Man reagiert auf die schwächelnden Zahlen und setzt wieder mehr auf PHEV und Verbrenner
"Electric first" wackelt: Porsche passt seine Strategie an und nimmt dabei eine markante Kurskorrektur vor. Während der Sportwagenhersteller in den vergangenen Jahren stark auf die Elektromobilität gesetzt hat, rücken nun wieder Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybride in den Fokus.
Ausschlaggebend für diesen Richtungswechsel ist die schwächelnde Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa sowie die zunehmend aggressive Konkurrenz aus China. Der chinesische Markt, traditionell einer der wichtigsten für Porsche, verzeichnete zuletzt einen Rückgang der Verkaufszahlen um 28 Prozent.
Die Zurückhaltung der Kunden spiegelt sich insbesondere in den Absatzzahlen des elektrischen Porsche Taycan wider, der hinter den Erwartungen zurückblieb. Gleichzeitig bringt das Unternehmen mit dem neuen elektrischen Macan ein weiteres Modell auf den Markt, das unter erschwerten Bedingungen starten muss.
Neben der geringeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sorgen auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Unsicherheiten. Hohe Zinsen, Inflation und verhaltene Konjunkturaussichten dämpfen die Kauflaune, insbesondere im Premiumsegment. Porsche sieht sich daher gezwungen, seine Modellpalette flexibler zu gestalten und wieder verstärkt auf Antriebe zu setzen, die kurzfristig besser nachgefragt werden.
Gleichzeitig bedeutet dies eine finanzielle Neuausrichtung: Das Unternehmen plant, bis zu 800 Millionen Euro in die Weiterentwicklung konventioneller Antriebe sowie in Batterieaktivitäten zu investieren. Diese Entscheidung hat direkte Auswirkungen auf die Gewinnsituation. Porsche rechnet damit, dass diese Investitionen das operative Ergebnis um etwa 800 Millionen Euro belasten werden.
Für 2025 prognostiziert das Unternehmen einen stagnierenden Umsatz von 39 bis 40 Milliarden Euro. Auch die operative Umsatzrendite wird voraussichtlich sinken. Während sie 2023 noch bei 18 Prozent lag, erwartet Porsche für das kommende Jahr nur noch Werte zwischen 10 und 12 Prozent.
Die Kapitalmärkte reagierten prompt auf die Ankündigung. Die Porsche-Aktie verlor unmittelbar nach Bekanntgabe des Strategiewechsels bis zu sieben Prozent an Wert. Analysten bewerten die Anpassung jedoch nicht ausschließlich negativ. Vielmehr sehen sie darin eine notwendige Maßnahme, um auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren.
Besonders der zunehmende Konkurrenzdruck durch chinesische Hersteller, die mit attraktiven Elektroautos zu teils deutlich günstigeren Preisen auf den Markt drängen, stellt europäische Premiumhersteller vor Herausforderungen. In diesem Umfeld setzt Porsche darauf, mit einer diversifizierten Antriebsstrategie widerstandsfähiger zu werden.
Parallel zur strategischen Neuausrichtung gibt es auch Veränderungen auf Managementebene. Finanzvorstand Lutz Meschke sowie Vertriebsvorstand Detlev von Platen werden das Unternehmen voraussichtlich vorzeitig verlassen. Diese Personalrochade wird von Branchenexperten als weiteres Zeichen für eine Neuausrichtung gewertet.
Die Zukunft von Porsche wird maßgeblich davon abhängen, wie erfolgreich der Hersteller den Spagat zwischen Elektromobilität und traditionellen Antrieben bewältigt. Die Entscheidung, Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybride wieder stärker zu forcieren, zeigt, dass Porsche bereit ist, sich flexibel an den Markt anzupassen. Ob dieser Strategiewechsel langfristig Erfolg bringt oder nur eine temporäre Reaktion auf eine schwache Nachfrage ist, bleibt abzuwarten.