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Oben ohne: Im BMW 125i Cabrio zum Fahrspaßhöhepunkt

Stoffdach, Sechszylinder, Heckantrieb: BMW folgt der klassischen Cabrio-Formel

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Valencia (Spanien), 28. Januar 2008 – Was macht ein „echtes“ Cabrio aus? Die Motorleistung? Die Ausstattungsdetails? Das Fahrwerk? Für Frischluftfans der alten Schule kann es auf diese Frage nur eine Antwort geben: Ein echtes Cabrio erkennt man zuallererst daran, dass es ein echtes Cabrioverdeck trägt – Klappblechdachkonstruktionen à la Peugeot 207 CC oder VW Eos sind verpönt. Dabei spielt weniger die Materialfrage selbst eine Rolle als vielmehr die unschönen Konsequenzen, die die Entscheidung für ein Metalldach mit sich bringen kann. Neben rein ästhetischen Problemen, etwa unförmig ausladende Heckpartien, stört Puristen der Mangel an Sinneseindrücken, die solche „Coupé-Cabriolets“ beim Offenfahren vermitteln. Durch ihre extrem flachen und weit nach hinten ragenden Windschutzscheiben sowie hohe Schulterlinien halten die modernen Blechdach-Autos auch im offenen Zustand zu viele Umwelteinflüsse von ihrem Fahrer fern. Kein Wunder also, dass Teile der BMW-Fangemeinde mit leichter Verstörung reagierten, als die Münchener Autobauer bei der jüngsten Generation ihres offenen Dauerbrenners, dem 3er Cabrio, von der klassischen Stoffmütze auf ein nüchternes Metallverdeck umstellten.

Alte Schule
Zu Panik oder gar Markenuntreue müssen sich BMW-Kunden deswegen allerdings nicht verleiten lassen. Ab sofort gibt’s auch aus München wieder ein viersitziges Cabriolet vom alten Schlag, wenn auch eine Klasse tiefer: Die Rede ist vom neuen 1er Cabrio. Das basiert auf dem kürzlich vorgestellten 1er Coupé und trägt genau wie dieses einen Kofferraumbürzel hinter der C-Säule. Bereits beim ersten Blickkontakt mit dem 125i Cabrio kommt die Botschaft der BMW-Designer deutlich ’rüber: Die flache Karosserie mit ihren straffen Konturen und messerscharfen Blechkanten signalisiert schon im Stand Sportlichkeit und Dynamik. Die relativ steile Windschutzscheibe hält sich an klassische Cabrio-Grundregeln und somit am oberen Rand genügend Respektabstand zum Kopf des 1er-Piloten. Und im Gegensatz zum wahrscheinlichen Hauptkonkurrenten, dem kommenden Audi A3 Cabriolet, wird die flache Seitenlinie des Müncheners nicht durch aufragende Überrollbügel verunstaltet. Dieses Sicherheitsfeature haben die BMW-Ingenieure hinter den Heckkopfstützen versteckt. Im Normalfall harren sie dort versenkt auf ihren Einsatz und schnellen erst dann hervor, wenn die Bordelektronik einen Überschlag für unvermeidlich hält. Lediglich die unzeitgemäß wirkende Stabantenne über dem linken hinteren Kotflügel trübt ein wenig den sportlich eleganten Gesamteindruck. Tröstlich: Der schwarze Stummel ist vom Fahrersitz aus praktisch nicht zu sehen.

