Kommt der bessere Passat aus Tschechien?
Wir schreiben das Jahr 1971. Die Bundesbahn führt den Intercity ein, um Geschäftsreisende schnell zwischen den Metropolen zu transportieren. Fast 50 Jahre später zischt man lieber in großen Limousinen und Kombis durchs Land. Ein Beispiel: 82 Prozent beträgt der Flottenkundenanteil beim Skoda Superb. Nun wurde das Spitzenmodell der Marke gründlich überarbeitet. Wir konnten den 2019er Superb bereits fahren.
Auf den ersten Blick gibt es vor allem mehr Chrom. Ansonsten liegen die Änderungen irgendwo zwischen dezenten Retuschen und deutlicher Überarbeitung. Modifiziert wurden die Frontschürze und der Kühlergrill, hinzu kommen etwas flachere Scheinwerfer mit jetzt serienmäßigem LED-Licht, optional gibt es hier auch Matrix-Technik. Das Superb-Heck zieren der Name Skoda in Einzelbuchstaben plus eine horizontale Chromleiste, welche die Heckleuchten verbindet.
Neu ist außerdem der Superb Scout mit robusten Karosserieanbauten, 15 Millimeter mehr Bodenfreiheit, 18-Zoll-Alus und Schlechtwegepaket. Es gibt ihn ausschließlich als Kombi mit Allradantrieb, der Aufpreis beträgt 1.400 Euro.
Und innen? Auch mehr Chrom, dazu bei Bedarf Zierleisten aus Kunstholz (sieht besser aus, als es klingt) und eine Erweiterung des variablen Ladebodensystems. Womit wir beim gigantischen Platzangebot im Skoda Superb wären: Enorm viel Fußraum im Fond, dazu 625 Liter Gepäckraum bei der Fließheckausführung und 660 Liter beim Kombi. 1.760 respektive 1.950 Liter ergeben sich nach dem Umlegen der Rücksitze.
Nun gut, bei 4,86 Meter Länge keine große Kunst, aber man kann selbst aus solchen Abmessungen wenig machen, wie der erste Opel Insignia Kombi zeigte. Doch zurück zum Superb: Unser persönlicher Geheimtipp bleibt die Limousine. Tatsächlich liegt die Verteilung der beiden Karosserievarianten weltweit fast bei 50:50, doch in Deutschland liebt man den Combi (Skoda schreibt ihn offiziell mit C). Verständlich angesichts der unendlichen Weiten im Kofferraum. Wer da noch mehr Platz will, sollte sich einen VW T6 anschaffen.
Allen Diskussionen zum Trotz: Im Skoda Superb ja. Rund 68 Prozent beträgt der Selbstzünder-Anteil. Verständlich, denn mit dem Superb fährt man nicht unbedingt in die Stadt, sondern reißt Strecke auf der Autobahn ab.
Neu in Sachen Diesel sind die 2,0-Liter-Motoren der sogenannten EVO-Generation. Sie wurden im Vergleich zu den bisherigen EA-288-Triebwerken deutlich verändert. Durch die getrennte Kühlung von Zylinderkopf und Motorblock erreichen die EVO-Motoren schneller ihre optimale Betriebstemperatur, insgesamt wurde das Kühlkonzept optimiert. Bei den Abgasturboladern der neuen Aggregate werden die VTG-Schaufeln jetzt durch eine elektrische Steuereinheit verstellt, was eine exaktere und schnellere Regelung ermöglicht. Das Einspritzsystem mit Magnetventilinjektoren wurde auf einen Systemdruck von maximal 2.200 bar ausgelegt. Zusätzlich hat man das Triebwerk noch umfangreicher gedämmt, um das Akustikverhalten des Fahrzeugs nochmals zu verbessern.
Tatsächlich gibt sich der 150 PS starke Diesel in der Praxis auffallend dezent und zugleich kraftvoller, als es die Leistung suggeriert. Insbesondere mit Siebengang-DSG muss man sagen: Das ist der goldene Schnitt für den Superb. 212 km/h Spitze beim Kombi, 360 Newtonmeter Drehmoment, aber mit sechs Liter Verbrauch fahrbar. Ermöglicht werden so Reichweiten von über 1.000 Kilometer mit einer Tankfüllung. Leider können wir Ihnen noch nichts zu den Preisen verraten, da der 2.0 TDI EVO erst Ende September 2019 auf den Markt kommt. Noch länger müssen sich Freunde des Plug-in-Hybrid gedulden: Zum Jahresende ergänzt der Superb iV mit 218 PS Gesamtleistung das Portfolio, die vollelektrische Reichweite beträgt im WLTP-Zyklus bis zu 55 Kilometer. Hier liefert der VW Passat GTE die technische Grundlage.
Widmen wir uns noch den Benzinern: Einstiegsmotor ist der 1.5 TSI mit 150 PS, an der Spitze rangiert der 2.0 TSI 4x4 mit 272 PS. Wir testeten den mittleren Motor: Mit 320 Newtonmeter maximalem Drehmoment ist der 190 PS starke 2.0 TSI kurioserweise nur um 30 Nm schwächer als sein großer Bruder. Tatsächlich reicht diese Maschine vollkommen aus, zumal sie bestens mit dem serienmäßigen Siebengang-DSG harmoniert. Jedoch verlangt sie auch nach Futter: Unter acht Liter ging bei uns nichts.
Alle Preise stehen noch nicht zur Verfügung, da Skoda weitere Motoren-Getriebe-Kombinationen beim Superb sukzessive nachschiebt. Für den 2.0 TDI EVO mit 150 PS sind je nach Getriebe zwischen 32.000 und 34.000 Euro im Gespräch. Mit dem in Kürze verfügbaren 1,5 TSI ACT mit 110 kW (150 PS), 6-Gang-Getriebe und der Ausstattungslinie Active beginnt der neue Superb als Fließheck bei 28.850 Euro. So geht es vorerst bei 35.850 Euro für die Limousine los, exakt 1.000 Euro mehr kostet der Combi. Ein ganz schönes Brett, welches sich aber schnell relativiert. Erstens bekommt man dafür den 2.0 TSI mit 190 PS und DSG sowie ordentlicher Ausstattung inklusive Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Zweitens ist der ebenfalls jüngst geliftete VW Passat (mit dem sich der Superb die Plattform teilt) teurer: Bei ähnlicher Konfiguration liegt ein Passat Variant bei 39.825 Euro, also gut 3.000 Euro über dem Superb.
Warum eigentlich noch einen VW Passat kaufen? Diese Frage stellt sich unwillkürlich, wenn man den gelifteten Skoda Superb gefahren ist. Tadellose Verarbeitung, gute Materialien und mit dem 2.0 TDI EVO ein feiner Diesel, der insbesondere mit DSG vorzüglich harmoniert. Bleibt nur zu hoffen, dass er genauso ehrlich ist wie das ganze Auto.