Volvo EX40 Twin Motor Performance im Test: Man in Black

Passen klassische Eleganz und ungestümes Temperament unter den schwarzen Hut?

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"Ich trage schwarz für die Armen und die Niedergeknüppelten, die im hoffnungslosen, hungernden Teil der Stadt wohnen, ich trage es für den Häftling, der lange für seine Taten bezahlt hat, doch der da ist, weil er ein Opfer der Zeiten ist", sang es Johnny Cash in seinem 1971 veröffentlichten Song "Man in Black".

Was ist das?

Der Volvo EX40 Twin Motor Performance Black Edition hingegen trägt schwarz, um den "kraftvollen Charakter des Fahrzeugs" zu unterstreichen. Nun, auch wenn der eigentliche Grund des Schwarztragens gegensätzlicher nicht sein könnte, haben Johnny Cash und der EX40 doch Gemeinsamkeiten: Sie beide wirken äußerlich klassisch gelassen, ihr Temperament konnte, beziehungsweise kann sich jedoch zuweilen aufbrausend äußern.

Volvo EX40 Twin Performance (2024) im Test

Denn im Top-Modell der EX40-Palette schlummern zwei Permanentmagnet-Synchronmaschinen mit 135 kW (148 PS) an der Front und 190 kW (258 PS) im Heck - ergibt eine Systemleistung von stattlichen 325 kW (442 PS), inklusive Allradantrieb. Ein paar Kilowatt mehr also, als sein kleiner Top-Bruder EX30 Twin Performance erhalten hat.

Eingehüllt wird das ganze in einer Black Edition, dessen Charakteristik laut Volvo "prägnante, glänzend schwarze Details und einzigartige schwarze Leichtmetallräder" auszeichnen. Doch noch eine Sache haben Johnny Cash und der EX40 gemeinsam: Schwarz tragen muss man sich leisten können! Unser Testwagen steht auf einer soliden 70.160-Euro-Investition, aber Cash kaufte seine Kleidung vermutlich auch nicht beim Discounter.

Schnelle DatenVolvo EX40 Twin Performance Black Edition (2024)Antrieb2 x Permanentmagnet-Synchronmaschine (Front: 135 kW (148 PS), Heck: 190 kW (258 PS)) / AllradantriebLeistung / max. Drehmoment325 kW (442 PS) / 670 Nm0-100 km/h4,6 SekundenHöchstgeschwindigkeit180 km/hWLTP-Stromverbrauch / -Reichweite18,3 kWh/100 km / 518 kmAkku (netto)79 kWhMax. Ladeleistung (DC) / 10-80 Prozent200 kW / 28 MinutenPreisab 64.190 Euro

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Exterieur

Black Edition trifft es eigentlich ziemlich genau - an diesem EX40 ist fast alles schwarz. Sogar der Markenschriftzug, das Typenschild und die hinteren Scheiben. Bloß Scheinwerfer, Heckleuchten und Reflektoren dürfen "farbliche" Akzente setzen.

Ich hatte es schon beim EX30 angedeutet und ich wiederhole mich hier gerne: Ich bin abseits ausgewachsener Geländewagen kein Fan der abgesetzten Kunststoffradläufe, Schweller und Stoßfänger. Genau diese Teile verschwimmen durch den schwarzen Einheitslook aber mit der restlichen Karosserie. Dazu füllen die massiven 20-Zöller ihre Radhäuser besser aus - Danke, Black Edition! Dadurch nimmt der EX40 Abstand vom rustikalen Begleiter und rutscht mehr in Richtung schickes Premium-Vehikel, wie es sich für den aufgerufenen Preis gehört.

Ansonsten bleibt karosseriemäßig alles gleich. Ebenso wie beim EX30 setzt der EX40 Twin Performance auf Understatement statt Sport-Pomp. Wer weiß, was er kann, braucht es nicht raushängen lassen. Insgesamt schaut das klassisch nach Volvo aus: Thor-Hammer, vertikal lang gezogene Rückleuchten an den massiven C-Säule und stimmige Proportionen.

Interieur

Außen schwarz, innen schwarz: Der EX40 in der Black Edition bleibt seinem Motto treu. Polsterung, Armarturen, Verkleidungen, Teppiche - alles dunkel. Insgesamt wirkt der Innenraum gediegen klassisch. Mit seinem Komfort und den etlichen Einstellungsmöglichkeiten zudem gemütlich langstreckentauglich.

Pfiffig sind die beleuchteten Dekoreinlagen, die in der Origin-Version die Karte der Innenstadt von Göteborg zeigen. Ob wir darauf wohl auch das Café Husaren im ältesten Stadtteil Göteborgs mit den angeblich größten Zimtschnecken der Welt entdecken können?

AbmessungenVolvo EX40 Twin Performance Black Edition (2024)Länge x Breite x Höhe4.440 x 1.863 x 1.647 mmRadstand2.702 mmGewicht2.170 kgZuladung480 kgKofferraumvolumen410 - 1.295 Liter (+ 31 Liter Frunk)Anhängelast1.800 kgMax. Stützlast100 kg

Im Gegensatz zu seinen neuen Kollegen, EX30 und EX90 gönnt sich der EX40 noch eine gesonderte Klimaregelung. Ansonsten herrscht aber auch schon hier eher der cleane Volvo-Look. Bei unserem Test war noch die ältere Betriebsversion des Android-basierten Volvo-Infotainmentsystems aktiv. Die Schweden hatten schon letztes Jahr bestätigt, dass ihre kompatiblen Modelle im Laufe des Jahres 2025 mit der aktuellen Software Over-the-Air ausgestattet werden sollen.