Flinkes Filzdach
Bei geschlossenem Verdeck entzieht sich die Stabantenne vollends dem Fahrerblick. Wie bei klassischen Cabrios üblich, blockieren die breiten Stoff-C-Säulen den Blick nach schräg hinten. Sei’s drum: Dafür sitzt das Textil-Käppi perfekt und sieht dank eingenähtem Silberfaden (Aufpreis: 100 Euro) auch noch stylish aus. Uns erinnert die Optik an eine dunkle, schön abgetragene Designer-Jeans. Wie alle Versionen des 1er Cabrio hat auch unser Testwagen ein vollautomatisches Verdeck. Das lässt sich bis 40 km/h aktivieren und öffnet oder schließt innerhalb von 22 Sekunden. Beim Öffnen faltet sich die Mütze in ein Verdeckfach im oberen Kofferraumbereich und verschwindet dort komplett unter einer glatten Kunststoffabdeckung. Die Seitenlinie des offenen Wagens wird also weder durch ein außen aufliegendes Verdeck noch durch einen unschönen Buckel über dem Kofferraum gestört. Lediglich das primitive Windschott zum Aufstecken wirkt in diesem modernen und durchdachten Umfeld reichlich deplaziert. Es funktioniert nämlich genau wie das Schott des E30 Cabrio der 80er-Jahre, blockiert also entweder die Rückbank oder nimmt Platz im Kofferraum weg. Ja: Das Teil funktioniert in der Praxis ausgezeichnet und schützt die Fahrerfrisur auch bei Autobahntempo. Andererseits wirkt es reichlich fragil, stört die elegante Linie des offenen Autos und kostet mit 320 Euro schlicht zu viel Aufpreis.

Alter Bekannter
Am Steuer des 125i erwartet Kenner der 1er-Reihe wenig Neues: Das Cockpit des offenen Bayern ist – bis auf Details – mit den Fahrer-Arbeitsplätzen seiner geschlossenen Cousins identisch. Raum im Überfluss bieten selbst die vorderen Sitze nicht, allerdings gibt der kompakte BMW auch in seiner jüngsten Inkarnation so etwas wie die automobile Version eines perfekt sitzenden Maßanzugs. Der Wagen schließt den Fahrer genau so weit ein, dass der sich stets als Teil des Autos fühlt. Andererseits kommt dabei aber nie der unangenehme Eindruck auf, hinterm Lenkrad eingemauert zu sein. Ebenfalls fürs Wohlfühlklima verantwortlich: die äußerst bequemen Sportsitze. Dieses Gestühl trägt die Bezeichnung „Sport“ zu Recht, denn dank hoher Seitenführung leistet es bei engagierter Fahrt über enge Serpentinenstraßen hervorragende Dienste. Andererseits bieten die Ledersessel sehr hohen Langstreckenkomfort und erweisen sich somit auch auf ausgedehnten Touren nicht als Spielverderber. Ein Detail der Kategorie „Warum ist darauf erst jetzt jemand gekommen?“ kommt übrigens bei der Lederaustattung zum Einsatz. Genau wie im 6er Cabrio sind die Rinderhäute im 1er mit speziellen Pigmenten beschichtet, die die Aufheizung des Leders unter direkter Sonneneinstrahlung um bis zu 20 Grad Celsius reduziert. Die Rückbank des offenen Müncheners ist eine weitere bekannte Größe. Wie in allen anderen 1er-Modellen herrscht hier ziemliche Enge. Zwei normal große Erwachsene passen knapp, aber ohne Zuhilfenahme eines Schuhlöffels hinein. Mehr als 50, 60 Kilometer am Stück sollte aber kein 1er-Cabrio-Besitzer seinen Passagieren zumuten, wenn alle vier Plätze belegt sind.

Praktisch genug
Genauso bekannt knapp sieht es bei den Ablagen im Innenraum aus. Die Seitenfächer in den Türen sind zu schmal geschnitten, die Mittelarmlehne macht den Cupholder unter ihr unbrauchbar und das mittelgroße Handschuhfach ist mit der Bordmappe fast komplett gefüllt. All diese Kritikpunkte mögen im schnöden Schrägheck-1er zu Recht ärgerlich sein – schließlich konkurriert der ja mit Nutzwert-Kings vom Kaliber eines VW Golf oder Opel Astra. Dank der Dach-weg-Operation verwandelt sich der 1er aber urplötzlich in ein Spaßmobil, und solch einem Vehikel verzeiht man die eine oder andere Schwäche großzügig. Besonders dann, wenn es ein so praktisches Spaßmobil wie das 125i Cabrio ist. Immerhin schlummern hinter der Rückbank maximal 305 Liter Gepäckraum, also fast soviel wie im regulären 1er. Erfreulich: Bei geöffnetem Verdeck gehen nur einige Zentimeter Laderaumhöhe und 45 Liter Volumen verloren. In diesem Zustand fasst der Kofferraum also immerhin noch 260 Liter. Und im Gegensatz zu lupenreinen Fun-Autos wie dem Mercedes SLK oder Audi TT Roadster wuchert der Münchener zusätzlich mit dem Pfund seiner Viersitzigkeit. Selbst wenn die Rückbank im Alltag wohl hauptsächlich als zusätzlicher Gepäckraum genutzt werden dürfte.

