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Nissan Ariya im ersten Test: Unpünktlich, aber schick

Das Elektro-SUV kommt ziemlich spät zur Party, findet Kollege Brett von Motor1

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Der Nissan Ariya wurde bereits im Juli 2020 vorgestellt, doch er kommt erst diesen Sommer auf den Markt. So sind Konkurrenten wie VW ID.4, Ford Mustang Mach-E oder Hyundai Ioniq 5 nun längst auf dem Markt. Kann der Latecomer dennoch überzeugen? Kollege Brett T. Evans von Motor1 USA konnte das Auto bereits fahren.

Die Vorserienmodelle waren noch nicht zugelassen, daher konnte Brett das Auto nur auf der Rennstrecke fahren. Der Circuito del Jarama bei Madrid war mit Hindernissen versehen, aber der perfekt präparierte Asphalt erlaubte keine Beurteilung des Fahrkomforts.

Das Exterieur fand Brett schick. Was ihm nicht auffiel, war, dass Nissan erstmals auch Bilder vom Cockpit eines Linkslenkers zeigte. Zu sehen sind darauf auch interessante Details aus dem Innenraum wie die ungewöhnlichen Touch-Buttons am Armaturenbrett und auf der Mittelkonsole. Auch der Wahlhebel zum Aktivieren der Fahrmodi P, N, R und D war so noch nie zu sehen. 

Der Ariya hat (ähnlich wie der Ioniq 5) einen flachen Boden und im Fußraum sind Fahrer- und Beifahrer nicht getrennt. Dazu soll eine weißes Ambientelicht kommen, das auf den Bildern allerdings nicht zu sehen. Ungewöhnlichen ist das beleuchtete Quadrats unter dem Armaturenbrett; hier haben sich die Designer von japanischen Laternen inspirieren lassen.  Laut Brett gibt es allerdings viel Hartplastik im Cockpit, was den Eindruck etwas trübt.

Das 12,0-Zoll-Instrumentendisplay bildet mit dem gleich großen Touchscreen den sogenannten Monolithen. Die Ähnlichkeit mit den beiden Monitoren zum Beispiel des Mercedes EQA ist deutlich. Ein netter Party-Trick ist die Wischfunktion für den Touchscreen, mit der man alles, was gerade angezeigt wird, auf das Instrumentendisplay schickt.

 Ariya FWD
63 kWhAriya FWD
87 kWhAriya AWD
e-4ORCE
63 kWhAriya AWD
e-4ORCE
87 kWhAriya AWD
e-4ORCE
87 kWh
PerformanceBatterie (netto)63 kWh87 kWh63 kWh87 kWh87 kWhLeistung160 kW178 kW205 kW225 kW290 kWDrehmoment300 Nm300 Nm560 Nm600 Nm600 Nm0-100 km/h7,5 Sek.7,6 Sek.5,9 Sek.5,7 Sek.5,1 Sek.Vmax160 km/h160 km/h 200 km/h200 km/h200 km/hReichweiterund 360 kmrund 500 kmrund 340 kmrund 460 kmrund 400 km

 

Brett fuhr die Basismotorisierung, einen 160 kW starken Fronttriebler mit 63-kWh-Batterie und einer Reichweite von etwa 360 km. Dieser Antrieb macht das Auto natürlich nicht zu einem sportlichen SUV à la Mustang Mach-E GT, aber die schwere Batterie im Boden sorgt für eine gute Gewichtsverteilung, schreibt unser Tester. Das Lenkgefühl ist vernünftig, aber der Ariya untersteuert, was zusammen mit dem ESP jeden Spaß im Keim erstickt.

Nissan Ariya (Bilder von 03/2022)

In Sachen Rekuperation macht Nissan seltsamerweise einen Rückschritt gegenüber dem Leaf: Echtes One-Pedal-Driving ist nicht möglich, und das Auto rollt mit etwa 10 km/h endlos weiter. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Bremspedal matschig anfühlt und einen beherzten Tritt erfordert, um den Ariya zum Halten zu bewegen, so unser Testfahrer.

