Palma de Mallorca (Spanien), 27. März 2018 - Das hier ist eindeutig ein Mini. Unstrittig, nehme ich an. Das hier ist aber auch der frisch geliftete Mini Jahrgang 2018. Hätten Sie nicht erkannt? Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Ich nehme an, man muss schon in Mini-Bettwäsche schlafen und sich Mini-Logo-Milchschaum in seine Mini-Kaffeetasse kippen, um die Unterschiede zu erkennen. Das Mini-Logo ist nun übrigens neu. Ursprünglicher, reduzierter soll es sein. Die gelifteten Minis (Dreitürer, Fünftürer, Cabrio) sind nicht reduzierter. Sie sind noch genau so große wie vorher. Ein bisschen leichter sind sie aber geworden. Und sparsamer sollen sie sein. Ist ja schon mal was. Außerdem gibt es nun ein neues Doppelkupplungsgetriebe. Das ist wohl die Hauptnachricht dieser Modellpflege. Zumindest, wenn Sie einen Mini lieber fahren wollen, als damit Ihre einzigartige Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
Wenn ich aber eher der Persönlichkeits-Typ bin?
Dann ist der geliftete Mini für Sie vermutlich wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen. Sie können sich jetzt nämlich in einem extra eingerichteten Online-Shop Dinge wie Einstiegsleisten, die berühmt-berüchtigten Side Scuttles (Lufteinlässe am Kotflügel) oder sogar die Innenraum-Dekorleisten personalisieren lassen. Überlegen Sie sich aber gut, was Sie draufschreiben. Nicht, dass Sie Ihren Mini dann nur noch an einen Karl-Heinz oder eine Bärbel verkaufen können (keine Sorge, die alten Teile passen weiterhin). Das ganze Zeug kommt aus dem 3D-Drucker und ist deswegen natürlich noch cooler.
Was ist sonst neu?
Es gibt drei neue Metallic-Farben (Emerald Grey, Starlicht Blue, Solaris Orange) und ein ziemlich schickes Piano-Black-Paket, das Grill-, Scheinwerfer- und Heckleuchtenumrandungen glänzend schwarz einfärbt. Außerdem ist der Mini jetzt britischer als ein mit Scones und Orangenmarmelade besudeltes Tweed-Jacket. Ja, seine Rückleuchten tragen fortan den Union-Jack. Auf Wunsch passiert das auch an der Beifahrer-Dekorleiste. Sie ist nun mit LEDs hinterlegt und entflammt im Dunkeln die britische Flagge in der gleichen Farbe wie die Ambientebeleuchtung. Ganz ehrlich? Braucht kein Mensch, sieht aber wirklich ziemlich großartig aus. Vorne gibt es neu geformte Halogen-Scheinwerfer. Erstmals gibt es auch ein LED-Matrix-Licht, das Ihnen einen Haufen Arbeit abnimmt. Sie feuern einfach dauerhaft mit vollem Fern-Flutlicht und der Computer kümmert sich drum, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht davon geblendet werden. Innen ist ein 6,5-Zoll-Farbbildschirm mit Bluetooth-Einbindung nun in jedem Fall Serie. Außerdem gibt es eine sehr luxuriös aussehende neue Lederausstattungen in "Maltbrown" und ein neues Multifunktionslenkrad. Nach wie vor ein Rätsel: Warum ist der Mini außen so gewachsen, innen aber kein Stück? Tatsächlich fühlt er sich enger an als Generation Zwei. Natürlich ist das ein Makel, den kein Facelift beheben kann. Wir müssen wohl auf den Nachfolger vertrauen.
Gibt es auch mechanische Änderungen?
Kleine, ja. Mini verspricht eine "detaillierte Überarbeitung der Motoren". Sie sollen bis zu fünf Prozent sparsamer und leichter sein. Alle Aggregate kriegen mehr Einspritzdruck, der Topdiesel Cooper SD fährt dazu künftig mit zwei Turbos und serienmäßiger Achtgang-Automatik durch die Gegend. Auf dem Papier profitieren allerdings nur die beiden Basis-Dreizylinder Mini One First und Mini One. Auch sie haben jetzt 1,5 Liter Hubraum. Es bleibt bei 75 und 102 PS, das Drehmoment wächst aber um jeweils zehn auf 160 beziehungsweise 190 Newtonmeter. Deutlich wichtiger für die tägliche Arbeit: Endlich gibt es im Mini ein Doppelkupplungsgetriebe. Seien Sie ehrlich: Dieses Auto schreit doch seit Jahren ganz laut "DEEEKAAAGEEE". Jetzt kriegen Sie endlich eins. In Mini One, Mini Cooper, Mini Cooper S und Mini Cooper D. Es kommt von Getrag, hat sieben Gänge und BMW-X1-Fans kennen es bereits aus dem - ähm - BMW X1. Es ersetzt die eher semi-aufregende Aisin-Sechsgang-Automatik, soll gegenüber dem Schaltgetriebe bis zu 0,8 Liter Sprit (im Cooper S)sparen und kostet 1.800 Euro Aufpreis.
