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Skoda Superb iV als Combi: Neuling mit Plug-in-Hybrid-Antrieb im Test

Viel Platz, viel Power, viel Sparpotenzial

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Mit dem Citigo iV und dem Superb iV hat nun das Zeitalter der E-Mobilität auch bei Skoda begonnen. Die Tschechen gehen die Sache am kurzen und am langen Ende an. Am kurzen Ende, beim Citigo, wo kein Platz für viel Technik ist, setzt man auf einen reinen Elektroantrieb. Am langen Ende, beim Superb, auf einen Plug-in-Hybrid. Beide tragen die Zusatzbezeichnung iV (für intelligent Vehicle). Wir haben den Superb iV als Combi getestet.

Um was geht es hier?

Der Skoda Superb Combi ist ein 4,86 Meter langer Mittelklassekombi mit sehr viel Platz im Innenraum. Die aktuelle Generation ist schon die dritte und startete im Jahr 2015. Unlängst erhielt der Wagen ein Facelift. Der Wagen bekommt nun das Plug-in-Hybrid-System aus dem VW Passat GTE.

Und woraus besteht dieser Antrieb?

Als Verbrenner wird nach wie vor der altgediente 1.4 TSI eingesetzt, der hier 156 PS leistet. Dazu kommt ein 116 PS (85 kW) starker Elektromotor, der ins Getriebe eingebaut ist. Zusammen sorgen die Motoren für eine Systemleistung von 218 PS; die Kraft geht an die Vorderräder. Die Fahrleistungen sind praktisch identisch mit denen eines Superb 2.0 TSI mit 190 PS und DSG: Sprint in 7,8 Sekunden und 224 km/h Spitze, das ist mehr als ordentlich. Rein elektrisch schafft der Wagen stattliche 62 Kilometer (im WLTP-Zyklus). Eine wirklich beeindruckende Zahl; die ersten Plug-in-Hybride krebsten so um 30 Kilometer herum, und das waren noch NEFZ-Kilometer! 

Hat die Technik auch Nachteile?

Natürlich. Die Technik ist voluminös und groß. 138 Kilo wiegt allein der Lithium-Ionen-Akku, die Leistungselektronik und der E-Motor kommen noch dazu. So wiegt der Superb Combi iV etwa 250 Kilo mehr als die genannte Verbrenner-Version mit Zweiliter-Benziner. Und: Auch wenn das Auto groß ist, ist es nicht leicht, die ganze Technik unterzubringen. Der Raum unter der Fronthaube ist so gesteckt voll, dass die 12-Volt-Starterbatterie im Heck untergebracht werden musste. Der Lithium-Ionen-Akku findet seinen Platz da, wo sonst der Tank ist und der Benzintank rutscht dafür weiter nach hinten. So verkleinert sich das Gepäckabteil von 660 bis 1.950 Liter auf nur noch 510 bis 1.800 Liter. Das ist immer noch ein großer Kofferraum, aber eben nicht mehr superb. Es passt nicht mehr viel mehr Gepäck rein als in einen konventionell angetriebenen Octavia Combi (in der alten Version: 610 bis 1.740 Liter, in der neuen noch mehr). Auch der Tank des Superb verkleinert sich, und zwar von 66 auf 50 Liter.

 

Will man den Superb iV wirklich artgerecht halten, sollte er natürlich regelmäßig aufgeladen werden. Wegen der im Vergleich zu Elektroautos kleinen Batterie (13 kWh brutto), geht das auch an der Haushaltssteckdose noch relativ fix, nämlich in fünf Stunden. Nur ans Einstöpseln muss man halt denken.

Wie fährt sich das Ding?

Unspektakulär, zumindest auf den eher für Radfahrer konzipierten Straßen zwischen Amsterdam und Den Haag fühlten wir uns nie zum sportlichen Fahren animiert. Der Wagen ist eher ein unauffälliger Alltagshelfer. Der relativ kleine Benziner wirkt ab und zu (vor allem, wenn der Batteriesaft aus ist oder wenn man ihm den entzieht) etwas angestrengt, und macht sich dann akustisch bemerkbar. Der Vortrieb ist jedoch ordentlich. Schon der Elektroantrieb alleine (in dem man losfährt) liefert 330 Newtonmeter Drehmoment. Das ist etwa so viel, wie der bereits erwähnte konventionelle Superb mit 190-PS-Benziner bietet.

Aber wenn man den schönen Bums des Elektroantriebs öfter genießt und entsprechend Gas gibt, reicht eine Batterieladung nicht lange. Wenn wir so schonend gefahren wären, wie es der WLTP-Zyklus offenbar vorgibt, hätte der Akku für unseren 60 Kilometer langen, ersten Testabschnitt eigentlich reichen sollen. Aber mangels Mitgefühl für den Akku fuhren wir ihn ziemlich schnell leer. Probeweise füllten wir ihn mit Hilfe des Verbrenners teilweise wieder auf, was natürlich nicht im Sinne der Effizienz ist. Im Schnitt brauchten wir jedenfalls laut Bordcomputer 7,7 kWh plus 4,2 Liter je 100 km. Sagt Ihnen das was? Uns nicht. Deswegen haben wir in Euro umgerechnet. Heraus kamen etwa 8,10 Euro pro 100 Kilometer (0,30 Euro/kWh und 1,38 Euro/Liter). Auf den ersten Blick ist das ganz schön viel, oder? Rechnen wir grob den erwähnten Benziner-Superb dagegen. Der braucht nach Norm 6,2 Liter; machen wir einfach neun Liter draus, die meisten Autos brauchen unserer Erfahrung im Normalbetrieb 50 Prozent mehr als nach Norm. Das wären dann Spritkosten von 12,40 Euro. Man spart also doch mit dem Superb iV.

