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Test Opel Corsa GSi vs Mini Cooper

Sie sind keine Hot Hatches, haben aber Fahrfreude im Visier. 150-PS-Corsa oder 136-PS-Mini, wer bietet mehr Spaß pro Euro?

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Womit verdienen wir diesen Vergleich?

Es gibt nach sieben Jahren wieder einen Opel Corsa GSi. Einige werden sich beschweren, dass dafür das 207 PS starke Topmodell Corsa OPC ins Gras beißen musste. Andere freuen sich, dass das hier aussieht wie ein OPC, Fahrwerk, Lenkung und Sitze hat wie ein OPC, aber (vermeintlich) viel weniger kostet als ein OPC. Der Motor ist bereits aus dem früheren Corsa S oder dem Adam S bekannt. Es ist ein 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo, jetzt mit Otto-Partikelfilter und 150 PS sowie 220 Nm. Wir haben es hier also nicht mit einer hochspektakulären Performance-Granate zu tun, der GSi will eher leicht bekömmlichen, einfach zugänglichen Fahrspaß bieten, der auch im Alltag funktioniert.

Das ist das Stichwort für den Mini Cooper, der genau das tut, seit er existiert. Apropos: Die aktuelle dritte Generation existiert schon wieder ziemlich lange. Seit fünf Jahren, um genau zu sein. 2018 gab es ein Midlife-Facelift, das für Mitte Modellzyklus aber recht dezent ausfiel. Immerhin gibt es nun für die meisten Minis ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Unser Test-Cooper hat es an Bord, was etwas unglücklich ist, weil es den Corsa GSi nur mit Schaltgetriebe gibt und der Vergleich dadurch hinkt. Davon abgesehen werkelt der Mini wie immer mit einem 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo, der 136 PS und ebenfalls 220 Nm aus sich herausquetscht.

Wir haben hier also zwei kleine Mild-Sportler, die sich bereits im Herbst (Mini) oder Winter (Corsa; kommt noch 2019 komplett neu) ihrer Karriere befinden und die Kundschaft vornehmlich über Optik und ein launiges, nicht zu extremes Handling locken wollen. Ob das noch funktioniert und wo es besser funktioniert, klärt dieser Vergleich.

Funktioniert es noch?

Ha, spitzfindige Frage. Im Großen und Ganzen funktioniert es ziemlich gut, aber kompliziert ist es trotzdem. Der Corsa GSi zeigt einmal mehr das ganze Dilemma von Opel. Er hat ein ziemlich launig abgestimmtes Fahrwerk, macht aber letztlich deutlich weniger daraus, als möglich wäre. Insgesamt fühlt sich sein Handling relativ oldschool an. Heutzutage, wo selbst sportliche Kleinwagen so lange künstlich rundgeschliffen werden, bis man sich fühlt, als wäre man im Luftkissen eines Airmax-Schuhs eingesperrt, ist das eine gute Sache. Der GSi ist ein Spring-ins-Feld, vorne sehr agil und direkt, insgesamt etwas stacksig und ungehobelt aber wirklich erfreulich gut ausbalanciert, mitteilsam und positiv. Hier ist immer ein bisschen Bewegung drin, es passiert was und das was passiert, kann man ziemlich gut fühlen. Das liegt auch an der Lenkung, die mehr in die Finger meldet, als die der meisten anderen Autos im Segment. Grip ist ebenfalls reichlich vorhanden. Dass es keine Vorderachssperre gibt, spielt hier tatsächlich keine Rolle.

Blöd nur, dass der ganze Spaß, wenn er gerade so richtig anzufangen scheint, schneller am Ende ist als die Würde eines Dschungel-Kandidaten. Denn beim kleinsten Heck-Zucker holt das ESP die große Blutgrätsche raus und massakriert jeglichen Anflug von Spieltrieb. Ausschalten is nicht. Gar nicht. Nicht mal ansatzweise. Es gibt gar keinen ESP-Knopf. Ganz ehrlich, wer denkt sich sowas aus, bei einem Auto mit GSi im Namen?

