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Smart #5: Erste Mitfahrt im größten Smart aller Zeiten

Mit Entwicklungschef Tilo Schweers sammelten wir erste Eindrücke vom 800-V-SUV

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Mit dem Smart #5 setzt die Geely-Mercedes-Kooperation ihren Weg ins vollelektrische automobile Oberhaus weiter fort. Erstmalig greift Smart mit dem #5 nun auch in der populären Mittelklasse der SUVs an. In China wurde das Modell bereits präsentiert. Wir konnten nun noch lange vor dem europäischen Marktstart bereits in einem (noch getarnten) Modell mitfahren und dabei auch Entwicklungschef Tilo Schweers mit Fragen löchern.

Ist das noch Smart? Die Frage stellen sich derzeit sicher viele Fans angesichts des erheblichen Größenwachstums der Modellpalette. Mit dem 4,69 Meter langen und über 1,70 Meter hohen #5 stößt man nun in die hart umkämpfte Mittelklasse der SUVs vor. Der ehrgeizige Plan: Ein echtes Langstreckenauto anbieten, das keinerlei Kompromisse im Vergleich zu einem Verbrenner mehr erfordert.

Smart #5 (2025) Covered Co-Drive

Viel Platz, hoher Komfort, große Reichweiten und blitzschnelle Ladungen standen daher ganz oben im Lastenheft. Seit der Präsentation in China sind schon viele Details bekannt, die wir hier aufbereitet haben. Anlässlich der anstehenden Europa-Premiere konnten wir bereits in einem noch getarnten Prototyp auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Unser Chauffeur war kein Geringerer als Dr. Tilo Schweers, seines Zeichens Vice President R&D Smart Europe, also verantwortlich für Forschung und Entwicklung.

Schnelle Daten (offiziell)Smart #5 (Vorserienmodell)Länge 4.695 mmHöhe1.705 mmRadstand2.900 mmGesamtgewicht2.760 kgKofferraum hinten630 - 1.530 LiterFrunk72 LiterBodenfreiheit197 mm

Bullige Erscheinung mit viel Platz

Auf den Fotos wirkte der #5 schon recht bullig, aber im realen Leben erscheint das SUV tatsächlich sehr groß, sehr kraftvoll und trotzdem irgendwie doch noch etwas Smart. Es erinnert schon ein wenig an den Konzern-Halbbruder Mercedes EQB, auch wenn man bei Smart davon natürlich nichts wissen will. Trotz der Tarnung sind einige interessante Elemente wie die Matrix-Scheinwerfer oder die elektrische Ladeklappe zu erkennen, auf die man bei Smart sehr stolz ist.

Leider durfte ich aus versicherungsrechtlichen Gründen nur auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Aber auch hier fällt sofort auf, wie geräumig der #5 geworden ist. Platz ist in allen Richtungen massig vorhanden.

Vor mir breitet sich die sehenswerte Display-Landschaft aus, die in unserem Fall aus gleich drei großen Screens besteht. Während hinter dem Lenkrad ein 10,25 Zoll großer Bildschirm den Fahrer mit Infos versorgt, sitzen vor dem Beifahrer zwei hoch moderne OLED-Screens, die beide 13 Zoll in der Diagonale messen.

Infotainment auf Top-Niveau

In Sachen Unterhaltung hat der #5 alles an Bord, was das Herz begehrt: YouTube, Prime Video, Joyn, Disney+ und sogar TikTok sind nativ als Apps im System vorhanden. Später soll noch Netflix folgen. Der Beifahrer kann auch während der Fahrt streamen, weil der rechte Bildschirm ein Privacyglas besitzt, das eine Ablenkung des Fahrers verhindert. Zusätzlich spiegelt ein Head-up-Display wichtige Infos in die Frontscheibe, so auch AR-Ansichten der Navigation. Beeindruckend.

Das gilt auch für die Reaktionsgeschwindigkeit und die Bedienung des Systems. Hier hat man aus den peinlichen Software-Problemen der beiden anderen Modelle gelernt. "Wir werden sicher nicht dieselben Fehler nochmal machen", kommentiert Tilo Schweers augenzwinkernd, fügt aber hinzu: "Das neue System ist natürlich noch deutlich komplexer. Da müssen wir noch einiges an Feinarbeit investieren." Zu merken ist davon bei unseren ausgiebigen Spielereien mit dem System bis auf ein paar verbliebene Übersetzungsfehler nichts.

