Elektro-Kleinwagen dürfte gegen Fiat Grande Panda & Co antreten
Der BYD Seagull kommt angeblich noch dieses Jahr in Europa auf den Markt. Das Modell soll bei uns jedoch den Namen Dolphin Surf tragen (während er in Südamerika und Mexiko Dolphin Mini heißt). Das rückt den 3,78 Meter langen Kleinstwagen in die Nähe des Dolphin, der hierzulande ein Rivale des VW ID.3 ist. Die Preise sollen unter 25.000 Euro beginnen.
In China gibt es den BYD Seagull schon ab 69.800 Yuan, was umgerechnet weniger als 9.000 Euro sind. Doch in China sind Elektroautos stets deutlich günstiger als bei uns, was zumindest zum Teil an den strengeren Regularien in Europa liegt, vielleicht auch an anderen Ausstattungsumfängen. Den BYD Dolphin mit 150 kW und 60-kWh-Akku gibt es jedenfalls in China schon ab 125.800 Yuan (rund 16.000 Euro), bei uns beginnen die Preise bei 32.990 Euro, also etwa dem Doppelten.
BYD-Vizepräsidentin Stella Li sagte gegenüber Autocar, der Dolphin Surf werde zwar "nicht das billigste" Modell auf dem Markt sein, aber das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Die britische Autozeitschrift erwartet, dass der Wagen teurer als ein Dacia Spring (ab 16.900 Euro) sein wird, aber Modelle wie den Fiat Grande Panda Elektro (ab 24.990 Euro) und den Citroen e-C3 (ab 23.300 Euro) unterbieten wird. Nach dem Bericht soll das Auto in Großbritannien unter 20.000 Pfund bleiben; das sind derzeit rund 24.000 Euro.
Mit 3,78 Meter Länge ist der Seagull alias Dolphin Surf über 20 cm kürzer als die genannten Konkurrenten von Fiat und Citroen, aber acht Zentimeter länger als der Dacia.
In China hat der Seagull einen 55-kW-Permanentmagnet-Synchronmotor (PSM) an der Vorderachse. Auf der Website wird nur der Sprintwert bis Tempo 50 genannt; er liegt bei 4,9 Sekunden. Laut Wikipedia liegt der Tempo-100-Sprintwert bei 14,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit bei 130 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit geht aus den Daten nicht hervor. Der Strom jedoch kommt aus einer Blade-Batterie von BYD selbst mit LFP-Chemie. Hier hat man die Wahl zwischen 30,1 und 38,9 kWh für 305 bzw. 405 km Reichweite nach chinesischer CLTC-Norm. Nach WLTP-Norm dürfte die Reichweite noch deutlich niedriger sein.
Aufgeladen wird mit maximal 7 kW Wechselstrom oder 30 kW Gleichstrom. Letzteres soll bei beiden Akkus 30 Minuten dauern, allerdings bei einem arg kleinen Ladehub von 30 bis 80 Prozent, bei dem nur die Hälfte der Batterie genutzt wird. Umgerechnet in kWh/min sind das Ladegeschwindigkeiten von nur 0,5 kWh/min bei der kleinen Batterie und 0,6 kWh/min bei der großen. Das sind selbst für ein Stadtauto sehr geringe Werte. Der Grande Panda und der e-C3 liegen bei 1,1 kWh/min, der Dacia Spring allerdings (der nur optional mit 30 kW Gleichstrom laden kann) bei unterirdischen 0,4 kWh/min.
Innen besitzt das chinesische Modell ein 7-Zoll-Instrumentendisplay sowie einen 8,8-Zoll-Touchscreen, wobei sich letzterer (wie bei BYD üblich) von der Horizontale in die Vertikale drehen lässt.
Unter dem Strich
Bei BYD fällt uns immer wieder das extreme Tempo auf, mit der neue Modelle auf den deutschen Markt geworfen werden. In höheren Verkäufen hat sich das bisher nicht niedergeschlagen. Die Marke ist erst seit Herbst 2022 in Deutschland auf dem Markt, doch die Website verzeichnet schon acht Modelle. Zuletzt kam der BYD Atto 2 hinzu, der Sealion 7 startet demnächst. Verkauft wurden letztes Jahr aber nur knapp 2.900 Autos.
Die enttäuschenden Verkaufszahlen haben wohl auch mit der geringen Zahl von Händlern zu tun. Auf der BYD-Website sind bundesweit nur 27 Verkaufsstellen verzeichnet. Zum Vergleich: In Großbritannien gibt es 62 Händler und letztes Jahr wurden 8.700 Autos abgesetzt.