Was macht das neue Adaptiv-Fahrwerk mit dem offenen Sportmodell?
Sie werden es vielleicht mitbekommen haben. Aber diese Woche war doch irgendwie sehr Mini-lastig. Nach Testfahrten mit dem Mini Cooper SE Countryman ALL4 sowie dem Mini Cooper S Fünftürer ist nun noch das sportlichste Modell des Herstellers an der Reihe. Der Mini John Cooper Works. Und weil wir trotz des verregneten Frühjahrs irgendwie Lust auf Sommerfeeling hatten, nehmen wir das Cabrio. Scheint für uns nach der Facelift-Fahrt die Sonne? Test!
Wenn wir ehrlich sind ... nicht viel. Aber das ist okay. Die Frontpartie versucht sich mit serienmäßigen LED-Kulleraugen-Scheinwerfern (adaptiv für 400 Euro extra), dem sechseckigen Kühlergrill und vergrößerten Luftöffnungen im Stoßfänger an einem Spagat aus liebenswerter Niedlichkeit und hungriger Aggressivität.
Praktisch zu jeder Mini-Modellpflege gehören neu gestaltete "Side Scuttles". Also die Anbauteile auf den Vorderen Kotflügeln, die nach Luftauslass aussehen und das "John Cooper Works"-Emblem (oder eben die spezifische Bezeichnung bei anderen Modellen) zur Schau stellen.
Am Heck fallen eine neue Schürze, ein Diffusor mit veränderter Luftführung sowie die Sportabgasanlage mit den zwei mittigen 85 Millimeter großen Edelstahl-Endrohren auf. Was ziemlich gut aussieht. Sich aber besser liest, als es sich am Ende anhört. Hier denken wir gerne an die etwas älteren JCW-Modelle zurück, die noch einen richtig rotzigen Sound produzieren durften. Diese Zeiten sind vorbei. Die Fans ärgerts, die Anwohner freuts.
Optional sitzen jetzt 18 Zoll große Felgen in den Radhäusern, die 700 Euro Aufpreis kosten. Fair. Und wenn Sie nicht unbedingt auf das grelle "Zesty Yellow" unseres Testwagens stehen, hat Mini natürlich auch verschiedene Grautöne, Weiß oder Schwarz im Programm. Wir finden dieses grünliche Gelb aber wirklich großartig. Vor allem, weil der Uni-Lack keinen Aufpreis kostet.
Allerdings ist das "John Cooper Works Trim" für 2.700 Euro im Konfigurator vorher Pflicht. Aber sind wir doch mal ehrlich: Sie wollen das Aerodynamik-Kit mit Heckspoiler JCW-Einstiegsleisten, dem "Piano Black"-Exterieur, der Edelstahl-Pedalerie, Ambientebeleuchtung, Lichtpaket, "Mini Driving Modes" und einem Anthrazit-Dachhimmel sowieso. Schließlich soll so ein John Cooper Works eher sportlich und weniger süß aussehen, oder?
Während andere Mini-Modelle erst später das multifunktionale Instrumentendisplay erhalten haben, lässt ist es in den John Cooper Works-Derivaten schon etwas länger ordern. 200 Euro klingen da erst einmal nicht viel.
Allerdings zieht der Haken im Konfigurator einen etwas längeren Rattenschwanz nach und am Ende müssen so einige Funktionen für das 8,8-Zoll-Infotainmentsystem in der Mittelkonsole oder beispielsweise auch das Head-up-Display für dann über 2.000 Euro mitbestellt werden.
Wenn wir schon bei technischen Features sind: Das erwähnte Infotainmentsystem arbeitet jetzt mit neuer Software und hübscheren Grafiken. Zum ersten Mal im JCW jetzt auch mit sogenannten Live Widgets, die durch eine Wischbewegung auf dem Touch-Display ausgewählt werden können.