Apropos Spielereien: Auch der #5 bietet wie seine kleineren Brüder die etwas verspielten Elemente wie die animierte Weltkugel oder den Tier-Avatar. Ein majestätischer Löwe ersetzt hier den Fuchs (#1) oder den beim #3 verwendeten Leopard. Es fällt aber auf, dass alles etwas seriöser und ruhiger gestaltet ist als in den kleineren Modellen, womit man deutlich Rücksicht auf die avisierte Zielgruppe nimmt.

Premium im Smart?

Was sehr positiv ins Auge (und in die Hand) fällt, ist das Ambiente und die Materialauswahl im #5. Klar, die Klientel in diesem Segment erwartet eine hohe Qualität. Und hier kann Smart durchaus punkten, das ist trotz der Tarnung im Innenraum schon klar. Bis in die Tiefen des Fußraums findet man keinerlei Hartplastik, sondern stets nur weich unterfüttertes Leder oder Kunstleder.

Die Sennheiser-Anlage punktet mit 20 Lautsprechern, über 1.000 Watt und einem ausfahrbaren Center-Speaker. Dazu kommt eine Ambientebeleuchtung mit 256 Farben. Das gefällt sicher nicht nur den chinesischen Kunden.

Das Versprechen des hohen Langstreckenkomforts muss der #5 natürlich auch (und gerade) hinten einlösen. Hier wartet die nächste positive Überraschung auf mich, denn nicht nur der Knieraum ist überragend. Noch beeindruckender ist die Tatsache, dass es Smart im Gegensatz zu vielen Elektro-Kontrahenten geschafft hat, trotz der Batterie im Fahrzeugboden die Rücksitzbank so zu montieren, dass man einen sehr bequemen Kniewinkel einnimmt. "Das war uns sehr wichtig", schildert der Chefentwickler. "Die große Bauhöhe erlaubt es uns hier, die Sitzbank etwas höher zu positionieren und trotzdem genügend Kopffreiheit anzubieten." Well done!

Zusammen mit der elektrisch verstellbaren Rückenlehne hat der Fond schon fast Chauffeur-Limousinen-Qualität. In einem Smart! Hinten kommt man zudem auch in den vollen Genuss des riesigen Panoramadaches, das - wie in fast allen anderen Elektroautos - leider nicht zu öffnen ist.

Viel Platz ist auch im Kofferraum, der beeindruckende 630 Liter fasst. Mit umgeklappten Lehnen sind es sogar deren 1.530. Ob da ein alter ForTwo drin parken könnte? Der beleuchtete Frunk möchte sich da nicht lumpen lassen und bietet beeindruckende 72 Liter Volumen. Das reicht sogar für einen Standard-Kabinentrolley, wie wir im Selbstversuch herausfanden.

800 Volt für ganz schnelle Ladungen

Technisch bietet Smart mit dem #5 eine Besonderheit, denn das Modell gibt es (zumindest in China) sowohl mit 400V als auch mit einer 800-Volt-Architektur. Dafür musste man erhebliche technische Änderungen in Kauf nehmen. Nach Europa kommt zunächst die 800-V-Variante, die mit einem NCM-Akku mit 100 kWh Kapazität kombiniert wird. Angetrieben wird dieser #5 mit einem 267 kW starken Elektromotor - hergestellt von Geely - an der Hinterachse.

Antriebsdaten (offiziell)Smart #5 (Vorserienmodell)MotorPSM-Motor, Leistung 276 kW, 373 Nm DrehmomentAntriebHeckantriebBatterieLithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxyd (NCM), 800 VKapazität100 kWhLadeleistungmax. 420 kW (DC), 22 kW (AC)

In China gibt es zudem noch weitere Versionen, unter anderem mit 400 V und kleinem 76-kWh-LFP-Akku oder ein Kraftpaket mit Allradantrieb, der sich wie gemalt für eine Brabus-Version eignen würde. Genaues zu den Europa-Versionen lässt sich Schweers aber noch nicht entlocken, will aber auch nichts ausschließen: "Wir haben da natürlich alle Möglichkeiten. Wir werden sehen."

