Batmobile oder ein echter Jaguar? Über die Ziffern 00 lässt sich viel diskutieren ...
Jaguar hat etwas Einzigartiges geschaffen: das erste Auto der Welt, das von allen diskutiert wird, bevor es überhaupt existiert. Der Type 00 ist dies und noch viel mehr. Ein Kommunikationsphänomen, das die britische Marke wie nie zuvor in ihrer 90-jährigen Geschichte in aller Munde gebracht hat. Und es ist genau diese Geschichte, mit der sich Jaguar zu brechen gezwungen sah.
Das neue Logo, das bereits für Aufsehen gesorgt hat, war nur der Appetitanreger. Jetzt kommt das Auto. Oder besser gesagt, die "physische Manifestation" des Jaguar von morgen: ein noch kontroverseres Objekt mit einem krassen Design, das starke Reaktionen hervorrufen soll.
Nun, das scheint gelungen zu sein. Das Type 00 Concept lässt einen sprachlos zurück. Im positiven wie im negativen Sinne. Über die Verwendung der toilettigen Ziffern 00 kann man sich ebenso streiten. Fest steht: Diese Studie lässt niemanden kalt.
Der Autor hatte die Gelegenheit, den künftigen Jaguar persönlich zu betrachten, und in diesem Artikel wird er versuchen, das Fahrzeug nicht nur zu beschreiben, sondern Sie in seine Designlogik einzuführen. Damit jeder ein ausgewogenes Urteil fällen kann.
Der erste Eindruck ist verunsichernd. Es fühlt sich nicht wie ein echtes Auto an. Der Typ 00 mit seinen Schmetterlingstüren und einem Messingschlüssel, der in die Mitte der Konsole gesteckt wird, um das Fahrzeug zu starten, sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Film.
Sogar die Farben verstärken dieses Gefühl: Pink Miami, eine Hommage an die Stadt der Präsentation, ist kühn und spaltet die Gemüter. Für die Traditionalisten hat Jaguar auch ein elegantes Blau vorgesehen, das auf den offiziellen Renderings zu sehen ist.
Die Form des Type 00 erinnert an eine Mischung aus einem Batmobil der 1990er-Jahre und einem Cartoon-Auto wie Cruella Demons legendären Excalibur. Lang, niedrig, übertrieben. Wir als deutsche Redaktion fühlen uns auch an gewisse Auto-Union-Fahrzeuge der 1930er-Jahre erinnert. Fest steht: Exakt SO wird die Serienversion wohl ab 2027 nicht aussehen, schließlich gibt es noch gewisse Vorschriften der Gesetzgeber.
Die Proportionen des Type 00 sind extrem: ein Supercoupé von mindestens fünf Metern Länge, mit 23-Zoll-Rädern und einer SEHR langen Motorhaube. Die kantige Frontpartie lässt nur noch einen Hauch der klassische Jaguar-Designsprache erkennen, die sich in den sehr schmalen Scheinwerfern zeigt.
Das Seitenprofil wird von "kühnen Proportionen" dominiert, wobei der Jaguar-"Leaper" (die springende Katze) in einen handgefertigten Messingblock auf jeder Seite des Fahrzeugs gelasert ist. Diese Barren entfalten sich theatralisch und geben den Blick auf nach hinten gerichtete Kameras frei, die - wie die Ladeanschlüsse und die vorderen Lufteinlässe - verborgen bleiben, bis sie gebraucht werden.
Das Heck setzt die kühne Aussage fort. Die glaslose Heckklappe und das verglaste Panoramadach, das mit der Karosserie harmoniert, vermitteln den Eindruck einer Skulptur. Die Heckansicht wird durch eine markante horizontale Durchstichgrafik bestimmt, die dramatische Rückleuchten über die gesamte Breite verdeckt und die Kraft und Größe des Typ 00 betont.
Das Heck ist vielleicht der innovativste Teil: ein horizontaler Kühlergrill, der die Rückleuchten oben und unten integriert und die Heckscheibe zugunsten einer glaslosen Kofferraumklappe eliminiert. Diese öffnet im Pantograph-Stil. Nun gut, mit dem Polestar 4 gibt es ja schon ein Auto ohne Heckscheibe.
Der Innenraum ist ebenso futuristisch und verbindet Minimalismus mit edlen Materialien. Er zeichnet sich durch drei handgefertigte Messinglinien aus, die sich über die gesamte Länge des Innenraums erstrecken, mit einem zentralen 3,2 m langen Messingrücken als schwebender Mitteltunnel, der die Instrumententafeln teilt. Moses lässt grüßen.
Beruhigender Travertinstein dient als Sockel, der die schwebenden Sitze und das zentrale Rückgrat trägt. Er inspiriert die reichhaltige Farbpalette des Interieurs, die in verschiedenen Tönen gehalten ist. Die gewebten Textilien unterstreichen das Gefühl der Handwerkskunst. Eine taktile Wollmischung, die von handgewebten Garnen inspiriert ist, umhüllt die beiden Sitze, die Soundbar und den Bodenbelag.
Ein interessantes Detail ist die Philosophie, die hinter dem Totemschlüssel steckt: Das Starten des Fahrzeugs erfordert Zeit und Aufmerksamkeit, wodurch eine alltägliche Geste zu einem Ritual wird. In einer Welt, die von der Geschwindigkeit der Touch-Bedienung beherrscht wird, soll dieser Jaguar dazu einladen, das Tempo zu drosseln und den Moment zu genießen. Was heute leider zum Luxus geworden ist.
Hinter der provokanten Ästhetik des Type 00 verbirgt sich eine präzise Strategie: Jaguar soll als Luxusmarke neu positioniert werden. Der Plan ist ehrgeizig: Der erste Jaguar der neuen Generation, der im Vereinigten Königreich gebaut wird, ist ein viertüriger GT, der Ende 2025 vorgestellt werden soll.
Sein Ziel ist eine Reichweite von bis zu 770 km WLTP oder 692 km nach EPA mit einer einzigen Ladung. Zudem soll man Strom für eine Reichweite von 321 Kilometer (200 Meilen) in 15 Minuten nachladen können.
Wir haben bereits offizielle Bilder einiger getarnter Prototypen gesehen, der Type 00 dürfte dann die Sportwagen-Version der Limousine werden. Eine Art Elektro-Super-E-Type, der 2027 erscheint. Die neuesten Elektrifizierungs-Technologien und ein beeindruckendes Design sollen die zukünftigen Jaguar in einem zunehmend homogenen Markt für Elektrofahrzeuge hervorheben. Sagt der Hersteller.
Billigere Modelle? Die wird es nie geben. Jaguar will exklusive Autos für wenige bauen und sich einen Platz am oberen Ende des Marktes sichern. Dieser Wandel ist nicht nur eine Entscheidung, sondern eine Notwendigkeit. In einer zunehmend wettbewerbsorientierten Branche ist es für Jaguar nicht mehr tragbar, mit Premium-Autogiganten wie den Deutschen oder den neuen chinesischen Marken zu konkurrieren.
Die Lösung? Limitierte Produktion, extreme Qualität und eine Nischenpositionierung. Und unter diesem Gesichtspunkt ist die Tatsache, dass er nicht jedem gefällt, kein Problem, sondern eine Chance. (Probleme sind nur dornige Chancen, um es mit Christian Lindner zu sagen.) Ob diese Wette aufgehen wird, muss sich allerdings noch zeigen.
P.S. Glauben Sie, dass Elon Musk ihn mögen wird?