Aber keine Sorge: Die vielen Tasten, Schalter, Knöpfe und Drehregler, die wir aus den Mini-Modellen kennen, verschwinden nicht. Bei anderen Fahrzeugen würden wir das bedauerlich finden. Im sportlichen JCW finden wir es allerdings ganz gut, dass man viele Funktionen ohne Umwege über einen Hard-Key erreichen kann.
Das Fehlen umfangreicher Assistenzsysteme ist uns in dem Cabrio auch nicht so sehr aufgestoßen wie in den Modellen, die eher für den Alltag ausgerichtet sind. Natürlich ist es Schade, dass der neuste Schnickschnack in den Minis fehlt, aber wenn Fahrspaß im Vordergrund steht, können wir uns in Verzicht üben.
Leistungstechnisch tut sich auch unter den John-Cooper-Works-Hauben seit 2016 nichts. Es bleibt also bei dem 2,0-Liter-Twin-Turbo-Benzinmotor, der 231 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment leistet und der über eine serienmäßige Sechsgang-Schaltung seine Power an die Vorderräder schickt. Im Facelift resultiert das in einer Beschleunigungszeit von 6,3 Sekunden.
Die Achtgang-Automatik ist in unserem Testwagen verbaut, die noch einmal 0,2 Sekunden schneller ist. Apropos schneller: In den etwas weniger sportlichen Cooper-S-Modellen verbaut Mini ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das tatsächlich langsamer arbeitet als die Wandlerautomatik im JCW mit einem Gang mehr. Ungezügeltes Zerren an der Vorderachse ist natürlich weiterhin inklusive.
Die Lenkung arbeitet generell schon sehr direkt und im Sport-Modus (Sport+ wäre noch schön gewesen, Mini) mit stärkeren Gegenkräften zumindest objektiv noch besser dosierbar. Lediglich in der Mittellage fehlt uns ein wenig der Zurückspring-Effekt. Es gibt ihn zwar, aber er könnte noch etwas ausgeprägter sein.
Insgesamt wirkt das JCW-Cabrio viel ausgeglichener und leichtfüßiger als beispielsweise das Modell mit zwei Türen und einem Dach mehr. Neben dem etwas geringeren Gewicht zeichnet hier auch das neuen Adaptiv-Fahrwerk verantwortlich.
Ja, auch der JCW bekommt eine neue Federung, die über ein zusätzliches Ventil Druckspitzen im Dämpfer beim Überfahren kleinerer Unebenheiten ausgleicht und die dafür notwendigen Anpassungen innerhalb von 50 bis 100 ms vornimmt. So kann das Cabrio tendenziell eher straff abgestimmt werden und nur wenn nötig werden grobe Unebenheiten ausgebügelt. Ein weiterer Nebeneffekt: Untersteuern findet so erst recht spät statt.
Die zur Serienausstattung gehörende Sportbremsanlage wurde in Kooperation mit Brembo entwickelte. Sie besteht aus Vier-Kolben-Festsattelbremsen mit innenbelüfteten Scheiben an den Vorderrädern und roten Bremssätteln. Das System verzögert also genauso gut wie es aussieht. Ende.
Er ist nicht so zackig und so kompromisslos, wie Sie das von einem kompakten Cabrio mit JCW-Logo erwarten. Aber der Oben-ohne-Mini macht seine Arbeit schon ziemlich gut und lässt dazu auch nur ein paar Assistenzwünsche offen. Mit allzu viel fahraktivem Purismus würde man auch eventuell die Käuferschaft verschrecken.
Denn ein gut gefülltes Konto - was bei dem saftigen Einstiegspreis von über 37.000 Euro (dann ohne Automatik) nötig ist - geht eben meist einher mit einem gewissen Komfort-Bedürfnis. Für Frischluft-Fans gibt es also wenig Alternativen wenn man britischen Kulleraugen-Style mit einem guten Maß an Sportlichkeit verbinden möchte.