Ein weiteres Problem: Innerorts oder überall, wo es sonst noch schlechte Straßen/Schlaglöcher/Unebenheiten gibt, finden Sie besser schnell Ihren Notfall-Ganzkörper-Wattebausch, denn was der Asphalt verbockt, gibt der Opel ungefiltert weiter. Sehr ungefiltert.

"Der Opel-Turbo hat gewisse Ähnlichkeiten mit einem guten alten Saugmotor und daher letztlich sogar eine ganze Menge Charme."

Dann wäre da noch der Antrieb. Wann hat Opel eigentlich zuletzt einen Benziner gebaut, der bei den Fahrleistungen nicht hoffnungslos underperformt? Der Corsa GSi wiegt leer keine 1.200 Kilo, hat einen 150-PS-Turbo und beschleunigt in wachkomatösen 8,9 Sekunden von 0-100 km/h. Wo wandert denn die ganze Leistung in Rüsselsheim eigentlich immer hin? Gibt's da irgendwo im Werk eine Halle für verlorengegangene PS? Sie muss ziemlich voll sein.

Immerhin muss man dem Auto zugute halten, dass es sich nicht so gemütlich benimmt, wie es das Datenblatt vermuten lässt. Der GSi braucht eben einfach recht lang, um aus dem Knick zu kommen. Man muss ihn also bei Laune halten, ihn drehen, ihn pumpen und malochen lassen. Oben heraus ist er dann sogar recht eindringlich und amüsant, macht auch einen erfreulich ungekünstelten Lärm. Das alles hat gewisse Ähnlichkeiten mit einem guten alten Saugmotor und daher letztlich sogar eine ganze Menge Charme. Ein echter Kracher ist dieser Einsvierer trotzdem nicht. Besser: Die manuelle Sechsgang-Box. An ihrem Ende befindet sich zwar der klobigste Schaltknauf den die Menschheit je hervorgebracht hat und die Wege sind etwas lang/schlacksig, aber der Apparat ist sehr sauber geführt und die Gänge rasten punktgenau ein.

Klingt, als würde der Mini den Corsa grillen?

Moment, nicht so schnell. Etwas überrascht war ich (die ganze Redaktion, um ehrlich zu sein) von dem, was mittlerweile aus dem Erfinder des Gokart-Feelings geworden ist. Der Mini lenkt noch immer extrem spitz ein, zeigt in schnell gefahrenen Kurven Anflüge von Genialität, drängt mit dem Hintern nach außen und lässt ihn auch segeln, wenn man das denn möchte (ESP-Sport und ESP-off sind vorhanden, sogar mit Knopf). Er ist unglaublich kompetent und sauber abgestimmt, federt straff, aber nicht krachern sondern einfach sehr satt. Das Gefühl von Solidität und Wertigkeit ist meilenweit besser als im Corsa.

Aber man hat ihn in der aktuellen Ausbaustufe so erwachsen, so professionell, so Premium gemacht, dass von all seiner Verschmitztheit nicht mehr wirklich viel beim Fahrer ankommt. Auf der Lenkung liegt trotz ihrer Direktheit eine bleierne, sehr künstliche Schwere. Lehnt man sich dynamisch in die Kurve stütz der Mini sich zu weich ab, wird leicht undefiniert. Das ganze Auto wirkt, als hätte man es in einen überdimensionalen Wattebausch gepackt. Damit es nicht mal mehr die kleinste Kante gibt, an der man sich stoßen könnte. Sehr angenehm, sehr wohlgefällig, sehr gemütlich … fast schon bierbäuchig. Zumindest auf der internationalen Mini-Skala. Ist es nicht schade, dass man von all dem vorhandenen Talent weniger fühlen darf, nur damit das Auto sich wertiger und teurer anfühlt? Auf der anderen Seite werden vermutlich die wenigsten Mini Cooper an Menschen verkauft, die ihren Kleinwagen-Fashionista permanent am Limit übers Land jagen.

