Wirklich deutsch sind nur noch die wenigsten Baureihen der Marke
Jetzt ist es amtlich: Der künftige Einstiegs-Stromer von VW wird in Portugal gebaut. Das kürzlich als ID. EVERY1 gezeigte Elektroauto soll ab 2027 zu einem Startpreis von 20.000 Euro auf den Markt kommen. Bei einer Fertigung in Deutschland nicht zu realisieren. Doch wo kommen eigentlich die aktuellen Baureihen des Unternehmens her, die wir in Europa kaufen können? Wir haben recherchiert.
Um es gleich zu Beginn deutlich zu sagen: Wer glaubt, mit einem VW ein deutsches Auto erworben zu haben, liegt nur zum Teil richtig. Das beginnt schon beim aktuell kleinsten Modell, dem Polo. Er wird seit 2024 in Kariega in Südafrika gebaut. Der bisherige Produktionsstandort im spanischen Pamplona fertigt weiterhin den T-Cross und den Taigo.
Das Werk Wolfsburg ist das Stammwerk des Volkswagen-Konzerns und eine der größten Automobilfabriken weltweit. Aktuell laufen dort die VW-Modelle Golf, Golf Variant, Tiguan und Touran vom Band. Ende 2024 startete ergänzend die Produktion des Tayron. Zudem werden Komponenten wie Spritzteile oder Gelenkwellen gefertigt.
2027 wird aber die Produktion des Golf und Golf Variant komplett nach Mexiko verlegt. Als Beruhigungspille für die Gewerkschaft könnte zeitgleich der T-Roc der zweiten Generation vom Werk Palmela in Portugal nach Wolfsburg wandern. Palmela alias "Autoeuropa", einst für den VW Sharan und Ford Galaxy gegründet, wird nämlich ab 2027 die Serienversion des 20.000-Euro-Elektroautos ID. EVERY1 fertigen. Allerdings nach jetzigem Stand ohne eine Beteiligung von Seat/Cupra und Skoda.
Ganz anders beim ID.2 im Polo-Format, dessen Serienversion wohl auf der IAA 2025 debütieren wird. Er läuft gemeinsam mit einer SUV-Version, dem Skoda Epiq und dem Cupra Raval bei Seat im spanischen Martorell vom Band. Ob Palmela oder Martorell: Beide Standorte sollen bei der Kostensenkung helfen. Ein Auto für 20.000 Euro ist in Deutschland aufgrund des Lohnniveaus nicht zu realisieren.
Da wir gerade beim Thema Elektroautos sind: Das größte und leistungsfähigste E-Auto-Werk des Konzerns in Europa steht in Zwickau. Seit Anfang 2022 werden in Zwickau sechs E-Modelle von drei Konzernmarken produziert. Darunter befinden sich der ID.3, der ID.4 und der ID.5. Die Kleinserienfertigung des ID.3 in der Gläsernen Manufaktur in Dresden (einst für den Phaeton gebaut) wird bald auslaufen.
Ab 2027 wird sich Zwickau auf eine Produktionslinie "fokussieren", so VW. Bisher gab es dort zwei Linien, eine für ID.3 und Cupra Born, die andere für den ID.5 und die beiden Q4-Modelle von Audi. Der ID.4 als sechstes Modell kann auf beiden Linien gebaut werden. ID.3 und Born wandern nach Wolfsburg ab. Auch das dürfte eine Maßnahme zur Kompensation des Golf sein.
In dem ostfriesischen Volkswagen-Werk Emden werden neben dem ID.4 auch der ID.7 und der ID.7 Tourer gefertigt. Lange war Emden für den Passat zuständig, dieser läuft nun gemeinsam mit dem Skoda Superb im slowakischen Bratislava vom Band. Auch der VW Touareg wird dort gebaut.
In Polen hat VW ein Werk für Dieselmotoren und in Poznan läuft der Caddy vom Band. Da wir gerade beim Thema Nutzfahrzeuge sind: ID. Buzz und Multivan kommen aus Hannover, der neue Transporter/Caravelle aus einem Ford-Werk in der Türkei.
In Osnabrück läuft die Produktion des Arteon Shooting Brake derzeit aus. Das T-Roc Cabriolet hat noch eine Gnadenfrist bis voraussichtlich 2027. Dann ist die Zukunft des Standorts wie auch jenes in Dresden ungewiss. Vorgesehen ist eine technische Kapazitätsreduzierung von 734.000 Einheiten in den deutschen Werken.
Komponenten fertigt VW indes noch in Deutschland. Zu nennen sind hier die Werke in Salzgitter, Kassel, Braunschweig und Chemnitz. Fest steht aber auch: Unternehmen und Mitbestimmung haben sich neben strukturellen Produktionsmaßnahmen auf einen sozialverträglichen Abbau der Belegschaft um mehr als 35.000 Stellen an den deutschen Volkswagen-Standorten bis 2030 geeinigt.