Wie viel vom Vorgängermodell steckt im neuen Verbrenner?
Neuer Wein in alten Schläuchen. Diese Redewendung stammt aus der Bibel. Bei Mini hingegen hat man sie umgedreht: Alter Wein in neuen Schläuchen. Wie wir darauf kommen? Nun, es gibt die frischen Elektromodelle der Marke auf neuer Plattform. Und daneben die bekannten Verbrenner auf einer weiterentwickelten, aber bekannten Plattform.
F65 heißt der Mini Fünftürer nun intern, F55 war der seit Oktober 2014 angebotene Vorgänger. Radstand, Länge und Breite sind praktisch gleich geblieben, nur die Höhe legt drei Zentimeter zu. Unverändert ist neben der bisherigen UKL1-Plattform auch der B38-Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum aus dem Hause BMW. Er weist nun 20 PS mehr auf. Apropos Antrieb: Wer seine fünf Türen rein elektrisch mag, muss zum fast gleich langen Aceman greifen.
Exterieur | Interieur | Motor/Fahreindrücke | Verbrauch/Preis | Fazit
Gründlich geändert hat Mini jedoch die Optik. Der neue Fünftürer verliert die Mopsigkeit des Vorgängers und präsentiert sich deutlich geglätteter. Das Resultat wirkt viel harmonischer, zumal auf Chrom verzichtet wurde. Sowohl die Leuchten als auch die Stoßfänger ähneln dem Elektro-Dreitürer.
Eindeutiges Unterscheidungsmerkmal sind die Bügeltürgriffe und die Motorhaube. Sie umschließt wie bislang auch die Scheinwerfer. Hinzu kommen neue, bündig eingepasste LED-Rückleuchten, selbstverständlich mit dem Motiv der britischen Flagge, den Union Jack.
Mit knapp 4,04 Meter Länge ist der Fünftürer eher so mittel-mini und spielt in einer Liga mit dem VW Polo oder dem Renault Clio. Kurios: Obwohl der Mini sogar etwas höher ist als beide, wirkt er deutlich flacher. Vor allem im Innenraum, worauf wir noch zu sprechen kommen. Gut haben uns auch die neuen Außenspiegel mit großem Sichtfeld gefallen.
Nach dem Einstieg merkt man schnell: Hier geht es eher kuschlig zu. Wie man es persönlich definiert, liegt an Ihnen: "Sitzt wie angegossen" oder "ganz schön eng". Aus unserer Sicht ist die Sitzposition vorne etwas zu hoch, was in Verbindung mit dem Zuschnitt der Kabine für beengte Gefühle sorgen kann.
Ohne Frage ist der Mini Fünftürer geräumiger als der Dreitürer. Aber wirklich großzügig sind weder die Ausschnitte der hinteren Türen noch der Fußraum im Fond geschnitten. Für den Transport von vier Erwachsenen hat die Marke Mini fraglos geeignetere Modelle (Kopf bitte beim Einstieg einziehen!), als Elterntaxi mit dem Nachwuchs in Reihe zwei geht das Platzangebot absolut in Ordnung.
Mit dem Satz "Okay, aber nicht opulent" ist auch der Kofferraumvolumen beschrieben: 275 bis 925 Liter gehen in Ordnung. Wirklich gut hat uns das neu gestaltete Cockpit gefallen, wie es Mini seit gut einem Jahr praktisch flächendeckend eingeführt hat. Angenehm minimalistisch, bei unserem Testwagen mit Strick-Stoff ausgeschlagen. Dazu eine insgesamt wertige Materialanmutung. Mittig thront ein OLED-Display im Pizza-Format von 24 Zentimeter. Über diesen Touchscreen werden fast alle Funktionen gesteuert, physische Knöpfe gibt es kaum.
Trotzdem klappt die Bedienung nach leichter Eingewöhnung wirklich gut, dabei hilft das gestochen scharfe Bild auf der runden Fläche. Eher eine Spielerei sind die verschiedenen Ansichten für Tacho und Co., die zu sogenannten "Moods" gehören. Das optionale Head-up-Display per aufklappbarer Scheibe verrät das Alter des Fünftürers. Der Aufpreis lohnt sich dennoch, um nicht ständig in die Mitte schauen zu müssen.
Apropos schauen: Mini-typisch ist die steile Frontscheibe (sie sorgt auf der Autobahn ab 130 km/h für deutliche Windgeräusche), die aber für eine gute Sicht sorgt. Ebenso die konturierte Motorhaube. Als etwas zu dick empfanden wir den Kranz des Dreispeichen-Sportlenkrads. Die untere Speiche ist übrigens ein fester Stoff.
Mit unverkennbarem Laufgeräusch, aber auf nicht unangenehme Weise treibt der B38-Dreizylinder den Fünftürer an. Und das ziemlich flott, wie man in der Tabelle unten sieht. 225 km/h Spitze sind für 156 PS sehr respektabel. Weniger Leistung ist übrigens derzeit nicht vorgesehen, einzig am anderen Ende gibt es noch den Cooper S mit Vierzylinder und über 200 PS.
Doch zurück zu unserem Cooper C: Das Zusammenspiel von Motor und Getriebe gestaltet sich nicht immer harmonisch. Mal gibt es eine Gedenksekunde beim Anfahren oder es fällt sofort die gesamte Leistung über die Vorderräder her. Gleiches gilt für die Lenkung: Im Go-Kart-Modus schön direkt, schwankt sie im Normalzustand zwischen zackig und komfortabel.
Leider gilt das nicht fürs Fahrwerk. Wir empfanden das Abrollverhalten mit den montierten 17-Zoll-Winterreifen stoßig, andere mögen es vielleicht sportlich nennen. Aber gut, eine schmusige Sänfte war der normale Mini noch nie.
Gemessen an der sportlichen Note, die der Mini Fünftürer vertritt, geht der Testverbrauch in Ordnung. Wir kamen auf Werte zwischen 6,6 und 7,0 Liter und im Schnitt auf 6,8 Liter auf 100 Kilometer. Das ist nicht weit entfernt von der Werksangabe.
Mini versteht sich als Premium. Gilt das auch beim Preis? Auf den ersten Blick ja. Der Cooper C beginnt in Deutschland bei 29.150 Euro. Inklusive sind hier schon eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein Navi oder auch eine Park-Assistent samt Rückfahrkamera. Mit diversen Zusatzpaketen kann der Preis aber auch in Richtung 40.000 Euro getrieben werden.
Beim Blick auf einen gewöhnlichen VW Polo relativiert sich das Ganze aber. Ausstattungsbereinigt ist ein Polo 1.0 TSI mit DSG und nur 115 PS lediglich rund 1.000 Euro günstiger.
Mit der Neuauflage des Fünftürers hat Mini zu alten Tugenden zurückgefunden. Einige Details mögen Spielerei sein, doch der Innenraum überzeugt optisch wie qualitativ. Die Fahreigenschaften passen zur Optik: Beide Bereiche wurden deutlich nachgeschärft. Und mit 156 PS ist man mehr als ordentlich motorisiert. So ist der Fünftürer eine interessante Alternative zu 08/15-Kleinwagen wie dem VW Polo oder Opel Corsa.