Gefallen hat uns der B-Modus, der sich besonders für den dichten Stadtverkehr empfiehlt. Die Rekuperation und dadurch die Bremswirkung wird deutlich erhöht. Man muss weniger oft zwischen den Pedalen wechseln. Mit einem Pedal fahren (wie beim BMW i3) geht aber nicht, so stark ist die Bremswirkung denn doch nicht. Außerdem bremst der Wagen auch nicht bis auf null herunter, sondern kriecht weiter.

Der B-Modus wird aktiviert, indem man den Getriebewahlhebel zu sich her zieht. Links neben dem Hebel gibt es außerdem noch drei Knöpfe, mit denen die üblichen Hybridmodi aktiviert werden: ein Sportmodus (in dem beide Antriebe ohne Rücksicht auf die Effizienz zusammenwirken, ähnlich wie im GTE-Modus des VW Passat GTE), ein reinen Elektromodus, und einen Hybridmodus. In letzterem kann man den Ladezustand der Batterie auch erhöhen oder sich eine gewisse Restreichweite reservieren.

Ist sonst noch was aufgefallen?

Positiv bemerkbar gemacht hat sich wieder mal das brillante Instrumentendisplay. Uns gefällt auch, dass Skoda sowohl einen modernen USB-C-Anschluss als auch einen traditionellen Slot (zum Beispiel für USB-Sticks) eingebaut hat. Negativ aber auch etwas: Das Auto ermahnte uns auf 60 Kilometer Fahrtstrecke mindestens fünfmal dazu, das Lenkrad wieder in die Hand zu nehmen, obwohl wir es nie auch nur für eine Sekunde losgelassen hatten.

Was kostet der Plug-in-Kombi denn?

Das Auto ist bereits auf der Skoda-Website konfigurierbar, es gibt ihn in allen Ausstattungen außer der Basisversion Active. Die günstigste Version (Ambition) kostet 42.590 Euro. Zieht man noch den Umweltbonus von 3.285 Euro ab, landet man bei 39.305 Euro. Der bereits erwähnte Superb Combi 2.0 TSI DSG mit 190 PS kostet in der gleichen Ausstattung nur 36.850 Euro, also rund 2.500 Euro weniger.

Lohnt sich das denn auch finanziell?

Kommt drauf an. Der Mehrpreis kann sich theoretisch amortisieren, wenn man günstigen Strom statt teurem Sprit tankt. Haben Sie Lust auf ein Rechenexempel? Okay, dann los. Der bereits öfter genannte Benziner verbraucht nach Norm 6,2 Liter je 100 Kilometer. Bei 20.000 km jährlich sind das 1.240 Liter Sprit, die derzeit durchschnittlich 1.711 Euro kosten. Für den Superb iV gibt Skoda weder einen Stromverbrauch im Elektromodus noch einen Spritverbrauch im Save-Battery-Modus an. Behelfsweise berechnen wir aus der Akkukapazität (10,4 kWh netto) und der Reichweite (62 Kilometer) einen Stromverbrauch von 16,8 kWh/100 km. Das sind 3.354 kWh jährlich, wenn man ausschließlich mit Strom fährt. Bei einem durchschnittlichen Haushalts-Strompreis von 30 Cent zahlt man dafür 1.006 Euro, man spart also rund 700 Euro jährlich.

Wenn man ausschließlich elektrisch fährt, hat sich der Mehrpreis also nach dreieinhalb Jahren amortisiert. In der Praxis wird es länger dauern. Wie lange, das hängt davon ab, wie oft man mit Sprit fährt (oder mit teurem Strom aus öffentlichen Ladesäulen). Unser Fazit aus diesem Vergleich: Ein Auto für Sparfüchse ist der Plug-in-Superb nicht. Wer ausschließlich Geld sparen will, kaufe sich bitte einen Skoda Octavia Combi mit konventionellem Antrieb.

Für wen ist das Auto dann geeignet?

Für die Familie mit zwei Kindern, die viel Platz braucht, nur ein Auto will und an die CO2-Emissionen denkt. Das Auto sollte dann regelmäßig aufgeladen werden und hauptsächlich für kurze Strecken eingesetzt werden. Für die Rundtour zur Arbeit und zurück genügt die Reichweite leicht. Am Wochenende braucht man dank Verbrenner keine Angst haben, liegen zu bleiben. Und für den Ausflug bietet der große Kombi ausreichend Platz.

Fazit: 7/10

Der Superb iV bietet mit 62 WLTP-Kilometern eine beeindruckende Reichweite, und für ein Plug-in-Hybrid-Auto auch viel Kofferraum. Wer den Wagen so nutzt, wie sich das die PHEV-Hersteller gerne vorstellen (elektrisch pendeln, Benzin verbrennend am Wochenende und im Urlaub), kann damit auch CO2-Emissionen einsparen, zumindest lokal beim Fahren. Ansonsten sollte sich der umweltbewusste Interessent aber selbstkritisch prüfen und überlegen, ob er bereit ist, das Auto täglich oder zumindest jeden zweiten Tag aufzuladen. Wenn nicht, dann ist vielleicht ein Erdgas-Octavia sogar umweltfreundlicher.

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