"Der Mini schiebt wirklich verblüffend gut nach vorne. Eher 170 als 136 PS."

Sei es wie es sei, es gibt ja auch noch einen Motor. Und im Antriebskapitel plättet der Cooper den GSi wirklich nach fast allen Regeln der Kunst. Der Dreizylinder macht den Mini nicht nur zum deutlich schnelleren Auto (0-100 km/h in 8,0 Sekunden), er ist auch ein ausgesprochen furioser und wilder kleiner Hund mit unverhofft viel Zug und Charakter. Hier ist grundsätzlich ordentlich Remmidemmi. Es schiebt wirklich verblüffend gut nach vorne. Eher 170 als 136 PS. Und die klangliche Untermalung passt auch ganz hervorragend. Zornig wie ein Schwarm Hornissen, rau wie ein kratziger Hals. Na gut, so formuliert klingt das jetzt ziemlich fürchterlich, aber in echt hört es sich sehr gut an.

Etwas zwiegespalten bin ich in Sachen Getriebe. Dass Mini seit einiger Zeit auf die Doppelkupplung setzt ist grundsätzlich löblich, vor allem, weil besagte hier ganz vortreffliche Arbeit leistet. Ein deutlicher Sprung gegenüber der eher so lala-en Aisin-Automatik. Sehr sehr fix und trotzdem komfortabel. Das Problem ist nur: Es gibt keine Schaltpaddles. Im Cooper noch nicht mal gegen Aufpreis. Ganz im Ernst: Was soll der Unfug? "Mittendrin statt nur dabei" gilt so eher gar nicht. Sollte Ihr Cooper also mehr Spaß- als Pendler-Mobil sein, dann sparen Sie sich die 1.800 Euro Aufpreis und greifen Sie zum großartigen Sechsgang-Schaltgetriebe. 

Gibt es etwas ähnliches wie Alltagstauglichkeit?

Wie man's nimmt. Längere Strecken sind in beiden Kleinwagen souverän und nervenschonend abspulbar. Aaaber: Sollten Sie Klaustrophobiker sein, dann ist die Meidung der beiden Fondräume sicher die bessere Idee. Beim Corsa hakts am Kopf, beim Mini überall. Außerdem dürfte es für Menschen, die keine professionellen Yogis sind, fast unmöglich sein, überhaupt auf die Rückbank zu gelangen. Gerade, wenn im GSi die optionalen Recaros verbaut sind, gleicht das erfolgreiche Besteigen des Fonds einem Wunder. 

Beim Kofferraum und beim generellen Raumgefühl vorne ist der 21 Zentimeter längere Opel naturgemäß im Vorteil. Der Mini wirkt hier arg zugebaut und zwickt ein wenig, macht qualitativ und mit all seinem Lichtshow-Firlefanz (Disco-Beleuchtung ums Infotainment, leuchtender Union-Jack überm Handschuhfach) aber vieles wieder gut. Innen fühlt er sich mindestens eine Klasse teurer an als der GSi. Der nervt mit der Absenz einer Mittelarmlehne, den hyperaktivsten Parkpiepsern aller Zeiten und viel Grobschlacht-Plastik-Aura. Sein eher reifes Lebensalter kann er natürlich auch nicht mehr ganz verbergen. Bei der Optik nicht und - für die zwei Menschen, die das bei einem solchen Auto interessiert - auch bei den Assistenten nicht ganz. Ein Pieps-Rüttler als Spurwarner muss hier reichen. Im Mini wird dieser immerhin noch durch einen adaptiven Tempomaten ergänzt. Außerdem kriegt er auf Wunsch jede Menge Tech-Nippes wie adaptive LED-Scheinwerfer oder ein Head-up-Display.