Die maximale Ladeleistung liegt bei 130 kW, was etwa auf dem Niveau des VW ID.4 liegt (bisher 125 kW, demnächst 135 kW). Doch Maximalwerte sagen nicht viel aus, wie zum Beispiel der Ioniq 5 mit der großen Batterie zeigt, der den beeindruckenden Maximalwert aus dem Datenblatt (220 kW) nicht allzu lange halten kann, wie ein Test im letzten Juni ergab. Der Nissan soll die 130 kW für lange Zeit halten können; ob das stimmt, muss noch ein unabhängiger Test zeigen.

Was den Kofferraum angeht, so fasst er laut Nissan 468 Liter; das Maximalvolumen bei umgeklappten Rücksitzen ist noch nicht bekannt. Die Ladefläche ist lang und breit, aber die niedrige Dachlinie könnte den Transport von großen Gegenständen erschweren. Das "Divide-N-Hide"-Ladungsmanagement-System verhindert das Verrutschen von Paketen. Einen Frunk hat der Ariya nicht; hier liegen unter anderem HVAC-Komponenten zur Klimatisierung, was Platz im Cockpit spart.

Doch was die Sitzposition angeht, ist Brett nicht überzeugt. Der Boden des Fahrzeugs liegt (wie bei vielen Konkurrenten) recht hoch, aber der Mustang Mach-E und der ID.4 kompensieren das mit einer niedrigen Sitzposition und einem hohen Dach, so unser Tester. Auf dem Ariya-Sitz kam sich Brett dagegen vor wie auf einem Barhocker.

Der Fahrersitz ließ sich für ihn nicht tief genug stellen - er streifte mit seinem Schädel das Dach, wenn er sich nach vorne lehnte. Hinten ist es noch schlimmer: Wer über 1,80 Meter groß ist, prallt bei Bodenwellen gegen das Dach. Auch die Beinfreiheit auf den Rücksitzen ist nicht überzeugend.

Allerdings sind die Sitze dick gepolstert und bieten viel Unterstützung im Lenden- und Oberschenkelbereich. Die Armlehne zwischen den Vordersitzen lässt sich elektrisch verschieben, doch unter dem gut gepolsterten Deckel ist nicht viel Platz - es reicht gerade für ein Telefon und eine Brieftasche. Das Verschieben der HVAC-Elemente nach vorne ermöglicht eine elektrisch ausfahrende Schublade in der Mitte des Armaturenbretts, aber auch sie ist nicht gut benutzbar, denn die Öffnung ist zu eng.

Fazit

Der Ariya könnte mit seinen weichen Kurven Leute ansprechen, denen ein VW ID.4 zu nüchtern, der Hyundai Ioniq 5 zu kantig und der Ford Mustang Mach-E zu muskulös ist. Auf der Negativ-Seite stehen für Brett die eher mittelmäßige Laderate, die Kompromisse im Innenraum und das nicht berauschende Fahrerlebnis.

Insgesamt wünscht sich Brett etwas mehr Sportlichkeit und schnelleres Laden. Der Hyundai punktet mit seiner Retro-Optik, der Volkswagen mit einem Einstiegspreis unter 40.000 Dollar und der Ford mit seinen sportlichen Antrieben. Der Ariya kommt zu spät zur Party und bietet nicht mehr als die Konkurrenz. Nur die Optik spricht für ihn. Aber der Ariya macht auch nichts wirklich schlecht.

Für den US-Grundpreis von 45.950 Dollar für die Version mit Frontantrieb und großer Batterie mit etwa 500 km Reichweite wird sich das Auto schwerer verkaufen lassen als die Konkurrenten, glaubt unser Testfahrer. Die Preise für Europa stehen noch nicht fest. Mehr dazu werden wir vielleicht demnächst erfahren, denn ab dem 1. April kann man das Auto reservieren; Marktstart ist dann im Sommer.

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