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Seat Ibiza (2021) im Test: Besser vernetztes Facelift

So dezent kann eine Überarbeitung ausfallen ...

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Seit dem Debüt der Baureihe im Jahr 1984 ist dieser Kleinwagen nach 37 Jahren und fast sechs Millionen verkauften Einheiten eine tragende Säule im Modellprogramm von Seat geworden. Und nach vier Jahren verpasst der Hersteller der im Jahr 2017 vorgestellten und nun fünften Generation des Ibiza ein dezentes Facelift mit optischer Überarbeitung und technischen Updates.

Zeit, mal wieder den spanischen Ableger des VW Polo zu testen. Und dafür schnappen wir uns dann doch gerne die sportlichste Ausprägung, den Ibiza FR mit 150 PS starkem Vierzylinder-Benziner und 7-Gang-DSG. Lohnt sich das Facelift? Abfahrt!

Viel tut sich ja nicht ... 

Bevor wir über die technischen Neuerungen unter der Haube und im Innenraum sprechen (recht rar), noch ein paar Worte zu den optischen und noch rareren Veränderungen des Exterieurs. Eigentlich beschränkt sich das Facelift hier auf Voll-LED-Scheinwerfer, den Modellnamen im Handschrift-Look auf der Heckklappe, neue Logos und neue (optionale) 17- oder 18-Zoll-Felgen für die Radhäuser. Fertig.

Wenn Sie sich also gefragt haben, ob wir einfach aus Versehen Bilder von der vorherigen Version in den Aufmacher des Artikels gepackt haben, müssen wir sie enttäuschen. Es tut sich schlichtweg nicht viel. Aber hey ... der Vorgänger war auch schon schön.

Nachdem wir auf dem Fahrersitz Platz genommen haben, müssen wir aber zugeben, dass es bei Seat und dem Ibiza im Zuge des Liftings eher auf die inneren Werte angekommen ist. Ja, der Unterschied zwischen 5.0 und 5.1 fällt hier dann doch größer aus.

Shines bright like Lifestyle ...

Das Armaturenbrett fasst sich jetzt besser an (weil weicher) und es beherbergt ein optional bis zu 9,2 Zoll großes Infotainment-System, das etwas freier steht als zuvor, aber immer noch ganz nett in die Mittelkonsole integriert wurde. Hinter dem Lenkrad (jetzt etwas anders gestaltet und mit Nappa-Bezug) kommt der Ibiza schon seit 2018 in den Virtual-Cockpit-Genuss mit 10,25 Zoll in der Diagonale.

Neu ist hingegen die Ambientebeleuchtung, welche die ebenfalls neu gestalteten Lüftungsdüsen hervorhebt. Das sieht schon sehr cool aus und macht den kleinen Seat fast so lifestylig wie einen Mini. Die mittleren Düsen liegen nun aber unter dem Touchscreen wie schon beim VW Polo.

Einziges Manko im sonst sehr stimmigen Innenraum: Die oberen Teile der Türverkleidungen sind in Hartplastik ausgeführt. Das hätte Seat ruhig auch noch aufschäumen können.

Technisch rüstet Seat in Sachen Konnektivität und Assistenz im Ibiza nach. Er verfügt jetzt über "Wireless Full Link", wodurch Android Auto und Apple CarPlay auch kabellos verfügbar sind, während die App "Seat Connect" die Verbindungen außerhalb des Fahrzeugs verbessert. Geladen werden können Smartphones ebenfalls ohne Kabel in der dafür vorgesehenen Ablage.

Finden wir gut. Vor allem, weil das neue Infotainment zwar durchweg schneller und schöner geworden ist, das Navi aber trotzdem nicht das gelbe vom Ei ist. Langsam und ungenau. Die Smartphone-basierten Karten über die Link-Funktion auf dem Bildschirm spiegeln ist meistens die bessere Wahl. 

Der größte Assistenten-Sprung firmiert unter dem Namen "Travel Assist". Damit beschleunigt, bremst und lenkt der Ibiza von alleine. Was auch erstaunlich gut funktioniert. Es ist nicht perfekt, aber wenn wir uns so im Kleinwagen-Segment umschauen und die Modelle betrachten, die diese Funktionen ebenfalls bieten, dann rangiert der Ibiza irgendwo im oberen Durchschnitt. Da wir den Ibiza aber eher auf der Kurz- oder Mittelstrecke sehen, könnten wir auf diese Features aber ohnehin in dieser Fahrzeugkategorie verzichten.

Antriebe aus dem Jahr 2020

Kommen wir zu den Antrieben. Hier passiert ... wie bereits zu Beginn dieses Artikels erwähnt ... nichts. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass am Fahrwerk, den Bremsen, der Lenkung oder den allgemeinen Daten und Fakten ebenfalls keine Veränderungen stattgefunden haben. Lediglich die Abgasnormen der gesamten Motorenpalette wurde auf den neuesten Stand gebracht. Aber selbst dies wurde schon vor gut einem Jahr im September 2020 erledigt.

