Die 30 Jahre sieht man der Nobellimousine noch immer nicht an
Mit der zweiten Generation des 7er, intern E32 genannt, gelang es BMW erstmals, der bis dato allmächtigen Mercedes S-Klasse Paroli zu bieten. Doch wie sollte der Nachfolger aussehen? "Wiederum ein souveränes Format" verkündete die Marke vor 30 Jahren. Gemeint war die neue Baureihe E38, für manch einen Fan bis heute der schönste 7er.
Indirekt hatte BMW einen Glückstreffer gelandet. Der Lexus LS 400 hatte ab 1989 besonders in USA neue Maßstäbe gesetzt, Mercedes blies 1991 bei der Vorstellung der neuen S-Klasse W140 mächtiger Gegenwind ins Gesicht, da diese auf viele zu wuchtig wirkte. Die dritte Generation der BMW 7er Reihe stellte was das Design betraf, keine völlige Neuerung dar. Die charakteristische Linie wurde dem modernen Geschmack angepasst und man schaffte es, den Wagen trotz größerer Außenmaße nochmals zierlicher und dynamischer erscheinen zu lassen.
Dabei hatte man schon lange vor dem W140 mit dem Designprozess begonnen. Anfang 1988 startete die Entwicklung des E38. Von 1988 bis 1990 wurde das Styling zunächst unter der Leitung von Designchef Claus Luthe (bis April 1990) entwickelt, dann wurde das Konzeptdesign von Boyke Boyer ausgewählt und zur Serienreife weiterentwickelt. Im Februar 1991 wurde das endgültige Produktionsdesign für die neue 7er-Reihe vom Vorstand genehmigt, 36 Monate vor dem für den 17. Februar 1994 geplanten Produktionsbeginn der Serienmodelle.
Die Produktion begann am 23. Juli 1993 mit den Vorserienmodellen und am 13. Januar 1994 mit den US-Varianten. Am 18. Februar 1994 teilte BMW erstmals der Presse alle Infos zum neuen 7er mit, der auf dem Genfer Autosalon präsentiert wurde. Die Markteinführung in Deutschland begann im Juni 1994 mit dem 730i und dem 740i, in den USA im November 1994. Die Produktion des 750i begann im November 1994, noch vor seiner Markteinführung im Januar 1995. Zu diesem Zeitpunkt hatte mit dem ersten Audi A8 ein weiterer Konkurrent die Oberklasse betreten.
Im Angebot waren die Modelle 728i und 728iL mit Sechszylinder, 730i, 730iL, 735i, 735iL, 740i, 740iL mit V8 und natürlich die Spitzenmodelle 750i und 750iL mit V12. Am beliebtesten war der 740i mit gut 130.000 gebauten Fahrzeugen. Er kostete anfangs als 740 iL 120.000 DM, der kurze 750i lag bei 148.000 Mark und der Einstiegs-728i bei 83.000 Mark. "Freude am Fahren" notierte die Presse, obwohl der 750i schon an der Zwei-Tonnen-Marke kratzte.
Der E38 war das erste Fahrzeug, das mit Vorhangairbags ausgestattet war. Außerdem war er das erste europäische Fahrzeug mit Satellitennavigation und der erste BMW, der einen eingebauten Fernseher anbot. Der E38 war der erste 7er, der mit einem Dieselmotor erhältlich war, und der letzte, der mit einem Schaltgetriebe angeboten wurde. Das GPS-Navi war aber nicht billig, satte 6.600 Mark rief BMW vor 30 Jahren dafür auf.
Zur Markteinführung in Europa wurden zunächst die Modelle 730i und 740i angeboten. Sie hatten den Achtzylinder-V-Motor M60 mit 3,0 bzw. 4,0 Liter Hubraum unter der Haube. Während der 730i serienmäßig mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe ausgeliefert wurde, erhielt der 740i ein neuentwickeltes Sechsgang-Schaltgetriebe. Im Herbst 1994 folgte der BMW 750i, dessen Zwölfzylinder-V-Motor M73 einen Hubraum von 5,4 Litern sowie eine Leistung von 240 kW (326 PS) aufwies. Er war an ein Fünfgang-Automatikgetriebe gekoppelt. Im Herbst 1995 wurde als neue Basismotorisierung der 728i mit dem Sechszylinder-Reihenmotor M52 mit 142 kW (193 PS) eingeführt.
Im März 1996 wurden die M60-Motoren durch die neue Motorenbaureihe M62 ersetzt. Der Hubraum der 3,0- und 4,0-Liter-Motoren wurde auf 3,5 Liter (735i) bzw. 4,4 Liter (weiterhin als 740i bezeichnet) vergrößert. Das maximale Drehmoment stieg von 290 Nm auf 320 Nm bzw. von 400 Nm auf 420 Nm. Der 735i leistete jetzt 175 kW (235 PS) statt 160 kW (218 PS). Die Nennleistung des 740i blieb mit 210 kW (286 PS) unverändert. Ab April 1996 war der 725tds mit einem Sechszylinder-Dieselmotor mit Wirbelkammereinspritzung und 105 kW (143 PS) lieferbar.