Und ja, im direkten Vergleich zu den beiden neuen E-Modellen ergibt das Sinn. Struktur und Bedienung wirken weniger zugänglich und verschachtelter als bei der neuen Version. Es kann also auf absehbare Zeit nur besser werden. Zudem gönnt sich der EX40 ein eigenständiges Kombiinstrument - Daumen hoch für angezeigte Informationen im Blickfeld.

Dafür geht der Daumen runter, wenn sich das Harman/Kardon-Logo auf dem Mittellautsprecher in der Scheibe spiegelt. Weniger Marken-Ego für bessere Sicht würde dem sonst sehr funktional ausgerichteten Innenraum recht gut stehen.

Ausreichend Platz bietet der Volvo EX40 Twin Motor Performance auf seinen 4,44 Meter in der Länge. Auf allen Plätzen kann eine angenehme Sitzposition gefunden werden - das Kofferraumvolumen lässt sich zwischen 410 und 1.295 Liter variabel nutzen ... ordentlich!

Fahrbericht

Der Volvo EX40 fährt als Twin Motor Performance erstaunlich unaufgeregt und vorhersehbar. Und das ist absolut positiv gemeint. Zudem mit echtem One-Pedal-Driving, das aber auch angepasst an den Verkehr eingestellt werden kann und somit bei freier Fahrt das Rollen bevorzugt. Ampeln werden im Falle des Letzteren jedoch nicht erkannt, da sich Informationen aus dem Umgebungsradar speisen und damit am Vorausfahrenden orientieren. Hier müsste also trotzdem gebremst werden.

Das Fahrwerk reagiert insgesamt agil, aber komfortabel. Wer etwas mehr Feedback im Lenkrad mag, belässt die Einstellung hier auf "Sport". Aufbrausender agiert der Top-EX40 jedoch, wenn der Pin Richtung Anschlag gepresst wird. Dann kommt der so typische Elektrokick unvermittelt und lässt den "Man in Black" ungestüm nach vorne schnellen wie Johnny Cash zu seinen Rock'n'Roll-Zeiten. Auf nassem Untergrund wackelt er da auch gerne noch bei 80-90 km/h mit dem Hintern - 4,6 Sekunden sind aus dem Stand auf 100 km/h möglich.

Ein echter Langstreckler also mit der Möglichkeit, einfach mal unvermittelt kurze Zeit Spaß zu haben oder mit Leichtigkeit, auch bei hohen Geschwindigkeiten, sicher zu überholen. Aber Obacht - der Spaß kostet nicht nur in der Anschaffung, sondern auch Energie.

Mit 24,6 kWh auf 100 Kilometern gönnt sich der EX40 Twin Performance im Wintertest zwar etwas weniger belebenden Strom als sein kleiner Bruder EX30 Twin Performance. Laut WLTP sollen kombiniert jedoch 18,3 kWh drin sein. Die scheinen bei reinem Stadtverkehr möglich. Bei wärmeren Bedingungen abseits des Winters und ökologischer Fahrweise sehe ich hier in Kombination realistische 20-22 kWh. Bei maximal möglichen 200 kW Ladegeschwindigkeit ist der verlorene Saft aber auch recht schnell wieder drin.

Preise und Konkurrenz

Die Black Edition des Volvo EX40 Twin Motor Performance startet bei 64.190 Euro - unser Testwagen knackte mit Business-Paket und Anhängerkupplung die 70.000-Euro-Marke (70.160 Euro).Ton in Ton schwarz geht es mit dem Single Motor bei 56.590 Euro los, die Twin-Motor-Performance-Power bekommt man ab der Plus-Ausstattung für 62.890 Euro.

Konkurrenz bilden nach Abmessungen am ehesten der BMW iX1 xDrive30 mit 230 kW ab 55.500 Euro und der Mercedes EQA 350 4Matic mit 215 kW ab 50.217 Euro. Die stärksten Modelle kommen aber nicht derart potent daher wie der Top-EX40.

Näher ran kommen die etwas längeren Audi Q4 e-tron 55 mit 250 kW für 61.850 Euro und sein Konzernbruder VW ID. 4 GTX mit 250 kW ab 55.555 Euro. Bei der Leistung kann am ehesten noch das knapp 26 Zentimeter längere Tesla Model Y als Performance Allrad mit 393 kW ab 60.970 Euro mithalten ... Beschleunigung: 3,7 Sekunden.

Fazit

Außer der vergleichbar hohe Preis und der Verbrauch spricht tatsächlich wenig gegen den Volvo EX40 Twin Motor Performance in der Black Edition. Wer einen komfortablen Langstreckenbegleiter für die ganze Familie sucht, aber nicht auf gewisse Spaßmomente verzichten will, ist beim Schweden genau richtig. Er bietet ein temperamentvolles Gemüt eingehüllt in klassischer Eleganz.

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