10.000 Bestellungen in 24 Stunden für den in Shanghai vorgestellten Neuling
Ein halbwegs vernünftiges Elektroauto für 10.000 oder 15.000 Euro: Das ist es, was sich viele hier in Europa wünschen. In China stellt BYD ein solches Fahrzeug vor: Der Seagull ist ein Elektro-Kleinwagen mit Preisen von 78.800 bis 95.800 Yuan, umgerechnet etwa 10.000 bis 13.000 Euro.
Das neue Modell wurde auf der Auto Shanghai vorgestellt. Und es stößt in China auf reges Interesse: Der Seagull erhielt 10.000 Bestellungen in den ersten 24 Stunden nach der Präsentation, wie CarNewsChina nun berichtet. Der Seagull (englisch für Möwe) ist das kleinste Modell der "Ocean"-Serie, zu der auch der BYD Dolphin (Delfin) und der BYD Seal (Seehund) gehören. Alle drei Fahrzeuge basieren auf der E-Plattform 3.0.
Mit 3,78 Metern ist der Seagull größenmäßig etwa zwischen dem Fiat 500 Elektro und dem (auslaufenden ) Mini Cooper SE angesiedelt. Die Höhe von 1,54 Metern entspricht eher der des Fiat, der Mini ist etwa zehn Zentimeter niedriger. Der Radstand liegt bei 2.500 mm. Der Seagull wird als Vier- und als Fünfsitzer angeboten; die Bilder zeigen fünf Türen.
Für den Antrieb sorgt ein 55-kW-Motor, der eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ermöglicht. Zwei Batterien werden angeboten, beide werden von BYD selbst gefertigt und haben eine günstige LFD-Chemie (Lithiumeisenphosphat). Der 30-kWh-Akku sorgt für eine Reichweite von 305 km im wenig anspruchsvollen chinesischen CLTC-Zyklus. Die zweite Option ist eine 38-kWh-Batterie für 405 km. Beide lassen sich auch mit Gleichstrom aufladen. Damit sollen die Akkus in 30 Minuten wieder auf 80 Prozent gebracht werden können - laut Reuters allerdings von 30 auf 80 Prozent.
Das Auto sieht auch für den europäischen Geschmack nicht schlecht aus. Doch vor allem beeindruckte das Modell die Messebesucher durch seinen auch für China niedrigen Preis. Ein von Reuters zitierter chinesischer Analyst sagte, er erwarte, dass der Seagull innerhalb von sechs Monaten nach dem Marktstart zum meistverkauften Auto in China werden wird. Diese Rolle hat bisher das noch kleinere Wuling Hongguang Mini EV inne.
Das Modell definiere "den gesamten Markt in Bezug auf ein Preis-Leistungs-Verhältnis neu". Er erwarte, dass das Auto auch die Kundschaft in Übersee überzeugen würde, denn ein erschwingliches Auto sei auch in den Vereinigten Staaten oder Europa attraktiv.
So modern und frisch wie der Seagull außen wirkt, geht es auch im Inneren zu. Hier gibt es ein Instrumentendisplay mit 5 Zoll Diagonale und ein 12,8-Zoll-Touchscreen fürs Infotainmentsystem. Das Lenkrad ist unten etwas abgeflacht; außerdem gibt es kabelloses Laden fürs Smartphone und zwei Getränkehalter.
Der Seagull ist unter dem BYD Dolphin positioniert, der mit 4,07 Meter Länge und 1,57 Meter Höhe schon die Größe eines Renault Zoe hat, aber mit 116.800 bis 136.800 Yuan (15.000 bis 18.000 Euro) auch noch erschwinglich ist. Der Dolphin ist derzeit das meistverkaufte Auto dieser Größe in China; 20.000 bis 30.000 Stück pro Monat werden abgesetzt. Der BYD Seal schließlich ist eine 4,80 Meter lange Mittelklasse-Limousine, also schon eher ein Konkurrent des Tesla Model 3.
BYD hat schon etliche Elektroautos für Europa angekündigt, zunächst den Atto 3, den Han und den Tang, und im Jahr 2023 sollen auch die erwähnten Modelle Dolphin und Seal starten. Auf der deutschen Website kann man allerdings keines dieser Modelle konfigurieren, und es finden sich auch keine Verkaufspreise. Für den Atto 3 ist immerhin ein Leasingpreis (399 Euro im Monat) angegeben. Außerdem kann man Probefahrten für die drei ersten Modelle arrangieren.