagen-Feeling.
Zum Schluß noch ein ganz besonderer Leckerbissen: Beim japanischen Hersteller Mitsouka treibt das Retro-Design besondere Blüten. Der NewViewt basiert auf japanischer Großserientechnik, während die Optik very british wirkt.
Die englische Note des Mitsouka kommt nicht von ungefähr, orientiert er sich doch an einem Stilklassiker der 1960er-Jahre. Motto: Liebling, ich habe den Jaguar geschrumpft!