Und, gut?
Sehr, aber es gibt einen Punkt, der unglaublich nervt. Mini hat bei seiner Doppelkupplung einfach mal dezent die Schaltpaddles vergessen. Sie kriegen die kleinen Racker ausschließlich für den Cooper S und da kosten Sie 150 Euro Aufpreis. Ein DKG ohne Paddles. In einem Mini. Das ist wie Bolognese ohne Hack. Wie Liam ohne Noel. Zumindest, wenn man halbwegs sportlich eine kurvige Land- oder Bergstraße in Angriff nehmen will. Mich schickte man mit einem Cooper S Cabrio und ohne Schaltpaddles eine sehr wundervolle mallorquinische Bergstraße rauf und runter. Das neue Doppelkupplungsgetriebe machte einen hervorragenden Job. Superschnell, supersauber, nicht umkomfortabler als die extrem komfortable Achtgang-Automatik, die man von den übrigen UKL-Plattformsfronttrieblern kennt. Eine großartige Errungenschaft also, diese neue Siebengang-Box. Aber wenn man nicht selber eingreifen kann, dann fehlt einfach was. Und mal ganz unter uns: Kein Mensch schaltet unten am Gangwahl-Hebel. Zumindest nicht, wenn er halbwegs kontrolliert fahren will.
Also doch lieber den Handschalter?
Würde ich so nicht sagen. Beim Cooper S kann man die Paddles ja dazubestellen. Bei den schwächeren Varianten muss man sich halt darüber im Klaren werden, wie oft man im Alltag wirklich Tabula Rasa auf einer Rennstrecke/Serpentinenstraße machen will. Die neue Doppelkupplung ist in allen anderen Belangen nämlich eine gewaltige Verbesserung zur alten Sechsgang-Automatik. Nichtsdestotrotz bleibt die manuelle Box im Mini ein steter Quell der Freude. Nach dem einmal mehr verblüffend erwachsen, sanft und schwer wirkenden Cooper S Cabrio setzte man mich nämlich ein einen handgeschalteten Cooper S Dreitürer. Der ist mittlerweile auch erstaunlich abgeklärt, wirkt im Vergleich mit dem 115 Kilo schwereren Stoffdach aber wie ein koffeingeschwängerter Grashüpfer. Wer einen Mini noch wegen der Dynamik kauft, kauft hier sicher am besten. Plötzlich wirkt der 192 PS starke Zweiliter-Turbo deutlich wacher, lebendiger. Die Zahlen bestätigen das. Von 0-100 km/h geht es in 6,8 Sekunden. Das Cabrio braucht mit DKG 7,1. Die Gänge klacken kurz und mit der richtigen Prise Nachdruck. Im Sportmodus erfreut die Zwischengas-Funktion den Fuß-faulen Enthusiasten. Und aus dem Doppelrohr spratzt der Mini seine gewohnten Frechdachs-Salven.
Macht er noch immer mehr Spaß als die anderen kleinen Sportler?
Hm, eine schwierige Frage. Der Mini ist der Konkurrenz inzwischen tatsächlich ein wenig entwachsen. Was das Ambiente angeht, die Materialanmutung, wie geschliffen und erwachsen er fährt. Allerdings war er früher sicher spitzer, agiler, leichter. Im Vergleich zu Fiesta ST oder Peugeot 208 GTi liegt diese kleine Schicht Gummi auf Vorderachse und Lenkung. Und die Bremse wirkt etwas zu weich. Man kann mit ihm noch immer eine große Menge Spaß haben, aber es ist ein bisschen so wie beim wilden Party-Hund, der jetzt Familie und einen gut bezahlten Job hat. Er muss seriöser, professioneller wirken. Und das tut der Mini im Vergleich mit der genannten Konkurrenz zweifellos.
