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BMW X7 (2022) im Test: Die hohe Sieben für sieben Hoheiten

Andere Optik, verbessertes Interieur und ... gleiche Qualitäten?

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Sie haben mindestens 97.700 Euro auf der hohen Kante und sind bereit, dieses Geld in einem Luxus-SUV von BMW zu versenken, das so gewaltig ist, dass man es vermutlich aus dem Weltraum sieht? Dazu wünschen Sie sich praktische Dinge wie sechs oder sieben Sitze und einen 326 bis 2.120 Liter großen Kofferraum? Dann lassen Sie sich nicht von dem neuen Gesicht des überarbeiteten BMW X7 irritieren, sondern kommen mit uns auf eine erste Testfahrt.

Moment? Jetzt schon ein Facelift?

Bereits nach nur rund drei Jahren auf dem Markt und guten Verkaufszahlen, darf sich der im US-amerikanischen Spartanburg geborene X7 nun optisch von den kleineren X-Modellen der Marke losreißen. Und weil man für mehr Zugehörigkeitsgefühl die Chance nutzt und einen Design-Bogen zum brandneuen BMW 7er sowie dem neuen und vollelektrischen BMW i7 spannt, ist das 5,16 Meter lange, genau zwei Meter breite und 1,82 Meter hohe SUV jetzt unter anderem mit dem gleichen Vieraugen-Gesicht der Limousinen ausgestattet worden.

Optisch ist das natürlich deutlich aufregender als zuvor, aber eben auch ziemlich polarisierend. Beim X7 sind die oberen und weitaus schmaleren LED-Leuchteinheiten für das Tagfahrlicht und die Blinker zuständig. Darunter sitzen dann jeweils die breiteren Matrix-LED-Scheinwerfer.

Und wenn Ihnen das immer noch nicht genug Lichtshow ist, können mittels Iconic Glow die Nieren erstrahlen. Serienmäßig ist dieses Feature beim Topmodell, ansonsten ist es optional.

Aber natürlich ist Design immer Geschmacksache. Uns gefällt die neue Frontpartie. Vor allem, nachdem man das Fahrzeug in der Realität gesehen hat. Ein Hauch von Bangle-7er-Unbehagen bleibt aber. Und wir sind uns noch nicht ganz sicher, ob man sich bei dem Hersteller im Nachhinein vielleicht doch eingestehen muss, dass man wie einst bei E65 auch jetzt bei G07 und den flachen G70-Geschwistern etwas zu weit gegangen ist.

Baby got Heck

Ganz anders das Heck, wo die Änderungen im Zuge des LCI deutlich moderater ausfallen. Die LED-Rückleuchten sind etwas prägnanter ausgeformt und schmaler sind sie ebenfalls geworden. Dazu ein paar dezente Updates an der Schürze und fertig ist der bayerische Birnenpo des X7, der doch irgendwie zum Anbeißen aussieht und der weiterhin mehr X5 als 7er sein darf. 

Absolut nichts auszusetzen gibt es bei den inneren Werten. Das Thema der inneren Größe hatten wir ja bereits im ersten Absatz. Zusätzlich sei erwähnt, dass die bis zu sieben Sitzplätze durch den Radstand von 3,10 Meter und ein recht intelligentes Packaging sogar bis in die letzte Reihe für Ü-1,80-Meter-Menschen geeignet sind.

Elektrisch verstellt und geheizt werden, kann auf allen Plätzen, Kühlung und Massage gibt es exklusiv für die erste Reihe. Von dem wohl größten Panorama-Glasdach in der Automobilgeschichte profitieren dann aber wieder alle Insassen und das richtige Klima kann über vier Zonen ausgewählt werden.

Falls der Blick nach oben irgendwann langweilig werden sollte, kann man sich die Zeit mit der Erkundung des Infotainment-Systems vertreiben. Auch hier arbeitet BMW nach dem Mehr-ist-immer-mehr-Prinzip. So kommt auch im X7 jetzt das Curved Display mit 12,3 Zoll hinter dem Lenkrad und 14,9 Zoll auf der Mitte des Armaturenbretts vorgefahren.

Auf den Bildschirmen läuft iDrive 8, das sich ziemlich intuitiv bedienen lässt. So greifen im überarbeiteten Interieur eigentlich alle Rädchen (Apropos: es gibt noch eins zur Bedienung) gut ineinander. Unterstrichen wird dieser positive Umstand von der noblen Verarbeitung der wertigen Materialien. Ein vergleichsweise kleiner X3 kann das aber auch.

Weil Platz in einem der Kernmärkte - den USA - aber keine Mangelware ist und sein sollte (gegenüber den dort heimischen Full-Size-SUVs wirkt der X7 fast wie ein Kompakt-SUV) und es der chinesischen Oberschicht egal zu sein scheint, wenn der Chauffeur in engen Ballungszentren mal ins Schwitzen gerät, muss man sich nicht zurückhalten. In Deutschland werden hingegen nur zwei von weltweit 100 ausgelieferten Fahrzeugen an den Mann oder die Frau gebracht.

Benziner, Diesel und Benziner

Für unsere Testfahrt wählen wir zuerst den neuen X7 xDrive 40i, der einen Marktanteil von 74 Prozent erreicht. Der hat zwar keinen neuen Namen bekommen, aber die Leistung des 3,0-Liter-Reihensechszylinders steigt von ehemals 333 auf nun 380 PS. Das Drehmoment klettert von 450 auf 520 Nm und kann per Mildhybrid-Zusatzboost auf bis zu 540 Nm gesteigert werden.