Wenn Sie also wissen wollen, wie der Ibiza mit den Dreizylinder-Benzinern fährt, legen wir Ihnen diesen Test ans Herz. Das Modell mit Erdgasantrieb und 90 PS haben wir hier einem dreimonatigen Dauertest unterzogen und da es bis Mitte vergangenen Jahres auch noch einen Dieselmotor im Ibiza gab, sind wir dieses Modell selbstverständlich auch gefahren. Und das Gute ist, dass alle dort gesammelten Fahreindrücke (Fahrwerk, Bremsen, Lenkung, etc.) heute und trotz des Liftings noch ihre Gültigkeit haben.

Jetzt aber in die Gegenwart zu dem wahrscheinlich letzten Vierzylinder in dem spanischen Kleinwagen. Er ist in jedem Fall der beste Motor für den Ibiza. Für das sportlich aussehende Modell namens FR allemal.

Die volle Leistung von 150 PS kommt zwar erst zwischen 5.000 und 6.000 Umdrehungen pro Minute auf, da die 250 Newtonmeter Drehmoment aber bereits ab 1.500 Touren anliegen, kann von mangelnder Power im unteren Drehzahlbereich keine Rede sein. Dazu läuft der Motor deutlich angenehmer und ruhiger als die Dreizylinder aus dem VAG-Konzern.

Sportlich ... oder ... "Cupra-Light"

Mit Fahrergewicht, Gepäck und allem anderen kommen wir auf ein Gewichtssaldo von etwa 1.350 kg. Kein Problem für den Antrieb. Und weil das 7-Gang-DSG eigentlich immer die richtige Fahrstufe parat hat, kann man sich - wenn gewünscht - stets in Bereichen bewegen, die die beste Balance zwischen Power und Effizienz bieten.

Dabei ist uns bewusst, dass dieser agile Antrieb wohl am ehesten zum Ibiza passt. Sowohl im Polo als auch im Skoda Fabia würden wir wohl eher einen 1,0 Liter großen Dreizylinder bevorzugen. Dem Ibiza steht so viel Temperament aber.

Genauso wie das FR-spezifische Sportfahrwerk, dass in seiner Abstimmung noch einmal straffer (aber dafür auch weniger komfortabel) wirkt, als das des VW Polo GTI. Die Vorderachse bekommt nie Probleme in Sachen Untersteuern und wenn Sie den Schalter der Seat Drive-Profile auf "Sport" stellen, passen auch die Gasannahme, die Schaltkennlinie und die Lenkunterstützung zu dem Prädikat "Cupra-Light".

Im Herbst sollen die ersten Einheiten dann zu den KundInnen rollen. Im Konfigurator finden Sie das Modell allerdings schon. Los geht's bei 14.950 Euro und damit bei gut 500 Euro weniger als vor dem Facelift.

Allerdings bekommen Sie dafür nur den dürftig ausgestatteten "Reference"-Ibiza mit magerem 1,0-Liter-Saugbenziner, 80 PS und 5-Gang-Schaltgetriebe. Spaß macht der dann natürlich nicht. Dafür ist er aber wirtschaftlich und beispielsweise für bestimme Flottenkunden ein richtiger Schnapper.

Den Vierzylinder-Topmotor finden Sie derzeit nur in Verbindung mit der FR-Ausstattungslinie in der Preisliste. 24.900 Euro sind dann mindestens fällig. Dafür fehlen dann aber auch noch nur noch rund 5.000 Euro, um aus einem gut ausgestatteten und sportlichen Ibiza einen sportlichen Hütte-voll-Ibiza zu machen. Ein Dreizylinder mit sinnvoller Ausstattung liegt am Ende unserer Konfigurator-Recherche bei etwa 25.000 Euro. Fair für ein so erwachsenes Kleinwagenmodell.

Fazit: 8,5/10 Punkten

Auch wenn das Facelift des Seat Ibiza erst auf den zweiten Blick auffällt, so hat es doch seine Berechtigung. Optisch war der kleine Spanier nämlich schon ein Hingucker und Fahrwerk, Lenkung sowie Antriebe waren genau so ausgereift wie so formale Punkte wie etwa das Platzangebot im Fond oder im Kofferraum.

Wo es hakte? Vor allem bei den Assistenzsystemen und der Konnektivität. Aber hier hat der Hersteller jetzt an den wichtigsten Stellschrauben gedreht. Das Navi ist zwar weiterhin etwas ungenau, aber dafür können Smartphone-Navis ja jetzt kabellos gespiegelt werden. Der Ibiza. Er wurde erwachsener und sogar etwas günstiger in der Basis. Top.

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