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Test Nissan Qashqai (2019) 1.3 DIG-T mit 160 PS

Funktioniert der neue 1,3-Liter-Vierzylinder in Nissans SUV-Dauerbrenner?

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Ist der Qashqai nicht unglaublich alt?

Wie man's nimmt. Das aktuelle Modell ist seit gut sechs Jahren auf dem Markt. Das Problem ist eher, dass dem Qashqai sein eigener überwältigender Erfolg mehr und mehr auf die Füße fällt. Als die erste Generation vor nunmehr zwölf Jahren aufschlug, konnte keiner ahnen, dass dieser seltsam hohe Kasten die Autowelt komplett auf den Kopf stellen würde. Er ist quasi der Erfinder der Gattung "Kompakt-SUV" und hat seitdem unzählige Nachahmer zu verantworten. Hätten wir die Menschheit doch nur früher warnen können.

Somit hat er nicht nur sein Alleinstellungsmerkmal verloren, viele Konkurrenten - VW Tiguan, Mazda CX-5, Seat Ateca oder Peugeot 3008, um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen - sind mittlerweile schlicht frischer und besser. Nichtsdestotrotz bleibt der Qashqai ein Phänomen, heimste auch 2018 mit 233.000 Exemplaren den Titel des meistverkauften SUVs Europas ein. Damit das noch ein bisschen so bleibt, gab es nach einem größeren Facelift Ende 2017 nun erneut eine kleinere Modellpflege. 

Was ist neu?

Die interessanteste Nachricht ist sicher, dass es zwei neue Benzinmotoren gibt. Die beiden 1,33 Liter großen Vierzylinder ersetzen die Varianten mit 1,2 und 1,6 Liter Hubraum. Sie leisten 140 PS/240 Nm beziehungsweise 160 PS/260 Nm und sind ausschließlich mit Frontantrieb erhältlich. Der stärkere der beiden ist erstmals auch mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben, als einziger Nissan neben dem GT-R. Na wenn das mal nichts ist. Noch mehr Reputationsstärkung gefällig? Das gleiche Aggregat verrichtet unter anderem auch in der Mercedes A-Klasse seinen Dienst.  

Ansonsten profitiert der Qashqai Jahrgang 2019 von einem überarbeiteten Infotainmentsystem, das nun auch Apple Carplay/Android Auto kann und Ihnen mit Echtzeit-Verkehrsdaten weiter hilft.

Also gut, wie sind die neuen Motoren?

Zum Test rollte der Qashqai mit der stärkeren 160-PS-Version samt 6-Gang-Schaltgetriebe an. Sein Vorteil neben einem deutlich Plus an Durchzug: Er darf 200 Kilo mehr an den Haken nehmen. 1.500 Kilo sind es insgesamt. Und um ehrlich zu sein, ist die neue Maschine ein klarer Gewinn für dieses Auto. In der A-Klasse wirkt der gleiche Motor komischerweise eher angestrengt und auch wegen des ruppigen, unharmonischen Doppelkupplungsgetriebes nicht unbedingt souverän. Hier ist es anders. Vortrieb und Durchzug sind, vermutlich auch wegen des sehr kurz übersetzten Sechsgang-Getriebes, mehr als ordentlich. Man fühlt sich bestens motorisiert, auch bei Geschwindigkeiten jenseits der 170 setzt der kleine 1,3er noch sehr brauchbar zu. Die überragende Eigenschaft des neuen Antriebs ist aber der hervorragende Geräuschkomfort. Das Aggregat ist quasi nicht zu hören, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Alles sehr reibungsarm und geschliffen da vorne.

Einen weniger berühmten Eindruck macht hingegen das Getriebe. Es wirkt schwammig, etwas undefiniert und rastet nicht klar ein. Man hat ein bisschen das Gefühl in einer zähen Brühe zu rühren. Umso interessanter wäre es, den Qashqai nochmal mit der neuen Doppelkupplung zu fahren. Auch, weil wohl um die 40 Prozent der Kunden zur Automatik greifen werden. Sollte sich das DKG als fähig herausstellen, wäre das eine sehr flotte und total angenehme, lockerleichte Kombination.

Kann der Qashqai fahrdynamisch noch mithalten?

Im Großen und Ganzen ja. Obwohl man ihm mittlerweile anmerkt, dass er nicht mehr ganz taufrisch ist, kann ich gut nachvollziehen, warum man sich für ihn entscheiden würde. Ein Mazda CX-5 oder Seat Ateca sind insgesamt eine rundere, dynamischere Angelegenheit, aber der Qashqai fährt sich total unkompliziert, leichtgängig und mühelos.