BMW X7 xDrive 40i (2022) im Test

Der akustisch sehr zurückhaltende Turbobenziner kommt erstaunlich gut mit dem Fahrzeuggewicht von 2,5 Tonnen zurecht. 5,8 Sekunden stehen auf dem Papier für die 0-100-km/h-Disziplin, abgeregelt wird elektronisch bei 250 km/h. Wenn es trotzdem noch etwas mehr sein darf (und das darf es ja oft), greifen Sie zum Topmodell - dem xDrive M60i.

Hier ändert sich allerdings nur die Bezeichnung. Der 4,4-Liter-Biturbo-V8 (jetzt S68) leistet weiterhin 530 PS, entwickelt 750 Nm maximales Drehmoment und katapultiert das dann 2,7 Tonnen schwere SUV in atemberaubenden 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Im Sport Plus-Modus dazu mit einem fantastischen Sound.

BMW X7 xDrive M60i (2022) im Test

Erwähnt sei auch noch der einzige Diesel im Programm: Der X7 xDrive 40d mit Sechszylinder und 352 PS. Maximales Drehmoment? 700 beziehungsweise 720 Nm. 6,1 Sekunden braucht er auf 100 km/h, den Verbrauch nach WLTP gibt BMW mit 7,6 bis 8,7 Liter an. Aber da Diesel im Luxus-SUV in den USA recht uncool ist und die Testfahrten rund um das kalifornische Palm Springs stattfanden, werden wir diesen Selbstzünder wohl irgendwann noch im Nachgang über deutsche Autobahnen jagen müssen.

Ein kolossaler Kurven-Könner

Wenn die Antriebswahl jetzt aber erst einmal abgeschlossen ist, macht es BMW einem relativ einfach. Hinterradbetonter Allradantrieb? Serienmäßig. Achtgang-Automatik? Serienmäßig. Eine adaptive Zweiachs-Luftfederung und ein adaptives Fahrwerk mit elektronisch geregelten Stoßdämpfern? Sie werden es schon ahnen … serienmäßig. Und schon so ausgestattet lässt sich dieser Kraftwagen-Koloss fast beängstigend gut um Kurven werfen.

Beim M60i gesellen sich ohne Aufpreis noch eine Integral-Aktivlenkung und das System "Executive Drive Pro" mit aktiver Wankstabilisierung hinzu. Und damit wird der X7 vollends zum wohl dynamischsten Siebensitzer-SUV auf dem Markt. Alles ist so zielgenau und auf den Performance-Punkt gebracht.

Und dabei werden nicht einmal die eigentlichen Aufgaben der Alltags-Abenteuer in den Hintergrund gerückt, denn ein Komfort-King bleibt auch das auf Knopfdruck fuchsteufelswild werdende M-Produkt. Abzüge gibt es lediglich beim Abrollkomfort. Wir hatten 22 Zöller montiert. Da werden Schlaglöcher schon mit etwas gröberen Stößen in die Kabine weitergegeben.

Sportlich aussehen, sportlich fühlen

Auch wenn sich der X7 also bewegt wie ein pensionierter (aber seeehr motivierter) Sportlehrer, dessen Körperform nach dem Ruhestand durch übermäßige Nahrungsaufnahme und nicht durch körperliche Ertüchtigung geformt wurde, heißt das ja noch lange nicht, dass man nicht trotzdem besonders sportlich aussehen kann, oder?

Deshalb zwängt auch BMW den X7 optional in ein M Sportpaket oder ein M Sportpaket Pro, lackiert das Modell in knalligen neuen Farben wie "M Marina Bay Blau Metallic" (für den M60i) und "Sparkling Kupfergrau Metallic" und lässt aberwitzige 23-Zoll-Felgen in den Radkästen platzieren (hier möchten wir an den Abrollkomfort erinnern).

Bestellt werden kann ab sofort. Die Preise beginnen - wie bereits erwähnt - bei 97.700 Euro für den BMW X7 40i xDrive. Viel Geld. Aber auch viel an Bord. Trotzdem lassen sich schnell noch weitere 20.000 Euro für Sonderausstattung versenken. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist das aber ganz okay.

Ein Mercedes-Benz GLS (deutlich weniger dynamisch, aber im Interieur schicker) startet bei 101.251 Euro und der neue Range Rover (mit ähnlichen Attributen wie der Benz-Konkurrent, aber samt fabulösem Innenraum) liegt bei mindestens 125.900 Euro. Mit einem deutlich kleineren Audi Q7 könnte man hingegen ein echtes Schnäppchen machen. Ab 72.100 Euro.

Fazit: 8,5/10

Der BMW X7 bleibt auch nach seinem Facelift das dynamischste SUV mit sieben Sitzen serienmäßig. Und durch die Aufwertungen im Innenraum ist der Luxus-Dampfer jetzt auch im Interieur noch einmal deutlich schöner und moderner geworden. Der Basispreis von knapp 100.000 Euro ist allerdings eine Hausnummer für ein als Familienfahrzeug konzipiertes Modell.

Ach ja … und nehmen Sie den V8. Den Effizienz-Vorteil vom Diesel als Grund vor zu schieben, glaubt Ihnen in diesem Segment eh niemand und auf die paar Euro Aufpreis gegenüber dem 40i kommt es in diesen Preisbereichen dann auch nicht mehr an, oder?!

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