Die Vereinbarung mit der IG Metall sagt auch, dass der Golf ab 2027 aus Mexiko kommt. Alle Details!
Dieser Arbeitskampf dominierte die Nachrichtern der vergangenen Wochen: Volkswagen wollte massiv Arbeitsplätze abbauen und erwog sogar die Schließung von Werken in Deutschland. Dagegen kämpfte die IG Metall. Jetzt ist nach zähem Ringen eine Einigung erzielt worden. Ob damit die VW-Werker entspannt in die Weihnachtsferien gehen werden? Wenn abzusehen ist, dass etwa der Golf bald nicht mehr aus Wolfsburg kommt?
Was wurde also konkret beschlossen? Die Volkswagen AG richtet die Produktionskapazitäten an den deutschen Standorten neu aus. Man schafft auf tariflicher Ebene mit einem Tarifabschluss zum Haustarifvertrag bis 2030 die Voraussetzungen für eine finanzielle Arbeitskostenentlastung von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Die kurzfristige Entlastung bei den Arbeitskosten sowie die vereinbarten strukturellen Maßnahmen durch die Kapazitätsreduzierung und Einsparung bei Entwicklungskosten führen mittelfristig zu Kosteneffekten von über 4 Milliarden Euro pro Jahr.
Außerdem vorgesehen ist eine technische Kapazitätsreduzierung von 734.000 Einheiten in den deutschen Werken. Damit schafft die Volkswagen AG laut eigenen Angaben "die Grundlage für wichtige Investitionen in Zukunftsprodukte bis 2030". Durch die strukturelle Neuausrichtung des Unternehmens auf betrieblicher und tariflicher Ebene werden die Voraussetzungen geschaffen, das angepeilte Renditeziel für die Marke Volkswagen Pkw mittelfristig zu erreichen.
Mit der Vereinbarung "Zukunft Volkswagen" hat die Volkswagen AG sich laut eigenen Angaben gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite "auf ein Zielbild verständigt, das Beschäftigungssicherung, wirtschaftliche Stabilität und technologische Spitzenposition im Bereich nachhaltiger Mobilität vereint. Das gemeinsam erklärte Ziel: Die Marke Volkswagen Pkw wird bis 2030 als Kern der Volkswagen AG weltweit technologisch führender Volumenhersteller."
Wichtigstes Element ist eine Kapazitätsreduzierung der deutschen Werke und eine Senkung der Arbeitskosten um 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Diese ermöglichen auch auf tariflicher Ebene eine Beschäftigungssicherung für die Belegschaft der Volkswagen AG bis Ende 2030, auf die sich im Zuge der Tarifverhandlungen geeinigt wurde.
Ebenso gewährleistet "Zukunft Volkswagen" laut dem Konzern "eine wirtschaftlich nachhaltige Produktion am Standort Deutschland". Dafür haben sich Unternehmen und Mitbestimmung neben den strukturellen Produktionsmaßnahmen auf einen sozialverträglichen Abbau der Belegschaft um mehr als 35.000 Stellen an den deutschen Volkswagen-Standorten bis 2030 geeinigt. Erreicht wird dies vermutlich durch die fehlende Neubesetzung von Jobs der geburtenstarken Jahrgänge ab 1964, die in den nächsten Jahren in Rente gehen.
"Nach den langen und intensiven Verhandlungen ist die Einigung ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit der Marke Volkswagen, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und der Komponentenstandorte. Mit dem erreichten Maßnahmenpaket hat das Unternehmen entscheidende Weichen für seine Zukunft gestellt, was Kosten, Kapazitäten und Strukturen angeht. Der Vorstand und das Management beteiligen sich überproportional."
Oliver Blume - Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns
"'Zukunft Volkswagen'" markiert eine grundlegende Neuausrichtung der Volkswagen AG. Es war das erklärte Ziel aller Verhandlungspartner, keinen kurzfristigen Kompromiss zu finden, sondern eine grundsätzliche Vereinbarung zu erarbeiten, die finanziell nachhaltig wirkt und Perspektiven für unsere Werke und Belegschaften schafft. Das ist uns nun nach sehr intensiven Verhandlungen gemeinsam mit der Mitbestimmung gelungen. [...] Wir stellen mit dem erzielten Verhandlungsergebnis unser Unternehmen zukunftssicher auf, erhalten die Produktion am Standort Deutschland und richten diese wettbewerbsfähig aus, um Volkswagen wieder an die Spitze zu führen.