The Joy of Sechs
Im Alltagsbetrieb ist der Bayer also Klassenbester – auch wenn er in der Klasse der viersitzigen Kompakt-Cabrios mit Stoffverdeck derzeit ziemlich alleine dasteht. Von einem Wagen mit dem weiß-blauen Propeller auf der Haube erwarten wir aber mehr als reinen Praxisnutzen. Gehen muss er. Im Fall unseres Testwagens mit der tiefstapelnden Bezeichnung 125i am Heck sind dafür beste Voraussetzungen geschaffen. Unter der Haube sorgt ein Reihensechszylinder mit drei, nicht zweieinhalb, Liter Hubraum und 218 PS für Vortrieb. Der produziert nicht nur Power und Abgas, sondern auch einen Sound, der süchtig macht. Kernig und sonor röhrend schwingt sich das BMW-Triebwerk locker in Drehzahlregionen um 7.000 Touren auf. Die Fahrstufen des Sechsgang-Getriebes flutschen dank der knackig-präzisen Schaltung hinein, dass es ein wahre Freude ist, und das Fahrwerk erweist sich bei der lustvollen Fahrt über enge Bergstraßen wieder einmal als eines der besten in dieser Klasse. Trotz seiner RunFlat-Reifen mit steifen Flanken folgt der BMW spontan den Lenkbefehlen und umrundet die engen Kurven weitgehend neutral. Auch wenn die Bremsen nach unserer 180-Kilometer-Ausfahrt durch die Berge bei Valencia ein wenig streng rochen: Sie sind den rund 1,6 Tonnen des 125i jederzeit gewachsen und neigen auch nach wiederholtem Einsatz nicht zum Fading.

Cruisen, nicht rasen
Allerdings: Ein echter, kompromissloser Sportwagen ist das 1er Cabrio in dieser Form nicht – den Boxster-Jäger wird das 135i Cabrio mit 306 PS und M-Fahrwerk spielen. Der 125i ist eher der souveräne Cruiser. Einer, der normalerweise locker über den Boulevard oder die Landstraße bummelt, aber auch bei flotter Gangart nicht sofort schlapp macht. Letztlich scheitern allzu sportliche Ambitionen an den cabriotypischen Gewichtsproblemen. Bereits nackt wiegt der 125i deftige 1.585 Kilogramm. In der von uns gefahrenen Version mit zahlreichen Extras bringt er locker über 1,6 Tonnen auf die Waage. Somit fehlt dem Auto schlicht das letzte Quäntchen Power und Drehmoment, um den Hans Dampf in allen Gassen zu mimen. Allerdings: Untermotorisiert dürften sich im 125i Cabrio wohl nur die verwöhntesten Zeitgenossen fühlen, denn die Fahrleistungen können sich durchaus sehen lassen.

Money, money, money
Wie immer ist die Aufpreipolitik BMW-typisch heftig. Auch Details, die in dieser Leistungsklasse selbstverständlich sein sollten, müssen extra bezahlt werden – etwa Fußmatten, Graukeil-Frontscheibe und Regensensor. Der Grundpreis unseres Testwagens von 36.200 Euro passt. Allerdings kommen noch wahnwitzige 17.520 Euro für die Extras hinzu. Unterm Strich macht das 53.720 Euro, womit wir wenigstens ein Vorurteil gegen Blechdachcabrios widerlegt hätten: Trotz ihrer aufwändigen Konstruktion müssen sie nicht unbedingt teurer sein als ein offenes Auto mit Stoffdach.