Er ist weit weg von irgendeiner Art von Dynamik, neigt sich recht früh recht stark und sein ESP greift super sicher, sprich extrem früh ein, um die Fuhre auf sicheren Pfaden zu halten. Aber schwammig fährt er nicht. Seine Lenkung ist präzise und er ist kommod gefedert. Hier stößt nichts Unangenehmes zu den Insassen durch, ohne dass er gleichzeitig zu sehr schaukeln oder inakkurat fahren würde. Kleine Spurrillen oder Asphalt-Unebenheiten in Kurven bringen ihn aber ein wenig zu stark aus der Balance.

Wie ist es innen?

Hier ist am deutlichsten zu erkennen, dass der aktuelle Qashqai langsam dem Ende seines Lebenszyklus' entgegengeht. Keine Frage, die Verarbeitung geht in Ordnung. Aber die Materialien und das Ambiente insgesamt - da ist er verglichen mit einem Peugeot 3008, den VW-Konzern-SUVs oder den koreanischen Konkurrenten mittlerweile einfach etwas hinten dran. Auch das aufgefrischte Infotainment wirkt mit seinem relativ kleinen Screen und den eher dürftigen Grafiken wie aus dem letzten Jahrzehnt. An der Bedienung selbst gibt es aber wenig auszusetzen. Das funktioniert alles wie es soll und logisch ist es auch. Außerdem kann man jetzt für eine moderne Optik und Menüführung ja einfach auf Apple CarPlay oder Android Auto umswitchen. Sehr praktisch: Die 360-Grad-Kamera ist wie das Navi-Infotainment bereits in der mittleren (und empfehlenswerten) N-Connecta-Ausstattung Serie. 

Eine überaus lohende Investition sind darüber hinaus die 600 Euro für das Fahrer-Assistenzpaket Pro, das einen adaptiven Tempomaten und einen aktiven Spurhalte-Assistenten beinhaltet. Ohne das Ding verfügt der Qashqai nämlich lediglich über einen akustischen Spurverlassenswarner. Dieser erkennt in jedem größeren Stückchen Gummi-Abrieb auf der Straße gleich einen Fahrstreifen und ist somit quasi permanent am Piepsen. Nervtötend. Immerhin kann man dem Quälgeist schnell über einen Schalter links unterm Lenkrad den Garaus machen.

Nichts zu meckern gibt es dagegen nach wie vor bei Platzangebot und Alltagstauglichkeit. Die 430 bis 1.598 Liter Kofferraumvolumen haben sich natürlich nicht geändert. Außerdem kriegen Sie ein ganzes Set an Ablagen und Trennern, die Sie je nach Bedarf in 18 verschiedenen Konfigurationen nutzen können. Bein- und Kopffreiheit im Fond sind auch für Erwachsene jederzeit ausreichend.

Also ist der Qashqai noch immer empfehlenswert?

Nun, natürlich gibt es inzwischen eine ganze Reihe an Konkurrenten, die fahrdynamischer, "stylischer" und technologisch fortschrittlicher sind als Nissans Bestseller. Allerdings macht der Qashqai als geräumige, bequeme, übersichtliche und sehr einfach zu handhabende Kompakt-SUV-Alternative noch immer Sinn. Man merkt einfach, dass dieses Auto jahrelang auf die Bedürfnisse der Kundschaft in diesem Segment zurecht geschliffen wurde. Der Qashqai tut genau das, was er soll und mit dem spritzigen, leisen 1,3-Liter-Benziner tut er das jetzt noch ein bisschen besser.

So richtig über den Preis kommt er allerdings nicht. Unser zugegebenermaßen hervorragend ausgestatteter (inklusive Voll-LED-Scheinwerfern) Testwagen brachte es auf 31.720 Euro. Das kann ein vergleichbar gerüsteter Ateca, 3008 oder CX-5 (und viele andere) aber auch. So ist er nach wie vor ein durchdacht und kompetent gemachtes SUV, der unangefochtene Klassen-Champion ist er aber nicht mehr.

Fazit: 7/10

+ empfehlenswerter neuer 1,3-Liter-Benziner; müheloses, entspanntes Fahrverhalten; logische Bedienung; gute Platzverhältnisse; hohe Alltagstauglichkeit

- Interieur und Infotainment etwas einfach und altbacken; kein Dynamiker; unausgegorener Spurverlassenswarner  

 

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