Einwandfrei hingegen beim Produkt aus Rüsselsheim: Das 850 Euro teure Infotainment samt Navi. Connected gut, findet gut und ist super schnell unterwegs. Naturgemäß gibt es hier auch beim Mini wenig auszusetzen. Die Bedienung per Dreh-Drück-Steller dürften sie von mir aus noch ewig beibehalten. Allerdings kostet der große Screen mit 2.550 Euro auch deutlich mehr als im Corsa. Und das bringt uns unweigerlich zu den Preisen, wo die Bilanz der beiden Einstiegs-Sportler doch überraschend stark ins Schlingern gerät.

                                     Opel Corsa GSi                     Mini CooperMotor                            4-Zylinder; 1.364 ccm3-Zylinder; 1.499 ccmPS/Nm                          150 PS/220 Nm  136 PS/220 NmGetriebe                        6-Gang manuell7-Gang-DKGGewicht                         1.245 kg1.235 kg0-100 km/h                   8,9 Sekunden  8,0 SekundenVmax                            207 km/h210 km/hKofferraum                   280-1.090 Liter211-731 LiterTestverbrauch                8,5 Liter8,4 LiterGrundpreis                     20.040 Euro

21.300 Euro

Testwagenpreis              27.805 Euro37.010 Euro

 

Wo ist das Problem? Und welchen soll ich kaufen?

Das Problem ist, dass beide nicht unter 20.000 Euro anfangen und im wie immer ordentlich vollgestopften Testwagen-Trimm stramm auf die 30.000, im Falle des Mini sogar auf die 40.000 Euro (!!!) zugehen. Natürlich kann man auf einen ganzen Haufen Spökes verzichten und die Bilanz zumindest ein bisschen verbessern. Die beheizten Leder-Recaros im Opel zum Beispiel sehen Granate aus und bewähren sich auch beim Fahren, aber für absurde 2.060 Euro Aufpreis sind sie einfach nicht empfehlenswert. Uuund: Selbst 24-25 k Euro sind für dieses Auto zu viel. Aus genau einem Grund: Dieser heißt Ford Fiesta ST. Er kostet auch nicht mehr, bietet aber 50 PS extra und bewegt sich in Sachen Fahrdynamik in einer anderen Welt. 

Auch im Vergleich zum Mini übrigens, aber der lebt irgendwie eh in seiner eigenen Galaxie. Dort, wo Menschen offenbar nichts dagegen haben, den Basispreis ihres Kleinwagens durch Extras beinahe zu verdoppeln. Selbst wenn man die Doppelkupplung und die allergrößten Ausstattungs-Eskapaden weglässt, wird es schwierig, dass der Kaufpreis nicht mit einer 3 beginnt. Das hat dann mehr mit Liebe als mit Logik zu tun. Aber wenn ein Hersteller sowas schafft, hat er sehr viel richtig gemacht. Außerdem muss man dem knappen Briten attestieren, dass er sich qualitativ hochwertiger, reifer, geschliffener gibt und fährt als alle anderen Kleinwagen. 

Das ändert nichts daran, dass der Mini Cooper unter objektiven Gesichtspunkten zu teuer ist. Er ist, so ehrlich muss man sein, in fast allen Belangen (abgesehen vom Platz natürlich) deutlich besser und runder als der Corsa GSi. Aber seinen jugendlichen Leichtsinn, seine fahrdynamische Unbekümmertheit, die hat er ein Stück weit verloren. Wer eher in diese Richtung tendiert, wird mit dem "echteren", etwas ungenierteren und ausstattungsbereinigt deutlich günstigeren Opel vielleicht sogar besser dran sein. 

Opel Corsa GSi: 6/10

+ lebendiges, sehr echtes Fahrverhalten; sehr gut ausbalanciertes Fahrwerk; viel Grip; gute Lenkung; sehr anständiges Getriebe

- hart gefedert; ESP nicht deaktivierbar; Motor nur Durchschnitt; zeigt im Innenraum sein Alter; zu teuer

Mini Cooper: 6/10

+ sehr agiles Einlenken; extrem geschliffenes Fahrverhalten; hervorragende Qualitätsanmutung; großartige Automatik

- mittlerweile zu wenig Gokart-Feeling; keine Schaltpaddles; mit Ausstattung unverschämt teuer

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