Gesamtwertung
Vom Preis einmal abgesehen: Man muss schon mit der Lupe suchen, um dem 125i etwas anzukreiden. Verarbeitung, Materialien, Fahrwerk und Getriebe: alles exzellent. Ja: Dem Motor fehlt vielleicht ein Hauch von Souveränität, aber schließlich ist der 125i kein Top-Sportler, sondern ein sportlicher Cruiser alter Schule. Und wo sonst gibt’s ein derart puristisches Cabrio, in dem man sich auch tatsächlich den Wind um die Nase wehen lassen kann?

Die kleinen Schönheitsfehler, die der 125i von seinem geschlossenem Cousin geerbt hat, würde man einem Cabrio – noch dazu solch einem schönen – so oder so nicht vorwerfen. Lediglich die BMW-typische Aufpreis-Politik schmälert unsere Begeisterung für ein ansonsten exzellentes Fahrzeug.

Modell BMW 125i Cabrio
Motor
Bauart Otto- Reihenmotor
Zylinder / Ventile 6 / 4
Antrieb Heckantrieb
Getriebe Schaltgetriebe
Gänge 6
Hubraum 2.996 cm³
Leistung 160 kW bei 6.100 U/min
max. Drehmoment 270 Nm bei 2.500 - 4.250 U/min
Fahrwerk
Bremsen vorn Einkolben- Faustsattel- Scheibenbremsen, innenbelüftet, 300 x 24 mm
Bremsen hinten Einkolben- Faustsattel- Scheibenbremsen, innenbelüftet, 300 x 20 mm
Lenkung Zahnstangen- Lenkung, Electronic Power Steering
Radaufhängung vorn Doppelgelenk- Zugstreben- Federbeinachse in Aluminiumbauweise
Radaufhängung hinten Fünf- Lenker- Achse in Stahlleichtbauweise
Räder vorn 205/50 R17 89W RSC auf 7J x 17 Alufelgen
Räder hinten 205/50 R17 89W RSC auf 7J x 17 Alufelgen
Spurweite vorn 1.474 mm
Spurweite hinten 1.507 mm
Wendekreis 10,7 m
Maße
Länge 4.360 mm
Breite 1.748 mm
Höhe 1.411 mm
Radstand 2.660 mm
Leergewicht 1.585 kg
max. Zuladung 440 kg
Anhängelast (gebremst) 1.200 kg
Kofferraumvolumen 260 l
Tank 53 l
Kraftstoffart Normalbenzin
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 238 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 6,8 s
Elastizität (80-120 km/h) 9,2
Verbrauch gesamt 8,1 l/100 km
Verbrauch innerorts 11,7 l/100 km
Verbrauch außerorts 6,0 l/100 km
CO2-Emission 195 g/km
Schadstoffklasse Euro 4
Kosten
Serviceintervalle nach Anzeige

Modell BMW 125i Cabrio
Grundpreis 36.200 €
Ausstattung
ABS Serie
Beifahrerairbag Serie
Fahrerairbag Serie
Anhängerkupplung 770 €
ASR Serie
Automatikgetriebe 2.050 €
Navigationssystem 1.840 €
CD-Radio Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verst. Außenspiegel Serie
ESP Serie
Klimaanlage Serie
Klimaautomatik 560 €
Kopfairbag hinten -
Kopfairbag vorne -
Kurvenlicht 410 €
Lederausstattung 1.880 €
Leichtmetallfelgen Serie
Metalliclackierung 640 €
MP3-Radio Serie
Nebelscheinwerfer Serie
Seitenairbag hinten -
Seitenairbag vorne Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 260 €
Xenonlicht 820 €
Zentralverriegelung Serie

Stand: Januar 2008


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