Gunnar Kilian - Konzernpersonalvorstand und Arbeitsdirektor der Volkswagen AG
"Für die Zukunft der Marke Volkswagen haben wir uns drei Prioritäten gesetzt: Überkapazitäten in Deutschland abbauen, Arbeitskosten senken und wettbewerbsfähige Entwicklungskosten erreichen. Die Verhandlungen haben in allen drei Punkten zu tragfähigen Ergebnissen geführt. Mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket sind wir in der Lage, die Lücke in unserem Performance Programm weitgehend zu schließen. Damit haben wir die Grundlage geschaffen, um Volkswagen bis 2030 zum technologisch führenden Volumenhersteller zu machen - mit klarem Plan, starken Produkten und einem deutlichen Bekenntnis zum Standort Deutschland."
Thomas Schäfer - CEO der Marke Volkswagen Pkw
Unternehmen und Mitbestimmung haben sich in den Verhandlungen auf betrieblicher Ebene darauf geeinigt, die technischen Produktionskapazitäten der deutschen Volkswagen Werke mit neuen Strukturen und Technologien wettbewerbsfähig auszurichten. Die technische Produktionskapazität in Deutschland wird dazu um rund 734.000 Einheiten reduziert. Damit reagiert das Unternehmen auf den gesunkenen Automobilmarkt in Europa, den zunehmend intensiven Wettbewerb und schafft gleichzeitig die Grundvoraussetzung dafür, weiter am Heimatstandort Deutschland wirtschaftlich erfolgreich produzieren zu können.
Die Werkebelegung, auf die sich verständigt wurde, sieht für die Werke der Marke Volkswagen Pkw folgende Neuausrichtungen vor:
Am Stammsitz werden künftig auch die Modelle ID.3 und Cupra Born gefertigt.
Die Produktion der Modelle Golf und Golf Variant wird ab 2027 nach Puebla in Mexiko verlagert.
In diesem Zuge wird die Produktion von heute vier auf zwei Montagelinien fokussiert.
Die Zukunft des Standorts wird zusätzlich Ende der Dekade mit der Einrüstung des elektrischen Golf und einem weiteren Modell auf der künftigen Elektro-Auto-Architektur SSP gesichert.
Um verstärkt in Innovationen investieren zu können, wird die Technische Entwicklung schlagkräftig neu aufgestellt. Unter Nutzung von Konzernsynergien wird die Wettbewerbsfähigkeit der Technischen Entwicklung nachhaltig gestärkt. Im Zuge dieser Neuausrichtung werden bis 2030 rund 4.000 Beschäftigte abgebaut. Hierbei werden auch Aufgaben in andere Standorte des Entwicklungsverbunds der Technischen Entwicklung verlagert. Die Technische Entwicklung der Marke Volkswagen Pkw verantwortet künftig den Entwicklungsverbund der Markengruppe Core.
Am Standort Emden werden weiterhin die Modelle ID.7 Limousine, ID.7 Tourer, sowie der ID.4 auch nach dem Facelift gefertigt. Bis Mitte 2027 wird in Osnabrück das T-Roc Cabrio gefertigt. Derzeit werden Optionen für eine andere Verwendung des Standorts geprüft.
Zwickau bleibt auch künftig Produktionsstandort für Audi Q4 e-tron und Audi Q4 e-tron Sportback. In dem Zuge fokussiert sich die Fahrzeugproduktion ab 2027 auf eine Linie. Darüber hinaus sollen neue Geschäftsfelder im Kontext der ‚Circular Economy‘ erschlossen werden.
Ende 2025 wird die Fahrzeugfertigung in der Gläsernen Manufaktur in Dresden eingestellt. Die Volkswagen AG erarbeitet Alternativoptionen. Hierzu gehört auch die Möglichkeit einer Beteiligung der Volkswagen AG an einem Konzept Dritter.
Das Stammwerk von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover bleibt der Produktionsstandort des ID.Buzz sowie des Multivan. Es wurden konkrete Maßnahmen vereinbart, um Fabrikkosten nachhaltig zu reduzieren. Damit schafft Volkswagen Nutzfahrzeuge die Basis, um aus eigener Kraft in Zukunftsprodukte zu investieren.
Um die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen Group Components sicherzustellen, wird eine nachhaltige Effizienzsteigerung von kumuliert bis zu 3 Mrd. Euro bis 2030 angestrebt. Im Zentrum steht das Heben von Skaleneffekten durch die konsequente Fokussierung des Produktportfolios auf strategische Kernmodule. Auf dieser Basis werden die Arbeitskosten um rund 500 Millionen EUR pro Jahr reduziert.
Die Standorte der Volkswagen Group Components in Kassel, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Wolfsburg und Chemnitz werden erhalten und die Fabrikkosten fortlaufend überprüft. Die Produktionskapazitäten werden durch neue Arbeitszeitmodelle flexibilisiert.