Da Smart aus produktionstechnischen Gründen keine Optionen anbieten kann, dürfte unsere Version mit der Vollausstattung sicherlich das Top-Modell (unterhalb eines Brabus) sein. Einziges Extra ist eine elektrisch ausfahrbare Anhängekupplung, die nachträglich montiert wird und bis zu 1.600 Kilogramm an den Haken nehmen darf.

Uns interessierte natürlich besonders die Ladegeschwindigkeit des #5. Im Vorfeld wurden ja Fabelwerte kommuniziert, die sogar den "Lademeister" Porsche Taycan in den Schatten stellen. Bis zu 420 kW sollen laut Smart möglich sein! Unser Versuch an einer Schnelladesäule zeigte auch hohe Werte, die aber wegen einer sehr hohen Auslastung des Ladeparks nicht an die Fabelwerte heran kamen.

In einem vorherigen Versuch wurde aber die maximale Leistung der Säule (300 kW) fast erreicht, und das bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes. Das sind natürlich nur Peak-Werte, entscheidend ist die tatsächliche Ladekurve über den gesamten Ladevorgang, den wir aus Zeitgründen aber nicht abschließen konnten.

Der Mensch langsamer als die Aufladung

Tilo Schweers ist überzeugt von dem Ladetempo: "Es gibt momentan kaum Säulen, die wir mit dem #5 voll auslasten können. Normalerweise ist - wie hier - die maximale Leistung der Säule das Limit und nicht die Fähigkeit des Autos." Im Optimalfall dauert die Ladung von 10 - 80 Prozent unter 15 Minuten.

"Wir sind soweit, dass die Ladephasen kürzer sind als die Pausen der Menschen", erklärt Schweers stolz. Damit käme man dem Vorsatz, keine Abstriche gegenüber Verbrennern in Sachen Langstreckentauglichkeit machen zu müssen, schon sehr nahe.

Das gilt auch für den Fahrkomfort. Der #5 ist - trotz seines Vorserienstatus - extrem leise. Dank der serienmäßigen Doppelverglasung dringt kaum ein Außengeräusch in den Innenraum. Der Chefentwickler dazu: "Wir haben da sehr viel Arbeit investiert. Durch die leisen Elektromotoren sind die Reifen- und Windgeräusche viel deutlicher wahrnehmbar. Das haben wir uns sehr genau angeschaut." Durchaus mit Erfolg.

Das Fahrwerk scheint diesen Komfortgedanken vollumfänglich zu unterstützen, denn es ist deutlich auf der weichen Seite der Macht, ohne aber schaukelig zu wirken. Mein empfindlicher (Beifahrer-) Magen hat sich jedenfalls nicht gemeldet. Natürlich wird der #5 auch alle modernen Assistenzsysteme an Bord haben. Unser Fahrzeug wartete allerdings noch auf die aktuelle Software, sodass wir nur das aktive Kurvenlicht ausprobieren konnten.

Nach unserer Fahrt wird klar, dass Smart mit dem #5 ganz viel richtig gemacht hat. Natürlich ist es schwierig, die Marken-DNA, die sich ja einst auf winzige Stadtflitzer begründete, auf ein ausgewachsenes SUV zu übertragen. Smart ist dies aber ganz gut gelungen, von den handfesten Qualitäten des Autos mal ganz abgesehen.

Was uns aber zwangsweise auf die Frage nach einer Neuauflage des ForTwo (aka #2) bringt. Tilo Schweers ist da ganz offen. "Natürlich wünschen wir uns hier alle dieses Auto, das gehört einfach zu Smart." Feststehen würde allerdings noch nichts: "Das wird woanders entschieden und da gibt es noch kein Ergebnis." Warten und hoffen wir also weiter...

Warten müssen wir auch noch etwas auf den Marktstart des #5, der für die erste Jahreshälfte 2025 anvisiert wird. Zu den Preisen konnten wir noch nichts erfahren, auch hier heißt es weiter warten. Das kann sich aber lohnen, denn der #5 ist nicht nur ein richtig gut gemachtes Elektroauto, sondern bietet offenbar mit seiner fortschrittlichen Technologie und dem wirklich guten Komfort, gepaart mit einem guten Schuss Smart-Charme, eine durchaus interessante Alternative zu den Platzhirschen wie Tesla Model Y & Co. Dies muss aber ein erster richtiger Test noch beweisen.

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