Was nehmen wir also mit vom Facelift?
Nun, dass nicht all zu viel passiert ist, spricht für das Selbstvertrauen von Mini. Man kennt seine Kundschaft und gibt ihr eben, was sie will. Etwas neue Schminke, das ein oder andere Connectivity-Update, mehr Online-Dienste, noch mehr Möglichkeiten, selbst Designer zu spielen. Und das neue Doppelkupplungsgetriebe natürlich, das wirklich einen sehr sehr ordentlichen Eindruck hinterlässt. Etwas verwunderlich ist, dass man bei den Assistenzsystemen nicht aufgebohrt hat. Den adaptiven Tempomaten gab es vorher schon, eine aktive Spurführung sucht man auch nach der Modellpflege vergebens (bei der Konkurrenz aber auch, so fair sollte man schon sein). Ansonsten bleibt der Mini, was er auch vorher schon war: Ein sehr hochwertiger, gediegener, verspielter und fahraktiver Kleinwagen, den man sich leisten können muss. Nach dem Facelift umso mehr, denn fürs neue Modelljahr hat man den Preis nochmal um einige Hunderter erhöht. Los geht es künftig mit dem 75 PS starken Mini One First Dreitürer ab 16.950 Euro. Das sind 550 Euro mehr als bisher. Der gefahrene Cooper S startet mit Schaltgetriebe bei 25.600 Euro und ist damit 850 Euro teurer als zuletzt. Wenn Sie ein Cooper S Cabrio mit Doppelkupplung wollen, sind sie mindestens 31.300 Euro los. Zum Vergleich: Der VW Polo ist mit 75 PS ab 13.975 Euro zu haben. Der 200 PS starke Polo GTI mit DSG liegt bei 23.950 Euro.
Gesamtwertung
All zu viel ist ja nun wirklich nicht passiert beim Facelift des Mini. Macht nichts, er wirkt immer noch frisch. Wobei der neue Polo innen - gerade mit den digitalen Instrumenten - schon moderner daherkommt. Den Mini-Kunden wirds erstmal egal sein. Sie kriegen jetzt noch mehr in Bezug auf verspielten, britischen Luxus, können noch stärker individualisieren, mit Licht und Farben spielen. Das neue Doppelkupplungsgetriebe ist ein echter Schritt nach vorne, auch wenn es nervt, dass es keine serienmäßigen Schaltpaddles gibt. Mini fahren macht noch immer Spaß, auch wenn das Auto mittlerweile sehr erwachsen, gediegen und komfortabel daherkommt. Für die Zukunft würden wir ihn uns wieder ein bisschen zackiger und radikaler wünschen.
+ tolles Doppelkupplungsgetriebe; hochwertiges, stilvolles Ambiente; gute Fahrdynamik
- wenig Platz; fuhr schon mal agiler; teuer
Modell |
Mini Cooper S 3-Türer Automatik |
Motor
|
Bauart |
Reihenmotor, Turbo |
Zylinder / Ventile |
4 / 4 |
Antrieb |
Vorderradantrieb |
Getriebe |
Doppelkupplungsgetriebe |
Gänge |
7 |
Hubraum |
1.998 cm³ |
Leistung |
141 kW bei 5.000 U/min |
max. Drehmoment |
300 Nm bei 1.350 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
Scheiben, innenbelüftet |
Bremsen hinten |
Scheiben |
Lenkung |
elektromechanische Servolenkung |
Radaufhängung vorn |
McPherson- Federbeinachse |
Radaufhängung hinten |
Mehrlenkerachse |
Spurweite vorn |
1.485 mm |
Spurweite hinten |
1.485 mm |
Wendekreis |
10,8 m |
Maße
|
Länge |
3.850 mm |
Breite |
1.727 mm |
Höhe |
1.414 mm |
Radstand |
2.495 mm |
Leergewicht |
1.280 kg |
max. Zuladung |
430 kg |
Dachlast |
60 kg |
Kofferraumvolumen |
211 l |
Tank |
44 l |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
235 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
6,7 s |
Verbrauch gesamt |
5,2 l/100 km |
Verbrauch innerorts |
6,6 l/100 km |
Verbrauch außerorts |
4,4 l/100 km |
CO2-Emission |
119 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 6 |
Stand: März 2018