Besonders bekannt wurde ein 750i, der in dem James-Bond-Film "Der Morgen stirbt nie" eingesetzt wurde. Das Fahrzeug war im Film über eine Fernbedienung steuerbar; das eingesetzte Filmfahrzeug wurde für diesen Zweck aufwendig umgebaut. Auch TV-Inspektor Derrick ließ sich (obwohl unpassend zu seinem Dienstrang) in den letzten Folgen der Serie in einem E38 chauffieren.
Die E38-Facelift-Modelle (auch bekannt als Life-Cycle-Impulse, kurz LCI) wurden im Modelljahr 1999 (produziert ab September 1998) eingeführt. Die wichtigsten Änderungen waren ein überarbeitetes Design der Scheinwerfer und Rückleuchten, sowie die Einführung des Modells 740d mit dem 3,9-Liter-M67-V8-Doppel-Turbodieselmotor.
735i und 740i wurden auf die Technical Update-Version (TU) des M62 mit variabler Ventilsteuerung an der Einlassnockenwelle (Single-VANOS) umgerüstet. Der 728i bekam den M52 TU mit variabler Ventilsteuerung auf beiden Nockenwellen (Doppel-VANOS). Neu war zudem ein Sportpaket (Optionscode ZSP), das das M Sportfahrwerk, die Leichtmetallräder Style 37 M Parallel, die Sitze Contour und die Shadowline-Außenverkleidung umfasste. Die elektronische Stabilitätskontrolle DSCIII war fortan serienmäßig in allen 7er-Modellen eingebaut, ebenso Kopfairbags.
Insgesamt wurden 340.242 Fahrzeuge produziert, 327.598 nach anderen Quellen. Der letzte E38 lief am 27. Juli 2001 bei BMW vom Band und machte Platz für den neuen, optisch sehr umstrittenen 7er E65.
Natürlich gab es beim E38 auch Spezialitäten: Von 1997 bis 2001 brachte BMW eine Limousine mit stark verlängertem Radstand auf den Markt, die den Namen L7 trug. Der Radstand wurde gegenüber den iL-Modellen um 250 mm verlängert, was zu einer Gesamtlänge von 5,37 m führte. Zur Ausstattung gehörten elektrisch verstellbare Rücksitze, hintere Fußstützen, umklappbare Ablagen im Fond, ein Kühlschrank, ein hinterer Fernsehbildschirm, ein Videogerät und ein Faxgerät. Der Verkaufspreis betrug 246.000 D-Mark.
Der L7 basierte auf dem 750iL, Karl Lagerfeld entwarf sich ein ganz spezielle eigene Version. Der L7 war nur im Nahen Osten, in Südostasien und Europa erhältlich, und es wurden 899 Exemplare gebaut. Die Modelle der Jahre 2000-2001 hatten eine optionale "Privacy Window"-Glasscheibe, um den Fahrer von den Fondpassagieren zu trennen.
Die gepanzerten "Protection Line"-Fahrzeuge wurden von 2000 bis 2001 gebaut und basierten auf den Modellen 740iL und 750iL. Zu den Sicherheitsmerkmalen gehörten Panzerung, kugelsicheres Glas und Reifen mit Notlaufeigenschaften. Eine Gegensprechanlage ermöglichte die Kommunikation mit Personen außerhalb des Fahrzeugs, während die Fenster und Türen geschlossen waren.
In Europa war auch eine Hochsicherheitsversion mit Schutz bis B6/7 erhältlich, intern als 750iL S bezeichnet. Die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen brachten ein zusätzliches Gewicht von 950 kg im Vergleich zum normalen 750iL mit sich. Zu den Merkmalen gehörten eine Sprengschnur um die Windschutzscheibe, mit der die Windschutzscheibe entfernt werden kann, um die Flucht zu erleichtern, und hydraulisch betätigte Fenster. Ein Atemluftsystem war ebenfalls erhältlich, das Luft aus einer Flasche im Kofferraum lieferte, ebenso bis zu drei Koffer, die für eine Heckler & Koch MP5K ausgelegt waren.
Am 11. Mai 2000 präsentierte BMW in Berlin eine Flotte von fünfzehn 750hL-Modellen, deren Zwölfzylinder-Wasserstoff-Verbrennungsmotor sowohl mit Wasserstoff als auch mit Benzin betrieben werden konnte. Im Wasserstoffbetrieb leistete er 150 kW (201 PS) und beschleunigte die Limousine in 9,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Der Wasserstofftank fasste 140 Liter und ermöglicht eine zusätzliche Reichweite von 350 km. Darüber hinaus verfügte der 750hL über eine Brennstoffzelle mit einer Leistung von 5 kW (7 PS) bei 42 Volt. Diese wurde aber nicht als Antrieb, sondern als Hilfsaggregat (APU) für die Stromversorgung des elektrischen Systems genutzt.
Während der Expo 2000 in Hannover wurden die Fahrzeuge als Shuttles eingesetzt. Auf dem Nürburgring fuhr der 750hL mit Wasserstoffantrieb eine Zeit von 9 Minuten und 53 Sekunden.